Wir haben gestern noch ein bisschen hin und her geschrieben. Er wollte - wie zu erwarten war - alles so haben, wie wir es geplant haben. Er zieht zu mir und sucht sich hier einen Job. Auf meine Fragen wie er diesen Umzug finanziell stemmen will, bekam ich zur Antwort, dass er sich von seiner Schwester Geld leihen will. Ich war einfach neugierig was er antworten würde, inwieweit er sich Gedanken gemacht hat. Nicht nur um die derzeitige Situation zu meistern, sondern darüber noch hinaus. Ich weiß... das war nicht sehr nett von mir, Hoffnungen bei ihm zu säen, nur um meine Neugier zu befrieden (-> Schuld, Sun ). Aber alles ist, wie es immer war. Er bekommt Panik und der einfachste Ausweg ist die blöde Co, die sich doch bestimmt wieder erweichen lässt. Also macht man ihr erstmal böse Schuldzuweisungen, lenkt kurz darauf ein und beginnt wieder zu säuseln und Zukunftspläne zu schmieden.
Was er nicht einkalkuliert hat ist, dass die Co keine Co mehr ist, sondern eine Ex-Co... Ich kenne seine Psycho-Spielchen und sie hängen mir zum Hals raus. Alles in mir wehrt sich dagegen. Heute Morgen habe ich dieser Geschichte den finalen Endstoß verpasst. Habe ihm gegenüber noch ein paar Lebensweisheiten geäußert und habe ihn blockiert. Nun bin ich endgültig soweit, dass ich GAR nichts mehr von ihm hören möchte. Es reicht.
@ SoRo
Dann befinden wir beide uns gerade in einer ähnlichen Situation! Das ich mich gerade super fühle, kann ich zwar nicht sagen, aber ich bin mit mir im Reinen und das ist schon mal gut! Auch deine Geschichte klingt ein bisschen nach meiner. Aber egal, das haben wir ja hinter uns! Ich habe es auch keine Sekunde bereut!!!
@ Sun
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Weil Du abschließen möchtest und dabei nicht immer wieder gestört werden möchtest, weißte wie ich das meine?
Ja, genauso ist es, ich möchte nicht mehr gestört werden. Diese Worte treffen es ganz genau.
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Ansonsten ging mir gerade so durch den Kopf, auch besonders, wenn ich SoRo so lese, das der Alkie nun aber echt nicht an allem "schuld" ist.
Denn es handelt sich hier immerhin um 2 erwachsene Menschen, die sich auf eine Beziehung einließen.
Niemand wurde dazu gezwungen und auch ein CO kann jederzeit die Beziehung beenden, es gibt hier ja keine Leibeigenschaft mehr
Und was die '"inneren Zwänge" mal so angeht... die wurden ja AUCH meist in so einer Beziehung sehr gut ausgelebt.
Das "sich kümmern", das"gebraucht-werden", was einem CO so feine Machtgefühle vermittelt, das bevormunden einer erwachsenen Person, weil man nur allein weiß, was gut für den anderen ist,
das alles ist ja nu auch alles andere als gesund, näch?
Nönö... hier haben schon in den allermeisten Fällen BEIDE Beziehungspartner ihre Bedürfnisse ausgelebt.
Das die gesund sein müssen, sagt ja niemand
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Hm, da bin ich etwas anderer Meinung. Es kommt natürlich auch immer ein bisschen auf den Einzelfall an.
Gerade bei SoRo und mir war es ähnlich. Wir haben einen Mann lieben gelernt, der "normal" war. Bei mir war es nun so, dass ich viele Monate dachte er hätte einen BurnOut. Natürlich lässt man einen Menschen nicht fallen in so einer Krise und ist für ihn da. Tja und dann fand ich endlich den wahren Grund, der Alkohol. Ich steckte also schon in einer Situation fest, die sich aus anderen Gründen aufgebaut hatte. Natürlich habe ich ein Helfersyndrom, das hatte ich immer schon. Das wurde hier aber schamlos von ihm ausgenutzt, manipuliert. Ich finde nicht, dass mich eine Schuld trifft, weil ich bin, wie ich bin.
