Beiträge von sorra

    Hallo Yvonne,

    ich habe viele deiner Beiträge schon gelesen, aber nie etwas dazu geschrieben, das liegt wahrscheinlich daran, dass mich in einer sehr anderen Situation befinde und deshalb nicht was für dich brauchbares zu sagen habe.
    Aber so wie du alles beschreibt, kann ich verstehen, dass es dir schlecht geht, ich denke ich würde mich auch sehr verraten fühlen, wenn ich an deiner Stelle wäre.
    Du hast geschrieben, dass du ein Date ausgemacht hast? Wie ist es denn gelaufen? Das ist gut, dass du da schon aktiv bist.
    Und wieso hast du ein schlechtes Gewissen, dass du deinem Kind die Familie weggenommen hast? Ich dachte, dein Mann hat sich getrennt? Davon abgesehen, ist es auch fraglich wieviel Familie bei einer Alkoholkrankheit vorhanden war, die man wegnehmen könnte.

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Hull,


    Ich glaube, so eine Aussage ist im Kern unwahr, es ist eher der unterbewusste Untergangswunsch, wie er bei jedem Menschen immer mal wieder vorkommt. Frei nach dem Motto: wenn wir nicht siegen, gehen wir wenigstens haushoch unter. Hierzu gibt es unzählige bedeutende historische Beispiele. Aber wir müssen gar nicht so weit abschweifen, oft ist dieser Gedanke beim Alkoholmissbrauch ein Antrieb, immer noch mehr zu trinken, denn es ist scheinbar sowieso alles verloren.


    Nebenbei finde ich diese Trostlosigkeit als Antrieb bei Alkoholismus sehr schön beschrieben.


    Mir persönlich ist das Forum - und auch jedes andere Forum - egal, ich habe keine Pflichtgefühle, verspüre keine Verantwortung und "genieße" meinen Forenaufenthalt sogar deshalb, weil ich merke, dass es mir eigentlich nichts bringt, und genau dies ist nun eine Art Freiheit.


    Vielleicht verspürst du keine Pflichtgefühle, aber du ziehst doch einen persönlichen Nutzen vom Forum oder? Sonst würdest du dich ja nicht so rege beteiligen.
    Ich finde auch nicht, dass es zwingend notwendig ist, Pflichtgefühle gegenüber dem Forum zu haben, hab ich auch nicht. Außer das übliche Verantwortungsbewusstsein und Anstandsgefühle, das aber in allen Bereichen vorhanden sein sollte.

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Hartmut,

    Nun bin ich fast 12 Jahre hier und es war bisher noch nie bemängelt worden da es immer wieder mal zu der Sprache kam oder dazu Hinweise kamen. Aber wir werden es mal in der Fortleitung diskutieren.

    Gruß Hartmut

    Vielleicht ist das so, weil es dieses Verständnis früher eben mehr gab in einem Selbsthilfeforum gegenseitiges Helfen zu praktizieren, das jetzt etwas verloren gegangen ist, wie es auch Karsten beschreibt, und deshalb war es nicht nötig ?
    Nur eine Vermutung.

    Ich glaube auch, dass es helfen könnte, wenn es deswegen stärker ausgedrückt werden würde, wie bei Marios Vorschlag zum Beispiel.

    Alles Liebe,
    sorra

    Ach und nochwas:

    Ist es nicht so, dass man hier nur schreiben darf, wenn man trocken ist?
    Also dass man bei einem Rückfall sozusagen automatisch raus ist?
    Ich denke, ich habe mal im Vorstellungsbereich gelesen, dass man erst freigeschalten wird, wenn man trocken ist, da es von den trockenen als problematisch angesehen wird mit nassen zu schreiben (frei zitiert).

    Ich würde noch gerne einiges dazusagen.

    Prinzipiell bin glücklich, dass es das Forum gibt, und Menschen wie dich Karsten, die sich hingebungsvoll darum gekümmert haben und noch immer kümmern. Es ist meiner Ansicht nach sehr bewundernswert und ganz im Sinne von AA. Woanders habe ich es auch schon beschrieben, aber dieses Forum und auch die Selbsthilfegruppen sind für mich wundervoll, ich realisiere, wieviele die gleichen Probleme haben und ich fühle dadurch eine Verbundenheit zur Menschheit über Generationen hinweg, also quasi zur Menschheitsgeschichte.

