Hallo Ihr lieben,
heute ist ein ruhiger Abend, den ich gerne nutzen möchte hier mal wieder zu lesen und zu schreiben, weil ich das Gefühl haben, dass mir das gut tut. Hey, ich habe ein Gefühl - für mich?!
Ja, dass ist im Moment meine große Erfahrung, wieder zu fühlen. Gefühle zu erkennen und sie zu ordnen, in die richtige Schublade zu stecken. Wut, Trauer, Glück... Ich glaube, die letzten Jahre habe ich gar nichts gefühlt. Weil ich es weggeschoben habe. Eigene Gefühle? Nein, es ging ja nie um mich! Eine eigenen Meinung? Nein - die hat nicht gezählt. Langsam aber sicher erkenne ich, was für eine Puppe ich war. Eine Frau, die man hervorragend vorzeigen konnte: "Schaut mal hier - eine tolle Frau, loyal, macht alles , widerspricht nicht, fühlt und denkt, wie das Gegenüber es gerne hätte. Eine Traumfrau - solange sie keine eigene Meinung hat, nicht sie selbst ist!"
Ja, eine traurige Wahrheit, die ich langsam aber sicher immer mehr wahrnehme. Und mit diesem Wissen versuche ich in kleinen Schritten von meinem Sumpf,d er mich immer noch in die Tiefe zieht, langsam wieder auf sicheren Boden zu kommen, um meinen Weg zu gehen.
Das Schlimme ist. Er ist immer noch da - der Einfluss, den xy auf mich ausübt. Zur Zeit gibt es Tage, da ist Kuschelkurs angesagt mit Versprechungen, Nettigkeiten, Einsicht und Nüchternheit (die tatsächlich schon fünf Wochen anhält - gabs noch nie) Neuanfang war das große Wort. Schon kam ich wieder ins Grübeln: Er trinkt nicht mehr, er will sich ändern...
Aber dann wieder der krasse Gegensatz. Kritiken über die Kindererziehung, da ist grad eh nichts mehr recht. Und ich habe das alles ja nur aus meinem eigenen Egoismus heraus gemacht, weil ich eine heile Welt mit einem Traumprinzen will. Und Neuanfang - ja, aber nur in der Form, dass ich bitte nie mehr das A-Problem anspreche. Dann ist alles prima, dann können wir wunderbar neu anfangen!
Nun, ich bin wohl ein paar mal zu oft barfuß durch das nasse Gras gelaufen, und konnte mich die letzten Tage doch sehr gut alleine an der wunderschönen Natur im Frühlicht erfreuen. Denn ich sehe alles, also seine Äußerungen, seine Verhalten und meine Reaktionen darauf und mittlerweile auch meine Gefühle sehr viel kritischer. Ich bin achtsam geworden und klarer, verdränge nicht nur meine Gefühle, sondern lasse sie zu um sie kennen zu lernen und sie zu verstehen.
Der Hausarzt hat uns eine Paartherapie vorgeschlagen, bei einem sehr suchterfahrenen Therapeuten. Nun bin ich mir aber eigentlich gar nicht mehr sicher, ob ich das überhaupt will? Ich lass das mal auf mich zu kommen, da ich nicht glaube, dass xy dort einen Termin macht.
Jetzt kommt noch ein ganz komicher Gedanke, für den ich mich fast schon schäme: Ich wünsche mir sogar irgendiwe, dass er wieder trinkt! Dass ich eine Rechtfertigung habe, den letzten entscheidenden Schritt endlich zu machen. Eine Entschuldigung sozusagen.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll?!
Mir wird jedenfalls immer klarer - der Alkohol war nur eine Begleiterscheinung, ein Aufhänger. Haben mir hier auch viele schon gesagt. Und ich habe auch einen netten Vergleich hier im Forum gelesen, ich glaube von Girasole: Von zwei Wollknäueln, die sich entwirren müssen, um zwei gerade Fäden neben einander zu sein. Und dass es Wurscht ist, ob das Wollkuddelmuttel in Alkohol getränkt ist, oder nicht.
Nun, da ich wohl gerade der Faden bin, der versucht aus dem Wirrwarr auszubrechen, hoffe ich, dass mein Ende nicht gänzlich verknotet ist und ich bald einen schönen geraden Faden, auch alleine, abgebe.
Das wars erstmal für heute. Ich möchte heute noch ein bisschen im Eka Bereich schreiben.
Liebe Grüße
Neuweg