Beiträge von Jonas1986

    Melde mich mal wieder zurück. Mein Zustand hatte sich letzten Monat derart verschlechtert, dass ich dachte es geht nichts mehr. Dabei war es wohl mehr die Psyche, die mir zu schaffen machte, als der reine Alkohol an sich. Körperlich und nervlich war ich ziemlich am Ende. Wollte mich dann sofort in eine Tagesklinik einweisen lassen, die hatten allerdings keinen Platz frei. Ich entschloss mich dann kurzerhand zu meiner Mutter zu fahren und verbrachte dort zwei Wochen in denen ich nichts getrunken habe. Das klappte sogar erstaunlich gut. Ich konnte einigermaßen schlafen und das Verlangen Alk zu trinken hielte sich in Grenzen.

    Jedoch fühlte ich mich weiterhin total schlapp und musste ständig aufpassen nicht umzukippen. Dann bekam ich plötzlich Ohrensausen, das nicht mehr wegging. Also ab zum Arzt und mir was gegen den hohen Blutdruck verschreiben lassen. Glücklicherweise erhielt ich diesmal ein Medikament, das bei mir keine Nebenwirkungen zeigte und mein Blutdruck pendelte sich schnell auf 120, 130 ein. Doch meine Symptome blieben und das bis heute. Es gibt Tage da geht es besser, aber die kann ich im Monat an einer Hand abzählen. Und so langsam kommt die Angst hoch, dass es was ernsthaftes ist.

    Erneute Blutwerte sind weiterhin völlig unauffällig, Leber und Nieren arbeiten laut Arzt einwandfrei. EKG unauffällig usw. Demnächst wird mein Kopf untersucht. Ich habe meine Ernährung umgestellt, esse fast nur noch gesund, habe mir Vitamin D Tabletten besorgt und trotzdem geht es mir vom Gefühl eher immer schlechter. Ich spüre immer mehr eine Art Druck im Kopf/Gesicht, habe wie gesagt so Schwindelanfälle, bin total unkonzentriert und kriege immer mehr rote Flecken im Gesicht, was mich dann noch zusätzlich belastet. Irgendwie scheint mir völlig die Energie zu fehlen und ich weiß gar nicht mehr so richtig an wen ich mich wenden soll. Ich kann nicht sagen, ob es psychisch oder körperlich ist. Aber die Beschwerden sind in beiden Fällen vorhanden und schränken mich halt enorm ein. Die Lebensfreude geht halt den Bach runter. Würde so gerne eine Lösung finden, aber irgendwie glaube ich nicht mehr dran...

    Liebe Grüße
    Jonas

    Hallo liebes Forum,

    länger her, dass ich mich meldete. Deshalb möchte ich über meinen aktuellen Stand berichten.

    Die Zeit in der Klinik habe ich erfolgreich absolviert. Jedoch hat es nur ungefähr eine Woche gedauert und ich begann wieder zu trinken :( Die ersten Tage nach der Klinik fühlte ich mich richtig gut, doch dann kam wieder einer dieser abende wo ich durchgedreht bin. Eine heftige Panikattacke ließ mich die ganze Nacht nicht schlafen. Ich war wieder voll in meinem Film. Zwar bekam ich weiter ein Antidepressiva verschrieben, dass jedoch keine Wirkung zeigte. Mein Hausarzt sagte mir auch, es wäre nur ein ganz leichtes. Für mich war das in dem Moment wie ein Rückfall in schlimmste Zeiten, wenn ich diese Angst hatte. Ich kann mich dann selbst nicht mehr kontrollieren und habe das Gefühl ich bekomme einen Nervenzusammenbruch.

