Beiträge von Karl65

    Hallo,

    ich habe eine Frage an alle EKA, denn ich befinde mich als Vater von 3 schulpflichtigen Kindern und einer trinkenden Frau in einer Entscheidungsphase, die mir nicht leicht fällt.

    Welchen Schaden können meine Kinder nehmen, wenn ich mich zunächst gegen eine Trennung entscheide?

    Zur Situation: Wir sind eine Musterfamilie. Außenstehende könnten glatt neidisch werden. Mein Haus, mein Auto, mein Boot, Kinder mit vorbildlichen schulischen Leistungen - ALLES SUPER. Wir haben aber eine Leiche im Keller: Meine Frau trinkt seit gut 5 Jahren regelmäßig. Gerade an Wochenenden schießt sie sich regelmäßig ab. Dabei zieht sie sich eher zurück und macht ihr Ding für sich. Dann läuft sie lediglich immer mal ungpflegt und besoffen durch das Haus. Unser Haus ist groß, daher befindet sich ihre "Bühne" auch nicht immer in unmittelbarer Nähe zu den Kindern. Allerdings streiten wir häufig über das Thema Alk und das bekommen die Kinder natürlich mit. Manchmal eskaliert unser Streit, bzw. meine Frau wird im SUFF aggressiv und wird verbal extrem ausfällig. Sie nimmt dabei keine Rücksicht auf anwesende Kinder. Unsere Kinder haben eigentlich kaum etwas anderes kennen gelernt.

    Wenn sie nüchtern ist, ist meine Frau bemüht, eine gute Mutter zu sein und allen gerecht zu werden. Die Kinder hängen an ihr und an mir.

    Seit einigen Wochen bin ich nun in diesem Forum und versuche, mir über unsere Situation klar zu werden. Ist noch etwas zu rettten? Ist es besser, sich zu trennen? Was passiert mit den Kindern, mein Beruf lässt es nicht zu, dass ich die Kinder zu mir nehme. Würde ich die Kinder nehmen, müsste ich mich gegen meinen Beruf entscheiden.

    Was, wenn ich mich gegen eine Trennung entscheide? Was könnte ich bei meinen Kindern kaputt machen? Welchen Schaden können Kinder nehmen, die ihre Mutter immer wieder betrunken erleben müssen? Welches Männerbild gebe ich meinen Söhnen mit, wenn ich nicht in der Lage bin zu handeln?

    LG
    Karl

    Hallo,
    nach zwei Wochen melde ich mich nun wieder. Die Beiträge im Forum haben mir dabei sehr geholfen, weil ich nun besser verstehe.

    Was ist zwischenzeitlich passiert:

    - ich habe Bücher bestellt, die ich lese. "Das Maß ist voll", "Beziehungstöter Alkohol", "Sich das Leben nehmen" und beschäftige mich offensichtlich damit.
    - Sie missbilligt das und gibt mir klar zu vestehen, dass ich sie überhaupt nicht verstehe, in eine falsche Ecke schiebe. Ihre Probleme seien ganz anderer Natur. Sie ist stinksauer auf mich, dass ich das nicht einsehe und lässt überhaupt nicht gelten, dass ich uns in den Schilderungen und Berichten der Bücher wieder erkenne.
    - Sie hatte sich schon vorher zu einer Therapie angemeldet. Allerdings kann sie sich ihr Problem nicht eingestehen und schiebt es auf Überlastung, innere Unausgeglichenheit, fehlendes Urvertrauen durch Geschehnisse im Elternhaus. Deshalb dient die Therapie auch dem Wiedefinden der eigenen Balance
    - Egal, nach dieser einzigen Sitzung kommt sie nach Hause, macht den Eindruck, dass Sie Bäume ausreißen kann und erzählt mir, dass sie nun ihr inneres Gleichgewicht wieder gefunden hat.
    - Sie fastet eine Woche lang, trinkt eine Woche lang nichts, kauft sich neue Klamotten und ist der liebenswerteste Mensch. Im Beruf hat sie so viel Power wie lange nicht mehr, schließlich hat sie ja ihr inneres Gleichgewicht wieder gefunden. Mir geht es gut, den Kindern geht es gut...
    - Ich lobe, mache Komplimente und teile ihr mit, dass ich mir das Leben in dieser Form wünsche. Wenn Sie sich aber wieder für den anderen Weg entscheidet, sei das ihr Problem... Mein Kopfkino steht schließlich nicht still und deshalb möchte ich eine Klärung herbei führen.
    - Wir haben schöne Tage, dann sitzt sie nach einer Woche wieder betrunken am Sofa...
    - In den Tagen darauf fange ich wieder an, sie zu bequatschen um ihr meinen Standpunkt klar zu machen. Sie trinkt auch wieder. Versucht, gerade so zu trinken, dass man es nicht merkt, schafft es aber am Ende doch nicht.
    - Es bleibt bei Ihrer Aussage: Sie hat kein Alkoholproblem! Ich schiebe sie in die falsche Ecke und das wiederum macht sie so wütend, dass sie sich abschießen muss. Es kommt immer häufiger zu Vorhaltungen, ich sei Schuld, da ich das Thema nicht ruhen lassen könne.
    - gestern hat sie das erste Mal seit 5 Jahren eingeräumt, dass sie zu viel trinkt. Sie brauche das, um sich zu beruhigen, mal abzuschalten etc. etc. Ich würde alles immer nur verstärken, wenn ich sie darauf anspreche. Ich wäre somit daran Schuld, wenn sie zu viel trinkt.
    - Sie sagt von sich, dass sie den Drang bzw. Zwang spürt, immer alles heimlich zu machen. Sobald ich weg bin, spürt sie diesen Drang. Deshalb trinkt sie. Mit jedem Satz zum Thema Alkohol würde ich diesen Drang verstärken.

