Beiträge von Rattenschwanz

    Mir war das immer viel zu weit weg und zu endgültig dieses "Nie mehr Alkohol".
    Jetzt nach 8 Jahren, da ist das duchaus für mich vorstellbar und vor allen Dingen, es macht mir keine Angst mehr. Im Gegenteil, ich freu mich drauf. Inzwischen nicht mehr bewusst über jeden Tag, aber über jedes Jahr.

    Bei spontanem Suchtdruck - aus welchem Grund auch immer - denk ich immer daran, wie das ganze nach dem Saufen aussehen würde - schrecklich. Das hilft bei mir mittlerweile sofort.

    Auch wenn ich mich jetzt hier unbeliebt mache:
    Wenn irgendwelche Gedanken daran aufkommen - und das passiert selten aber manchmal -, dass ich ja später mal wieder probieren oder so könnte, dann sag ich mir: Ja ja, später. Jetzt ist aber eben nicht später, also kannst du auch später mal dran denken aber jetzt nicht. So in der Art und dann ist der Gedanke auch schon wieder weg.

    Wichtig ist meiner Meinung nach: Nicht verrückt machen lassen.

    Oh entschuldige bitte, ich hätte es wissen müssen, dass du was ganz Besonderes bist oder warst, bis du ein stinknormaler Alkoholiker wurdest.

    Wir hatten in der Klinik auch solche "Experten", die genau wussten, dass nur sie wussten, was für sie gut war. Ich gehörte ich auch dazu und was soll ich dir schreiben, die/wir "Experten" haben irgendwann nach der Therapie alle wieder gesoffen. Das kennst du ja. Es dauerte, bis auch bei mir die Einsicht in bestimmte Dinge kam. Aber gut ...

    Es ist nicht müßig weiter zu diskutieren, es lohnt sich einfach nicht.

    Na ja, wenn du so willst hatte ich - bevor ich in die Klinik kam - auch klare Regeln und Struktur im Alltag. Da hat alles gepasst und war klar durchgeplant wie ich zum Beispiel immer pünktlich und zur selben Zeit an meinen Alk kam, wie ich die Sauferei am Besten vertuschen konnte, ... u.s.w.

    Nimm mir das bitte nicht übel aber auch Menschen wie deine "Zimmerkollegin" müssen ja irgendwie lernen, wieder mit anderen Menschen klar zu kommen und wie soll das funktionieren, wenn sie entweder allein in einem Zimmer wären oder mit Menschen die auch nicht klar kommen? Damit musste ich auch zurecht kommen, bissl Einsicht in bestimmte Notwendigkeiten muss auch sein. Wenn jemnd in so eine Klinik kommt, muss er auch bereit sein zu geben, eben auch mal anderen dabei zu helfen, wieder klar zu kommen. Das hättest du vielleicht als eine lohnenswerte Aufgabe betrachten sollen. Dort kannst du - und auch ich - nicht nur nehmen. Auch das gehört zur Therapie- denke ich mal.

    Moin,

    dein Bericht aus der Rehaklinik erinnert mich an meine zwei Klinikaufenthalte in Leipzig in der "Soteria". Auch dort musste der Suchtbericht vor der - ich glaube Vollversammlung hieß das - gehalten werden. Ich fand das sehr gut, da der Patient - also ich - gezwungen wurde, aus sich raus zu kommen und nach jahrelangem einsam vor sich hin Saufen, vor Menschen zu sprechen.

    In der "Soteria" ging es überhaupt sehr streng zu, der "Spiegel" schrieb vom "Alcatraz von Leipzig". Mir hat diese Strenge mit klaren Regeln und einer klaren Struktur sehr gut getan.

    Das Leben wird ja nicht sorgenfrei, wenn man nicht mehr trinkt, ...

    Aber erheblich sorgenfreier wird es, denke ich mal.

    Ich dachte immer, dass ich gesoffen habe weil ich Sorgen hatte.

    Nee, erst hab ich mit dem Saufen angefangen und dann kamen die meisten Sorgen.

    Sachen, die für mich in Saufzeiten unlösbare Probleme waren, sind jetzt nur noch lächerlich und kein Problem mehr.


    Dann hat er mich blockiert.

    Das erinnert mich an mich. Ich habe Menschen, die mir lieb waren, bewusst verbal verletzt damit die abhauen, mich in Ruhe lassen. Danach hab ich fleißig jeden Versuch von Ihnen ignoriert, mit mir in Kontakt zu treten.

