Beiträge von Gedankenblatt

    Hallo allerseits,

    Einiges hat sich getan, vieles hat nach Veränderung ausgesehen, aber letztlich hat die Feigheit aller gesiegt, und es bleibt wieder alles beim Alten.

    Nach .... ich weiß nicht mehr.... zwei oder drei Rückfällen.... waren wir wieder bei der Familientherapie. Und gleich am Anfang wurde betont, dass dies die letzte Sitzung sein würde. Weil wir so gut wie keine Fortschritte machten. Also setzte ich alles auf eine Karte und schlug meinen Eltern Scheidung vor. Weil sie sich ja eh nicht mehr ausstehen können. Das gaben sie auch beide zu, aber den radikalen Schritt wollten sie nicht gehen. Dann schlug ich meiner Mutter vor, ihr bei der Arbeitssuche zu helfen. Nur ein paar Stunden pro Woche. Ich dachte, das gibt ihr vielleicht wieder Motivation, einen Grund, nicht aufzugeben. Und wieder Anschluss ans Leben zu finden, Freunde zu finden... Das nahm sie an, aber ein paar Tage später hatte sie die Meinung schon geändert.

    Sie sagt, sie kann nicht mehr, sie will nicht mehr. Aber sie ändert nichts, und lässt sich auch nicht helfen.

    Nach dem darauf folgenden Vollrausch, als sie wieder nüchtern war, machte ich total Terror und verlangte von ihr, sofort zum Arzt zu gehen. Aber natürlich ohne Erfolg. Erst am nächsten Tag ging sie, aber anstatt sich einweisen zu lassen, kam sie mit irgendwelchen Tabletten zurück. Also wieder dasselbe.

    Jetzt ist wieder ein paar Wochen "Heile Welt", und ich kann das einfach nicht mitansehen. Wie sie meinem Vater wieder Hoffnungen macht, nur um ihn dann wieder in ein Loch zu stoßen wenn sie den nächsten Rückfall hat. Ich rede nicht mehr mit ihr über dieses Thema. Ich spiele das belanglose "Heile Welt" - Spiel mit, aber ich halte meine Besuche kurz, ich hab einfach keine Lust mehr auf das Theater. Da kommt sie natürlich gleich mit der üblichen Psychotour und will mir ein schlechtes Gewissen machen, aber ich glaube, das wirkt bei mir immer weniger. Wahrscheinlich ist es sogar besser, wenn ich mich rar mache, ich bringe nichts Positives mehr in diese Situation.

    liebe Grüße,
    Gedankenblatt

    Es war wieder so weit, Rückfall.

    Ist schon ein paar Tage her. Keine Ahnung warum. War ja nur eine Frage der Zeit. Wir haben alle so getan, als wäre nichts. Mit Besoffenen kann man nicht diskutieren. Nur aufpassen, dass sie keinen Blödsinn anstellt. Sie hat torkelnd gelallt, dass es ihr gut geht. Der Gestank nach Schnaps aus allen Poren am nächsten Tag.....

    Normalerweise säuft sie sich besinnungslos, dann braucht sie ein paar Tage um sich zu erholen, und dann geht's wieder ein paar Wochen gut. Aber diesmal folgte der nächste Rausch schon nach ein paar "guten" Tagen.

    Sie lügt und jeder weiß es. Sie weiß sogar selber, dass wir es wissen. Trotzdem müssen wir es aufrecht halten. Ich glaube ihr nichts mehr.

    Auch wenn sie nüchtern ist, ein paar Tage später, kann ich mich nicht normal verhalten. Früher war ich immer auf ihrer Seite, sie säuft ja, weil es ist so schlecht geht..... Aber jetzt sehe ich nur noch, was sie meinem Vater antut. Ich bin sauer, ich will das ausdiskutieren, aber ich weiß, dass es keinen Sinn hat. Ich will sie nicht aufregen, sonst säuft sie noch mehr. Sie versteht nicht, warum ich so "komisch" bin. Also schotte ich mich wieder ab. Dadurch hat sie wieder einen Grund, beleidigt zu sein.

