Beiträge von Frontifex

    Kurzantwort: nein.

    Ich kann mich zwar an orten aufhalten an denen getrunken wird, durch meine Arbeit bin ich da auch von Zeit zu Zeit zu gezwungen und ich habe gelernt es zu verkraften. Was ich aber immer brauche ist ein Rückzugsort (auf Arbeit habe ich professionelle Distanz die mir da hilft) an dem kein Alkohol gestattet ist. Das ist in der Regel meine Wohnung, in der generelles Alkoholverbot herrscht.

    Alle seine Freunde sturzbetrunken zu erleben (ich kenne ostdeutsche Parties) ist besonders nach nur einem Jahr eine sehr triggernde Erfahrung, dazu kommt dass betrunkene gerne versuchen andere zu animieren doch mitzusaufen weil sie sonst das gefühl haben den Anschluss zu verlieren oder verschmäht zu werden, das zusammen mit dem Fehlenden Rückzugsort macht das ganze extrem gefährlich.

    An deiner Stelle würde ich absagen, deine Gesundheit ist wichtiger und deine Freundin kann bocken wie sie will, das ist immer noch besser als den nächsten Entzug durchstehen zu müssen und eventuell neue, nüchterne Kontakte zu schädigen.

    MfG
    Frontifex


    Das will ich hoffen, dass die Nascherei besser wird, ich hoffe das als Nebenwirkung nicht zu trinken mein Bierbauch irgendwann verschwindet. Aber wenn Du sagst, dass sich das bessert, gibt es ja noch Hoffnung. Aber der Bauch ist ja auch das kleinste Übel :wink:


    Bei mir hat sich das verlagert und ich hab versucht ein Glucosehigh zu erreichen, dafür habe ich mir über Jahre hinweg gottloseste Riesenportionen an Nudeln mit Käse und Pizza in den Leib gedrückt, da sollte man auch ein wenig auf der Hut sein. Abhängige versuchen oft ihre Suchtmuster dann anderweitig auszuleben, es wäre ungünstig wenn dieses Muster dann genau so ungesund wird.

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    Und da der Einflüsterer gerade Null Chance bei mir hat, zieht er sich auch immer ganz schnell zurück.

    Grüße St.Georg

    Auch hier ist Vorsicht geboten, wenn der Druck komplett "verschwindet" frage ich mich oft ob ich überhaupt jemals abhängig war oder mir nur was vormache um mir selbst leid zu tun was schnell in einem Rückfall enden kann. Bei NA sagt man oft "Wenn es dir schlecht geht geh in ein Meeting, wenn es dir gut geht, Renn'"

    Alkoholverbot in der Wohnung ist etwas was ich auch sehr strikt durchsetze, trotz meiner Predigten zu lernen mit Alkohol im Umfeld umzugehen (damit meine ich nicht in absolute Absturzkneipen zu gehen und deinen Freunden beim Bewusstlos werden zu zugucken) ist den in der Wohnung haben ein absolutes no-go und ich finde Rauschmittel in die Wohnung eines Süchtigen mitzubringen auch absolut respektlos.

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    Irgendwann, in den nächsten Wochen der fern-nahen Zukunft kommt dann nämlich vielleicht ein: "Ach naja, ich habs doch sonst immer wieder geschafft, heute ein halbes Glas Sekt zum Anstoßen, XY hat doch nen runden Geburtstag...".

    Das stimmt, das sind Gedankengänge die man dabei auf keinen Fall haben sollte. Sollte sich so etwas einstellen hat man schon einen halben Rückfall gebaut, dann sollte man sich verabschieden und gehen. Bei mir stellt sich so etwas ein wenn ich keinen Suchtdruck verspüre, dann stelle ich mir die Frage ob ich jemals abhängig war oder mir das nur eingeredet habe aber nur weil ich die meiste Zeit mit Alkohol und Drogen in meiner Umgebung klar komme heißt das nicht dass ich den Konsum selbiger überstehen kann, das würde mich direkt wieder ins alte leben zurückwerfen.

    Und "mal geht ja ich mach es ja nicht jeden Tag" ist ein Stolperclean das definitiv zu einem vollständigen Rückfall führen wird.

    Du bist aber schon länger ohne Alkohol unterwegs, seit 5 Jahren und seit einem halben Jahr wieder in gemischter Gesellschaft ? habe ich das richtig verstanden?