    Mir fehlte die Bereitschaft mit dem Saufen aufzuhören und ich wollte nicht, dass diese Menschen sich mit mir und meinem damaligen Leben beschäftigen.

    Ich wusste, dass meine Wohnung zeitweise unter aller Sau aussah und ich auch, das war mir peinlich, ich war mir peinlich und das sollten die nicht sehen und die sollten mir nicht helfen.

    Die sollten aufhören, sich um mich zu kümmern und die sollten sich ihr Leben nicht mit meinem versauen, redete ich mir ein.

    Dabei wollte ich wollte mich einfach nur gehen lassen können und nur saufen und das 24 Stunden lang.

    Wenn ich mal Saufdruck habe, rede ich mit meiner Frau darüber und dann denke ich mir: Was würde denn passieren, wenn du jetzt vor Wut - oder was auch immer - einen Schnaps säufst? Genau, du würdest wie immer kein Ende finden und dich Morgen wie ausgekotzt fühlen und "wenn's gut kommt" weiter saufen. Bringt's das? Nee!
    Und fertig bin ich damit.

    Mir hilft es also, den Gedanken zu Ende zu führen.
    (Wenn meine Frau nicht "greifbar" ist, hilft mir nur der Gedanke.)

    Zitat Karsten:
    "Ich arbeite den ganzen Tag und das ca. 360 Tage im Jahr. Kein Weihnachten oder sonstige Feiertage, geschweige denn Urlaub."

    Und das wird durch mehr Geld besser?

    Zitat Karsten:
    "Mein Leben und meine Gesundheit sind mir am wichtigsten."

    Und beides erhältst du dir durch mehr Geld?

    Ja, für mich gehört Geld in eine Reihe mit Leben und Gesundheit. Ich geb's wenigstens zu.

    Dann mal auf zu meinen letzten 5 Wochen im Forum.


    ...aber wie kann ich herausfinden, ob er wieder säuft???

    Besorg dir ein Alkoholtestgerät - gibt's schon relativ preisgünstig - und lass ihn pusten, anders kannst du das überhaupt nicht testen. Er wird immer wieder sagen, dass er nüchtern ist - vielleicht stimmt's ja auch.

    Ja gut, er wird ganz schön rumzicken wenn er pusten soll - würde ich jedenfalls - aber wenn er sein Kind haben will, muss er da durch. Wenn das 2-3 mal gut gegangen ist, dann weißt du erst mal Bescheid und hörst auf damit um ihn nach ... was weiß ich ... vielleicht 3 Monaten noch mal pusten zu lassen.

    Ich kenn ihn ja nicht aber vielleicht packst du ihn damit auch bissl an seiner Ehre und er freut sich, dir beweisen zu können, dass er trocken ist. So in der Art: Siehste, seit ich nicht mehr mit dir zusammen bin, muss ich auch nicht mehr saufen.

    Aber ich (oder wir alle in Deutschland?) sind wohl so konditioniert, dass Alk zu besonderen Anlässen dazugehört, ...

    Moin Feldmaus75,

    ich dachte auch mal, dass es ohne Alk keine Feier u. s. w. gibt.

    Je länger du abstinent lebst, wirst du dich mehr und mehr in Gesellschaft begeben, in der kein oder nur wenig Alk getrunken wird. Du wirst merken, dass Freunde und Verwandtschaft auf dich Rücksicht nehmen - mal mehr, mal weniger - und du wirst merken, dass es viel mehr Anlässe gibt, bei denen der Alk auf einmal nicht mehr im Vordergrund steht, als du jetzt noch denkst.

    Und nur Mut, Fragen sind nicht verboten - denk ich mal.

    Genau so meine ich das, dass die Krankheit bleibt - egal ob ich dran denke oder nicht.

    Ich renne auch nicht den lieben langen Tag bewusst mit dem Gedanken durch die Gegend, dass ich Alkoholiker bin aber wenn es drauf ankommt, dann denke ich eben dran - meist unbewusst - und in sofern eben immer mittendrin.

    Moin, das Folgende hab ich gerade gelesen:

    An Menschen wie dir sieht man, dass man seine Sucht hinter sich lassen kann.

    Kann man/ich das, die Sucht hinter sich/mir lassen?

    Ich glaube nicht. Die ist doch ständig präsent, ob ich will oder nicht und auch nach all den trockenen Jahren, ist die doch immer im Unterbewusstsein da - irgendwie.

    Wenn nicht, würde ich doch die Aufmerksamkeit verlieren. Oder nicht?