    Mal eine Frage an euch, macht Alkohol blöd? So auf Dauer? Wird ein Alkoholiker immer dümmer?

    FallenChocoCookie

    danke für deine Antwort, ja, ich habe auch die Schnauze voll davon, "heile Welt" zu spielen. Deswegen habe ich immer wieder mal damit aufgehört, dann aber doch wieder begonnen so zu tun, als wenn nichts wäre. Es ist einfach so anstrengend, ständig die Wahrheit zu sehen. Da flüchte ich lieber in eine Scheinwelt. Und bin froh um die "guten" Tage. Ich grenze mich ab, so gut es geht, aber habe dauernd ein schlechtes Gewissen, weil ich meine Familie hängen lasse, ich meine, das sind Leute, die wirklich viel für mich getan haben....

    Hallo allerseits,

    in der letzten Zeit war es sehr ruhig, angenehm ruhig.

    Wir haben uns oft getroffen, Mama und ich alleine, oder auch in der Familie. Haben über alles andere geredet, nur nicht über Alkohol. Ich denke, für den Moment ist das die beste Strategie - auch mal was anderes im Leben sehen, damit sich nicht alles um Alkohol dreht.

    Natürlich bleibt es immer im Hinterkopf. Ich verbringe auch viel Zeit alleine und schotte mich gelegentlich ab (das versteht von meinen Leuten niemand, ist aber so...) Ich habe viele Bücher über Alkohol gelesen, aber ich spüre, dass mir das nicht gut tut. Wenn sie wieder säuft, merke ich das sowieso sofort.

    Eine Gesprächstherapie, ich weiß nicht... Ich hatte sowas schon mal, und da kam nur Negatives raus (Wut, Hoffnungslosigkeit und das Gefühl, dass mir eh keiner helfen kann...) das will ich nicht mehr. Die Familiensitzungen beim Therapeuten sind schon schlimm genug. Ich will mich ablenken und hoffen, dass sie endlich trocken bleibt. Was natürlich nach so vielen Jahren etwas blauäugig ist, das ist mir schon klar.

    Aber für den Moment bin ich einfach dankbar für die guten Tage...

    liebe Grüße
    Gedankenblatt

    Hallo Julikind, :wink:

    mich würde sehr interessieren, wie es bei dir weitergegangen ist, ob du den Kontakt letztendlich abgebrochen hast oder nicht, und wie deine Großmutter es aufgenommen hat.

    Ich wollte erst nichts schreiben, weil ich vielleicht ein bisschen anders darüber denke als du und die meisten hier... Grundsätzlich finde ich, du musst da auf dein Gefühl hören und wirst schon wissen was richtig ist.

    Für mich persönlich würde ich an deiner Stelle sicher anders entscheiden. Ich würde niemals meiner Co-abhängigen Mutter die "Pistole an die Brust setzen", denn ich denke, sie hat mit der Scheidung ohnehin schon den größten Schritt gemacht. Du schreibst ja, sie hat den Kontakt zu deinem Vater abgebrochen, sowas ist nicht leicht. Ich denke, ihr solltet zusammenhalten, und vielleicht gelingt es dir ja, deine Mutter ein bisschen zu verstehen. Wie sie damit umgeht, muss sie selber wissen (genau wie du ;) ), und wenn sie meint, sie müsse lügen, dann ist das ihr Ding. Eigentlich nicht deine Entscheidung.

    Weißt du, ich hatte Ähnliches in meiner Familie, und wir haben unsere Oma immer weitgehend von der Wahrheit verschont. Sie ahnte sowieso, dass nicht alles ganz in Ordnung war, aber wozu hätte ich sie denn mit den ganzen grausamen Details der Wahrheit belasten sollen? Dann gibt's nur noch einen zusätzlichen Menschen, der nachts nicht schlafen kann. Man muss kein Lügengebilde aufbauen, und du musst dich auch sicher nicht in die Lügen deiner Mutter mit reinziehen lassen, aber du musst auch nicht unbedingt die volle Wahrheit auf den Tisch knallen.