    Am nächsten Tag holte ich mir dann die gewohnte Ration Alkohol und zog mein Programm konsequent durch. Was mir auffiehl, ich fühlte mich von Tag zu Tag schwächer. Eines morgens wachte ich auf mit starken Kiefer- und Kopfschmerzen. Ich schaute in den Spiegel und sah, dass ein Stück von meinem Backenzahn abgebrochen ist. Dazu muss ich sagen, ich beiße schon sehr lange auf meinen Zähnen herum, aber es ist anscheinend stressbedingt viel extremer geworden. Ich habe seit der vorletzten Woche immer wieder mal mit Alk einen Tag ausgesetzt, weil ich mich so matt fühlte, aber dann waren die Abende/Nächte der reinste Horror.

    Gestern bin ich zum Hausarzt, er fragte, ob ich wieder in die Klinik möchte, ich verneinte und bat um Medikamente um es irgendwie in den Griff zu kriegen, diese Angst. Er verschrieb mir daraufhin ein anderes Antidepressiva und gegen die akute Angst ein weiteres Medikament. Ich beschloss nichts zu trinken und gegen abend drehte ich wieder durch. Also nahm ich eine von den Tabletten zu denen mein Hausarzt sagte, ich solle sie nur in Notfallsituationen nehmen, da sie beinahe sofort abhängig machen. Jedoch blieb eine wirklich spürbare Wirkung aus. Doch ich habe es zumindest - mit viel Willen - geschafft einschlafen zu können. Normalerweise wäre das in dem Zustand nicht möglich gewesen.

    Ich bin da wieder echt in einem Teufelskreis. Trinke ich nichts, kommt die Angst (die anscheinend aber gar nicht soviel mit dem Alk zu tun hat), trinke ich was kann ich schlafen, aber fühle mich danach total schlapp. Ich habe halt auch wirklich Angst dieses Antidepressiva zu nehmen, weil mich jede Nebenwirkung verrückt machen könnte. Und die anderen Tabletten zu nehmen würde mich wohl in einen noch tieferen Sumpf der Abhängigkeit reiten lassen. Hm, momentan steht bei mir Verzweiflung an oberster Stelle :(

    Liebe Grüße
    Jonas

    Hey, entschuldigt bitte, dass ich nicht weiter berichtet habe, aber es hat es was gedauert bis ich wieder Internet hatte.

    Tag 2:
    Sehr schläfrig aufgewacht. Mich unter die Dusche gequält, gefrühstückt, Medikamente eingenommen. Insgesamt waren es drei + ein blaues Zeug, das ich trinken musste. Die Medikation wurde von Tag zu Tag herabgestuft. Von Entzugserscheinungen hatte ich bislang nicht gespürt. Allmählich kam ich in ausführlichere Gespräche. Viel hatte man halt nicht zu tun. Ich glaube, ich habe noch nie soviel geraucht in meinem Leben, auch nicht im Suff :) Es war irgendwie ein total befreiendes Gefühl mich mit anderen auszutauschen, viele waren wesentlich schlimmer dran als ich. Ich unterhielt mich mit einem Beamten, der mit 3,2 Promille eingeliefert wurde und, laut seinen Aussagen, die Hölle durchmachte, da er erstmal auf 0 kommen musste. Ich spüre, allmählich kam ich an und wurde auch lockerer, konnte lachen, musste nicht mehr so viel über die Situation nachdenken. Dennoch wirkten die Medikamente am zweiten Tag noch sehr stark, so dass ich viel schlief und abends wie ein Stein ins Bett fiel.

