Beiträge von Seerose_40

    Liebe JUF,

    ein herzliches Willkommen in diesem Forum.

    Um Deine Frage zu beantworten, ja, ich finde schon, dass man auch traurig sein darf/kann, selbst wenn der Entschluss gefasst wurde, dass man gehen möchte. Schließlich liegt einem etwas an dem Menschen oder hat es in der Vergangenheit.

    Ich erkenne mich in Deinen Zeilen zum Teil wieder. Ich habe mich auch immer für eine selbstbewusste, starke Frau gehalten und hätte mein Lebtag nicht gedacht, dass ich in so einen Strudel gerate. Lange Zeit habe ich mich auch dagegen gesträubt, habe die Augen verschlossen, dachte, das kriegt man in den "Griff". Ich habe gar nichts im Griff, ich kann nur Loslassen und mich auf mich selbst konzentrieren, auch wenn das verdammt weh tut.

    Ich wünsche Dir hier einen frohen Austausch. Ich schreibe hier nicht ganz so viel, aber lese regelmäßig die Beiträge und konnte schon sehr viel für mich rausziehen.

    Lieben Gruß
    Seerose

    Hallo Sunshine,
    vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ich habe schon sehr viel von Dir gelesen und Deine Art, die Dinge klar beim Namen zu benennen, hat mir immer sehr gefallen.

    Im Grunde genommen sehe ich das ganz genauso wie Du. Wenn man sich nur noch abgrenzen muss, damit eine Partnerschaft bestehen kann, dann würde es auch für mich langfristig keinen Sinn mehr machen. In der Regel lebe ich Beziehungen so wie Du es beschrieben hast, aber dann hält der Zaungast Alkohol Einzug in die Partnerschaft. Und dann? Ja, und dann? Das ist hier eben für mich die Frage.

    Ich werde in meiner Beziehung nicht verletzt, verbal oder körperlich angegriffen etc. Es ist "lediglich", dass mich der Alkoholkonsum stört und ich mir Sorgen mache, dass, wenn er nicht aufpasst, evtl. in eine Richtung geht, die nur abwärts führt. Und hier könnte vielleicht eine Abgrenzung von Nutzen sein, um zum Einen sich nicht damit kaputt zu machen und zum Anderen sich die Zeit zu geben, um zu gucken, was geht noch, wo will man hin und wo ist die Schmerzgrenze. Macht es Sinn, weiterhin dem Partner beizustehen oder sollte man lieber seine Beine in die Hand nehmen.

    Natürlich ist mir klar, dass man bei einer Suchtberatungsstelle auch das Blaue vom Himmer herunterlügen könnte. Die Entscheidung, eine Beratungsstelle aufzusuchen, kam von ihm vor über einem Jahr ganz alleine - zu einem Zeitpunkt, wo ich eigentlich dachte, es wäre alles gut. Ich war erst einmal platt, aber habe es dann natürlich unterstützt. Was mir zu schaffen macht, sind die Rückfälle, die immer wieder vorkommen, was ich nicht nachvollziehen kann. Wenn ich weiß, dass ich vor einer Alkoholsucht stehe, warum passe ich dann nicht auf??? Hier hat mir das Lesen im Forum für Alkoholiker teilweise sehr gefholfen.

    Der Termin letzte Woche wurde in Absprache mit der Beratungsstelle getroffen, weil geschaut werden sollte, ob hier doch mehr von Nöten ist, als zweimal die Woche die Beratungsstelle aufzusuchen. Kann natürlich sein, dass er gelogen hat (was ich nicht glaube, aber wer weiß), letztendlich würde er sich damit selbst belügen und ich merke früher oder später eh, was Fakt ist.

    Ich wünsche einen schönen Tag :)
    Lieben Gruß,
    Seerose

    Guten Abend Lütte,

    ich habe den Satz, dass es eben die Aufgabe meines Partners ist, herauszufinden, wo er steht und was er will, etwas auf mich wirken lassen. Das hieße, loszulassen und das fühlt sich irgendwie gut an. Warum zerbreche ich mir eigentlich seinen Kopf? Aber dann frage ich mich auch wieder, kann man sich als Partner emotional wirklich so abgrenzen, wenn einen das Trinkverhalten des Partner schlichtweg stört und man sich auch Sorgen um ihn macht? Schwierig.... Das lasse ich noch ein wenig auf mich wirken.