    Seit deinem ersten Posting ist ein Monat vergangen - ich habe mir mit meiner Meinung Zeit gelassen und ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch. Ich möchte dir nur eine vielleicht andere Sichtweise zeigen.

    Was immer du machst, es ist für dich okay - mach das, was sich richtig anfühlt.

    liebe Grüße,
    Gedankenblatt :wink:

    Danke Aurora und Martina02 für eure Antworten!

    Ich habe mich die letzten Tage etwas zurückgezogen, weil ich merke, dass es mich total "hinunterzieht", wenn ich mich zu viel mit dem Thema beschäftige. Trotzdem ist es immer im Hinterkopf. Ich habe Angst, depressiv zu werden oder zu vereinsamen. Andererseits brauche ich das, allein zu sein und einfach.... gar nichts zu tun.

    Wegen der Familienfeier, die ins Wasser fiel: Nein, ich bin nicht enttäuscht. Ich habe das ja schon oft erlebt. Es ist fast so, als rechne ich ohnehin damit, dass etwas schief gehen kann, weil sie wieder gesoffen hat. Da bin ich erschreckend gleichmütig geworden, und nehme das nicht mehr so wichtig.

    Zitat von Martina02

    Vielleicht steckt sie sogar in einem Dilemma, das sie weiß das sie zu Eurer Verabredung kommen will und sollte, aber es aufgrund der Krankheit nicht hinbekommt und oben erwähnte familiäre Zuneigung in ihrem Zustand -wenn überhaupt- nur bedingt empfinden kann.

    Ja, das trifft es ziemlich genau. Das ist es, was ich irgendwie eh weiß oder spüre, aber ich hätte es nicht so treffend formulieren können, danke :wink:

    Zitat von Aurora

    Und dieses Verstecken, Entsorgen von Alkohol, das kostet soooo viel Kraft. Ich habe das auch lange Zeit gemacht. Irgendwann meinte mein Sohn dann, "Muddi, lass das doch einfach mal sein. Wenn der Dad saufen will geht er los und kauft sich sowieso was...". Womit mein Sohn natürlich Recht hatte.

    Also diesen Energieaufwand könnt ihr euch sparen. Es bringt absolut nichts, hast du ja selbst gemerkt.

    Ja, das stimmt. aber es mildert zumindest meine Schuldgefühle. Und ich will ja nicht die Versuchung vor ihren Augen rumstehen haben. Ich will ihr einfach helfen, irgendwie. Ich weiß, es ist völlig egal was ich mache, es hängt nur von ihr selber ab. Aber ich kann mit dem Gedanken einfach nicht umgehen.

    Darüber wollte ich in der Familientherapie reden, aber das Gespräch ging dann in eine andere Richtung. Ich will ja auch nicht alles auf mich beziehen - es geht ja um meine Mutter. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt noch trinkt. Sie tut es ja immer heimlich, und mit der Zeit wurde sie immer besser, was Lügen und Verstecken betrifft. Aber ich kenne den Geruch von Alkohol, und ich kenne die typischen Kennzeichen von meiner besoffenen Mutter. Mir wird schlecht wenn ich dran denke. Also entweder säuft sie regelmäßig, und streitet es nach 20 Jahren immer noch ab, oder der Alkohol hat schon alles zerstört und sie wirkt einfach auch in nüchternem Zustand besoffen auf mich.

    Ich will ihr wieder vertrauen können, aber ich kann nicht.

    Hallo allerseits,

    Aurora da hast du wohl Recht. Es muss so funktionieren, denn anders gehts nicht. Das klingt ja logisch. Aber zwischen Wissen und Glauben liegen Welten. Hat mir der Therapeut gesagt. Du weißt es, und glaubst es trotzdem nicht.

    Lalu okay, ich versuche das mit dem Aufschreiben und Chaos sortieren. Jetzt gerade brauche ich das...