    Tag 3:
    6:45 wurde ich aufgeweckt. UNd ja, ich war wesentlicher fitter und klarer im Kopf. Vorallem auch weil ich wusste, heute gibt es was zu tun. Also ging ich gutgelaunt zum Frühstück, machte mit den anderen Späßchen, danach duschen und ab zur Ergotherapie. Ich überlegte mir, was ich denn dort machen könnte. Eine Mitpatientin brachte mich auf die Idee - weil ich ihr tags zuvor sagte, dass mir ihr Armband so gut gefiel, welches sie wiederum in der Ergo bastelte - das könnte ich doch auch machen. Naja der Wille zählte zumindest :) Nach dem Mittagessen durfte ich auch das erste mal raus, zwar nicht allein, aber ich ging mit einem älteren Mann, ebenfalls Alki, mit dem ich mit mich von Anfang an super verstand, und wir spazierten bei strahlendem Sonnenschein anderthalb Stunden durch den Wald. Wann habe ich sowas zuletzt gemacht... Zurück in der Klinik schlief ich dann erstmal zwei Stunden. Am abend saß ich dann mit einigen im Gruppenraum und wir erzählten, quatschen, lachten bis spät in den abend. Das mag jetzt alles so super duper toll klingen, aber im Endeffekt erzähl ich es meiner Gefühlslage. Und die ist nunmal, dass es mir soo gut geht wie schon lange nicht.

    Durch die Medikamentenreduktion merke ich zwar schon, dass ich immer klarer werde und mir der ganzen Situation bewusst bin, aber komischerweise hindert es mich nicht daran, gut drauf zu sein und - Gott sei dank - gut schlafen zu können. Seit dem vierten Tag nehme ich auch nichts mehr gegen den Entzug. Was meine Blutwerte betrifft, die sind - warum auch immer - vorbildlich. Auch dieses ZWischenmenschliche tut mir sowas von gut. Klar gibt es den ein oder anderen, von dem ich mich fernhalte, aber ich bin sehr froh darüber, dass ich allgemein sehr gut aufgenommen wurde und man mich sogar auch zu schätzen weiß.

    Ferner möchte ich dennoch sagen, dass dies grad nur der allererste Schritt ist. Es wird, und das weiß ich, eine verdammt harte Zeit auf mich zukommen!!! Ich hoffe, dass ich dem ganzen Stand halten werde.

    Ich werde nochmal abschließend berichten, wenn ich die Klinik verlassen habe, sage jetzt aber schonmal ein großes DANKESCHÖN an alle, die mir zu diesem Schritt geraten haben. Es war es jetzt schon sowas von wert!

    Liebe Grüße
    Jonas

    Möchte kurz mal über den ersten Tag in der Klinik berichten. Als ich ankam wurde ich sofort freundlich empfangen. Ich war sehr nervös und unruhig und bekam kaum einen Satz raus. Ich wurde gefragt warum ich hier, man untersuchte mich, zeigte mir die Station und dann war ich erstmal für mich. Es gab darauf dann Mittagessen und bekam nichts runter. Ich sah dort dann erstmals das ganze Spektrum. Von Schwerstkranken bis normalos war alles vorhanden. Ich war als definitiv nicht alleine.

    Nachdem Essen bekam dann auch erstmals meine Medikamente. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten und ich fühlte mich ausgeglichener, man könnte sagen ziemlich normal. Allerdings auch sehr müde. Also zog ich mich zurück und schlief etwas. Von Entzug war keine Spur zu merken. Abends unterhielt ich mich dann mit einigen Patienten. Man hatte mir locker aufgenommen. Anschließend spielten wir noch etwas.

    Gegen 9 legte ich mich ins Bett. Ich verspürte nur minimale Begleiterscheinungen und konnte danach wunderbar bis zum nächsten morgen durchschlafen. Ein sehr positiver Effekt. Heute fühle ich mich schon etwas wohler. Am Nachmittag gibts Kuchen und danach gehts zu Akupunktur.

    Ich werde bei Interesse weiterberichten.

    Danke garcia,

    ich sitze momentan hier mit Tränen in den Augen. Einerseits wegen der netten Worte, andererseits weil ich betrübt bin, dass es jemals so weit kommen konnte. Es ist so eine verfluchte Droge, die mich mit mittlerweile 30 Jahren dazu zwingt, mir nicht mehr selbst helfen zu können. Dabei war diese Droge anfangs nur dafür gedacht die Nachwirkungen einer anderen Droge loszuwerden.