    Des weiteren ist es wie eine geheime Gesellschaft, in der diese Probleme anerkannt werden und bis zu einem gewissen Grade normal, da sie alle Beteiligten teilen. Das ist sehr wichtig für mich, da ich mit der Außenwelt nicht über dieses Thema einfach so sprechen kann, außer mit meinen Liebsten, die es zum Teil aber nicht verstehen können, weil sie es nicht kennen. Und ich trage mein Problem schon sehr lange mit mir herum, es ist als würde sich mein Herz öffnen, wenn ich mir hier austausche.
    Ohne das Forum und andere Selbsthilfegruppen wäre das alles nicht da.
    Am Forum speziell schätze ich, dass es nicht an Ort und Zeit gebunden ist, und vorallem, dass das Miteinander nicht katholisch verfärbt ist. Ich weiß, dass AA an keine Religion gebunden sein will, jedoch erlebe ich in den Selbsthilfegruppen etwas anderes, da das ganze Konzept mit seinen Gründern sehr stark am Christentum angelehnt wurde. Deshalb freue ich mich, dass das Forum diese Neutralität bewahren konnte.

    Ich habe an Karsten weiterhin einige Verständnisfragen:
    Dich stört es, dass die Leute hier nicht in das Forum genug investieren und sich in Beiträgen beteiligen, die nicht ihre selbsterstellten sind?
    Ich wusste zum Beispiel gar nicht, das das ein wichtiger Aspekt des Forums ist. Vielleicht könnte das besser kommuniziert werden? Ich war auch einmal in einem Literatur-Forum und dort gab es als Voraussetzung, um Beiträge erstellen zu können, dass man vorher zwei Beiträge (in diesem Fall waren es Kritiken) zu jemanden anderen verfassen musste. Wahrscheinlich hatten sie ein ähnliches Problem und haben sich so einen einigermaßen regen Austausch sichern wollen.

    Ich denke, dass Forum hilft vielen Leuten und meiner Ansicht nach, gibt es auch viel Austausch, aber ich hatte nur einen kurzen Einblick bis jetzt.
    Generell finde ich es aber immer schwierig, Dankbarkeit von den Leuten zu erwarten. Es liegt außerhalb der Kontrolle, ob Leute dankbar sind und deshalb sollte man nicht aus diesem Grund etwas tun. Ich denke nicht, dass du das Forum damals eröffnet hast, damit Leute dir sagen wie dankbar sie sind, sondern um eine Verbindung zu Fremden mit dem gleichen Problem herzustellen.
    Vielleicht ist der Frust ein Zeichen dafür, dass dieses Bedürfnis etwas verloren gegangen ist, mit der Zeit.
    Ich kann gut verstehen, dass dir die Lust vergeht, wenn du das Gefühl hast du gibst mehr, als du bekommst. So sollte es auch nicht sein. Ich kann nicht sagen, was die Gründe für die Forumsentwicklung hat, aber generell würde ich sagen, wenn du das Forum gegründet hast, kannst du machen was du willst, und wenn du keinen Sinn mehr darin siehst, ist es nicht förderlich aus Verpflichtung weiterzumachen. Auch wenn es schade wäre, da ich doch glaube, dass das Forum sehr wirkungsvoll ist, auch wenn man die Teilnehmer teilweise nicht lange bleiben.
    Ich denke, es ist auf jeden Fall eine Entscheidung für die man sich Zeit lassen sollte und die man machen sollte, nachdem man Alternativen in Erwägung gezogen hat. Wurden schon alle möglichen Änderungen, die einen besseren Austausch ermöglichen würden, ausgeschöpft?

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo,

    Ich möchte hier Platz machen für eine Diskussion, die in einem Thread im Gange ist, die eigentlich für andere Belangen gedacht ist.
    Es geht um die allgemeine Entwicklung des Forums, einhergehende Probleme und mögliche, zukünfigte Aussichten.

    Ich kopiere das letzte Posting rein:

    Für mehr Kontext, hier der Link zum anderen Thread: https://alkoholiker-forum.de/viewtopic.php?…9832&start=3232

    Hallo!