    Ein paar Tage sind vergangen, es gab viele Gespräche, aber nichts Neues. Ein paar gute Tage, an denen sie nüchtern war, wir waren sogar zusammen shoppen. Mein Bruder hat unbemerkt den gesamten Alkohol aus dem Haus entsorgt und woanders untergebracht. Wieder mal. Ich habe versucht, klar zu machen, dass Alkohol absolut nicht griffbereit sein darf. Und dass vor einer Alkoholikerin nichts getrunken werden darf. Bis jetzt war das gang und gebe bei uns. Habe ja schon woanders geschrieben, dass meine Mutter immer sagt, es würde ihr nichts ausmachen. LÜGE.

    Heute hätten wir eine kleine Familienfeier geplant gehabt. Ich hab mich wirklich angestrengt, habe gestern meine Wohnung geputzt und alle Zutaten für Kuchen gekauft. Heute nach der Arbeit heim, Stress, keine Zeit für Mittagessen, Kuchen machen, Geschenk herrichten, Bude auf Hochglanz bringen. Und dann..... warten. Zeit vergeht. Keiner kommt. Was ist jetzt wieder...

    Irgendwann am Abend ein Anruf. Wir kommen nicht. Sie hat wieder gesoffen. Im Hintergrund hör ich sie, typische Floskeln, Abstreiten und Beleidigt-Sein. Alles bekannt.

    Es nützt eh nichts, ich setz mich ins Auto und fahr zu ihr. Sie stellt sich dumm. Tut als wüsste sie gar nicht warum wir so ein Drama machen. Sollen doch wir alleine feiern und Spaß haben, sie bleibt daheim. Trotzreaktion. Sie hat eh nix getrunken.

    Ist klar. Ich bin so aggressiv, ich weiß gar nicht welche Mauer ich einschlagen soll. Gleichzeitig habe ich irre Angst. Und ich zweifle alles an. Vielleicht stimmt das alles ja gar nicht. Vielleicht bilde ich mir das nur ein. Vielleicht tun wir ihr unrecht.

    Wahrscheinlich schreibe ich hier totales Chaos, danke trotzdem an alle die sich das antun und den Mist hier lesen.

    liebe Grüße,
    gedankenblatt

    Hallo Leute,

    Danke für eure Antworten, ich hab das mal sacken lassen und darüber nachgedacht.

    Es ist, wie die Therapeutin schon vor 15 Jahren gesagt hat: "Du kannst eh nix tun, mach erstmal dein Abi und kümmer dich um dich selber"

    Klang damals für mich wie "Scher dir um deinen eigenen Kram".

    Na gut. Abi hab ich gemacht, Ausbildung auch, die Jahre sind vergangen, ich bin erwachsen und habe einen Job. Viel hat sich nicht geändert. Ich kann eh nichts machen.

    Macht mich ziemlich hilflos. Was will ich dann noch hier.

    Nach dem letzten Krach vor ein paar Tagen ist jetzt wieder, als ob nichts gewesen wäre. Alle spielen mit, ich auch... Aber ich weiß, der Schein trügt, und der nächste Exzess kommt, und dann bricht wieder die Verzweiflung aus.

    Ist eben so.

    liebe Grüße,
    gedankenblatt

    Hallo lalu14,

    in meinem unbeholfenen Versuch, die Gefühlswelt eines Süchtigen zu verstehen, bin ich hier bei Dir hängen geblieben. Ich habe alle Deine Einträge hier im offenen Bereich gelesen, manche mehrmals, und ich bin einfach fasziniert von der Art, wie Du schreibst und wie Du kämpfst.

    Ich bin neu hier, ein erwachsenes Kind einer Alkoholikerin, vielleicht (früher?) Co-abhängig, keine Ahnung. Ständig bei dem Versuch, es richtig zu machen und eine Alkoholikerin richtig zu unterstützen. Immer wieder dabei gescheitert. Ich konnte nie verstehen, was in ihr vorgeht, und sie kann nur sehr selten darüber reden. Und wenn, dann ist immer dieses Misstrauen.

