Beiträge von Prusselliese

    Mir geht es nach wie vor gut! War heute in meiner realen SHG - ich bin so froh und dankbar, dass ich dort hin gekommen bin!!!!!

    Wenn du den ganzen Tag am Rödeln bist ist es mehr als verständlich, dass du dich nach Ruhe sehnst und runterfahren möchtest. Trotzdem denke ich, wenn der Körper rastlos ist, dann sollte man ihm in diesem Moment auch Bewegung geben . Anschließend kannst du dich ja "ablegen". Wie schaut es bei dir mit Kopfkino aus? Könnten Traumreisen und Meditationen was für dich sein?

    *Gäääääähn* ich bin seit 2 Uhr wach....für heute solle es genug sein.
    Eine ruhige Nacht allen da draußen....

    Hallo Jana,

    deine ersten Einträgen beschreiben genau das Gefühl, welches ich (Tag 16 ohne) derzeit habe. Wenn ich lese, wie getrieben du gerade bist, dann wird mir angst und bange.
    Was kommt da noch auf mich zu?
    Was würde ich tun, wenn ich so rastlos wäre?
    Wenn du gerade nicht still auf dem Sofa liegen kannst, dann solltest du dem vielleicht nachgeben und dich bewegen?!?! Ich bin ja auch völlig unerfahren und laufe noch ziemlich wackelig über "trocknendes" Gelände.....vielleicht ist der Ratschlag einfach nur blöd:
    Stell dir doch einen Stepper ins Wohnzimmer und bewege dich. Dabei kannst du prima fernsehen. In meiner SHG sprechen sie von "Gewohnheiten" ändern...vielleicht lässt du Fernseher mal ne Weile Fernseher sein und legst dir abends einfach ne flotte CD ein und tanzt dazu. Ich halte das gute alte Fahrrad auch für ne prima Ablenkung (das dürfte mit zwei kleinen Kindern aber am Abend kaum zu machen sein). Meine Erfahrung (aus anderen Krisenzeiten) ist, dass Bewegung gegen diese Unruhe hilft.
    LG P. (und bitte halte durch)

    Guten Morgen Peter,

    Du schreibst, dass du nicht zu euphorisch sein willst, weil usw. usw.(ich kann Texte nicht kopieren ) Kann ich gut verstehen! Euphorie und Höhenflug kann für uns am Anfang sehr gefährlich sein. Ich denke, wir müssen akzeptieren und vor allem ANNEHMEN, dass wir nicht alles im Griff haben, nur weil es uns wieder gut geht bzw. wir uns gut fühlen - und nun so weiter machen können, wie zuvor! Uns geht es gut, weil wir eben NICHT mehr so weiter machen und uns der Alk NICHT mehr im Griff hat!!!!
    Trotzdem sind schöne Momente, Beschäftigungen, die uns "gefangen nehmen" (Achtung Gefahr *lach*) ganz wichtig, damit wir wieder Zugang zu uns selbst finden und wieder entdecken (verstehste was ich meine?). Ich gehe seit zwei Wochen jeden Abend zufrieden mit mir und der Welt ins Bett. Der Tag war schön und ich habe gut für mich gesorgt. Besonders freue ich mich darüber, dass ich morgens auch wieder Lust auf Hobbys und Menschen habe. Vorher war da nur immer der Gedanke "wie soll ich diesen Tag nur überstehen?"

    Mach was aus diesem Tag....

    Hallo Peter,
    auch ich bin noch neu hier und du bist der Erste, bei dem ich etwas poste.

    Den Ratschlag deiner Psychologin oder war's die Therapeutin, täglich mehrere Dinge zu tun, die dir Freude bereiten, finde ich super. Ich mache es ähnlich und solche Dinge zeigen mir auf überraschende Weise, wie schön das Leben ohne Suff ist. Ich betrachte das nicht als Überbrückung oder Ablenkung, ich fülle damit Lücken in meinem Leben und tue mir Gutes. Ich bin (MOMENTAN) so erfüllt von schönen Dingen und Unternehmungen, dass ich gar nicht auf die Idee komme, mich aus Frust wegzutrinken.

    LG und einen schönen Abend
    P.