    Dass es irgendwann so kommen muss ist mehr als nur logisch. Die morgendlichen Kotzrituale kann man mit den Jahren verdrängen, die Flasche Sekt, die ich brauche, um auf ein normales Feelig zu kommen, ebenso. Aber dass ich mittlerweile vom Gefühl her nichts mehr auf die Reihe krieg' tut weh. Vom Kopf her war ich lange Zeit immer ziemlich klar. Ich merke, dass es nicht mehr so ist. Alles fällt mir wesentlich schwerer und wenn ich den Spiegel schaue, sehe ich einen kranken Mann. Ich kann es einfach nicht mehr vertuschen, man sieht es offensichtlich.

    Dank euch :)

    Oh man ich hab jetzt schon ne riesen Angst, wenn ich an morgen denke. Allein die Tatsache mit fremden Menschen in einem Raum zu schlafen macht mich verrückt. Dazu noch der Entzug und ich kann kein bisschen beurteilen wie mein Körper reagieren wird. Jetzt hätte ich gerne jemanden an meiner Seite, der mir hilft das durchzustehen. Puh ich bin mal gespannt was das so gibt.

    Hallo,

    entschuldigt bitte, dass ich mich jetzt erst zu Wort melde. Ich bin letzte Woche bei meinem Hausarzt gewesen und habe ihm alles erzählt. Er hat sofort verstanden worum es ging und mir eine Einweisung in eine psychatrische Klinik empfohlen. Gestern habe ich dort angerufen und am 15.01. werde ich aufgenommen. Man sagte mir, dass ich für ca. 10 Tage dort sein werde. Ich kann mir das alles noch gar nicht so richtig vorstellen, aber irgendwie habe ich momentan das Gefühl, ich werde von Tag zu Tag schwächer und ich sehe es auch, wenn ich in den Spiegel schaue...

    Ich denke, es ist der richtige Weg, den ich nun gehen will und ich hoffe, dass ich den Ehrgeiz dazu habe. Ich kenne mich selbst am besten. Wenn es mir gut geht, brauche ich das alles nicht und es ist ja gar nicht so schlimm, rede ich mir dann ein und machs mir wieder bequem. Das klingt verdammt feige und ja, das ist es auch. Aber ich bin jetzt seit zwei Tagen auf den Beinen, weil ich nicht schlafen kann. Ich glaube jetzt muss was passieren.

    Hallo liebes Forum,

    ja ich muss gestehen, es fällt mir echt unglaublich schwer mich jemandem zu offenbaren. Vor allem meinem Hausarzt, der mich lange kennt. Es ist dieses Gefühl der Blöße und des Schwächezeigens, selbst meine Eltern und Geschwister wissen nichts von meinem Problem. Noch dazu ist es mir sehr sehr peinlich. Aber es nützt ja nichts...

    Die letzte Nacht war übrigens alles andere als angenehm. Ich habe getrunken, zwar nicht ganz so viel wie sonst, aber schon ordentlich. Als die Wirkung des Alkohols nachts nachließ, fühlte ich mich wie benommen und geriet wie so oft in Panik. Ich bin fast drei Stunden benebelt durch die Wohnung gelaufen und wusste nicht, was ich machen soll. Habe dann angefangen aufzuräumen, versucht Fern zu sehen... Dann habe ich angefangen ein Buch zu lesen und kam wieder runter. Erst als ich total erschöpft und müde wurde, hat sich mein Körper beruhigt und bin gegen halb 6 eingeschlafen. Ich kann mittlerweile gar nicht mehr sagen, ob das rein körperliche oder seelische Symptome sind. Ich weiß nur, dass ich mich in letzter Zeit sehr merkwürdig fühle.