    Ich kenne mich noch nicht so wirklich aus, jedoch habe ich das Gefühl, seitdem ich das Forum kenne (was nicht sehr lange ist), gibt es immer wieder Probleme und Diskussionen über das Forum. Es wird immer etwas schwammig eine Unzufriedenheit ausgedrückt, darüber wie das Forum läuft.
    Wenn ich mal so fragen darf:
    Um was geht's denn eigentlich?

    Ich merke schon durch verschiedene eröffnete Themen, dass Karsten Änderungen plant bzw. sich wünscht und die Mitglieder in die Entscheidung miteinbezieht, die sich jedoch dagegen stellen, was dann bei ihm einen gewissen Überdruß erzeugt.
    Da ich sehr neu bin, sehe ich den Grund der Frustation leider überhaupt nicht.
    Woran wird zB festgemacht, dass keiner bereit ist zu helfen?
    Wieso sind passive Teilnehmer schlecht für das Forum?
    Wieso ist dir Karsten die Lust vergangen? Was war vor 10 Jahren anders?

    Tut mir Leid, falls das Thema schon besprochen wurde, aber offensichtlich ist es noch nicht abgeschlossen, sonst würde es nicht an so vielen Stellen aufkommen...
    Es tut mir auch Leid, dass es off-topic ist, das ist unhöflich gegenüber Silberkralle, vielleicht kann man einen eigenen Forumbeitrag "das Forum" erstellen, wo klar über die Problematik gesprochen wird?

    Alles Liebe,
    sorra

    Ich habe gerade gelesen, dass du deine Therapeutin hast. Ist mir wohl kurz entfallen, entschuldige.
    Beim nochmaligen Lesen denke ich, zwei Dinge:
    1. Du brauchst eine Entlastung. Am Besten eine bezahlte Hilfe, die dir was von Kinder, Hund oder/und Haushalt abnehmen kann.
    2. Du reagierst auf das Rückfallthema deshalb so extrem, weil eure Beziehung komplett vernachlässigt wird. Da fühlt man sich dem anderen natürlich auch nicht nahe und man hat keine Kraft mehr. Ich würde das ansprechen und versuchen, euch beide einen schönen Abend o.ä. freizuschaufeln.

    Ich würde mich nicht wegen eventuellen Trennungen fertig machen. Es ist vollkommen normal und menschlich, dass einem irgendwann die Kraft ausgeht und man nicht mehr weitermachen kann. Dann muss man einen anderen Weg gehen. Das macht aber niemanden zu einem schlechten Menschen.
    Nochmals möchte ich aber erwähnen, dass das alles nur mögliche Szenarien von einer Zukunftsvision, einem (Horror)Film in deinem Kopf sind, den du dir selber ausgedacht hast und vorspielst und danach Panik bekommst. Die Realität sieht momentan sehr anders aus und um die geht es.

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Mira,

    ich finde, ich finde Cadda hat es schon sehr gut ausgedrückt und möchte dies noch unterstreichen.
    Es ist unglaublich, was für eine Veränderung dein Mann durchmacht. Die intensive Therapie, das viele Arbeiten, der Sport, das ist bewundernswert.
    Das sein Heilungsprozess jegliche Energie in Anspruch nimmt, kann ich gut verstehen. Ich finde auch, dass Krebs ein guter Vergleich ist. Denn niemand kann etwas dafür und die Leute können in dieser Zeit leider nicht so viel tragen wie gesunde Menschen. Zu dem ändert sich bei Krebspatienten auch oft die Persönlichkeit, da man durch solche Krankheiten oft große Veränderungen durchmachen. Viele werden depressiv, frustriert und lassen es an die Angehörigen aus. Was ich damit sagen will, es ist schwer für die ganze Familie.

    Du klingst sehr belastet. Ich fühle mich in meinem Leben schon sehr belastet und das Maß an Verpflichtungen kommt deiner Beschreibung nicht einmal nahe. Ich sehe es wie Cadda, ihr braucht eine Form der Hilfe die mit dem Alkohol nichts zutun. Jemand der euch entlasten kann bezüglich Kinder, Hund und Haus. Vielleicht eine Betreuerin, Hundesitterin, Haushaltshilfe was auch immer. Vielleicht ist es auch möglich die Arbeitsstunden zu kürzen? Ich denke, du brauchst Zeit für dich.
    Und ihr braucht Zeit für euch als Paar, damit ihr eure Bindung wieder stärkt.