    Habe in der Mittagspause wieder querbeet gelesen.......ich bin richtig erschüttert von all den Geschichten hier.

    Mir wird immer klarer, wie viel der Alkohol von meiner Person/Persönlichkeit überschwemmt hat. Ich hoffe inständig, dass nichts weggeschwemmt wurde. Viele Dinge, die mir wirklich wichtig sind und Aktivitäten, die mich auch ausmachen, sind in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben. Ic h hoffe, ich kann das alles wieder aktivieren.

    In den letzten Tagen habe ich viel über die Worte von Karsten und einigen anderen Forenteilnehmern bezüglich dem Fernbleiben von Veranstaltungen nachgedacht, auf denen Alkohol konsumiert wird. Ihr habt ganz sicher recht, dass es unabdingbar ist, sich fernzuhalten! Ich weiß nur nicht, wie ich das durchsetzten soll. Mir klingt es schon jetzt in den Ohren" einfach nicht hingehen!" Ja, wenn das so einfach wäre. In den nächsten Wochen und Monaten stehen viele Familienfeiern an (runde Geburtstage, Hochzeit meiner Tochter, Taufe meines Enkelkindes etc, etc). Im Augenblick ist es mir einfach nicht möglich mich öffentlich zu meiner Krankheit zu bekennen (auch und erst recht nicht innerhalb der Familie!!!!!!!! Dort habe ich einen schweren Stand und würde Wasser auf die Mühlen kippen. Mit den Reaktionen käme ich im Augenblick nicht zurecht. Das weiß ich genau!!!) Nicht teilnehmen ist auch kaum machbar. Ich möchte auch unbedingt an der Hochzeit meines Kindes teilnehmen.......für mich ein Dilemma.
    Mir ist schon klar, dass Ehrlichkeit für mich und mein weiteres Leben wichtig ist............ich finde es nur so unglaublich schwer! Schwer "Farbe zu bekennen" und damit gut für mich zu sorgen und Verantwortung für mich zu übernehmen.

    Die letzten 14 Tage ohne Alkohol habe ich genutzt, um meine Wohnung, die in den letzten Monaten arg vernachlässigt wurde, wieder auf Vordermann zu bringen.
    Es ist mir hochnotpeinlich zu schreiben, dass ich in allen Ecken und Winkeln leere Flaschen gefunden habe. Immer wenn ich dachte "so, nun sind wirklich alle im Glaskontainer", fand ich hinter einem Karton oder Wäscheberg noch eine Tüte! So unmittelbar vor Augen geführt zu bekommen, welche Mengen ich in mich hineingekippt habe (und das sind ja beileibe nicht alle Flaschen), das war.......mir fehlt das richtige Wort....es war peinlich, unglaublich.....erschütternd. Ich schäme mich vor mir selbst!!!!!!!!!!

    Und mit diesem ( äußerst heilsamen) Gefühl starte ich in den Tag 15....

    Hallo Hubertine,
    danke für den Willkommensgruß.
    Ja, ich habe auch schon daran gedacht in den privaten Bereich umzuziehen. Ich glaube, ich könnte einige Dinge besser und ausführlicher schreiben und dadurch vielleicht einige Missverständnisse vermeiden, bzw. Entscheidungen besser verständlich machen. Mal schauen, jetzt bin ich erst einmal hier.

    Heute war Tag 14:
    Ich hatte einen ganz entspannten Tag in der Sonne und habe sogar schon etwas Farbe. Das finde ich schön, denn mir geht es (momentan) nicht nur innerlich gut - man sieht es auch äußerlich. ;) Innen und außen passen im Moment gut zusammen!

    Ich habe jetzt gerade meine Buchhaltung für diese Woche gemacht. Rechnungen sortiert und abgehakt, Kilometer abgerechnet.........und das alles mit völlig klarem Kopf! Ein tolles Gefühl!!!!!! Alles ging mir rasch von der Hand, ich habe komplett den Überblick behalten und war recht schnell fertig. Ein völlig neues Gefühl (sonst packt mich mittendrin immer die Verzweiflung, Rechnungen und Belege fehlen, ich verrechne mich ständig und am Ende ist das große Heulen angesagt). Es hört sich vielleicht seltsam an.....jetzt wo ich das schreibe, sitze ich breitgrinsend an meinem Tisch und ein großes Glücksgefühl macht sich in mir breit.
    Das Leben ist ohne Alkohol sooooooo schön und kann so einfach sein!
    Einen schönen Restsonntag euch allen
    lG P.

