Hallo ihr Lieben,
Danke für Eure Erzählungen. Ihr seid länger trocken als ich. Trotzdem darf ich mich glücklicherweise einreihen, ich hatte auch keinen Suchtdruck. Bei mir war es aber ja eh nie von Feiertagen abhängig (vielleicht weil ich persönlich fast immer „Feiertag“ hatte ). Ich hab ja schon mal erzählt, dass bei mir so eher Momente wie Autofahren bei Sonnenschein und meiner gern gehörten Dance-Music, meine Gedanken an Alkohol anregten. Aber: Auch das lange nicht mehr gehabt und WENN, dann kommt direkt der Gedanke „Nee, das war schlimm. Du bist froh, dass Du keinen Alkohol mehr trinken musst“.
Vielleicht nochmal an diejenigen, die still mitlesen (auch wenn ich es schon oft berichtet habe):
DAS war wirklich mein Problem, weshalb ich lange wusste, dass ich irgendwann aufhören werde zu trinken, aber noch nicht jetzt... Diese Angst, dass ich nie wieder das euphorische, angenehme Gefühl haben kann, wenn man beginnt, zu trinken. Dieses Gefühl, ich müsste mein Leben lang auf etwas VERZICHTEN. Bitte glaubt mir: Wenn ihr es in Angriff nehmt und Eure Festplatte (Gehirn) neu mit den schönen Gefühl der neuen Freiheit, nicht mehr trinken zu müssen, überspielt wird... dann habt ihr dieses Gefühl des VERZICHTENS nicht mehr. Das geht vorüber! Die euphorischen Momente werden ersetzt durch andere positive Gefühle. Positive Gefühle, die man nicht mehr erlebt durch das Saufen. Die kommen wieder zum Vorschein und ersetzen den Gedanken, dass man Angst hat, nie wieder trinken zu müssen. Jetzt schreib ich müssen. In dem Moment denkt man, nicht mehr trinken zu dürfen und genau das ist der Punkt. Bevor ich aufhörte zu trinken, dachte ich, ich DARF nie wieder trinken. Nun denke ich, ich MUSS nie wieder trinken. Habt keine Sorgen, dass ihr ewig traurig seid, dass ihr diese lustigen, tollen Gefühle der ersten Getränke nicht mehr habt. Freut Euch lieber, dass ihr diese widerlichen und traurigen Momente der letzten Getränke nicht mehr habt. Oder Erinnerungen, denn oft erlebt man das Ende ja gar nicht mehr richtig mit.
Alkoholismus ist eine ganz, ganz widerliche Krankheit. Das einzige Gute an ihr ist, dass man aus dieser Krankheit aussteigen kann. Natürlich bleibt man immer Alkoholiker, ob trocken oder nass, so war das nicht gemeint. Aber es ist eine Krankheit an der man nicht sterben muss, wenn man aussteigt und es ist eine Krankheit, wo man die Auswirkungen (Kontrollverlust, gesundheitliche Probleme, sich schämen, seiner Familie und Freunden Kummer bereiten, sich selbst Kummer bereiten oder irgendwann sogar sterben) stoppen kann, indem man aussteigt.
Und wenn ihr bis jetzt gelesen habt und denkt „sie hat Recht, ab morgen trinke ich wirklich nur noch ganz wenig“, dann vergesst es!! Das funktioniert nicht. Wenn wir weniger trinken könnten, wären wir keine Alkoholiker. Das klappt eine Weile ganz sicher, wenn wir nur entschlossen genug sind. Aber auf Dauer funktioniert es niemals. Bei keinem einzigen Alkoholiker wird das jemals funktionieren, denn wie gesagt, wenn er das dauerhaft könnte, wäre er kein Alkoholiker.
Ich würde mir so sehr wünschen, dass es da draußen Leute gibt, denen nur noch ein kleiner Anstupser fehlt. Der Gedanke, abstinent zu leben und traurig darüber zu sein, nicht mehr trinken zu dürfen, sollte jedenfalls kein Grund sein, denn dieser Gedanke verwandelt sich auf dem trockenen Weg von selbst. Steigt aus und ihr werdet es sehen!
LG Cadda