    Fast immer, wenn der Pegel nicht ausreicht um wegzupennen, ich aber kurz davor bin, zuckt mein ganzer Körper zusammen, wie als würde man im Traum irgendwo runterfallen. Das passiert mittlerweile 5, 6 Mal und dann bin ich weg. Da ich sowieso sehr anfällig bin und immer sehr - bestimmt zuviel - meinem Körper lausche, steiger ich mich dann so hinein, dass es zur Quälerei wird. Ich habe bereits eine dreijährige Verhaltenstherapie hinter mir, die mir auch längere Zeit geholfen hat, aber nun kriege ich es nicht mehr hin, meinen Körper zu überlisten. Natürlich habe ich der Therapeutin damals nichts von meinem Alkoholkonsum erzählt, da sofort klar war, ich hätte die Therapie sonst nicht machen dürfen... Meine erste Anlaufstelle davor war eine Klinik, in der man mir Antidepressiva verschrieb, die ich aber nach drei Tagen abgesetzt habe, weil ich ganz schlimme Magenkrämpfe bekam...

    Ihr merkt schon, bei mir ist einiges im Argen und der Alkohol war bislang immer meine Rettung, so konnte ich wenigstens ein halbwegs normales Leben führen. Und jetzt kommt die Gesundheit ins Spiel und ich erkenne, dass es so nicht weitergeht. Ich weiß grad echt gar nicht mehr, wo ich anfangen soll...

    Hallo Carl Friedrich,

    es ist für mich grad einfach seltsam, dass sich die Dinge so schnell ändern. Ich fühle mich irgendwo ziemlich überfordert, weil ich nicht weiß, wie ich das nun handhaben soll. Ich habe bei vier Ärzten angerufen und alle haben auf den Notdienst im Krankenhaus verwiesen. Dort war ich nur das zweite Mal innerhalb von drei Tagen und wurde sofort wieder abgespeist. Der erste Arzt gab mir was zum Schlucken gegen den Blutdruck, der zweite verschrieb mir nun das edit Martin:bitte keiine Medikamente nennen, danke , was meines Wissens ein ACE-Hemmer ist und kein Betablocker. Aber ich verstehe deine Sichtweise natürlich, teilweise schüttel ich auch mit dem Kopf...

    Andreas,
    dass ich ohnmächtig wurde war vor ca. 2 Wochen. Man wollte mich dort behalten, aber ich wollte heim. Vor drei Tagen hatte ich eine starke Rötung unterhalb der Augen und bin zum Notdienst. Dort hatte ich einen Blutdruck von 179. Da bekam ich was zum Schlucken um den Wert zu senken. Als ich heute wieder dort war, misste man 140 und sagte, eine leichte Erhöhung. Da ich keine wirkliche Auskunft bekommen habe, warte ich nun lieber bis mein Hausarzt wieder da ist.

    Hallo Andreas,

    mein Arzt hat bis zum 03.01. Urlaub. Solange werde ich das Medikament lieber absetzen. Mir ist bewusst, dass ein Entzug hart wird. Neben den körperlichen Symptomen ist es allerdings auch der psychische Stress, der mich an meine Grenzen treibt und sich dann körperlich niederschlägt. Das kenne ich nur zu gut.

    Danke Seidenraupe,

    ich habe leider momentan niemanden, der für mich da ist. Eigentlich auch nicht so schlimm, außer an so Tagen wie heute. Ich werde wohl die einfachste Variante wählen und trinken. Da ich das Medikament heute zum ersten Mal genommen habe, wird es mich wohl nicht gleich umhauen, rede ich mir mal ein... Besser als mich wahnsinnig zu machen, ich glaube, das würde mir momentan mehr schaden.

    Vielen Dank für eure Antworten :) So wie ihr schreibt, ist mein Zustand alarmierender als ich dachte. Und dass ich mit dem Trinken nicht einfach so aufhören soll, macht mir noch mehr Sorgen. Denn heute morgen bin ich ins Krankenhaus - Hausarzt hat Urlaub - um mir endlich Tabletten gegen den hohen Blutdruck zu besorgen. Der Arzt verschrieb mir edit Martin:bitte keine Medikamentennamen nennen, danke. Ich sagte ihm zwar, dass ich viel trinke, aber er hatte wohl keine Zeit mir annährend zuzuhören.