    Auch auf die Gefahr, dass ich wieder bockbeinig daher komme:

    wenn ich in Therapie wäre und Kontaktsprerre hätte, dann wäre ich nicht allein. Es gäbe Mitpatienten, Therapeuten, Ärzte usw.
    Anders bei mir. Ich säße nach der Arbeit alleine daheim.....und genau DANN würde ich trinken. Ich besaufe mich (noch) nicht in Gesellschaft, ich mache das im stillen Kämmerlein. Das ist meine rote Zone!

    Nun gut! Ich werde sehen, wie ich diese Veranstaltung absagen kann und zukünftig Menschenansammlungen meide, die Alkohol konsumieren.

    Lieber Karsten,
    du schreibst, dass ich keine Erfahrungen anderer beherzigen möchte.

    Ich sehe es nicht so! Ich bin zum Arzt gegangen, ich bin in einer SHG, ich lese hier mit und tausche mich aus.

    An welchen Stellen bin ich beratungsresistent?
    Ich möchte mich im Augenblick noch nicht outen. Gibt es dafür einen guten, einen besten, einen Moment, der richtiger ist als der andere? In meinem ganz nahen Umfeld ist es im Augenblick nicht nötig und bei Fremden muss und soll es mir erst einmal reichen, wenn ich sage, dass ich mit dem Auto da bin. Ist es zum Trockenwerden und Trockenbleiben wirklich notwendig, dass ich mir "ein Schild um den Hals hänge" und es öffentlich vor mich her trage?

    Wenn ich nun auf diese Feier gehe, bin ich dann uneinsichtig? Ich bin mir der Gefahr bewußt und gehe sie trotzdem ein (das ist wahrscheinlich unvernünftig). Sage ich diese Veranstaltung ab, gibt es Stress im privaten Umfeld (dazu schreibe ich jetzt nichts wegen Wiedererkennungswert). Das hieße, ich säße an diesem Abend alleine da, hätte Schuldgefühle (die mache ich mir selbst - da kenne ich mich gut) und würde mich mal wieder von Gott und der Welt verlassen fühlen. Und genau da setzt bei mir das Verlangen nach Alk ein......ich würde nur schwer die Kurve kriegen und vermutlich abstürzen.

    Für "alte Hasen" sind das vermutlich alles nur Ausreden......

    Lieber Karsten,

    es ist in der Tat so, dass ich sehr wohl weiß, was und wer für mich gut ist! Ich habe ein ausgesprochen gutes Bauchgefühl - nur leider, leider höre ich äußerst selten darauf, komme dann unweigerlich in Situationen, die ich kaum aushalten kann und trinke mich weg!
    Einer der nächsten Schritte für mich wird sicher sein, mir in diesem Bereich professionelle Hilfe zu holen - sprich therapeutische Hilfe! Ich muss lernen, sorgsam mit mir zu sein und mich notfalls auch für unbequeme Wege zu entscheiden und nicht den einfachen zu wählen.

    Deine Antwort an mich liest sich (für mich) provokant. Ist sie so gemeint und wenn ja, dann wäre dankbar, wenn du die Frage noch etwas ausführen könntest.

    @marco
    Danke für deine Antwort. Ja, mir ist klar, dass es auch wieder ein "Abwärts" geben wird. Das ist normal und kaum vermeidbar. Umso wichtiger ist es mir JETZT (wo ich voll Elan und Zuversicht bin) ganz viele schöne Momente "zu sammeln", neue Vorhaben anzuschieben, mir Gutes zu tun, wichtige Kontakte zu knüpfen, die mich notfalls "tragen"......daran will ich mich dann in unschönen Momenten festhalten (in dem Wissen, es geht auch anders und wenn man möchte, dann kann man die Sonne aufgehen lassen*grins*). Verstehste was ich meine?!

