Guten Morgen liebe Leser. Heute Nacht bin ich freigeschaltet worden und voila, hier bin ich mit meinem eigenen threat:
Dies ist der öffentliche Bereich, darum ziehe ich es vor unter einem "Decknamen" - Prusselliese zu schreiben.
Heute beginnt Tag 12 in meinem Leben ohne Suff. Ich wage noch nicht in meinem NEUEN Leben zu schreiben. Ich halte mich zwar gut und habe trotz Ärger, Stress und beruflicher Rückschläge keine Lust auf Alkohol. Aber wie ich ja weiß ist es manchmal nur ein winziges Fünkchen, das irgendwo tief in meinem Kopf plötzlich aufglimmt.....und schon entere ich das nächste Regal im Supermarkt. Und so habe ich auch meinen Titel gewählt: gestern habe ich geschafft, heute werde ich es schaffen und morgen nehme ich es mir wieder vor. Schritt für Schritt!!!
In den letzten 11 Tagen habe ich so oft an Alkohol gedacht bzw. darüber nachgedacht, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Vorher ging es ja "nur" ums beschaffen, austrinken, sich ablegen und Flaschen entsorgen (alles möglichst im Verborgenen). Da gab es ja nicht viel zu denken....war ja fast schon ein Automatismus. Jetzt denke ich nach, mir fallen Situationen ein, für die ich mich schrecklich schäme und ich sinne über Strategien nach, wie ich im Notfall gut reagieren und für mich sorgen kann.
Die nüchternen Tage sind toll, aber mental ganz schön anstrengend *grins*.
Nun zum meinem "Trinkerwerdegang":
Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann das alles begonnen hat. Mitte 20 habe ich nach der Arbeit abends 1-2 Likörchen getrunken.....irgendwann war die Flasche nach zwei Tagen leer. Dann kamen meine Kinder und die Ehe ging mehr und mehr den Bach runter. Das hatte nichts mit dem Alkohol zu tun, wir haben einfach nicht zueinander gepasst. Bis meine Kinder in die Schule kamen war vermutlich noch alles im "grünen Bereich". Dann muss es mit dem Konsum schlimmer und vor allem regelmäßiger geworden sein. Ich erinnere mich an eine Situation, da war ich mit der Entscheidung der Lehrerin nicht einverstanden, war schon morgens angesoffen und rief sie an. Zum Glück hatte sie keine Zeit und vertagte das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt. Da war ich wieder klar im Kopf und rief nicht zurück. Zum Glück (oder auch nicht?) sprach sie mich nie darauf an. Im Laufe der Zeit trank ich mehr und mehr - soff mich abends regelmäßig weg. In einem lichten Moment suchte ich Hilfe bei den Guttemplern. Ich ging zu einem Beratungsgespräch und auch zu einem Gruppentreffen. Ich kam mir in der Gruppe etwas seltsam vor, wollte aber wieder hingehen. Als ich meinem Mann von dieser Gruppe erzählte, wurde er ziemlich wütend. Er ließe sich von mir sein Bierchen nicht verbieten und er würde auf keinen Fall in eine solche Sch...gruppe gehen. Davon war auch nie die Rede. Ich wollte mich lediglich mitteilen und meinen Entschluss ohne Alk zu leben "öffentlich" festklopfen. Es gelang mir nicht dieses Missverständnis zu klären (zum Verständnis: mein Mann hatte definitiv kein Alkoholproblem). In der Folgezeit brachte er immer wieder Wein und Sekt mit (andere Sachen habe ich nie getrunken), das hatte er zuvor nie gemacht. Seltsam, auf der einen Seite sorgte er für Nachschub - auf der anderen machte er mir Vorwürfe!? Ich gebe ihm nicht die Schuld, dass ich wieder umgekippt bin. Sicher hat er mit diesem Verhalten aber dazu beigetragen. Tja, und so gingen die Jahre ins Land. Immer mal wieder habe ich einen Versuch gestartet ohne Alkohol zu leben. Allerdings waren diese immer nur von kurzer Dauer. Ich erinnere mich an das Jahr 2000: stocknüchtern ging ich ins neue Jahrtausend und hielt 3 Monate durch (meine längste abstinente Zeit - von Schwangerschaften und Stillzeit abgesehen). Dann kam ein großes Fest.......und aus war es mit der Nüchternheit. Immer mal wieder gab es kürzere Pause von einer Woche, in der ich widerstehen konnte.......sie wurden aber immer seltener und die Abstände immer größer..............
Bis vor 11 Tagen lang mein Konsum bei 2-4 Flaschen Sekt und Wein pro Tag. Ich begann auch auf der Arbeit zu trinken, was besonders fatal war. Ich arbeite mit kleinen Kindern, für die ich alleine zuständig bin. Im Notfall habe ich keinen Ansprechpartner.
Autofahren mit ein-zwei Flaschen Sekt im Bauch waren schon fast Normalität!
Es ging rasendschnell bergab mit mir. das merkte ich in den letzten Monaten ganz deutlich, konnte aber nichts entgegensetzen.
Bis vor 11 Tagen: Zwischen der dritten und vierten Flasche beschloss ich Sonntagnacht, dass es jetzt ein Ende haben muss. Trotz benebeltem Zustand konnte ich diesen Entschluss fassen......und habe ihn bis heute durchgezogen!
Zwei Tage später kam ein ziemlicher Tiefschlag auf der Arbeit und ich merkte, dass mein Vorhaben auf der Kippe stand (mich bei Problemen und Stress wegzutrinken ist fest in mir verankert). Statt den nächsten Supermarkt anzusteuern wählte ich die andere Richtung und fuhr in eine Kirchengemeinde, die ein alkoholfreies Kaffee führte. Dort wurde ich sehr offen und herzlich aufgenommen. 3 Stunden saß ich dort, quatschte ein bisschen, hörte zu und wurde anschl. gefragt, ob ich nicht mit zur SHG kommen möchte, die im Anschluss stattfindet. Kurzentschlossen bin ich mitgegangen.....und werde die Gruppe auch weiterhin besuchen.
So, nun muss ich arbeiten, werde heute aber sicher noch ein wenig weiterschreiben.
Es grüßt die Prusselliese