Beiträge von Carl Friedrich

    Zitat von luzider Träumer


    Wenn dieser Sommer ohne Alkohol hinter mir liegt, dann wirds im nächsten bestimmt schon einfacher, da mein Suchtgedächtnis ja dann immerhin schon einen trockenen Sommer erleben durfte.

    Hallo!

    Da ist was dran. Letzten Sommer dachte ich wesentlich häufiger an den Konsum von Alk. Teilweise war es ein innerer Kampf gegen das Suchtverlangen.

    Diesen Sommer -bezeichnen wir die Jahreszeit einfach mal so- geht geht es wesentlich leichter.

    Aber werde bitte nicht leichtsinnig. Erst mal muss Du diesen Sommer schaffen, dann den Herbst, die Weihnachtszeit usw. bis mal wieder Sommer ist. Überall lauern Gefahren. Ich sage nur "Weihnachtsmarkt, Weihnachtsessen, Betriebsfeier ..."

    Bring das erst mal alles unfallfrei hinter dich, dann kannst Du dich nächstes Jahr mit dem dann anstehenden Sommer befassen.

    Grüßend und viel Glück wünschend
    Carl Friedrich

    Hallo!

    Das ist schon eine Hausnummer. Gratulation.

    Aber die Andeutung, dich hier stärker einzubringen, kann ich nur nachdrücklich unterstützen. Von wem sollen denn die Neuankömmlinge lernen? Von den Langzeittrockenen. Die wissen genau, wie es geht.

    Gruß Carl Friedrich

    Dann setzte ich mal hier fort:

    Den zweiten alkoholfreien Urlaub habe ich unbeschadet verbracht. Suchtdruck stellte sich wenige Male und nur dezent ein. Ich bin halt darauf vorbereitet gewesen, dass er sich womöglich dann meldet, wenn ich in Situationen komme, in denen ich früher getrunken habe.

    In Restaurants stellte sich erst keiner ein, obwohl meine Frau zum Essen regelmäßig Wein getrunken hat.

    Ich bin jetzt in einem Stadium angelangt, in dem sich die Mechanismen der Trockenarbeit eingeschliffen haben. Das ich Wasser und ggf. einen Saft zum Essen order, ist mir so was von in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich nicht mal über Alk nachgedacht habe. Sehe ich trinkende Leute in einer Kneipe o.ä. mache ich automatisch einen Bogen.

    Ich habe in letzter Zeit hier im offenen, als auch im geschlossenen Bereich wenig geschrieben, aber einiges gelesen. Warum? Weil ich nichts Wissens- und Mitteilenswertes erlebt habe, dass mit unserer Krankheit im Zusammenhang steht. Und zum zigsten Mal zu schreiben, welche Strategie der Risikominimierung ich betreibe, habe ich dann auch keine Lust zu.

    Fortsetzung folgt.

    Gruß Carl Friedrich

    Hallo atze!

    Also so wie erwartet. Behälst Du deinen Nebenjob? Ich gehe davon aus, dass er nicht auf die Rente angerechnet und keine weiteren Beiträge an die Krankenkasse zu entrichten sind.

    Gruß Carl Friedrich

    Hallo Martin!

    Da ist was dran. Man muss jeden Tag in sich hinein hören. Stimmt da was nicht, zügig gegensteuern.

    Gottlob habe ich so unaushaltbaren Druck noch nicht verspürt und hoffe, das bleibt auch so.

    Der Rückfall des SHG-Kollegen hat mich gestern schwer berührt, zumal der Herr ein richtiger Symphatieträger ist. Es macht einfach Freude, sich mit ihm auszutauschen. Heute bin ich schon wieder besser drauf.

    Gruß Carl Friedrich

    Zitat von Seidenraupe


    ... aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das zweite Jahr
    seine Tücken haben kann.

    Dank allen Gratulanten.

    Ja Seidenraupe, das glaube ich auch. Ich komme gerade von meiner SHG "vor Ort". Dort hatten wir die letzten 5 Wochen einen Herrn vermisst, der nach 18 Monaten rückfällig wurde.

    Wir haben heute seinen Rückfall thematisiert. Er hat sich mehrere Tage lang angedeutet und linear aufgebaut, da mehrere familiäre sowie sonstige private Sorgen nebst einer negativen Grundstimmung zusammenkamen. An Karfreitag ging er lange spazieren und suchte auf dem Rückweg eine Kneipe auf. Dann folgte ein 14-tägiger Vollrausch, es ging morgens los, über den Tag Bier und abends wurde noch Ouzo draufgekippt sprich die alte Schlagzahl wurde binnen kürzester Zeit wieder erreicht. Der Kontrollverlust trat schon nach dem ersten Bier ein. So viel zu dem Thema "Kontrolliertes Trinken" nach einer gewissen Phase der Abstinenz.

    So eine Schilderung macht schon Eindruck. Was kann ich tun, wenn der Druck schier nicht mehr auszuhalten ist? Reden, reden, reden mit meiner Frau, Mitgliedern der SHG , hier um Hilfe bitten, irgendwie auf mich aufmerksam machen. Dazu essen und trinken (Wasser/Tee, Schorlen) und/oder mich auspowern.

    Gruß Carl Friedrich

    Fortsetzung:

    Heute jährt sich meine Abstinenz zum ersten Mal. Anfangs rechnete ich in Tagen, dann in Wochen, später in Monaten. Mal schauen, in welchen Einheiten ich zukünftig mein abstinentes Leben rechnerisch erfasse, sofern ich nicht "verunfalle".