    Thema Sport: ich bin einer der faulsten Menschen auf dieser Erde. Ich kann innerhalb von drei Sekunden 1000 Ausreden erfinden, warum ich mich nicht bewegen kann/mag *lachmichselberaus*. Ich weiß aber aus Erfahrung, dass mir die Bewegung ausgesprochen guttut und äußerst hilfreich ist, wenn ich Ärger und Stress habe. Daher ist die Anmeldung im Sportstudio auch ein großer Schritt für mich. Du kannst dir aber sicher sein, dass ich sehr maßvoll sein werde. Dafür sorgt allein schon eine körperliche Einschränkung, die nur gezielte, kontrollierte Bewegungen unter fachkundiger "Aufsicht" zulässt.

    Tag 13 bricht an ;)

    Guten Morgen Dante,
    bei den Guttemplern anrufen...kannste glaube, dass ich das gestern postwendent gemacht habe!!! Ich wollte auch noch bei der Ärztin anrufen und mich dort verabschieden. Habe mich dann aber dagegen entschieden- ich hätte mich nur aufgeregt und das will ich nicht mehr. Ärger macht alles nur noch ärger! Ich gehe da nicht mehr hin und "aus die Maus". Wenn die Praxis tatsächlich noch die Laborwerte meines anderen Arztes braucht um die Untersuchung abrechnen zu können (was ich im leben nicht glaube), dann können die sich bei mir melden und dann ist immer noch Zeit meine Meinung abzulassen.

    In der SHG fühle ich mich tatsächlich gut aufgehoben. Vorgestern war auch einer der beiden Männer im Kaffee, die meinten, dass man erst einen richtigen Tiefpunkt haben muss (Gosse etc.), damit man trocken werden kann (s. Vorstellungsthreat). Das ist so ein Typ Marke "große Schnauze mit viel Herz". Ich mag solche Menschen gerne, die sind offen und ehrlich, nehmen nichts krumm. Ich hab ihn auf diese Äußerung angesprochen und ihm gesagt, dass mir dieser Spruch sehr zu denken gegeben hat und mir irgendwie zugesetzt hat. Wir haben dann darüber gesprochen und scheinbar ist da was falsch rübergekommen. Ich fühle mich dort tatsächlich gut aufgenommen und bin froh, dass ich diese Anlaufstelle habe!!!!
    Mein Fazit dieses Gesprächs war: wenn es möglich ist, werde ich Missverständnisse und Unstimmigkeit sofort bzw. bei nächster Gelegenheit ansprechen und aus der Welt räumen.
    Ich will Berge abtragen und keine neuen mehr aufbauen!

    Im Augenblick will ich keinen Menschen in mein Problem einweihen. Das kann sich mit der Zeit ändern, jetzt ist es einfach noch nicht so weit! Sicher wird es Situationen geben, die gefährlich werden können.....in zwei Wochen gehe ich zu einem größeren Event, wo u.a. Wein serviert wird (ist auch schon bezahlt). Ich komme mit dem Auto und kann dann einfach nicht trinken! Das muss als Erklärung reichen! Die Ratschläge, die ich hier schon gelesen habe - im ersten Jahr zu keiner Feier gehen usw. - will ich nicht beherzigen. Ich habe mich durch meine Sucht in den letzten Jahren sehr eingeigelt und habe unter dieser Einsamkeit sehr gelitten, was dann wieder ein Grund zum Trinken war!!!!!!! Ich bin froh und glücklich, dass ich mich wieder in die Welt wagen kann, ohne Angst vor unangemessenem Verhalten haben zu müssen! Es wird ein Tanz auf dem Drahtseil werden....aber ich habe noch einige Tage Zeit mich zu festigen, Gespräche in der SHG zu führen und mich hier im Forum noch mehr einzulesen.
    ICH SCHAFFE DAS!!!!!!!!!!!! Und wenn ich merke, jetzt wird's brenzlich, dann wird mir eben schlecht und ich muss vor die Tür bzw. nach Hause!

    Uwe, ich habe in der Zwischenzeit fleißig bei dir gelesen. *Boah* Mir ist jetzt richtig.....????... "bläch"! Du hast ja wirklich schon ne Menge hinter dir!!!