    Trifft mich denn evtl. tatsächlich eine Schuld an Ihrem Drang, sich abzuschießen? Könnte es sein, dass wir uns da in so eine Art "Hase und Igel" spiel rein geschoben haben?
    Könnte es sein, dass ihre Probleme psychischer Art sind und sie sich nur deshalb in den Alkohol flüchtet?

    Hallo Zimttee,

    du schreibst, dass sich meine Beiträge widersprechen. Sie sind genau so widersprüchlich wie das Auf- und Ab, was ich erlebt habe und erlebe. Vielleicht denke ich immer zu sehr an das Gute im Menschen, nicht nur bei meiner xy. Vielleicht bin ich Weltmeister im Verdrängen und habe deshalb jetzt erst den Weg hierher gefunden.

    Die meisten Kommentare wirken so zielstrebig und aufgeräumt. Ich wünschte mir, ich könnte immer so zielstrebig denken UND HANDELN.

    Du hast meinen Thread gelesen und hast mitbekommen, dass die letzte Woche die Hölle für mich war. Ab Mittwoch liefen die Uhren wieder anders. Wir haben geredet UND SIE HAT MORGEN EINEN TERMIN FÜR EINE PSYCHOTHERAPIE. Ich halte es nebenbei auch für eine gute Idee, einmal eine Paartherapie zu machen, um die Gesamtsituation zu durchleuchten.

    Das ist ein Ansatz. Allerdings schiebt sie die Sauferei auf ihre Psyche und verneint es, eine Alkoholikerin zu sein. Wenn Sie ihre Psyche und ihre Maßlosigkeit in allen Lebenslagen in den Griff bekommt, wird das Thema auch wieder ein normales sein... Da läuten schon wieder die Alarmglocken. Fängt sie die Psychotherapie nur auf meinen Druck hin an? Könnte sie dann gleich zu Hause bleiben?
    Ist das nur der nächste Strohhalm, an den ich mich klammere?

    VG
    Karl

    Hallo Lindi,

    bei deinem Beitrag lief es mir kalt den Rücken runter. Genau so geht es mir. Das *peng* kommt oftmals so kurzfristig und überraschend, dass ich nur fassungslos vor dem Scherbenhaufen stehe. Am nächsten Tag steht sie auf und tut so, als sei nichts passiert. Das ist manchmal so gruselig, dass es mir vorkommt, ich hätte es mit zwei unterschiedlichen Frauen zu tun. Dann geht wieder alles gut und plötzlich und unvermittelt *peng*...

    So war es eine längere Zeit, dann kamen aber nun mehrfach in längeren Abständen diese Phasen, in denen Sie sich über 4 - 8 Tage komplett ins OFF katapultiert hat. Am 9. Tag steht sie geschminkt vor mir und fragt sinngemäß, wo denn die Bäume sind, die es auszureißen gilt. Ich stehe dann da, mit 1000 Fragezeichen im Gesicht.

    Übrigens ist es auch bei ihr so, dass ich den Eindruck habe, es passiert hauptsächlich in Überlastungssituationen.