    Nein ich war 5 Jahre nahezu komplett in Isolation von jeglicher Gesellschaft, das lag aber allem Anschein nach auch einer Persönlichkeitsstörung die ich habe, welche am Freitag diagnostiziert wurde (Selbstunsicher-Vermeidende Persönlichkeitsstörung F60.6). Soziale Isolation ist bei dieser nicht unüblich. Ich war selten unterwegs, aber alleine beim einkaufen stehe ich ja schon vor der Alkifalle an der Kasse und habe gemerkt dass der Drang einfach mal so ne Vodkapulle mit aufs Band fallen zu lassen immer schwächer wird und inzwischen nahezu komplett weg ist. Ich verspüre nicht mehr wirklich den Drang mit zu trinken und betrunken zu werden, ausser wenn:

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    Denn diese dritte Person ist nicht unser Aufpasser und schreitet ein, wenn man plötzlich doch zum Glas greift.

    Das ist nicht der Grund warum ich eine nüchterne Person dort begrüße. Die nüchterne Person ist nur dafür da dass ich jemanden dort habe mit dem ich mich verständigen kann, wenn ich als einziger nüchtern bin und zu niemandem mehr eine Verbindung aufbauen kann fange ich an einsam zu werden, dann gehe ich in der Regel.

    Ich halte nichts davon mir selbst eine Berührungsangst mit etwas anzutrainieren das in unserer Gesellschaft allgegenwärtig ist, das habe ich dank meiner PS bereits zur genüge aber wenn man merkt man muss den Drang auch was alkoholisches zu trinken mit Gewalt niederkämpfen oder generell dagegen ankämpfen sollte man vielleicht doch wieder etwas Abstand gewinnen, zumindest für den Abend.


    MfG Frontifex

    Hallo Dhyana

    Ich habe sehr langsam angefangen Alkohol in meiner Umgebung wieder zuzulassen, immer an neutralen Orten wo ich jederzeit gehen kann wenn es zu viel wird. Die Abstinenzzeit hat viel geholfen, aber auch das Wissen, dass wenn ich etwas alkoholisches Trinke meine Begleitung sehr wütend sein wird und ich einen schönen Abend damit ruiniere (nicht zu vergessen die Zeit die darauf folgen wird). Sobald du aber merkst dass es schwierig und unangenehm wird solltest du sofort gehen, auch ohne schlechtes Gewissen oder das Gefühl wen im Stich zu lassen. Ich habe auch auf Parties wo konsumiert wird immer eine Person dabei die nüchtern bleibt damit ich einen Ansprechpartner habe, wenn das nicht gegeben ist und ich mich umringt von Leuten sehe mit denen ich nicht umgehen kann gehe ich. Ich bin zwar erst seit einem halben Jahr wieder wirklich aktiv und viel unterwegs aber bisher lief das alles ziemlich gut.

    Die Menschen die ich treffe sind auch nicht aus dem Milieu oder zumindest ebenfalls clean, ich musste auch erst lernen dass wenn Leute von "betrunken" sprechen zwischen deren und meinem "betrunken" ca 2 Promille liegen. Vieles von dem was in uns passiert wenn wir erfahren dass jemand etwas getrunken hat oder etwas trinken will basiert glaube ich aufgrund unseres gestörten Verhältnisses zu Alkohol und ist manchmal pures Kopfkino, so meine Erfahrungen zumindest.

    MfG Frontifex

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    Nun hatte ich ein unangenehmes Gefühl (Schuld) dass er verzichtet

    das habe ich auch immer wenn Bekannte und neue Freunde mir sagen dass sie meinetwegen auf ihr Bierchen verzichten, was kaum noch vorkommt weil ich inzwischen mit Alkohol in meiner Umgebung umgehen kann. Womit ich nicht umgehen kann ist die charakterliche Veränderung durch Überkonsum oder Konsum von anderen Drogen, dieses "Anschluss verlieren" weil ich mich nicht in der selben Sphäre aufhalten kann.

    In meiner Wohnung herrscht allerdings striktes Rauschmittelverbot, da finde ich es respektlos wenn jemand irgendwas mitbringt und setze das auch absolut jedem gegenüber durch, ohne ein schlechtes Gewissen zu kriegen.

    MfG Frontifex

    Hallo Horizont,

    Vielen dank für die Glückwünsche, ich bin derzeit auf einer fünfmonatigen Warteliste, das ist zwar etwas lang aber es ist gut verkraftbar und ich baue nicht besonders schnell Vertrauen auf, der Therapeut der mich diagnostiziert hat konnte das Eis zum Glück schnell brechen so dass ich bei ihm bleiben werde.