    Ich habe mich zuvor noch nie wirklich mit dem Thema Alkoholmissbrauch und Abhängigkeit beschäftigt. Immer nur so lala. Man weiß, man sollte nicht so viel trinken, ist nicht gut für Kopf und Körper, den Beziehungen tut es auch nicht gut...........jaja, alles bekannt. Erst seit den letzten beiden Wochen "bilde" und informiere ich mich möglichst umfassend.......und ich bin im Moment nachhaltig geschockt!!!!! Was tun sich so viele Menschen Tag für Tag an? Was habe ich mir und meinem wundervollen (wundervoll im Sinne von Wunderwerk der Natur) Körper jahrelang zugemutet?! UNGLAUBLICH!

    Im Augenblick kommt es mir vor als hätte jemand eine große Gardine weggezogen. Was ich vorher nur verschwommen und schemenhaft gesehen habe, ist nun ganz klar und deutlich da:

    Ich will nicht mehr von Alkohol abhängig sein!
    Ich will meine Gesundheit nicht mehr riskieren!
    Ich will meine Beziehungen zu anderen Menschen nicht mehr "auf die Probe stellen" und gefärden!
    Ich will wieder ein selbstbestimmtes Leben führen!
    Ich will nicht mehr von Stimmungen niedergedrückt werden, die der Alkohol hervorgerufen hat und die nicht wirklich meiner Persönlichkeit entsprechen!
    Ich werde wieder Herr im eigenen Haus sein!!!!

    Hallo Uwe,

    ja, ich habe von jetzt auf gleich aufgehört. Ich spüre keine Beeinträchtigungen....nichts! Ganz im Gegenteil: ich war vorher genervt, gereizt, habe nur 3-4 Stunden geschlafen, Schweißausbrüche in der Nacht, ohne Kraft und Elan. Das ist alles weg! Ich habe in den wenigen Tagen Dinge angepackt und weggearbeitet, für die ich sonst einige Wochen gebraucht hätte. Ich fühle mich richtig gut. Seit Anfang der Woche gehe ich auch wieder zum Sport - dazu hätte ich vorher nicht die Kraft und auch nicht den Willen aufgebracht.
    Ich bin mehr als erstaunt, dass es mir bei den konsumierten Mengen und der langen Zeit so gut geht......ich bin da ziemlich misstrauisch und warte auf den großen Hammer. Gestern habe ich im Kaffee mit anderen Betroffenen darüber gesprochen. Es gab einige, denen es genau so ging wie mir.....eine Entgiftung war tatsächlich nicht nötig! Das hat mich sehr beruhigt, denn meine Selbständigkeit birgt so viele Zwänge, dass ich gar nicht wüßte, wie mein Leben und meine Finanzierung weitergehen sollte, wenn ich für lange Zeit ausfallen würde. Ja ja, ich höre schon die Einwände "wenn es nicht geht, dann geht es nicht" und "Gesundheit geht vor". Das ist in der Tat richtig....aber ich wäre meinen Job augenblicklich los, wenn bekannt würde, dass ich Alkoholikerin bin (egal auf welcher Etappe des Weges ich mich befinde). Krankheit, Ausfall....das alles schwebt immer wie das berühmte Schwert über mir und macht Druck! Ich muss funktionieren, ich muss immer da sein, es gibt keine Vertretung für mich. Wenn ich nicht arbeite, bekomme ich auch kein Geld.....so einfach ist das! Finanzielle Absicherung für den Notfall gibt es nicht!

    Dir alles Gute für den langen Weg P.

    Mittagspause:

    gestern war ich bei einer Ärztin. Ich habe das Gespräch schon im Vorstellungsbereich geschildert und will nicht alles wiederholen. Nur so viel: die Ärztin wurde mir als Begleitung ins "trockene Leben" empfohlen und es war ein Reinfall. Ich habe mich gestern das erste Mal außerhalb geschützter Räume, wie diesem Forum und der SHG, zu meiner Krankheit bekannt. Das war schon ein ungewohnter Schritt auf neuem Boden....es hat mich nicht wirklich Überwindung gekostet, aber es war irgendwie komisch.
    Die Ärztin ging gar nicht auf mein Anliegen ein, hatte nur ihre Untersuchung im Kopf und entließ mich wieder. Ich war völlig verdattert und wollte dann noch einmal zur Ärztin. Erst beim zweiten Anlauf "interessierte" sie sich für mein Trinkverhalten......und gab mir am Ende mit auf den Weg, dass ich es wie die Italiener machen soll: wenn ich unbedingt trinken will bzw. das Verlangen nicht unterdrücken kann, dann soll ich den Wein mit Wasser verdünnen.
    Ich möchte mich jetzt nicht noch einmal darüber auslassen, wie unmöglich ich das fand. Mir geht etwas ganz anderes durch den Kopf. Ich suche im Augenblick nach Gründen, warum ich da bin, wo ich heute stehe. Ich suche nach einem Muster und dabei ist mir folgender rote Faden (vermutlich einer von vielen) ins Auge gefallen. Wann immer ich seelisch so richtig am Ende war und um Hilfe gebeten habe, hat man sie mir (fast immer) verweigert. "Ach, das schaffst du schon alleine!" "Du bist doch sonst immer so taff. Du brauchst meine Hilfe nicht!" "Ach, wieder eine mit ner Meise!" oder "Stell dich doch nicht so an. Andere Leute haben auch ihre Sorgen!" Besonders hilfreich waren auch Sprüche wie "Unter jedem Dach ein Ach!" Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass ich ne Jammertante bin....manchmal ging es wirklich nicht mehr alleine weiter und ich hätte Hilfe (und wenn nur in Form von zeit und einem offenen Ohr) dringend gebraucht. Besonders weit vorne lagen dabei mein Mann, meine Schwester (die freut sich mächtig, wenn ich auf der Nase liege) und meine Mutter (wortwörtlich: "Ich bin jetzt alt genug, ich will mir nicht mehr deinen Müll anhören"). Jetzt, wo ich darüber nachdenke komme ich zu dem Schluss, dass dieses Verhalten wohl mit Grund dafür ist (natürlich ist da auch die Scham), dass ich keinem Menschen in meinem direkten Umfeld erzählen möchte, dass ich ein Alkoholproblem habe.
    Ich will mir nicht wieder blöde Sprüche anhören müssen!!!!!!

    Guten Morgen liebe Leser. Heute Nacht bin ich freigeschaltet worden und voila, hier bin ich mit meinem eigenen threat:

    Dies ist der öffentliche Bereich, darum ziehe ich es vor unter einem "Decknamen" - Prusselliese zu schreiben.

    Heute beginnt Tag 12 in meinem Leben ohne Suff. Ich wage noch nicht in meinem NEUEN Leben zu schreiben. Ich halte mich zwar gut und habe trotz Ärger, Stress und beruflicher Rückschläge keine Lust auf Alkohol. Aber wie ich ja weiß ist es manchmal nur ein winziges Fünkchen, das irgendwo tief in meinem Kopf plötzlich aufglimmt.....und schon entere ich das nächste Regal im Supermarkt. Und so habe ich auch meinen Titel gewählt: gestern habe ich geschafft, heute werde ich es schaffen und morgen nehme ich es mir wieder vor. Schritt für Schritt!!!

    In den letzten 11 Tagen habe ich so oft an Alkohol gedacht bzw. darüber nachgedacht, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Vorher ging es ja "nur" ums beschaffen, austrinken, sich ablegen und Flaschen entsorgen (alles möglichst im Verborgenen). Da gab es ja nicht viel zu denken....war ja fast schon ein Automatismus. Jetzt denke ich nach, mir fallen Situationen ein, für die ich mich schrecklich schäme und ich sinne über Strategien nach, wie ich im Notfall gut reagieren und für mich sorgen kann.
    Die nüchternen Tage sind toll, aber mental ganz schön anstrengend *grins*.

