Beiträge von Biene1967

    Zitat von Thalia1913

    Du schreibst von Bedürfnissen. Die sind ein wichtiger Hinweis für dich. Wenn ich weiß, woran es mir mangelt, dann kann ich mich daran machen, diesen Mangel zu stillen. Ich! Nicht mein Partner, ich.
    Herauszufinden, was ich wirklich (!) brauche, das ist nicht leicht, finde ich.

    Liebe Thalia,
    Dankeschön für Deine Antwort. Mir geht es gerade nicht so gut, ich fühle mich alleingelassen .... und da nun der Bogen zu dem obigen Zitat:
    Überall liest man, man sei allein für das Stillen seiner Bedürfnisse zuständig. In weiten teilen stimme ich da zu.
    Nur mein tiefstes Grundbedürfnis, nämlich das nach einem Wir-Gefühl, das kann ich nicht allein stillen. Beruflich ja, da habe ich mir mein tolles Team gesucht. Privat .... nein, da fehlt es mir.
    Und der Verzicht auf Bedürfnisse, also sie an jemanden herantragen, das finde ich dann doch befremdlich.
    Ist bedürfnisfrei und nichts erwarten nicht sehr unverbindlich? Ich glaube, ich müsste mich sehr verstellen, wenn ich mich erwartungsfrei zeigte. Das mag für einen Partner "easy" und erholsam sein, doch so ein Grundbedürfnis gehört doch auch zu mir und muss Raum haben.

    Ich wünsche mir ein GESUNDES aufeinander bezogen sein.

    Hallo Thalia,

    ja, das beschreibst Du gut, diese Antennen. Und irgendwie auch eine Art "Größenwahn" wenn man meint, das Verhalten des anderen steuern zu können mit Wohlgefälligkeit.

    Therapeutische Beratungen hatte ich bereits ein paar, es bestätigte vor allem meine Überanpassung. Meine Angst ist vom Verstehen aber nicht besser.
    Hast Du Dich denn auch sensibel den Befindlichkeiten Deines Partners angepasst und bist selbst verlorengegangen?

    Ich habe keine Ahnung mehr, wie ich meine Bedürfnisse anbringen soll- Es geht noch nicht einmal primär um die Trinkgewohnheiten, es geht auch darum, dass ich auch mal etwas Zuwendung brauche. Und nicht nur, wenn sie mir "zugeteilt" wird.
    Ich bin schon wahre Auskennerin in Ich-Botschaften, wie man "richtig" um etwas bittet etc. Nur fühle ich mich dabei ALLEIN und mache schon wieder Dinge, die wir beide tun sollten.
    Als könne ich allein einen Umgang heilen ... um überhaupt wieder Gespräche zu ermöglichen. Das Thema Alkoholkonsum geht auf dieser Ebene der Zaghaften gar nicht.

    Ja, und ich sehne mich nach dem, der er einmal war.
    "Wir schaffen das" war sein Satz.
    Und nun schaffe ich so viel allein, weil er nicht will/kann.
    Ich denke, ich bin nur noch Zweck, um nicht allein zu sein. Ein Wir kommt von ihm nicht mehr. Eher komme ich mir vor wie eine "Bedrohung" seines Ungestörtseins. Freizeitgestaltung und dann ab vor den Fernseher und Biertrinken. Das wirkt fast trotzig, wenn er da so glasig vor sich hinstiert.

    Morgenrot,
    ich habe mehr das Gefühl, es geht um Kontrolle von Nähe und Distanz. Wenn ich "lieb" bin, damit er nicht unausstehlich wird, kann ich nichts verlangen, kann keine Bedürfnisse anmelden, bin ich sozusagen pflegeleicht und anspruchslos.
    Ich mag nicht mehr "anspruchslos" sein.

    Neulich fragte er mal: "Was willst du denn?" Ich sagte, ich wolle gern mal in den Arm genommen werden (Ich hatte einen anstrengenden Arbeitstag gehabt). Als Antwort kam "Warum brauchst Du eine Umarmung? Ich kann das jetzt nicht".
    Und so werde ich zur Bedürfnislosigkeit erzogen ....
    Das wird gern so verquer begründet, dass meine Bedürfnisse offenbar meine "Altlast" wären und somit nicht sein Problem.
    Nur mag ich mir wegen des Bedürfnisses einer Umarmung nicht gern eine Defizit unterstellen lassen oder das umständlich erklären müssen.

    Na, und so ist in solchen banalen Situationen die Schieflage und der Streit dann da. Es ist zermürbend und ja, unberechenbar.
    Und bei mir eben das Schuldgefühl, ich hätte unangemessene Ansprüche

    Danke Martin,
    eine Antwort aus Deiner Perspektive (bzw. in Rückschau darauf) finde ich aufschlussreich.