    Gestern bin ich nach der Arbeit in meinen Schrebergarten gefahren und habe neue Beete angelegt. Ich war so beschäftigt, dass mir erst im Nachgang auffiel, dass ich mal stundenlang schlichtweg an nichts gedacht habe und nicht ständig darüber nachgrübelte, wie es mit uns weitergeht. Es war eine Wohltat.

    Die Info, dass er laut Beratungsstelle noch nicht abhängig ist, hat jetzt nicht großartig etwas mit mir gemacht. Ich habe es schon irgendwo mit einer gewissen Erleichterung hingenommen und für mich gedacht: OK, das hört sich ja nicht so schlecht an, damit könnte er arbeiten, aber was er daraus macht und wie tief er doch drin steckt oder auch nicht, kann ich eh nicht wirklich beurteilen. Die Zeit wird es bringen.

    So, jetzt schaue ich mir ganz entspannt den ESC an. Pflichtprogramm wie in jedem Jahr ;)

    Wünsche Dir auch schöne Pfingsten.
    LG Seerose

    Guten Morgen ihr Lieben,

    gestern hatte mein Lebenspartner seinen Termin in der Suchttagesklinik. Vorerst wird er nicht aufgenommen, da bis jetzt wohl noch keine Sucht in dem Sinne vorliegt, jedoch ein Alkoholmissbrauch, der zur Sucht werden kann, wenn hier nicht eine Änderung stattfindet. Er steht sozusagend auf der Schwelle. Der nächste Schritt ist, dass er sich nun in psychologische Behandlung begibt, da bei ihm eine Depression vermutet wird und der Alkohol wohl als Konfliktlöser missbraucht wird. Sollte es nicht möglich sein, dass er es schafft, das Ruder rumzureißen, hat er schon Infomaterialien und Adressen bekommen, wohin er sich im Notfall wenden kann.

    Ich bin natürlich auf der einen Seite ein Stück erleichtert, aber mir ist bewusst, dass das letztendlich gar nichts heißt, das wird nur die Zeit zeigen, in welche Richtung es geht. Froh bin ich, dass er jetzt wirklich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen wird.

    Das ändert aber nichts daran, dass ich nächste Woche trotzdem für mich die Beratungsstelle aufsuchen werde, weil ich ja doch merke, dass sein Alkoholkonsum etwas mit mir macht und ich in irgendwelchen Abhängigkeiten verstrickt bin, die ein Gefühlschaos auslösen, was ich so nicht haben will!!!

    Ich wünsche ein schönes Wochenende.
    Lieben Gruß
    Seerose

    Liebe Morgenrot,

    ja, diese Erkenntnis fängt jetzt auch langsam an immer mehr in mir zu reifen. Ich bin ein Mensch mit Gefühlen, Stärken und Schwächen. Und mir fällt jetzt erst auf, wie streng ich eigentlich zu mir selbst bin, mir selbst sehr viel abverlange, gerne alles unter Kontrolle habe, was natürlich kaum möglich ist. Hier spiegelt sich ganz stark die Erziehung meines Vaters wider. So ganz kann mal alte ausgelatschte Schuhe wohl nicht ablegen, aber im Moment stehe ich zu meinen Gefühlen. Ich habe Angst, bin ratlos und teilweise auch stinksauer und ich sehe nicht mehr ein, das zu verstecken.

    Ja, ich glaube auch, dass es die richtige Entscheidung ist, zur Beratungsstelle zu gehen. Ich habe ja nichts zu verlieren, sondern kann nur gewinnen.

    Lieben Gruß
    Seerose

    Guten Morgen Lütte,

    leider kriege ich das mit den Zitaten nicht hin, deswegen hier Dein Satz nochmal einfach kopiert: Zu Anfang hab ich Ratgeber gelesen und gedacht, wenn ich die 1:1 umsetze, dann ist alles wieder gut - Pustekuchen hat nicht funktioniert.