    Ich denke der Rückfall steht für etwas anderes.
    Du schreibst du hast vollstes Vertrauen zu ihm, dass er nicht mehr trinkt. Er beschäfitgt sich anscheinend in der Therapie damit und auch mit Bewältigungsstrategien. Klingt wunderbar, wenn du mich fragst. Ich sehe keine akute Gefahr.
    Ob du ihn verlassen würdest, wenn soundso eintreten würde... Das ist doch egal, nicht? Wen interessiert schon, wie was passieren würde, wenn dies und das wäre. Es ist nicht so, dann braucht es dich nicht zu kümmern. Und zu gehen, weil man nicht mehr kann, macht niemanden zu einem schlechten Menschen. Wenn es nicht mehr geht, ist das leider so, du bist kein Übermensch. Aber ich denke, dass es völlig egal ist, wann die Grenze ist, ich würde mich damit befassen, sobald der Fall eintritt, auch wenn du dich dafür entscheidest, dich zu trennen. Unter gewissen Umständen würde ich mich auch von meinem Partner trennen, da mag es noch so ein tragisches Schicksal sein.
    Eine Krankheit kann viele in die Knie zwingen, es ist nicht selbstverständlich, dass man bis zum Ende sein Leben damit beschwert, nur aus einem Verpflichtungsgefühl heraus.
    Aber wie gesagt, ich sehe keine reale Gefahr, es klingt alles gut.
    Kann es sein, dass Dinge von deinem Mann, als er noch nass war, noch an dir nagen? Hast du auch eine Therapeutin oder jemanden anderen, an dem du dich ab und zu stützen kannst?

    Auf mich wirkt es so, als wäre das im Moment das wichtigste.

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Morgenrot,


    Gestehe dir deine eigene Hilflosigkeit doch erst einmal ein, denn nur dann kannst du den nächsten Schritt gehen.
    Solange du immer noch denkst, dies und das könnte ich noch tun, wird das nichts.
    Es ist in den meisten Fällen so, das der Alkoholiker seinen persönlichen Tiefpunkt braucht, und den sollte kein CO hinauszögern. Denn das tun wir, mit unserer Hilfe.

    Der Tiefpunkt ist eine psychologischer Ansatz, der auf mich sehr riskant wirkt. Ich bin leider noch immer etwas skeptisch gegenüber.
    Zur Hilflosigkeit muss ich sagen:
    - Ich denke, Hilflosigkeit ist so ziemlich das Schlimmste für mich. Hilflos zu sein, kommt für mich gleich auf = ich habe keinerlei Wirken auf der Welt. Aber wenn ich mit diesem Gedanken lebe, denke ich mir, wieso dann noch überhaupt auf der Welt sein? Dann ist es doch sinnlos. (Außerdem ist es ja auch nicht wahr, ich spüre es ja an mir, wie andere Menschen ein Wirken auf mich haben und mich positiv oder negativ bewegen.)
    Dieser Gedanke ist tief in mir verankert, und hindert mich wahrscheinlich am meisten daran Hilflosigkeit zu akzeptieren.



    Räumlich habe ich mich nicht getrennt, wir haben unter einem Dach gelebt, aber ich habe mich nicht mehr um seine Belange gekümmert, ihn nicht versorgt.
    Er ist für sich selbst verantwortlich und ich habe mich Schritt für Schritt in ein Leben gewagt, wie ich es wollte, egal was der nasse Alkoholiker dazu sagte.
    Er hat sich in dieser Zeit sehr vernachlässigt, sah teilweise sehr schlecht aus, und ich hatte ihn aufgegeben, ich habe gedacht, er lebt nicht mehr lange.
    Irgendwann kamen 2 Ereignisse, wo es anscheinend bei ihm gefunkt hat, auf jeden Fall hat er jetzt seit einem Jahr nicht getrunken.


    Wow, das ist unglaublich, dass du diese Distanz schaffen konntest, obwohl ihr räumlich so nah beieinander wart. Ich könnte mir das, bei mir nicht vorstellen. Vorallem diese Nachlässigkeit mit sich selbst beobachten zu müssen, klingt sehr hart. Wie ist eure Beziehung heute? Wohnt ihr noch immer unter einem Dach?