    Als ich zuhause war nahm ich bereits die erste Tablette, auch in der Hoffnung zu sagen, heute trinke ich mal nichts. Was ich bislang gelesen habe, wirkt edit in Kombination mit Alkohol wesentlich stärker und ist nicht ungefährlich. Jetzt sitze ich hier und drehe innerlich durch. Der Gedanke heute nichts trinken zu können löst extremen Stress aus. Mein Magen wird wieder steinhart, ich atme schwer und weiß jetzt schon, dass ich nicht zur Ruhe kommen werde. Bin kurz davor zum Supermarkt zu fahren um einzukaufen. :(

    Hallo,

    ich heiße Jonas und bin 29 Jahre alt. Es ist für mich das erste Mal, dass ich offen über mein Alkoholproblem sprechen möchte. Es fällt mir zwar auch hier nicht leicht, aber ich denke es ist an der Zeit, dringend mein Leben zu ändern.

    Ich trinke nun seit gut 10 Jahren beinahe täglich. Es wird wohl immer nach dem Grund gefragt, wie es dazu kam. Der ist bei mir leicht zu erklären. In meiner Jugend habe ich nur sehr selten mal was getrunken. Mit 15 fing ich an zu kiffen. Mit 17 versuchte ich das erste Mal Speed. Insgesamt 4 bis 5 mal, danach machte sich mein Körper bemerkbar, indem ich mich rund um die Uhr unwohl fühlte und Panikattacken bekam. Das war mir damals alles nicht bewusst, ich merkte nur, irgendwas stimmt nicht. Man geht dann mal zum Arzt, lässt sich durchchecken und bekommt die Aussage, man sei kerngesund. Ich brach die Schule ab, weil ich innerlich durchdrehte, konnte nachts nicht mehr schlafen und wusste nicht, was ich dagegen tun sollte. Meine Mutter konnte mit meinem Problemen nicht viel anfangen, sie wusste keinen Rat und ich bekam oft zu hören, ich seie nur faul und solle mich nicht anstellen. Nachdem ich gute 3 Monate fast nur noch daheim verbracht habe, ging ich eines abends widerwillig mit auf eine Party von nem Freund. Dort trank ich dann etwas Alkohol und aufeinmal fühlte ich mich wieder wie ein normaler Mensch. Meine merkwürdige Sichtweise auf die Welt, die ich zuvor permanent hatte, war wie weggeblasen, ich war aufeinmal wieder fröhlich, redseelig und habe nach langer Zeit endlich mal wunderschön durchschlafen können... Das ist für mich aus heutiger Sicht das Schlüsselerlebnis.

    Ich habe mich dann zwei Jahre gequält, die abendliche Einschlaf-Tortur 3 bis 4 Mal pro Woche mitgemacht, bis ich mit 19 Jahren entschieden habe, jetzt hole ich mir einfach jeden abend was zum Trinken und alles ist in Ordnung. Ich habe mir nie versucht was einzureden, wusste damals schon, dass es mich auf Dauer nicht glücklich machen kann, aber mich bewusst dazu entschieden. So ging es dann los, dass ich jeden abend meine 4, 5 Flaschen Bier trank, dabei meist laut Musik hörte, Freunde anrief zum Quatschen, um danach zufrieden ins Bett zu fallen.

    Mein Körper baute dann mit der Zeit die berühmte Toleranz auf und so stieg ich mit 21 Jahren von Bier auf Weißwein um. Dazu gab es noch eine Schachtel Boonekamp jeden abend. Ich war voll im Rhythmus, fühlte mich pudelwohl und habe dann auch meine erste richtige Freundin kennengelernt. Da wir uns nicht regelmäßig sehen konnten, haben wir jeden abend telefoniert und immer schöne Gespräche geführt. Und wenn wir uns sahen, konnte ich das Trinken gekonnt in den Hintergrund rücken. Reden wurde erst zum Problem, wenn ich mehr trank, als ich gewohnt war, was bis dato selten vorkam.