    Als ich das las, musste ich ein wenig schmunzeln, denn genauso ging es mir auch. Als mir langsam dämmerte, hier läuft was komplett in die falsche Richtung, fing ich an mich über Alkoholismus, aber hauptsächlich darüber zu informieren, wie man damit umgeht und was man tun kann. Sofort stieß ich auf das Wort Co-Abhängigkeit. Diverse Tests gemacht, abgecheckt, OK mache ich nicht, das auch nicht, aber das. Alles klar, lass ich zukünftig sein und schon hat er es begriffen und alles ist gut. Und hat es funktioniert? Natürlich nicht ;)

    Gestern kam ich nach Hause und da saß mein XY schon und wartete mit hängenden Ohren und dem ins Gesicht geschriebenen schlechten Gewissen auf mich. Laut "Lehrbuch" ;) soll man ja keine Vorwürfe machen, aber mir ist gestern trotzdem der Kragen geplatzt. Wie sehr ich die Schnauze voll habe, dass ich das Gefühl habe, dass wir uns seit Jahren nur noch im Kreis drehen und ich ernsthaft daran denke, mich von ihm zu trennen, weil es mir reicht, reicht und nochmal reicht. So Dampf abgelassen, nicht förderlich, aber das bin nunmal ich. Als ich ihn dann völlig deprimiert vor mir sitzen sah, meldete sich dann kurze Zeit später auch schon wieder das schlechte Gewissen. Doch ich sagte mir: NEIN! Es sind Deine Gefühle. Das geht in Dir vor, warum soll ich ihn vor meinen Emotionen schützen und einen auf heile Welt machen, die für mich nicht mehr heil ist. Ich bin dann erst einmal zum Sport gefahren und habe mich ausgepowert, um wieder Ruhe reinzukriegen.

    Als ich wieder zu Hause war, haben wir viel über uns, sprich seine Abhängigkeit, was in ihm vorgeht und wie ich mich aber als seine Partnerin dabei fühle, gesprochen. Durch das Lesen im Bereich der Alkoholiker konnte ich viele Sachen, die er mir sagte, erst einmal so stehen lassen, wo ich vorher immer sagte und dachte, ja, dann hört man eben auf, ändert sein Leben und alles ist wieder gut. Jetzt, weiß ich, dass das nicht geht. Es ist eine Sucht, seine Sucht und er muss gucken, was er macht. Er hat heute eine Infoveranstaltung in einer ambulanten Suchttagesklinik, der Termin stand aber schon länger. Ich bin ja froh, dass er nicht komplett alles abstreitet und zumindest ein Bewusstsein hat, dass etwas gegen den Baum läuft.

    Und ich werde die Zeit nutzen, mir einfach etwas Gutes tun und nächste Woche meine eigene Beratungsstelle aufsuchen.

    Übrigens habe ich mir Deinen Thread durchgelesen. Ich erkenne mich in sehr vielem wieder.

    Ich wünsche Dir einen schönen Tag!
    Lieben Gruß,
    Seerose

    Liebe Lütte,
    oh je, das hört sich wirklich nach einer harten Zeit an, umso schöner, dass ihr es geschafft habt.

    Ich stehe, glaube ich, noch ganz am Anfang. In Liebe loslassen, das hört sich so einfach an, doch ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie man das macht. Ich bin im Moment sehr konfus in meinen Gedanken und Gefühlen, versuche aber, mich der Situation und der Realität zu stellen. Denn wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, habe ich das Thema Alkohol immer ganz schnell wieder zur Seite geschoben, wenn er nicht getrunken hat. Wunderbar, läuft ja, ist wahrscheinlich alles nur halb so wild. Ich glaube, ich habe mir echt etwas vorgemacht. Und ich habe auch lange gebraucht zu kapieren, dass hier ein Alkoholproblem vorliegt, denn selbst gehöre ich jetzt nicht zu den Hardcore-Abstinenzlern. Wie auch immer.