    Und es passiert immer im Verborgenen. Sie MUSS aus ihrer Sauferei ein Geheimnis und Versteckspiel machen. Der Vater ist übrigens genauso gewesen. Der ist regelmäßig zum Schnaps saufen in den Keller gegangen. Im Urlaub hatte er immer eine Schnapsflasche im Schrank stehen "weil der Schnaps im Hotel so teuer ist"...

    LG
    Karl

    Hallo Dante,

    musste erst mal nachschauen, was du mit dem Namen zum Ausdruck bringen wolltest. War's folgendes? Nel mezzo del cammin di nostra vita mi ritrovai in una selva oscura.
    (In der Mitte meines Lebenswegs fand ich mich wieder in einem dunklen Wald)

    Du bist nun einer der ersten, der mir unverblümt sagt, dass es wohl nicht nur meine xy ist, die sich mal überdenken muss. Ja, der zunehmend nüchtern, sachliche Umgang mit dem Thema bringt mich nun auch an den Punkt, mal über mich selbst nachzudenken. Da stecke ich aber erst am Anfang.

    VG
    Karl

    Hi,

    also ich versuche derzeit krampfhaft zu ermitteln, wo ICH / SIE steht. Offenbar ist sie eher in die Gruppe der Quartalsäufer einzuordnen. Und das macht es für mich so unerträglich. Tagelang lebe ich ein normales Leben mit ihr, dann schießt sie sich für 9 Tage einfach die Lampen aus, um dann wieder aufzustehen und ihre Pflicht zu erfüllen.

    Für mich sah das lange aus, als ob sie aufrichtig versucht, vom Alkohol weg zu kommen. Umso enttäuschter war ich dann, wenn es wieder so weit war?

    Wenn dem so ist, ist das für sie eher gut oder schlecht oder egal? Was unterscheidet einen Quartalsäufer von einem regemäß saufenden. Hat er eher die Chance, aufzuhören? Kann er sich von heute auf morgen in einen regelmäßig trinkenden wandeln? Trägt er auf Grund der "Erholungspausen" ein kleineres gesundheitliches Risiko. Und wie warum kann er mal aufhören und muss dann wieder zur Flasche greifen?

    Sorry, wenn ich euch Löcher in den Bauch frage...

    VG
    Karl

    Hallo,

    ich bin noch zu Hause. SIE ist heute, nach einer Woche wieder ansprechbar, hat heute noch nichts getrunken.

    Ich habe mir Bücher über Alkoholismus gekauft und ihr ganz sachlich (ja, das kann ich dank des Forums) erläutert, was meine Ziele sind, egal was passiert.

    Die Bücher haben sie interessiert, obwohl sie im Bezug auf das Thema noch nie ein offenes Ohr hatte. Sie liest und liest, dann sagt sie: "Alkoholiker bin ich auf keinen Fall, alllerhöchstens ein Alkoholmißbraucher." Sie hätte keine körperlichen Symptome und ein unbändiges Verlangen ist ihr auch fremd. Sie kann aber nicht erklären, warum sie tagelang durchsaufen muss.

    Ich sage, einen Unterschied zwischen Alkoholmissbraucher und Alkoholiker gibt es nicht und bemühe Tante Google. Tatsächlich finde ich dort eine Differenzierung zwischen Alkoholmißbrauch (bei Frauen bis 80g Alkohol täglich) und Alkoholiker (mehr als 80g).

    Kann mir mal einer sagen, was ich davon halten soll? Gibt es den Vorstufen, Zwischenstufen etc. Kann es sein, dass sie nach 5 Jahren Entgleisungen sich auf einer Stufe befindet, auf der ihr ein Ausstieg noch leichter fallen könnte?

    Viele Fragen...

    VG
    Karl

    Puh...
    Linde, da läuft mir eine Gänshaut den Rücken runter.

    Einerseits habe ich in den letzten Tagen Gespräche gesucht, in denen ich klar zum Ausdruck gebracht habe, dass Sie allein für Ihren Zustand verantwortlich ist. Auf der anderen Seite ist meine Frau diejenige, die immer wieder klar macht, wie anstrengend ihre Familie ist, und dass sie uns nicht ertragen kann. Da liegt die Schlussfolgerung: "Die säuft, weil wir so anstrengend sind." sehr nah.

    Und ich muss gestehen, ich habe vor zwei Wochen einen ähnlichen Ausspruch gebracht, wie du ihn mit 12 gehört hast: "Könnt ihr endlich mal mit dem Zanken aufhören, es ist ja kein Wunder, dass Mama schon wieder trinkt."