    Ja, genau so ist es. Ziehe ich mich zurück, zeige ich nicht genug Zuwendung. Zeige ich Zuwendung, ist sie falsch.

    Ich komme so schwer los von dem Gedanken, ich sei tatsächlich "falsch". Für sein Trinkverhalten fühle ich mich nicht verantwortlich, aber ich versuche so zu sein, dass er nett und liebevoll ist. Gelingt mir selten.
    Ich bin noch sehr gefangen in der "wenn ich nur lieb bin wird alles gut"-Rolle.
    Ich habe mich ja mal in ihn verliebt, weil er sehr, sehr emotional und weich sein kann, hochsensibel wahrscheinlich auch.
    Und ich bin auch so eine .... da fühlte ich mich dann immer sehr verstanden und auf einer Ebene. Es war nie oberflächlich.
    Und Angst vor dem Alleinsein habe ich auch, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin.
    Lieber dies Wenige, Anstrengende als gar nichts .... ?

    Hallo Morgenrot,

    Dankeschön für Deine Rückmeldung.
    Hier ist es aber eher so dass ich mich "ruhig und brav" verhalte, damit er nicht genervt ist. Darum geht es ....
    Sein Trinkverhalten versuche ich nicht zu steuern, ich versuche vielmehr, keinen Anlass für Genervt-sein zu bieten.
    Wobei ich insgesamt eine ruhige Person bin, also keine Quasselstrippe oder Dauerfragerin.
    Seine Toleranz sinkt immer mehr, diese Stimmungsschwankungen nehmen zu. Als wolle er mich damit in Schach halten. Ich muss also ständig auf seine Stimmung achten, damit es nicht eskaliert.
    Da ich sehr harmoniebedürftig bin, ist das dann ein ziemliches Gefälle.

    Liebe Forumsleser und -schreiber,

    zunächst eine Kurzvorstellung:
    Ich bin Biene1967 und habe hier einige Zeit schon mitgelesen.
    Ich bin erwachsene Tochter eines Alkoholikers und habe einen Partner, der -so mein Verdacht - auch viel Alkohol trinkt.
    Ich hoffe hier auf Austausch und natürlich auch auf Rat erfahrener Leser und Schreiber.

    Nun mein konkretes Anliegen bzw. Thema:
    Von Kindheit an bin ich gewohnt - oder geprägt - nicht zu "stören". Mein Vater war Alkoholiker, meine Mutter hielt die Familie irgendwie zusammen und regelte den Alltag (sie besuchte damals übrigens bereits Angehörigengruppen). Ich war ein unkompliziertes Kind, erfüllte Anforderungen, war gut in der Schule und im Studium und im landläufigen Sinne wohl "tüchtig". Das bin ich immer noch.

    Mein Partner (7 Jahre Wochenendbeziehung) trinkt ebenfalls viel (täglich um die 6 Bier, soweit ich das einschätzen kann). Entsprechend erlebe ich Stimmungsschwankungen und Wechsel aus Zuneigung und Abweisung.

    Das Paradoxe ist: Obwohl ich darum weiß, dass es nicht an mir liegt, fühle ich mich "störend". Denn wenn er gereizt ist, geht es natürlich gegen mich. Und ich fühle (nicht denke!) mich schuldig. Dass ich meine Bedürfnisse vollkommen zurückschraube, ist meine Schutzstrategie. Weder will ich "reizen" noch kann ich diese uneinschätzbare Reaktion einkalkulieren.

    Ich, die "Tüchtige", im sonstigen Alltagsleben gestandene Frau fühle mich nicht mehr imstande, ganz authentisch zu sein. Weil ich nicht weiß, ob das Gegenüber angemessen darauf reagiert.

    Mein Partner ist nicht aggressiv im Sinne körperlicher Gewalt oder Anbrüllen, er kann auch unglaublich liebevoll sein.
    Doch ich erlebe eine passive Aggression, die mich in einer (vertrauten) und passiven Hab-Acht-Stellung hält.

    Ich weiß nicht, ob ich nur noch da bin, um diesen alten Kindheitsknoten aufzulösen: Auch mal "wichtig" sein, auch Bedürfnisse erfüllt bekommen, mehr zu sein, als die Tröstende in für ihn belastenden Situationen.

    Ist das typisch? Dass man sich mit wenig zufrieden gibt, weil man (wie als Kind) immer auf mehr hofft und deshalb am Ball bleibt?

    Ich weiß gerade noch nicht, ob ich klar genug bin in meiner Fragestellung.
    Es treibt mich eben gerade um und ich bin noch etwas ungeordnet.

    Viele Grüße
    Biene