    Ich habe nun für mich beschlossen, eine Beratungsstelle für Angehörige aufzusuchen. Nächste Woche habe ich Urlaub und da kann ich wunderbar die offene Beratungsstunde nutzen. Angerufen habe ich schon. Ich habe ein bißchen Angst, ich weiß gar nicht, wovor, und manchmal bin ich dann auch wütend und denke, wieso muss ich mich eigentlich damit auseinandersetzen, er trinkt doch und nicht ich. Aber ich brauche ja auch Unterstützung und sei es nur, dass ich irgendwie Klarheit in meinen Gedanken kriege.

    Dieser Satz von Dir: Ich kümmere mich um mich und er sich um sich, spricht mich sehr an, aber die Umsetzung fällt mir dann doch schwer. Vom Verstand ist mir das alles klar, aber die Herzebene hinkt noch hinterher. Vermutlich ist es ein Prozess.

    Ja, die Beziehung gibt mir auf der einen Seite sehr viel. Die Liebe ist nach elf Jahren immer noch da, wir haben sehr viele gemeinsame Interessen und können herzlich miteinander lachen und rumalbern. Und dann gibt es diese dunkle Seite, die das Schöne torpediert. Wo ich anfangs immer dachte, mit viel reden und darauf hinweisen und was weiß ich nicht alles, kriegt er das mit dem Alkohol hin, aber das war vermutlich naiv.

    Ich würde mir wünschen, dass wir es auch so hinkriegen würden wie ihr Beide, aber dafür müssten beide was tun. Ich werde mir nächste Woche Hilfe holen, er geht ja schon zur Suchtberatung, aber wirklich Klick hat es wohl noch nicht gemacht. Ich kann nur abwarten und schauen, was die Zeit bringt. Bis dahin versuche ich (ich hoffe, ich kriege das hin), mich auf mich zu konzentrieren und werde heute Abend zum Sport gehen, obwohl ich totmüde bin. Aber ein wenig auspowern und Ablenkung ist bestimmt nicht die schlechteste Idee.

    Lieben Gruß
    Seerose

    Hallo Lütte,

    vielen Dank für Deine schnelle Antwort, die ich mir dreimal durchgelesen habe und dann feststellte, ja, Du hast Recht.

    Im Grunde genommen weiß ich ganz genau, was ich will. KEINEN ALKOHOLIKER als Partner. Punkt. Eigentlich ganz klar. Aber da ist dann auch die Liebe, die elf Jahre Beziehung, die vielen Gemeinsamkeiten, die vielen schönen Momente und die Träume, die man eigentlich hatte. Angst vor meiner eigenen Courage? Vermutlich... oder einfach Angst vor dem Trennungsschmerz? Dem Erkennen, dass ich keine Chance habe und es vorbei sein könnte mit uns? Die Vorstellung ist so schmerzhaft.

    Und genau deswegen habe ich mich immer wieder einlullen lassen, von den guten Tagen, Wochen oder auch Monate.
    Denn ihn will ich, aber sein scheiß Alkoholproblem will ich nicht.

    Ich weiß nicht, wie sehr ich wirlich co-abhängig bin. Ich habe definitv Anteile der beschriebenen Co-Abhängigkeit, besonders das Drohen, Zetern, Kontrollieren. Das kam immer wieder mal vor. Alles andere eher nicht und ich führe auch ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben. Ich wollte immer nur, dass er ein Teil davon ist und nun muss ich mich fragen, ob das vielleicht eine Illusion ist. Ich weiß, dass er morgen wieder mit hängenden Ohren vor mir stehen wird. Ich habe keine Ahnung, wie ich reagieren soll.

    Du hast geschrieben, ihr habt es geschafft. Hast Du Dich getrennt?

    LG Seerose

    Nachdem ich ganz lange nicht geschrieben hatte, aber fleißig Eure Berichte gelesen habe, bin ich nun auch mal wieder eines Besseren belehrt worden.

