Mein Tagebuch hat die Überschrift "Ein Jahr nach der Trennung von meinem alkoholkranken Mann"... Mittlerweile sind es fast zwei Jahre und heute morgen wurden wir geschieden.
5 Minuten hat es gedauert, bis 14 Jahre Beziehung beendet waren. Traurig, erschreckend finde ich das.
Der Richter meinte, es wäre toll, dass wir uns so einig sind in allen Dingen.
Mein Exmann und ich haben während des Wartens vor dem Termin kein Wort miteinander gewechselt. Währenddessen sahen wir uns einmal kurz an aber er hat dem Blick nicht standgehalten.
Als alles vorbei war bin ich einfach aufgestanden und gegangen. Kein Blick mehr, kein Wort des Abschieds.
Irgendwie war ich wütend...
Gestern habe ich noch geschrieben, dass ich ihm für viele tolle Momente dankbar bin, besonders für unsere Tochter. Ich wollte dieses Lebenskapitel sauber schließen, meinen Frieden damit finden. Und ich habe gerade das Gefühl, dass mir das auch gelungen ist.
Reagiert hat er nicht, aber damit war auch ncht zu rechnen und eine Reaktion zu bekommen war auch nicht das Ziel meiner Nachricht.
Es war ja nicht alles schlecht, das würde nicht der Realität entsprechen.
Ich war im letzten Monat zur Kur und konnte da die letzten Schritte Richtung loslassen gehen. So liebe andere Frauen, die mir von der ersten Sekunde an den Rücken gestärkt haben, tolle Psychologen, die Ahnung von Suchtkranken hatten.
Alle, alle haben mir das gesagt, was ihr auch hier immer geschrieben habt.
Es gibt nur einen Menschen, der das Gegenteil behauptet. Und warum gebe ich seinen Worten so viel Macht über mich? Bzw. warum habe ich das in der Vergangenheit getan? Denn seine Worte treffen mich jetzt nicht mehr.
Er wollte eigentlich seine Tochter in der Kur besuchen kommen aber das habe ich untersagt. Das gab natürlich ein getobe und gemecker aber das war mir egal!
Dadurch habe ich ihn jetzt 6 Wochen lang nicht gesehen...bis heute. Der Abstand hat unglaublich gut getan.
Ich habe in den 6 Wochen auch sonst nichts von ihm mitbekommen. Anfangs hat er noch gesimst und mich mit irgendwelchen unwichtigen Dingen behelligt. Das habe ich ihm auch untersagt und er hats gelassen. Wenn meine Kleine mit ihm telefoniert hat, bin ich rausgegangen.
So werde ich das auch weiterhin handhaben und zusehen, dass ich nichts mehr von ihm mitbekomme.
Jetzt steht der Sommer vor der Tür und obwohl ich momentan traurig bin, freue ich mich darauf. Ich habe so viele schöne Dinge geplant, fahre mit Freundinnen weg, gehe auf Konzerte, unternehme tolle Sachen mit meinem kleinen Lieblingsmenschen.
Ich hab kapiert, dass sich in meinem Leben nichts ändert, wenn ich nichts ändere.
Vor einigen Wochen kam der Ex mit der Info um die Ecke, dass er mit seiner neuen Familie und der Tochter 2 Wochen in den Urlaub fährt. Das hat mich umgehauen und ich war rasend vor Eifersucht und wusste nicht, wie ich das aushalten soll...
...Und dann bin ich ins Handeln gekommen, werde jetzt mit lieben Freunden auf ein Mega-Konzert gehen, zum Grillen und Chillen habe ich meine Freunde in den Garten eingeladen und alle haben sich darüber gefreut und kommen. Und dann fliege ich noch 3 Tage nach Stockholm, da wollte ich immer schon mal hin und jetzt mache ich es einfach...Und so kommt es, dass ich mich schon fast auf die 2 Wochen für mich freue.
Irgendwie wollte ich das gerade heute mal hier lassen, an diesem Tag, um meinen Kopf wieder klar zu bekommen und mich an das zu erinnern, was ich geschafft habe. Ich habe auch in der Vergangenheit hier viel gelesen aber hätte nicht gedacht, dass ich nochmal was schreibe...
Vielleicht macht meine Geschichte ja anderen ein bisschen Mut, dass es immer weiter geht und "Wege dadurch entstehen, dass man sie geht". So kommt es mir zumindest bei mir vor.