    Ich wähne mich grundsätzlich auf einem guten Weg und empfinde schon so etwas wie Stolz auf diese Leistung. Doch gilt es weiterhin, äußerst achtsam zu bleiben.

    Was unternehme ich gegen gelegentlichen Suchtdruck?

    Mich hinterfragen, warum ich ausgerechnet jetzt trinken will? Meine Antwort auf diese Frage: "Da läuft was verkehrt. Evt. Probleme lassen sich sicherlich anders lösen, auch wenn Du momentan den richtigen Weg (noch) nicht siehst. Das braucht halt Zeit und Geduld."

    Dazu halte ich mir mehrere Teilnehmer meiner ehemaligen ambulanten Therapie und meiner SHG vor Augen, die mir glaubhaft von ihren Rückfällen berichteten, wie sie in kurzer Zeit wieder alte Schlagzahlen erreichten, da ein moderates Trinken für uns nicht mehr möglich ist.

    Dazu unterrichte ich meine Frau, trinke erst mal Wasser und esse etwas, um mich sodann durch eine Beschäftigung, die mir Freude macht, abzulenken. Das hat bislang stets geholfen.

    Gruß Carl Friedrich

    Hallo Wolfgang!

    Vor ziemlich genau einem Jahr stand ich vor der gleichen Frage. Ich habe dann, dank entsprechendem Druck meiner Familie, bei der Suchtberatung vorgesprochen und dort geklärt, ob und ggf. welche Therapie in Betracht kommt. Eine ambulante Therapie aus wöchentlichen Gruppen- und 14-tägigen Einzelgterminen ist nun wirklich nicht so zeitaufreibend und anstrengend, dass man sie nicht mit dem Job kombinieren kann, zumal Fälle von berufsbedingten Abwesenheiten entschuldigt und nachgeholt werden können, so meine Erfahrung.

    Mir hat diese Therapieform jedenfalls geholfen.

    Warum klärst Du deine Möglichkeiten nicht erst mal mit der Suchtberatung ab und entscheidest anschließend?

    Gruß Carl Friedrich

    Zitat von Seco52

    bin jetzt wieder aus eigener Kraft 8 Tage trocken und ohne Medikamente. Aber ich bin den ganzen Tag müde. Hat bestimmt was mit dem Entzug zu tun...

    Hallo!

    Die Frage kann dir nur ein Arzt nach gründlicher Untersuchung einschließlich eines großen Blutbildes incl. des Vitaminspiegels beantworten.

    Trinkst Du ausreichend Wasser? 2l mindestens/Tag? Nimmst Du genügend Vitamine zu Dir?

    Gruß Carl Friedrich

    Ich bin zwar nicht Carl Heinz und weiß nicht, wie oft, in welchen Abständen und in welcher Heftigkeit bei anderen Suchtdruck auftaucht.

    Bei mir war da keine Konstante drin. Es ist halt unterschiedlich. Anfangs d.h. im ersten halben Jahr meiner Abstinenz waren die Abstände wesentlich kürzer, mal war er stärker, mal schwächer. Nach einem halben Jahr wurden die Abstände immer größer und eine richtig heftige Attacke hatte in diesem Jahr 2016 keine mehr. Das heißt aber nicht, dass sich jederzeit wieder eine einstellen kann. Die allermeisten Fälle von Suchtdruck verliefen bei mir sehr leicht und waren rasch beigelegt. Ausgelöst wurde sie zumeist durch Situationen, in denen ich früher getrunken habe. Halt dir dies vor Augen, dann weist Du, wann es dich erwischen kann. So bist Du wenigstens etwas vorbereitet.

    Nein ein Tagebuch habe ich darüber nicht geführt, ich wäre nicht mal auf die Idee gekommen.

    Gruß Carl Friedrich

    Hallo Frisco!

    Das ist halt das Heimtückische an dem blöden Suchtgedächtnis. Es ist in unserem Gehirn festgebrannt. Du wirst es nie mehr los. Es wird sich immer wieder melden. Mit der Zeit werden die Abstände jedoch deutlich größer, auch verlaufen die Attacken unterschiedlich intensiv, mal mit scheinbarer Brachialgewalt, mal sanft nach der Devise steter Tropfen höhlt den Stein. Langzeittrockene in meiner SHG bestätigten mir dies. Auch sie werden gelegentlich noch heimgesucht. Ein pensionierter Gymnasiallehrer schilderte prägnant, dass Alk bei ihm normalerweise gar keine Rolle spiele, aber manchmal merke er schon am Morgen, dass er heute besonders auf sich aufpassen müsse. Er hört halt in sich hinein und merkt, dass sein Körper auf bestimmte Veränderungen regiert.

    Und die eine oder andere heftige Attacke musste ich auch über mich ergehen lassen, das gehört nun mal zur Abstinenz dazu. Zuletzt gab es bei mir nur milde Anfälle, die ich rasch auskontern konnte, indem ich mich mit anderen Dingen befasst habe, die mir Freude machen. Dazu habe ich stets viel getrunken wie Wasser, Kaffee, Tee, Saftschorlen, auch mal eine Cola.

    Und vergiss nicht, zufriedene Abstinenz erreicht man nicht in wenigen Wochen, das dauert Monate und Jahre. Genau genommen ist es ein lebenslanger Prozess. Ich fühle mich heute wesentlich besser, als noch im Sommer 15, als ich so weit war wie Du jetzt.

    Lies dich weiter ein. Zum Suchtdächtnis gibt es noch hoch interessante Ausführungen in der Suchtfibel von Schneider.

    Gruß Carl Friedrich