    Die letzten Monate sah es wirklich so aus, als wenn sich alles stabilisieren würde. Doch nun der Rückfall - trotz Selbsthilfegruppe, die mein XY besucht. Früher wurde ich dann immer furchtbar wütend, weil ich es einfach nicht verstanden habe und es als Verarschung gesehen habe, wenn trotz Versprechen wieder getrunken wurde. Durch viele Berichte, auch im Alkoholiker-Forum, ist mir klar geworden, dass er wohl nicht anders kann. Aber ich dachte wirklich, mit Hilfe, die er sich ja sucht, schafft er das. Falsch gedacht.

    Eben kam er zu mir und wollte sich seinen Schlüssel abholen, weil er in seine Wohnung wollte. Meine Antennen waren hochgeschnellt und tatsächlich. Er hat wieder getrunken. Als er die Schlüssel abholte, habe ich ihm diese gegeben und gebeten, sofort wieder zu gehen. Als er mich fragte, warum, sagte ich nur, weil ich weder Deinen Anblick, noch Deinen Gestank nach Bier ertrage. Dann ist er auch gegangen.

    Und nun sitze ich hier und bin einfach nur traurig, noch nicht einmal mehr wütend, sondern einfach deprimiert, weil mir klar wird, er sitzt tiefer in der Scheiße als ich es wirklich jemals wahrhaben wollte. Anzeichen gab es ja immer genug, aber in den guten Phasen habe ich sie immer wieder gerne zur Seite geschoben, dachte, aber jetzt. Denn die Tatsache, mit einem Alkoholiker zusammen zu sein, ist nicht gerade das, was ich mir jemals hätte vorstellen können.

    Im Moment weiß ich nicht wirklich, wie es mit uns weitergehen soll. Ich kann mir nicht vorstellen, mit einem Mann zusammen zu sein, der jeden Abend saufen würde und nach Alk stinkt. Absolutes No Go. Wenn das so wäre, wäre die Entscheidung wohl so klar, aber so eiere ich rum, immer in der Hoffnung, da passiert was. Gerade auch, weil er ja ein Problembewusstsein hat und schon entsprechende Hilfen in Anspruch genommen hat und trotzdem kommen immer wieder diese Sauftage.

    Tja, ich kann jetzt wohl erst einmal gar nichts machen außer in mich hineinzuhorchen und herauszufinden, was ich eigentlich will. Im Moment bin ich einfach nur ratlos.

    Danke fürs "Zuhören".

    LG Seerose

    Liebe PB,
    ich lese schon seit einiger Zeit Deinen Strang mit und erkenne mich in vielen Dingen wieder. Ich habe beispielsweise mit vielem gedroht, es gab viel Streit. Gebracht hatte es immer nur vorübergehend etwas, dann ging das Trinken wieder los. Letztes Jahr hatte mein XY beschlossen, sich helfen zu lassen, von sich aus, ohne dass ich anfangs etwas davon wusste. Ich fand das toll und hatte auch Hoffnungen. Vor einiger Zeit verfiel er dann teilweise wieder in sein altes Verhalten. Und da war mir klar, ich will das nicht mehr. In meiner ersten Wut habe ich auch sofort wieder von Trennung geredet, war aber gar nicht wirklich bereit dazu, das eiskalt durchzuziehen. Hier habe ich schon öfters den Rat bekommen, sich nicht unter Druck zu setzen und sein eigenes Tempo zu suchen. Vor einiger Zeit war es dann so, dass ich nicht gedroht oder was weiß ich habe, sondern ich habe mich zu ihm gesetzt, fing an zu heulen und habe einfach nur gesagt, dass ich das so nicht mehr ertrage, es sich für mich etwas ändern muss und ansonsten keine Zukunft für uns sehe. Nicht, weil ich ihn nicht mehr liebe, sondern weil ich nicht kaputt gehen werde. Dieses Mal habe ich aus dem Bauch heraus gesprochen, wie ich mich fühle, ohne etwas erreichen zu wollen, denn hier ist man chancenlos, wenn der Partner nicht mitzieht. Bei uns ist es jetzt auch so, dass er jetzt weiterhin seine Therapieangebote in Anspruch nimmt und im Moment ernsthaft versucht, etwas zu ändern. Was die Zukunft bringt? Das weiß ich nicht. Aber ich fange bewusst an, Verantwortung zurückzugeben. Wenn er wieder trinken will, dann ist das seine Entscheidung und hat nichts mit mir oder sonst etwas zu tun. Und egal, was ich mache oder sage, ich habe keinen Einfluss. Ich kann nur für mich sorgen und schauen, was will ich und wo will ich hin. Und ja, vielleicht führt es eines Tages zu einer Trennung, aber ich nehme mir den Druck, das jetzt entscheiden zu müssen. Ich drücke Dir weiterhin die Daumen und entscheide für Dich, nicht für ihn. Leichter gesagt als getan, ich weiß das nur zu gut ;)