    Je länger ich lese, je länger ich schreibe, desto klarer wird mir, dass Bleiben nur Schaden anrichten kann.

    VG
    Karl

    ... und da sitze ich nun im Hier und Jetzt und gleiche meine Familie mit euren Berichten ab. Heimlichkeiten, Vertuschen, so normal wie möglich tun. Maske aufsetzen und glückliche Familie vortäuschen. Das alles gibt es bei uns. Trotzdem gibt es aber die Momente echter Berührung und Kuscheln sowohl mit mir als auch mit meiner alkoholkranken Frau.

    Im Geheimen lässt sich da schon lange nichts mehr halten. "Mama runken" hat mein Sohn im Kindergarten erzählt, als er mit 2 Jahren als einer der jüngsten dort hin kam. Oberpeinlich... Den Schein einer funktionierenden Familie geben wir uns immer noch, die Fassade bröckelt. Der Mittlere hatte kürzlich seinen Freund zum Übernachten eingeladen. Mama war voll. Papa versuchte, seinem Sohn die peinlichsten Szenen zu ersparen. Das funktionierte aber bei einer agressiven Alkoholikerin nicht.

    Ich muss jetzt raus mit der Sprache. Wie sag ich's dem Kinde? Der 11 jährige kam kürzlich und sagte, dass er eine Teilschuld an Mamas Saufen habe, weil er sein Zimmer nicht aufräumt... Ich wollte in den letzten Jahren den Kindern eine Scheidung, Auszug etc. ersparen. Wollte sie in einer "heilen" Familie mit Mama, Papa, Strandurlaub aufwachsen lassen. Scheidungskinder haben ja auch oft nen Knacks. Und jetzt so ein Spruch. Ich habe versucht, ihm die Gewissensbisse auszureden. Aber was kommt den wirklich an. Ich werden einen Termin bei der Suchtberatung wahrnehmen. Vielmehr interessiert mich aber von euch erwachsenen Kindern von Alkoholikern: Wie ehrlich kann ich mit einem 6 und 11 jährigen sein? Was wäre aus eurer Sicht damals besser gewesen: Scheidung, Trennung von einem Elternteil, Wohnortwechsel, aus der gewohnten Umgebung reißen oder weiter heile Welt spielen?

    VG
    Karl

    Hallo Lindi,

    aufgewacht? Ja, das bin ich.

    Du hast Recht, ich muss mir einen Termin bei der Suchtberatung machen.

    Aktionismus? Ja, aber bei mir wird es auf keinen Fall ein blinder Aktionismus werden! Eines kann ich dir aber sagen: Ich habe mich in den letzten Jahren gefragt, wo meine Energie hin ist, so hat mich die ganze Geschichte runter gezogen. Ich konnte mich niemandem anvertrauen. Und nach wenigen Stunden in diesem Forum merke ich die alte Power in mir erwachen. Ja, ich will!

    VG
    Karl

    Hi,

    in diesem Forum lese ich so oft von mein Ex, meine Ex. Gibt es denn nur getrennte Ex-Alkoholiker? Ich liebe meine Frau und würde ihr gern helfen. Ich würde gern meinen Kindern ihre Mutter erhalten, mittlerweile aber nicht mehr um jeden Preis!

    Was würden die trockenen, typischen Alkoholiker unter euch sagen. Mit welcher Maßnahme rüttel ich den typischen Alkoholiker wach?

    VG
    Karl

    Hallo,

    Vampy, du hast als Kind so deine Erfahrungen gemacht. Ich habe bisher versucht, meine Kinder so gut es geht aus dem Schussfeld zu bringen. Du kannst dir vorstellen, dass das nicht durchgäng zu leisten ist. Und ich glaube nun, dass es an der Zeit ist, sie schonend auf das vorzubereiten, was ja offenbar unvermeidbar ist.

    Ich habe dabei keine Ahnung, was ich einer Kindersehle zumuten kann. Was ist schlimmer, eine Trennung der Eltern verbunden mit einem Umzug oder eine besoffene Mutter zu erleben?

    Wie offen kann ich mit einem 11 und 6 jährigen reden? Was kann ich mit Offenheit kaputt machen?

    VG
    Karl

    Hallo Sunshine,

    du schreibst:

    Zitat

    Aber gegen die Alkoholsucht war ich völlig machtlos.
    Mein Wille nützte mir rein gar nix im akuten Stadium meiner Krankheit.
    Ohne professionelle Hilfe anzunehmen geht da gar nix mehr.