    Daher muss ich dir jetzt mal ein ganz großes Dankeschön aussprechen. Danke für deine "brutale Ehrlichkeit", danke dass du deine Gedanken auch hier im offenen Bereich teilst, und mir ein Stück weit hilfst, diese Welt zu verstehen.

    Was ich an Neuerkenntnissen von dir gewonnen habe, sind besonders die Kleinigkeiten (besser gesagt: was ich für Kleinigkeiten hielt), die Dir den Alltag schwer machen. Einkaufen und am Alkoholregal vorbeigehen. Ich weiß, dass meiner Mutter das auch teilweise schwer fällt. Ich konnte es bis jetzt nur nicht wirklich nachvollziehen. An einem guten Tag hat sie mir einmal erzählt, dass sie den Schnaps schon in der Hand hatte.... und dann hinter dem Regal eine bekannte Stimme hörte, und die Flasche gleich wieder zurückstellte. Das ist vielleicht das Gute daran, wenn man in einem kleinen Ort wohnt, wo fast jeder jeden kennt. Man will nicht "erwischt" werden.

    Oder auch das Thema Alkohol in der Öffentlichkeit. Super, dass Du einfach abgelehnt hast! Ich lehne auch oft Alkohol ab (ich bin keine Alkoholikerin, aber ich mag einfach keinen Sekt und keinen Schnaps). Bisher kam nur einmal ein blöder Spruch ("oha, schwanger oder was?"). Aber sowas ist mir egal. Es machen sich deine Mitmenschen sicher sehr viel weniger Gedanken darüber als Du selber. Sie trinkt halt nichts, na und. Deine gedanklich vorliegenden Antworten darauf (Posting vom 23.1.) finde ich super!

    Du schreibst auch in einem deiner früheren Beiträge, Alkohol darf absolut nicht griffbereit sein. Das hat mir sehr zu Denken gegeben. Ich wusste nicht, dass die Versuchung so groß ist. Meine Mutter sagt immer, es würde ihr nichts ausmachen, wenn in ihrem Umfeld getrunken wird. Jetzt denke ich, das stimmt nicht. Sie versucht nur, uns gegenüber selbstlos und sozial zu sein. Der falsche Weg, wie ich leider schon oft festgestellt habe. Wie du schreibst, liebe lalu14, "vorsichtiger Umgang mit einem selbst". Das ist wichtig, und das werde ich jetzt im Hinterkopf bewahren und vielleicht, wenn sich die Situation ergibt und meine Mutter und ich einen guten Tag haben, sie einmal darauf anreden. Vorsichtiger Umgang mit sich selbst.

    Danke liebe lalu14 für deine aufrichtigen Worte hier, es ist ein langer Weg, aber du gehst ihn konsequent, und ich werde weiterhin mitlesen.

    Liebe Grüße und alles Gute weiterhin! :wink:
    Gedankenblatt

    Hallo FallenChocoCookie,

    Habe mir deine Geschichte mehrmals durchgelesen, und ich kann dazu gar nicht viel sagen, außer: Respekt! Den Kontakt zu deinem Vater abzubrechen war sicher nicht leicht. Für mich liest sich das so, als hättest du damals schon erkannt, was gut für dich und deine Mutter bzw Geschwister ist, und du weißt es jetzt immer noch. Du trägst so viel Verantwortung... Trotz allem klingst du so voller Optimismus!

    Wenn ich deine Zeilen lese, fühle ich direkt diese innere Zerrissenheit zwischen deinem Wissen, was gut für dich ist, und den Sorgen und Verlustängsten, die du deiner Mutter gegenüber hast. Und natürlich Schuldgefühle, die kann ich ganz gut nachempfinden. Die habe ich auch immer, egal was ich tue.


    Zitat von FallenChocoCookie


    Und wenn es eben gar nicht anders geht, dann muss ich eben früher oder später den Kontakt komplett abbrechen. Momentan geht mein Gedankengang sowieso da hin.

    Und ich denke, deine Mutter weiß sehr genau, dass sie dich früher oder später verlieren wird, wenn sie nichts ändert. Das hat sie ja selbst bei deinem Vater erlebt.

