Beiträge von Alex69

    Hallo ersteimal in die Runde hier :D.

    So, nun aber ich mich endlich entschlossen hier im offenen Forum zu posten. Ich habe mich am 14.03. dazu entschlossen dem Alkohol zu entsagen und eine gute Woche später meinen Vorstellungstext geschrieben. Ich bin der Alex, 44 Jahre alt, männlich und Alkoholiker.

    Um mich ersteinmal meine "Vorgeschichte" zu schildern kopiere ich einfach einmal meinen doch etwas längeren Einführungspost aus der Vorstellung hier rein - ist aber etwas lang.

    Ich habe diesen Text am 20.03. abends geschrieben und mich am 22.03. hier im Forum vorgestellt. Tja und da bin ich nun.

    Folgendes ist in der Zwischenzeit passiert:
    Am 24.03. bin ich das erste Mal zu einer SHG gegangen, welche mir wirklich eine sehr große Hilfe ist. Hier konnte ich das erste Mal mit jemandem über meine Krankheit sprechen. Genau genommen war aber Martin hier aus dem Forum dem ich mich mit meinem Problem anvertraute. Vielen Dank nochmals für die freundliche Aufnahme hier.

    Am 31.03. war ich beim Arzt und habe mich mal ordentlich durchchecken lassen. Soweit alles in Ordnung bis auf erhöhte Cholesterinwerte und einen etwas zu niedrigen Blutdruck. Meine Leberwerte sind überraschenderweise alle im grünen Bereich, hatte da eigentlich schlimmeres befürchtet.

    Anfang dieser Woche meinen Eltern telefonisch über mein Problem informiert. Meine Mutter findet es super, daß ich damit aufgehört habe. Mein Vater hat leider weniger Verständnis dafür, trinkt selbst so 4-5 Halbe Bier pro Tag. Allerdings über den ganzen Tag verteilt. Ich werde meine Eltern übers Osterwochenende besuchen; wohnen ca. 150km von mir entfernt.

    Und nun mein Stand nach 4 Wochen Nüchternheit (von Trockenheit spreche ich erst nach 3 Monaten):

    Zunächst das Positive:

    1. Das Schlafen: Ich schlafe wieder komplett durch. Zu Zeiten des Alkoholkonsums bin ich zwar recht schnell eingeschlafen, in der Nacht aber häufig aufgewacht. Außerdem träume ich wieder recht intensiv seitdem ich nichts mehr trinke. Schlafen ist jetzt wieder eine richtige Erholung für mich!

    2. Ich bin morgens richtig gut gelaunt und freue mich förmlich auf den Tag und die Arbeit. Zu Saufzeiten war ich morgens immer schlecht drauf und hatte gar keinen richtigen Antrieb.

    3. Die allgemeine Leistungsfähigkeit. Erst jetzt merke ich, daß ich die letzten Jahre eigentlich nur zu 70-80% funktionierte. In der Arbeit stressen mich schwierige Aufgaben weitaus weniger als vorher. Auch zuhause geht mir vieles einfach leichter von der Hand. Außerdem bin ich irgendwie viel gelassener geworden als zu Saufzeiten. Sei es in der Arbeit oder auch im Straßenverkehr. Die Gereiztheit ist einfach weg.

    4. Meine Ernährung: Während es zu Zeiten massiven Alkoholkonsums meist nur Dosenfutter gab fange ich nun an mich bewußt zu ernähren. Als ich noch mit meiner Partnerin zusammen war backte ich jedes Wochenende Kuchen und kochte auch meistens für uns. Das machte mir schon damals viel Spaß. Nach der Trennung hatte ich dazu keine Lust mehr. Ich dachte mir warum soll ich für mich alleine soviel Zeit aufwenden? Das ist aber Blödsinn. Mittlerweile machts mir richtig Spaß mich selbst zu verwöhnen.

    Tja und dann sind da auch noch die Nachteile, welche ich mir in solchen kritischen Situationen vor Augen halte. Ich denke für mich selbst daß, hätte ich am 14.03. einfach so weitergetrunken wie bisher die ganze "Scheiße" noch einige Jahre so weitergelaufen wäre. Ich bin heilfroh noch einigermaßen früh genug die Reißleine gezogen zu haben. Mich erschreckt es im übrigen außerordentlich wie weit sich ein Mensch gehen lassen kann. Das wird einem aber erst bewußt, wenn man ein paar Wochen klar im Kopf ist. Außerdem halte ich mir in kritischen Situationen (hatte ich leider auch schon) auch vor Augen wie unangenehm mein Kalter Entzug war. War ohnehin dumm von mir, aber ich baue das auch in meinen Notfallkoffer ein.

    Sonst ist mir noch folgendes an mir aufgefallen:

    Während ich zu nassen Zeiten am Tag eine gute Kanne Kaffe in der Arbeit trank um fit zu werden ist der Konsum jetzt praktisch auf Null zurückgegangen. Sehe ich ebenfalls positiv. Ich brauche kein Koffein mir um morgens fit zu sein. Negativ anzumerken ist, daß ich nun etwas mehr rauche. Früher waren es 6-7 Zigaretten pro Tag, mittlerweile sind es 10. Scheint leider eine Art Suchtverlagerung zu sein. Habe mir allerdings fest vorgenommen dieses Laster in absehbarer Zeit ganz aufzugeben. Ich möchte das gerne im nächsten Urlaub (Juni) anpacken. Zudem habe ich in den 4 Wochen Abstinenz etwa 4 kg abgenommen obwohl ich mehr esse als vorher. Vor allem Süßes schmeckt mir jetzt recht gut - mochte ich bis vor 4 Wochen gar nicht mehr. Mit dem Gewicht habe bzw. hatte ich eigentlich nie Probleme. Normalerweise lag ich bei 1.91 Körpergröße stets bei ca. 85kg, jetzt sinds noch 81kg. Na ja, unter 80kg sollte es nicht gehen.

    Ansonsten unternehme ich jetzt wieder richtig viel: Ich habe bereits in der ersten Woche nach dem Alkstop meinen 300er Roller wieder hergerichtet welchen ich das letzte Jahr praktisch total vernachlässigt habe. Bin mit diesem derzeit viel in der Gegend unterwegs. Außerdem mache ich extrem viel Sport (vor allem Joggen und Fahrradfahren). Anschließend gibts dann meistens noch nen guten, kalorienreichen Kuchen ;-).

    Ich freue mich schon auf einen regen Austausch mit euch. Letztendlich hat mich dieses Forum hier überhaupt dazu gebracht mich mit dem Thema Alkohol auseinanderzusetzen und vor allem meine eigene Trockenheit anzupacken. Eure eigenen Erfahrung sind wirklich sehr lehrreich für mich. Ich hoffe, daß ich im Laufe der Zeit euch einiges davon zurückgeben kann.

    So, nun gehts aber wieder raus an die frische Luft, das gute Wetter muß man ausnutzen :D .

    Liebe Grüße und eine trockene Zeit,

    Alex