    Ich kann mich da überhaupt nicht rein versetzen. Deshalb habe ich auch so lange gebraucht, in dieses Forum zu kommen.

    Du hattest prinzipiell den Willen, aufzuhören, hast es aber eigenständig nicht geschafft. Was macht den Unterschied zwischen dem eigenen Willen aufzuhören und einer professionellen Begleitung?

    VG
    Karl

    Hallo Florena,

    natürlich weiss ich, dass sie etwas tun könnte. Ich glaube aber, dass dies noch ein sehr weiter Weg sein wird. Sie stammt aus einer Familie, in der man Probleme und eigene Fehler nicht bespricht oder zugibt sondern ignoriert. Diese gelernte Ignoranz ist ihr offenbar nun zum Verhängnis geworden. Wie sonst wird man zum Alkoholiker. Das macht doch wohl niemand bewusst. Das geht doch nur, wenn man permanent mit Scheuklappen rum läuft und die Augen schließt. Hoffentlich gelingt ihr irgendwann mal ein nüchterner Blick auf ihre "Karriere", damit sie aufwacht.

    Ihr Verhalten entschuldigen? Nein, das kann ich auch nicht, auch wenn ich es nun als Krankheit sehen kann. Das hilft mir, die Situation mit mehr Abstand zu sehen. Aber eines ist auch klar: Alkoholikerin wird man nicht durch einen Virus!

    VG
    Karl

    Hallo,

    das Thema dieses Threads ist gerade für mich in meiner Situation total hilfreich. Ich bin erst seit gestern hier im Forum. Anhand von Schilderungen anderer kann ich heute sagen, dass meine Frau offenbar eine typische Alkoholikerin ist.

    Wem das hilft? Mir hilft es ungemein! Ich weiß jetzt endlich wo ich/wir stehen. Es ist für mich eine Orientierung und ich kann mich in meiner Hilflosigkeit an Erfahrungswerten anderer orientieren. Ich kann mich hier vorbereiten auf das, was noch auf mich zukommen könnte.

    Ich sehe ihre Sucht heute schon mit anderen Augen. Die Kategorisierung als Krankheit hilft mir, meine Situation distanzierter zu sehen. Ich habe ihr ihren Suff heute nicht persönlich übel genommen. Und ihr könnt mir glauben, es war heute wirklich übel. Statt darüber nachzugrübeln, was ich anders machen könnte, damit sie nicht... oder nachzudenken, was wäre wenn... konnte ich mich einfach umdrehen, sie liegen lassen und eine Fahrradtour mit meinen Kids machen. Das waren keine kleinen Schritte der Erkenntnis. Das waren heute für mich Siebenmeilenstiefel auf meinem mir bestimmten Weg.

    Ich danke euch allen dafür, dass ihr so unermüdlich hier schreibt.

    VG
    Karl

    O.K., eure Kommentare sind für mich wirklich wertvoll, weil es mir hilft, erst einmal meine Gedanken zu sortieren.

    Ich möchte nun erst einmal einen "Fahrplan" für mich erstellen. Dabei denke ich aber nicht über den "großen Wurf" nach, eher über viele kleine Schritte. Selbst wenn es nötig wäre, zu mehr reicht der Mut derzeit nicht.

    Mein Fahrplan:
    1. Ich werde mich so intensiv wie möglich mit dem Thema im Netz und über Bücher informieren.
    2. Ich werde die räumliche Nähe zu ihr meiden, sobald sie auch nur ansatzweise betrunken ist.
    3. Ich werde mich und meine Kinder aus der Schußlinie bringen, sobald sie betrunken ist.
    4. Ich werde mir täglich bewusst machen, dass es sich um eine Krankheit handelt. Das hilft mir, die Dinge nicht mehr so persönlich zu nehmen.

    Wie verhalte ich mich ihr gegenüber? Von Natur aus bin ich ein nachtragender Mensch. Ich neige also zu Vorhaltungen. Die soll ich ihr nicht machen, das habe ich begriffen. Wie gehe ich alo mit ihr um? Soll ich so wie sie es tut das Thema meiden? Sobald ich nur ansatzweise darüber reden möchte, empfindet sie es als Maßregelung. Ich habe überhaupt kein Gefühl dafür, wie ich mich ihr gegenüber "korrekt" verhalte!

