Hallo,
ich habe mich heute hier angemeldet, weil ich hoffe, dass mich das Schreiben und der Austausch mit anderen hier zum einen in meiner Abstinenz und vor allem in meiner Bemühung um Ehrlichkeit mir selbst gegenüber stärken wird.
Ich lebe zum jetzigen Zeitpunkt seit etwa sieben Monaten abstinent. Dem voraus ging eine Phase des (heimlichen) Trinkens, die sich über einige Jahre erstreckte - zuletzt definitiv nicht mehr kontrollierbar und daher auch nur noch bedingt heimlich.
Im Jahr 2004 habe ich eine viermonatige Entwöhnungstherapie in einer psychosomatischen Klinik gemacht. (Davor war ich in einer ähnlichen Situation wie letztes Jahr.) Im Anschluss an die Langzeittherapie damals, die ich als sehr hilfreich empfand, habe ich mehrere Jahre abstinent gelebt, bis ich mich dann langsam (und fast von Anfang an wiederum heimlich) etwa ab 2009 wieder ins Trinken "hineingeschlichen" habe. Mehrfach auch mit mehrmonatigen abstinenten Phasen dazwischen.
In der damaligen LZT und auch in der ambulanten Psychotherapie, die ich im Anschluss gemacht habe, ist es mir nicht gelungen, zutiefst einzugestehen, dass ich alkoholabhängig, also Alkoholikerin bin. Und bis heute ist diese Erkenntnis nicht in meinem innersten Kern angekommen. - Oder vielleicht doch im innersten Kern, aber nicht in den Schichten zwischen mir und der "Außenwelt"?
"Den Schein aufrechtzuerhalten", quasi als "alternative Realität", auch mir selbst gegenüber, war in der Vergangenheit immer mein Mittel, vermeintlich einen Rest Selbstwertgefühl zu erhalten. Das Eingeständnis, die Kapitulation, empfand ich als endgültige "Zerstörung". Der es um jeden Preis zu entrinnen galt.
Zu Beginn meiner derzeitigen Abstinenz war ich zumindest zwei mir nahestehenden Personen sowie meiner Hausärztin gegenüber ehrlicher, als ich es in diesem Bereich vorher je gewesen war, und das hat fast sofort die Ahnung einer Erleichterung entstehen lassen.
Auch deshalb also jetzt auch mein - durchaus angstbesetzter, aber eben auch hoffnungsvoller - Schritt in eine - Eure - Selbsthilfegruppe.
Grüße von Thalia