    Lieben Gruß
    Seerose

    Ja, Morgenrot, da hast Du definitiv Recht. Besonders bei dem Thema Trennung bin ich jetzt etwas vorsichtiger. In meiner ersten Wut und Frustration war für mich sofort klar, Schnauze voll, ich haue ab. Aber in Wirklichkeit bin ich noch gar nicht bereit dafür. Und so etwas nur mit dem Kopf zu entscheiden macht keinen Sinn. Ich versuche jetzt step by step zu denken und dabei auf mich zu achten. Wirklich bewusst in mich hineinzuhorchen, was will ich jetzt, was brauche ich jetzt, was tut mir jetzt gut. Erstaunlich, dass das so schwer sein kann.

    Lieben Gruß,
    Seerose

    Guten Morgen ihr Lieben,

    ich lese hier weiterhin fleißig mit und kann viele Dinge für mich herausziehen. Viele Geschichten machen mich sehr betroffen, aber sie helfen mir auch zu schauen, wo stehe ich eigentlich. Angst macht mir, dass es wohl bei den meisten nur auf eine Trennung hinausläuft. Das möchte ich nicht, aber ich weiß auch gleichzeitig dabei, dass, wenn mein XY nichts ändert, es für mich ebenfalls keine andere Möglichkeit geben wird, wenn ich nicht vor die Hunde gehen möchte. Ich stelle bei mir fest, dass ich in vielen Dingen kein Vertrauen mehr habe. Gestern z.B. war eine Situation, wo ich dachte, normalerweise würde er sich jetzt ein Bier aufmachen und bin mit einem mulmigen Gefühl nach Hause gefahren. Aber er hat nichts getrunken und sagte selbst zu mir, normalerweise hätte ich jetzt was getrunken, weil ich mich über dies und das geärgert habe. Ich sehe, dass ein Bewusstsein da ist, Therapieangebote in Anspruch genommen werden, aber ich traue dem Frieden noch nicht.

    Und ich schaue auf mich. Wie geht es mir? Zum Einen habe ich festgestellt, dass ich mich leider für nahestehende Menschen sehr verantwortlich fühle, was mich einfach aussaugt. Nun bin ich zurzeit dabei, mir immer wieder wie ein Mantra aufzusagen: Das liegt nicht in meiner Verantwortung, ich bin nur für mich verantwortlich und das Einzige was zählt, ist, dass es mir gut geht. Ich finde es erschreckend, wie schwer es mir fällt. Ich glaube, dass die Ursache hierfür auch in meiner Kindheit liegt. Ich hatte eine kranke Mutter und es wurden schon sehr früh die Rollen vertauscht. Ich habe mich zurückgenommen, um für meine Mutter da zu sein. Die Rolle hatte ich im Erwachsenenalter abgelegt, tauchte aber wieder auf, als mein Vater starb. Ich fühlte mich wieder verantwortlich, ohne dabei zu sehen, dass auch ich mit einem für mich schweren Verlust fertig werden muss. Das heißt, ich stelle Bedürfnisse anderer über meine Bedürfnisse. Was für eine Schieflage. Bei Freunden und Fremden kann ich mich gut abgrenzen. Dann höre ich das mir an, sage meine Meinung dazu und gut ist. Bei meinem Partner und auch bei meiner Mutter fällt es mir unglaublich schwer, aber ich arbeite daran und tackere mir weiterhin mein Mantra ins Gehirn ;)