    VG
    Karl

    Hallo Morgenrot, hallo Charlie,

    klar ist meine Hilflosigkeit, Trauer und Wut über diese aus meiner Sicht völlig unnötige Situation der Grund für meinen Ausraster. Ich habe mich auch nur aus diesem Grund hier angemeldet.

    Charlie, für mich haben in meinem Leben Drogen noch nie eine Rolle gespielt. Ich trinke gern mal ein Bier, lasse eine angebrochene Flasche aber auch stehen. Ich habe deshalb schon ein Problem zu verstehen, wie man so weit abdriften kann.

    Mir gegenüber sagt meine Frau, dass Sie keine Alkoholikerin ist. Heute morgen hat sie gesagt, dass es ein Genussprolbem im Allgemeinen ist: Essen, Trinken, Luxus, Zweisamkeit, sie bekommt von nichts genug. Deshalb müsse sie nur Ihre Psyche in Ordnung bringen.

    Mal ehrlich, kann es wirklich sein, dass sich ein Mensch so wenig reflektieren kann? Kann es tatsächlich sein, dass sie sich als "normal" empfindet, obwohl sie regelmäßig abstürzt und ich ihr Diskussionen aufdrücke???

    VG
    Karl

    Hallo,

    erst einmal danke, dass es Menschen gibt, die sich meinen Lebensmüll durchlesen und sich Zeit nehmen, mir zu antworten.

    Ich muss gestehen, dass ich mich trotz aller Geschehnisse bisher mit der Krankheit nicht ausreichend auseinander gesetzt habe. Vielleicht wollte ich einfach verdrängen.

    Habe ich richtig verstanden? Auch wenn ich selbst die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe, würde mir die Mehrzahl der Forenmitglieder einen radikalen Schnitt empfehlen? Ich will noch einmal betonen: Es gab weder von mir noch von meiner Frau bisher einen Versuch externe Hilfe in Anspruch zu nehmen.

    Und noch eins: Ich habe mich vielleicht nicht genug bewegt und sitze hier derzeit in einer Schockstarre. Allerdings tue ich das nicht, weil ich gern Opfer bin. Ich tue es aus meinem Verantwortungsgefühl heraus. Ich möchte mich den Dingen stellen, auch den unangenehmen. Wenn ich scheiter, kann ich immer noch weglaufen und meine Kinder ohne Mutter groß ziehen. Und jetzt kommt ihr auf den Plan und sagt mir: "Alkoholierin? Dann pack am besten gleich deine Sachen und gehe deine eigenen Wege."

    Vielleicht habt ihr ja Recht und ich muss es einfach nur für mich als einzigen Weg akzeptieren.

    Übrigens: Gerade habe ich mich mit ihr ausgetauscht (Restalkohol JA, aber im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte). Ich habe mich bemüht, sachlich zu bleiben und die möglichen Wege für mich mit und ohne sie aufzuzeigen. Ihre Aussage: Ja, das mit dem Alkohol geht ja wirklich nicht. Als Alkoholikerin sieht sie sich gar nicht. Als Krankheit würde sie es auch nicht einstufen. Aber sie sucht im Leben einfach einen Kick. Da ich ein Langweiler bin, hat sie sich den Kick eben so geholt." Sie hat sich für nächste Woche einen Termin bei einem Psychologen gemacht. Sie möchte klären, warum sie so unzufrieden mit ihrem Leben ist, obwohl sie eigentlich nur zufrieden sein kann. Sie hat dann den Raum verlassen. 30 Min. später gehe ich in die Küche und muss feststellen, dass sie sich abgeschossen hat...

    Übrigens: Meine Kinder sind noch alle schulpflichtig (Grundschule, Mittelstufe, Oberstufe).

    Hallo Lindi,

    ja, das habe ich mitunter unfreiwillig auch mehrfach so praktiziert. Erst erklärt sie mir im Suff, dass unsere Ehe nun endgültig gescheitert sei, ich soll ab sofort nicht mehr im Ehebett schlafen. Ich schlafe auf dem Sofa oder sonst wo und in der Nacht kommt sie hinter mir her und wirft mir vor, dass ich unsere Ehe bewusst ruiniere. Egal was ich tue, sie dreht alles so hin, dass sie einen Streit draus machen kann. Am nächsten Tag ist alles vergessen, es darf nichts erwähnt werden und sie kommt liebevoll auf mich zu und küsst mich. Ich komme mir dann immer vor wie in einem falschen Film und fühle mich wie eine Marionette.