    MfG
    Frontifex

    Ich war heute beim Psychotherapeuten zum Diagnosegespräch und bei mir ist eine Selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitstörung festgestellt worden (F60.6V), ich bin jetzt auf der Warteliste für eine Schematherapie in der Gruppe, viele der Probleme die ich in diesem Thread beschrieben habe gehen allem Anschein nach auf diese Störung zurück

    MfG
    Frontifex

    Hallo alle,

    Danke für die rege Anteilnahme. Ich war heute bei meinem NA Stammmeeting und habe dort auch noch einmal meine Situation und alles geshared was mir gerade so in den Sinn gekommen ist, das hat mir schon sehr geholfen. Dabei habe ich ein Problem aufgedeckt das ich noch am Abend lösen konnte, was mich weiterhin beruhigt hat. Ich habe inzwischen auch gut gegessen und getrunken ohne Zwischenfälle und der druck ist auf einem verarbeitbaren Level.

    Zitat von Sunshine_33

    Da wäre ich voll kaputt gegangen, wenn ich nur noch so wenig Kontakt nach außen gehabt hätte. :?


    es gab Zeiten da war es sehr schwer und ich bin sehr froh da raus zu sein. So etwas tu ich mir nie wieder an.

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    Wofür schämst Du Dich genau?
    Du könntest doch eher stolz auf Dich sein, das Du nun nicht mehr säufst?


    Das ist ja der Irrsinn an der Situation, ich schaffe es nicht stolz auf mich zu sein, das habe ich nie. Ich weiß auch nicht genau wofür ich mich schäme aber sie ist einfach da, es fühlt sich an als würden sich alle um mich herum über mich lustig machen wegen etwas von dem ich nichts mehr weiß.

    Zitat

    Wie kommst Du da drauf, hat das jemand so zu Dir gesagt?


    Nein das habe ich auf eine Freundin projiziert die darüber auch nicht besonders glücklich war aber ich habe das inzwischen geklärt. Ob mein Druck eine Belastung für meine Freunde darstellt weiß ich derzeit allerdings nicht zu einhundert Prozent, ich gehe aber nicht davon aus.

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    Manchmal redet man sich auch Dinge ein, die gar nicht so sind


    wenn das olympisch wären wären meine Geldsorgen geschichte

    Hallo Linde,

    Es wurde Wasser mit Standpauke aber zumindest das Wasser hat geschmeckt, vielen Dank :)

    LG
    Frontifex

    Hi Taxi

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    Was hat denn die letzten 5 Jahre geholfen?


    Netflix und Videospiele, Später dann 3D Art als hobby welches ich immer noch ausführe und eventuell mal beruflich angehen möchte aber das ist mir jetzt kein guter Trost

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    Hast du die 2 Freunde von oben informiert

    Ja einer ist auch auf dem Weg zu mir

    Hallo Taxi,

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    Was hat denn die letzten 5 Jahre geholfen?

    Mich mithilfe diverser Medien abzulenken aber die helfen derzeit nicht so gut

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    Du beschreibst dich als an der Grenze des Erträglichen, hole dir Hilfe. Hast du die 2 Freunde von oben informiert

    Einer ist voll im Bilde der ist auch auf dem Weg zu mir

    LG Frontifex

    Hallo Sunshine

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    Mir ist nicht so ganz klar, was es genau bedeutet, das Du Dich 5 Jahre lang in Isolation begeben hast.
    Wie darf man das denn genau verstehen?
    Wo warst Du denn die letzten Jahre, so fernab der Menschheit ?.... so liest es sich für mich zumindest :wink:
    Und warum hast Du Dich so isoliert?

    Ich habe mich jahrelang in meiner Wohnung verbunkert. Kontakt zu anderen hatte ich höchstens über das Internet und zum Pizzalieferanten, nachdem ich dann stark zugenommen hatte (was ein Problem für sich ist an dem ich nebenbei arbeiten muss) und ich meine Ernährung umgestellt hatte zu den Kassierern beim Supermarkt - edit, bitte keine Firmennamen, danke, Linde - , sonst zu eben jenem Kumpel der clean geworden ist aber auch den habe ich versucht auf Abstand zu halten und wir haben uns höchstens ein mal pro Vierteljahr für eine halbe Stunde gesehen. Anfangs habe ich mich isoliert weil ich angst hatte rückfällig zu werden, später dann aus Scham und Selbsthass.