    Nun zum meinem "Trinkerwerdegang":

    Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann das alles begonnen hat. Mitte 20 habe ich nach der Arbeit abends 1-2 Likörchen getrunken.....irgendwann war die Flasche nach zwei Tagen leer. Dann kamen meine Kinder und die Ehe ging mehr und mehr den Bach runter. Das hatte nichts mit dem Alkohol zu tun, wir haben einfach nicht zueinander gepasst. Bis meine Kinder in die Schule kamen war vermutlich noch alles im "grünen Bereich". Dann muss es mit dem Konsum schlimmer und vor allem regelmäßiger geworden sein. Ich erinnere mich an eine Situation, da war ich mit der Entscheidung der Lehrerin nicht einverstanden, war schon morgens angesoffen und rief sie an. Zum Glück hatte sie keine Zeit und vertagte das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt. Da war ich wieder klar im Kopf und rief nicht zurück. Zum Glück (oder auch nicht?) sprach sie mich nie darauf an. Im Laufe der Zeit trank ich mehr und mehr - soff mich abends regelmäßig weg. In einem lichten Moment suchte ich Hilfe bei den Guttemplern. Ich ging zu einem Beratungsgespräch und auch zu einem Gruppentreffen. Ich kam mir in der Gruppe etwas seltsam vor, wollte aber wieder hingehen. Als ich meinem Mann von dieser Gruppe erzählte, wurde er ziemlich wütend. Er ließe sich von mir sein Bierchen nicht verbieten und er würde auf keinen Fall in eine solche Sch...gruppe gehen. Davon war auch nie die Rede. Ich wollte mich lediglich mitteilen und meinen Entschluss ohne Alk zu leben "öffentlich" festklopfen. Es gelang mir nicht dieses Missverständnis zu klären (zum Verständnis: mein Mann hatte definitiv kein Alkoholproblem). In der Folgezeit brachte er immer wieder Wein und Sekt mit (andere Sachen habe ich nie getrunken), das hatte er zuvor nie gemacht. Seltsam, auf der einen Seite sorgte er für Nachschub - auf der anderen machte er mir Vorwürfe!? Ich gebe ihm nicht die Schuld, dass ich wieder umgekippt bin. Sicher hat er mit diesem Verhalten aber dazu beigetragen. Tja, und so gingen die Jahre ins Land. Immer mal wieder habe ich einen Versuch gestartet ohne Alkohol zu leben. Allerdings waren diese immer nur von kurzer Dauer. Ich erinnere mich an das Jahr 2000: stocknüchtern ging ich ins neue Jahrtausend und hielt 3 Monate durch (meine längste abstinente Zeit - von Schwangerschaften und Stillzeit abgesehen). Dann kam ein großes Fest.......und aus war es mit der Nüchternheit. Immer mal wieder gab es kürzere Pause von einer Woche, in der ich widerstehen konnte.......sie wurden aber immer seltener und die Abstände immer größer..............

    Bis vor 11 Tagen lang mein Konsum bei 2-4 Flaschen Sekt und Wein pro Tag. Ich begann auch auf der Arbeit zu trinken, was besonders fatal war. Ich arbeite mit kleinen Kindern, für die ich alleine zuständig bin. Im Notfall habe ich keinen Ansprechpartner.
    Autofahren mit ein-zwei Flaschen Sekt im Bauch waren schon fast Normalität!

    Es ging rasendschnell bergab mit mir. das merkte ich in den letzten Monaten ganz deutlich, konnte aber nichts entgegensetzen.
    Bis vor 11 Tagen: Zwischen der dritten und vierten Flasche beschloss ich Sonntagnacht, dass es jetzt ein Ende haben muss. Trotz benebeltem Zustand konnte ich diesen Entschluss fassen......und habe ihn bis heute durchgezogen!
    Zwei Tage später kam ein ziemlicher Tiefschlag auf der Arbeit und ich merkte, dass mein Vorhaben auf der Kippe stand (mich bei Problemen und Stress wegzutrinken ist fest in mir verankert). Statt den nächsten Supermarkt anzusteuern wählte ich die andere Richtung und fuhr in eine Kirchengemeinde, die ein alkoholfreies Kaffee führte. Dort wurde ich sehr offen und herzlich aufgenommen. 3 Stunden saß ich dort, quatschte ein bisschen, hörte zu und wurde anschl. gefragt, ob ich nicht mit zur SHG kommen möchte, die im Anschluss stattfindet. Kurzentschlossen bin ich mitgegangen.....und werde die Gruppe auch weiterhin besuchen.

    So, nun muss ich arbeiten, werde heute aber sicher noch ein wenig weiterschreiben.

    Es grüßt die Prusselliese