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Penta!


    ich bin Alkoholikerin und war sehr dankbar für deinen Beitrag an anderer Stelle, in dem du deine Erlebnisse mit einer Therapeutin geschildert hast.
    Ich bin derselben Meinung wie diese Therapeutin.
    Es ist und bleibt übergriffig, wenn sich jemand (egal wer) anmaßt zu wissen, was für jemand anderen gut wäre und ihm vorschreibt, was zu tun ist. Jedenfalls ist es das so lange, wie der Betroffene noch für sich selbst entscheiden kann.

    Ich bin eigentlich auch dieser Meinung. Ich bin mir diese ganzen Dinge bewusst, aber wenn es um meine persönlichen Probleme geht, kann ich diese Gefühle, die wie Reflexe hervorkommen, leider nicht umlenken. Dieser Widerspruch in mir, macht das Gefühl der Hilflosigkeit leider nur noch größer.


    Ich bin nicht nur trockene Alkoholikerin, sondern litt sehr lange auch unter Depressionen. Mich hättest du zu meinen Tiefstzeiten mit irgendwelchen Animationen eher aggressiv gemacht, als motiviert. Ähnlich verhielt es sich bei mir, als ich noch soff. Gutes Zureden, Verständnis oder gar andauernde "versteckte" Hinweise auf Therapien hätten mich schlichtweg genervt.
    Was mir letztlich geholfen hat, waren echte Konsequenzen und Ansagen. Mehrere Menschen in meiner Umgebung haben mir gesagt, dass sie meinen Suff nicht mehr aushalten wollen (können) und brachen den Kontakt zu mir ab. Es lief darauf hinaus, dass ich ganz allein dastehe.


    Was ich sagen will. Loslassen bedeutet nicht, jemanden fallen zu lassen, sondern ihm seine Entscheidungen zuzugestehen. So schwer es auch mir manchmal fällt; jeder hat ein Recht auf sein eigenes Glück, aber auch auf sein eigenes Unglück.
    Auch dein Bruder. Ich bin sogar der Meinung, dass du Gefahr läufst, ihn zu verlieren, wenn du ihn nicht loslässt.
    Du scheinst unter deiner Nähe (gefühlsmäßig) zu deinem Bruder zu leiden. Also schau, dass du dich von deinem Bruder unabhängig machst, so schwer das auch ist. Dein Bruder darf seine eigenen Entscheidungen treffen.
    Du kannst für dich sorgen, indem du deine eigenen Grenzen erkundest und sie mit deinem Bruder besprichst.
    Vielleicht bewegt es etwas in ihm, wenn er deine Grenzen zu spüren bekommt?

    Ich verstehe, was du mir sagen willst und ich danke dir, dass du es mir sagst. Von Betroffenen zu hören, wie sie das Verhalten der Angehörigen wahrgenommen haben, hilft mir die Dinge besser zu verstehen, auch zuzüglich mit dem Aspekt der Depression. Und es bestärkt mich natürlich, zu hören, dass Leute es schaffen, mit dem Trinken aufzuhören.
    Ich versuche mich unabhängig zu machen und es ist schon viel besser geworden. Jedoch bin ich von der Idee des Tiefpunkts noch nicht komplett überzeugt.
    Für mich ist dieses Loslassen wie russisches Roulette, vielleicht geht alles gut, vielleicht auch nicht. Viele Leute schaffen den Absprung nicht. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit? Ich soll mein Leben leben und hoffen,dass mein Bruder irgendwie zu sich kommt? Und wenn nicht, stirbt er halt, Pech gehabt. Ich weiß nicht, ob ich das ertragen könnte bzw. diesen Weg gehen kann...

    Danke dir trotzdem für deinen Beitrag, deine Worte waren hilfreich und auch wenn ich es nicht schaffe, mich von meiner Einstellung zu lösen, dein Rat ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen.

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Sunny,

    du hast du wohl Recht mit den Windmühlen, es ist so frustrierend.