    Als ich gesoffen hatte war ich in der Punkszene unterwegs, da war das einfach völlig normal und hat niemanden ernsthaft gestört, dadurch war ich nie isoliert als ich getrunken habe weil ich das öffentlich zelebriert habe, das macht es doppelt so bescheuert dass ich mich jetzt vor anderen für mich selbst schäme. Das kommt zwar seltener vor aber gelegentlich bricht es doch noch einmal aus.

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    Für was möchtest Du Dich denn bestrafen?

    Für vieles, ich kann nicht alles davon in Worte fassen aber wenn ich Suchtdruck spüre habe ich das Gefühl für die wenigen Freunde die ich habe eine starke Belastung zu sein und dann kocht die Wut auf mich selbst wieder hoch. Ich glaube das ist mein derzeitiger Hauptgrund

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    Oder bugsierst Du dich gerade selbst in einen Rückfall, weil Du lieber wieder saufen MÖCHTEST?

    Ich glaube das ist ein starker Punkt, ich habe oft das Gefühl nicht verstanden zu werden, ähnlich wie damals wenn ich der einzige nüchterne im Raum war und erst auf den Pegel der anderen kommen musste um wieder eine Verbindung herzustellen

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    Gibt es bei Euch entsprechende Notfallambulanzen, die weiter helfen können?

    Sollte es, wenn es unerträglich wird werde ich eine aufsuchen

    LG
    Frontifex

    Hallo Dante,

    Ich nehme derzeit keine Professionelle Hilfe in Anspruch, werde aber am Montag bei einem Therapeuten vorstellig den eine Freundin mir Empfohlen hat. Medikamente oder andere Drogen nehme ich nicht.

    Leider hat sich das nicht gut reguliert weil ich, zumindest fühlt es sich so an, so eine Art "Pause" Knopf gedrückt habe und jetzt erst alles da weiter geht wo es vor Jahren aufgehört hat. Gestern habe ich mich gefühlt als wäre ich emotional mitten in meiner Pubertät, diese Erkenntnis war ziemlich bedrückend.

    LG
    Frontifex

    Addendum: seit einer Woche geht es mir nicht gut, seit 2 Tagen esse ich nicht richtig und Trinke kaum Wasser, fast nur Mate und anderes Zeug das nicht gesund ist, das auch in relativ geringen Mengen außer ich will mich wach halten. Ich spüre wie durstig ich bin und merke dass ich kaum noch Flüssigkeit im Mund habe aber ich kann mich nicht durchringen etwas Wasser zu trinken, ich habe das gefühl mich selbst für meine Verfehlungen strafen zu müssen.

    Ich hatte in den letzten zwei Nächten mehrere Rückfallträume und das schlimmste daran ist dass ich den letzten sogar angenehm empfand, das macht mir gerade große Angst

    LG
    Frontifex

    Hallo,

    Ich habe vor 5, fast 6 Jahren mit dem Trinken aufgehört, kalter Entzug, alleine zu hause (ich wusste damals nicht welche Folgen das haben kann aber zum Glück ist das gut gegangen), aber nach 5 Jahren Isolation war ich relativ kurz davor den Verstand komplett zu verlieren. Ein alter Freund der ebenfalls Clean geworden ist und eine neu gewonnene Freundin haben mir geholfen die ersten Schritte zu machen, aber jetzt stecke ich in dem Dilemma dass ich mich durchgehend mit für mich neuartigen oder fast vergessenen Sinneseindrücken und Emotionen konfrontiert sehe und besonders der Sommer ist dahingehend eine schwierige Zeit. Ich möchte aber auch nur ungerne in die Isolation zurück, wenn ich mich isoliere bekomme ich so etwas wie "Fernweh" danach mich mit meinen alten Säuferkumpels in den Park zu setzen und wieder in alte Muster zu fallen aber wenn ich mit Leuten unterwegs bin ist um mich herum überall Alkohol (allein durch andere Passanten) und der löst derzeit starke Sehnsucht in mir aus.

    Ich versuche gerade meine Emotionen und Gefühle zu ordnen aber die Hälfte der Zeit weiß ich gar nicht was ich Fühle und reagiere deswegen in Sozialen Situationen oft sehr Merkwürdig.

    Ich weiß gerade nicht mehr was ich Fragen wollte ich habe die letzten Nächte nur sehr wenig geschlafen

    LG
    Frontifex