Sonst könnte man (was ja leider oft genug getan wird) auch einem Mädchen, das aufreizende Kleidung trägt, die Schuld geben, dass sie vergewaltigt wurde.
Schuld habe ich in einer Richtung, nämlich das ich mich zu lange auf dieses Spiel eingelassen habe. Ich habe mich zu oft von ihm "bereden" lassen, bin wieder von meinem Weg abgewichen und habe ihm eine weitere Chance gegeben. Das war irgendwie pervers... ihm habe ich damit immer wieder Hoffnung gemacht, die er gar nicht erfüllen konnte und das Scheitern war vorprogrammiert. Dadurch habe ich ihn immer weiter in seinen Sumpf getrieben, obwohl ich mir das Gegenteil für ihn gewünscht hätte. Das ist eine krankhafte Wechselbeziehung. Und wenn das hier jemand liest, der vielleicht gerade in einer ähnlichen Situation steckt, möchte ich hier wirklich mahnen: Überlegt euch gut, was ihr tut....
Ich habe eine nette Definition von Schuld gefunden:
Schuld im moralischen Sinne ist der Verstoß gegen das Gewissen und die sittlichen Normen nach freier Entscheidung. Schuld setzt die Freiheit des Individuums sowie dessen Einsicht in seine moralische Verantwortung notwendig voraus.
Wenn man nach dieser Definition geht, dann hat eigentlich keiner von beiden schuld. Der Co nicht, weil er manipuliert wurde und somit moralisch schon fast verpflichtet ist für den Alki dazusein und der Alkoholiker hat im weiteren Sinne keinen freien Willen, weil die Sucht ihn ja "zwingt". Und Einsicht in eine moralische Verantwortung hat ein Alki sowieso nicht.
Ich habe viel und lange überlegt warum mir das passiert ist. Ich glaube ich war ausgehungert nach einer wirklich guten Beziehung, nach Liebe, Zuneigung und ehrlichem Interesse. Wie heißt es oft: Man soll vorsichtig sein mit seinen Wünschen, sonst werden sie noch Wirklichkeit! So war es bei mir... meine Wünsche sind Wahrheit geworden... Wenn man Wünsche hat, dann muss man diese sehr präzise äußern. Das ist meine Lektion.
Liebe... nein die hat in einer so kaputten Beziehung keinen Platz mehr. Da gibt es nur noch den Kampf um das tägliche Überleben. Er hat sich bei mir auch nicht aus Liebe gemeldet, sondern einfach nur, weil ihm die Zeit knapp wird.
Zitat
Wie auch immer, ich bin der Meinung, der CO tut auch seinen Teil zur Aufrechterhaltung einer kranken Beziehung bei.
Und auch seine (ich sag mal, nicht ganz gesunden) Bedürfnisse/Defizite werden in einer Bez. mit einem nassen Alkie ausgelebt und befriedigt.
Darum kann ich nur dringend dazu raten, nach der ersten Enttäuschung und verrauchten Wut mal auf sich selbst zu schauen, was da los ist innendrin?
Denn ansosnten hat man bald den nächsten nassen Alkie am Start oder anderweitig Hilfsbedürftigen.
Muss ja nicht zwangsweise immer n Säufer sein
Ja, das sehe ich genauso! Schuld hat hier niemand, aber man trägt ganz entscheidend dazu bei, dass diese kranke Beziehung aufrechterhalten wird. Das liegt an den eigenen Unzulänglichkeiten und denen des anderen.
Ein Blick nach innen ist die logische Schlußfolgerung, sonst wird man diesem Teufelskreis nicht entkommen. Das ist aber auch keine Sache die von heute auf morgen geht, das braucht Zeit und sehr viel Arbeit....
Ich wünsche euch allen (und mir ) viel Kraft und den Willen etwas im Leben zu ändern... sei es endlich kranke Strukturen loszulassen oder aber einem Leben ohne Alkohol. Ich denke das lohnt sich... mal sehen...
LG Syrinx