    Ich habe auch mal angefangen, mir über meinen eigenen Alkoholkonsum Gedanken zu machen. Habe ich nie hinterfragt. Alkohol gehörte für mich zum Feiern immer dazu. Auch am Wochenende mache ich mir gerne eine Flasche Wein auf. Jedoch als Genuss und nicht, um mich zu betäuben. Aber wie schnell kann aus Genuss doch eine Sucht werden? Ich glaube, ich werde auch selbst mal schauen, dass ich hier verantwortungsvoller mit Alkohol umgehe.

    Danke fürs "Zuhören" und ein schönes Wochenende wünsche ich :)
    Lieben Gruß,
    Seerose

    Liebe Lorelei,

    Du hast Dich richtig ausgedrückt, aber das wäre nicht ich. Ich bin nicht der Typ, der aus vergangenen Liebesbeziehungen eine Freundschaft entstehen lassen kann. Das funktioniert für mich nicht.

    Ich habe gestern mit einer lieben Freundin lange geredet, was mir sehr gut getan hat. Und mir ist klar geworden, dass es mir überhaupt nichts bringt, Entscheidungen zu erzwingen. Ich habe mein eigenes Tempo und zum Glück einen Partner, der zumindest ansatzweise sieht, dass er was tun muss, wenn er nicht eines Tages zum süchtigen Säufer mutieren will. Was daraus wird? Man wird es sehen.

    Ich drücke Dir ganz doll die Daumen, dass Du weiterhin Deinen Weg gehen kannst, aber vergiß bei all Deinen Pflichten nicht, Dir auch mal eine Auszeit zu gönnen und Dir etwas Gutes zu tun.

    LG Seerose

    Ja, das mit dem ruhig bleiben wäre wohl angebracht, aber wohin dann mit seiner Wut? Und wenn dann auch noch eine gehörige Portion Temperament dazukommt? Gar nicht so einfach, ist mir in der Regel auch nie gelungen. Ich nehme mir dann immer ganz fest vor, nichts zu sagen, wie auf den Seiten für Co-Abhängige beschrieben, aber ich kann es nicht. Wenn ich sauer bin, bin ich sauer und dann kann ich auch nicht meine Klappe halten. Der Zoff ist dann natürlich vorprogrammiert.

    Ja, das stimmt wohl. Ich habe meine eigene Wohnung, mein eigenes Geld, meine eigenen Hobbies und Freunde, aber es belastet, deprimiert und frustriert mich deswegen nicht weniger. Ich habe es vielleicht nur leichter, wenn ich aussteigen möchte, da hängt dann nicht so viel dran.

    Ich wünsche ein schönes Wochenende.

    LG Seerose

    Hallo Freya,
    das kann ich sehr gut verstehen, dass Du das nicht nachvollziehen kannst. Ich kann z.B. nicht nachvollziehen, warum mein XY doch immer wieder trinkt, obwohl er weiß, dass ich es hasse, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme und sehe, er ist angetrunken.

    Ich hatte ja davon berichtet, dass er nach seinem letzen Absturz nochmal bei der Beratungsstelle war, weil er in eine Tagesklinik möchte. Nachdem er mir sagte, dass er laut deren Aussagen nicht dorthin müsse, da er nicht in die Entgiftung muss, hatte ich nochmal nachgehakt. Ich war da ja doch schon sehr skeptisch.

    In die Entgiftung muss er wohl tatsächlich nicht, da bei ihm ein Alkoholmissbrauch vorliegt, aber NOCH keine Sucht. Er nimmt seitdem regelmäßig seine Termine in der Beratungsstelle wahr und hat sich nun auch einer Gruppe für Alkoholismus angeschlossen. Als er nach Hause kam, war er erst einmal ziemlich mies drauf. Er fühle sich in der Gruppe gar nicht wohl, weil er es nicht mag, vor anderen so offen über sich reden zu müssen. Reden ist eh nie sein Ding gewesen, er hat eher alles in sich hineingefressen und weggespült. Meine Antwort war nur, dass es nie angenehm ist, sich mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen, aber ich das gut finde, dass er das macht. Da meinte er zu mir, er macht es nicht für mich, sondern für sich selbst, weil es ihn selber ankotzt. Fand ich schon mal gut, aber ich habe Angst, zu hoffen.