    Erst mit ca. 25 änderte ich meine Trinkgewohnheiten. Es blieb zwar immer dabei nur abends zu trinken, aber ich bekam regelmäßig Sodbrennen vom Wein und Bedenken, mir ständig diese billige Boonekamp Plörre reinzuschütten. Also stieg ich um auf Sekt. Zuerst eine Flasche Sekt + 2 Bier. Wenig später zwei Flaschen Sekt, immer mit dem Gedanken maximal die Hälfte der zweiten Flasche zu trinken. Als ich merkte, dass mir das nicht reichte, fing ich wieder an zu kiffen. Ich tat dies ganz bewusst um die Wirkung zu steigern, aber nicht mehr trinken zu müssen als ich wollte. Je länger ich dies tat, desto erschöpfter fühlte ich mich am nächsten Tag. Aber im Großen und Ganzen war ich gefühlt immer stets auf Augenhöhe. Dachte ich...

    Mit 27 wurde alles plötzlich anders. Meine Freundin verließ mich, ich fing an immer mehr zu trinken, versuchte meine Gefühle auszuschalten. Die Kater wurden heftiger, meine Gefühlslage immer sentimentaler. Nebenbei machte ich noch meine erste Aubildung zum Bürokaufmann. Lustlos nahm ich den Wisch zur bestandenen Prüfung entgegen. Wie kann man sich über etwas berufliches freuen, wenn das private Leben den Bach runter geht... Dachte ich zuerst. Dann rappelte ich mich wieder auf, weil ich merkte, ich lasse zu stark nach. Fing an Sport zu machen, ging ins Fitnessstudio, spielte abends Fußball mit den Jungs. Dabei natürlich immer die Flasche Sekt am Rand stehen. Das wurde dort eher mit Humor genommen, als dass sich einer wirklich darüber Gedanken gemacht hätte. Ich war schließlich ein angenehmer, freundlicher Zeitgenosse. Da fällt mir gerade ein, Alkohol hat mich nie aggressiv gemacht, ganz im Gegenteil...

    Vor kurzem allerdings der erste heftige Dämpfer, der mich nun zu dem Gedanken führte, ich muss was ändern. Ich war - wie die letzten Jahre fast üblich - mal wieder an einem Wochenende irgendwo eingeladen. Ich trinke, ich quatsche und plötzlich werde ich ohnmächtig und bin weg. Wache dann im Krankenhaus auf und bekomme gesagt, dass mein Blutdruck knapp über 200 gewesen ist und ich diesbezüglich eine Therapie beginnen sollte bzw. muss. Ich habe mich mit sowas nie beschäftigt, aber nun muss ich es tun. Und ich habe Angst. Ich habe Angst mein Leben von heute auf morgen umstellen zu müssen. Auf meinen Körper an sich konnte ich mich immer verlassen, der hat alles weggesteckt, was ich die Jahre falsch gemacht habe.

    Aber nun habe ich große Bedenken. Ich habe gefährliche Blutwerte, soll Medikamente nehmen und auf den Alkohol verzichten. Wie soll ich das schaffen? Ich will nicht wieder das durchmachen, was ich früher hatte. Und ich weiß, es wird so kommen. Wenn ich mal einen abend nichts trinke, was ganz selten vorkommt, weil mein Körper mir sagt 'heute definitiv nicht', liege ich fast immer bis morgens schweißgebadet und zitternd im Bett. Das ist für mich weniger Leben, als alles andere.

    Falls es jemanden gibt, der sich die Mühe gemacht hat, sich dies alles durchzulesen, sage ich schonmal vielen Dank und freue mich über Anmerkungen, Ratschläge, Kritik und allem was dazu gehört.

    Liebe Grüße
    Jonas