    Ich hoffe, das Wiedersehen mit deiner Mutter verläuft gut. Ich kenne das - ich "flüchte" auch mal gerne ein paar hundert Kilometer weg, aber ich habe jedes Mal Angst vor dem Wiedersehen. Und vor dem, was passiert, während ich weg bin. Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass die Erholung, die du bei deinem Freund gewonnen hast, noch lange anhält!

    liebe Grüße
    gedankenblatt

    Hallo ihr beiden, und danke für eure Antworten!

    Martin, obwohl es so unglaublich ernst und traurig ist, musste ich fast lachen bei den vielen Gründen, die es gibt um zu trinken! Ja, das verstehe ich, und kann ich gut nachvollziehen. Ich glaube, meine Mutter sucht auch immer solche Ausreden, die ihr das Trinken erlauben. Da würden mir sofort viele ähnliche Beispiele einfallen. Ein böses Wort oder ein schiefer Blick von irgendwem reicht da schon.

    Dass ich wahrscheinlich der Hauptgrund bin, meinte ich so, dass sie ohne mich vielleicht gar nie damit angefangen hätte. Wäre sie nicht mit mir schwanger geworden, hätte sie ihren Beruf nicht aufgegeben, wäre sie vielleicht glücklich und zufrieden mit dem Leben. Außerdem war ich eine schreckliche Tochter. Bin ich immer noch. Ich wollte das Drama, und ich habe es bekommen. Fühle mich wie eine Hexe, die das heraufbeschworen hat.

    FallenChocoCookie, das ist eine gute Frage. Ich kenne mich damit nicht so gut aus, wie wahrscheinlich die meisten hier in diesem Forum, aber ich denke, ein Co-Abhängiger unterstützt die Sucht... Ich habe irgendwann einmal ein Buch darüber gelesen, habe dabei ständig geweint und bin im Selbstmitleid zerflossen. Bis ich mir irgendwann gedacht habe - warum bemitleide ich mich denn SELBER? Ich bin nicht die, die krank ist. Ich bin nur die blöde Kuh, die jetzt rumheult anstatt etwas zu tun. Ich will mir selber keine Diagnose stellen, es ist ganz klar wer hier Hilfe braucht, und das bin nicht ich, sondern meine Mutter. Ich war ja auch schon bei Angehörigen-Therapien, und das gesammelte Selbstmitleid dort hat mich unglaublich aufgeregt.

    Aber deine Frage hat mich jetzt schon zum Nachdenken gebracht, die ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich muss mich damit näher beschäftigen.

    Liebe Grüße und danke fürs Lesen
    Gedankenblatt

    Hallo allerseits,

    Ich bin neu hier, und habe schon einige interessante und traurige Beiträge hier gelesen. Vieles was ich hier lese, ist erschreckend vertraut, und manches noch viel, viel schlimmer als meine Geschichte.

    Also, ich stell mich mal kurz vor, damit ihr euch "ein Bild" machen könnt. Ich bin Anfang 30 und meine Mutter ist Alkoholikerin seit... ich weiß nicht genau, aber sicher schon seit 20 Jahren. Wir haben alles schon durch, und es ändert sich nichts. Sie geht immer wieder mal auf Therapie, war bei so vielen Ärzten, und hat dann doch wieder Rückfälle. Ich war selbst schon in Angehörigen-Therapien und hab mit Gleichgesinnten geheult.

    Ich weiß, dass ich sie nicht ändern kann. Ich kann nichts tun, und damit komme ich nicht zurecht. Ich bin wahrscheinlich einer der Hauptgründe warum sie trinkt. Lange habe ich mich für co-abhängig gehalten, aber jetzt bin ich fast sicher, dass ich das nicht bin.

    So, und warum bin ich jetzt hier.... aus Verzweiflung, weil ich eigentlich mit keinem darüber reden will, vielleicht ist es einfacher, zu schreiben.

    Liebe Grüße,
    gedankenblatt