    Im Moment läuft es besser zwischen uns beiden, aber ich merke auch, dass ich sehr misstrauisch bin, einfach aus der Angst heraus, dann doch wieder enttäuscht zu werden. Irgendwie ist es momentan nur ein Abwarten, was als nächstes passiert. Ich merke, dass bei mir irgendwo eine Grenze erreicht ist und wenn sich hier nicht entscheidend etwas ändert, es wohl für mich auf eine Trennung hinauslaufen würde. Gleichzeitig macht mich der Gedanke so unendlich traurig. Wir sind seit über 10 Jahren zusammen und haben viel zusammen durchgestanden. Ich liebe ihn und möchte ihn nicht verlieren, aber wenn der Alkohol stärker ist als ich, was für eine Chance habe ich dann noch? Ich befürchte, keine.

    LG Seerose

    Guten Morgen Freya,
    natürlich kann die Lügerei auch ein Charakterzug sein, aber wenn Du Deinen Mann anders kennen gelernt hast, dann denke ich, dass die Lügerei viel mit der Alkoholsucht zu tun hat. Ich habe meinen Freund mal gefragt, wie es sein kann, dass er mir so ins Gesicht gelogen hat. Da sagte er mir, aus Scham und auch, weil er wusste, dass ich ein Fass aufmachen würde, also wird geleugnet, versucht dem Stress aus dem Weg zu gehen. Ich glaube, diese Lügerei findest Du in jeder Sucht wieder.
    LG Seerose

    Ja Freya, Du beschreibst das sehr treffend. Man will ihm ja glauben und es fühlt sich ja auch so toll an, wenn erst einmal die vermeintliche Einsicht kommt. Um so größer war/ist natürlich jedes Mal die Enttäuschung.

    Ich freue mich, dass er seit einer Woche nichts getrunken hat, dass er zur Beratungsstelle geht, aber ich bin auch erst einmal an einem Punkt, wo ich sehr skeptisch bleibe. Ich bin halt schon zu oft auf die Fresse gefallen. Gott, mir wird jetzt erst bewusst, wie lange ich diesen Mist eigentlich schon mitmache.

    Stimmt, das mit der Alkoholfahne und dem Lügen kenne ich zu gut. Einmal hatte ich das, dass er mir Vorwürfe gemacht hatte, wie ich ihm so etwas unterstellen könnte und ich hatte schon gedacht: Sag mal, bin ich jetzt bescheuert? Dann später stellte sich heraus, dass ich Recht hatte und ich war geschockt, dass er mir so eine Szene machen konnte, obwohl er wusste, dass er mir gerade ins Gesicht lügt.

    Ich bleibe am Ball... Für mich, nicht für ihn. Hätte mir vor Jahren mal jemand gesagt, dass ich in so eine Situation gerate, ich hätte dem 'nen Vogel gezeigt.

    Habt noch einen schönen Tag.
    LG Seerose

    Hallo Morgenrot,
    nein, ich war nicht dabei. Ich weiß auch gar nicht, ob er wirklich über sein letztes Frustbesäufnis gesprochen hat. Schön wäre es. Die Beratungsstelle besucht er schon seit längerer Zeit regelmäßig. Damals wurde ihm nach entsprechenden Tests ein Alkoholmissbrauch, aber keine Abhängigkeit testiert. Wie es jetzt ist? Na ja, es gibt immer wieder diese Abstürze nach entsprechenden Situation, kein Dauerbesäufnis.

    Vor einem Jahr konnte er mich auch noch gut einlullen, man will es ja schließlich auch hören, aber jetzt bin ich schon skeptischer und vorsichtiger und schaue mal, was da jetzt wirklich passiert.

    Ich werde berichten :) Und danke fürs antworten.

    LG Seerose