    Mein Ex-Mann ist leider weiter am trinken. Er hatte bereits einen Entzug, ist aber rückfällig geworden. Ein Kontakt geht mittlerweile nur, weil ich gelernt habe, ihn so zu nehmen wie er ist. Wir behandeln uns mittlerweile wieder mit Respekt, jeder hat sein Leben. Er ist der Typ der zuhause alleine trinkt, das schaue ich mir natürlich nicht mehr an. Aktiv spreche ich ihn nicht mehr auf den Alkohol an, es ist doch eigentlich auch alles gesagt worden in den letzten Jahren.


    Aha, das finde ich sehr beachtlich, dass ihr weiter respektvollen Kontakt haben könnt, obwohl er trinkt. Wie ist den die Stimmung so? Ich habe bei meinem Bruder oft das Gefühl, als wäre aufgrund der Sucht, diese Mauer bzw. dieses unausgesprochene Problem zwischen uns, die es verhindert, dass die Atmosphäre wirklich entspannt ist.
    Hast du Kinder mit deinem Ex-Mann oder seid ihr einfach so in Kontakt? Fühlst du dich irgendwie verpflichtet mit ihm den Kontakt zu halten, oder gibt es dir auch was?


    Ich habe leider auch bei meiner Schwester das Gefühl das sie entweder schon süchtig oder kurz davor ist in die Sucht zu rutschen. Ich habe sie einmal darauf angesprochen, ihr meine Bedenken dazu mitgeteilt. Sie hat es bestritten, auch wenn mein Schwager mir es eigentlich bestätigt hat. Ich kann auch da nichts machen!


    Das tut mir Leid, wegen deiner Schwester. Sie ist wahrscheinlich noch an einem anderen Punkt. Wie verhält sich ihr Mann diesbezüglich?

    Alles Gute,
    sorra

    Hallo Emma,


    ich wollte keinesfalls was schlechtes über deine Eltern sagen.


    Kein Problem, ich habe es auch nicht gedacht, dass du diese Intention hast. :)


    Als Kind trägt man ja auch einen Teil der Eltern in sich und sicher war auch nicht alles schlecht. Auch aus religiöser Sicht, gilt es im gewissen Sinn, seine Eltern zu achten. Das wird so von Generation zu Generation weitergeben, weil ein Teil in uns will ja auch in Liebe mit den Eltern verbunden sein.
    Aus der Sicht deines Bruder, wurde er von seinem Vater gequält und von seiner Mutter nicht geschützt, daher hat er zu Beiden keine Beziehung. Die Gründe, dass der Vater krank war und die Mutter in Abhängigkeit und in der Not, konnte die Kinderseele nicht differenzieren.
    Es gibt viele dramatische Geschichten, durch Krieg, Flucht, Missbrauch etc., Traumen, die über Generationen weiter wirksam sind.

    Ich bin zwar gar nicht religiös, stimme dir aber zu, was du über die Generationen sagst. Vorallem mit dem Älterwerden, sehe ich das immer deutlicher, wie Traumen und andere Themen von Generation über Generationen weitergegeben werden.

    Danke für deine aufbauenden Worte.
    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo,

    ich bin wirklich zwiegespalten, was das Thema betrifft. Es wäre natürlich am hilfreichsten, wenn es Statistiken über die Erfolgsquote von den jeweiligen Methoden gäbe (welche wahrscheinlich aber schwer zu erfassen sind). So kann man nur Vermutungen anstellen.
    Ich muss aber auch dazu sagen, dass die Intervention

    1. Nur als Starthilfe bzw. "Wachrütteln" verwendet wird, das heißt den ganzen Weg muss der Betroffene trotzdem selber gehen. Es würde also nicht eine Entzugsklinik oder Selbsthilfegruppe ersetzen. Vielleicht noch eher ein Ersatz für eine Suchtberatungsstelle?
    Das heißt, dem Betroffenen wird auf jeden Fall einiges abverlangt und ihm wird jetzt nicht die Hilfe hinterhergetragen. Es ist mehr eine konfrontative Methode, so wie ich es verstanden habe. Das kann ja auch krass auf viele wirken, wenn dann alle aufmarschieren und du mit etwas konfrontiert wirst, was du nicht wahrhaben möchtest.
    2. Denke ich auch nicht, dass die Angehörigen wissen, was gut für den Alkoholiker ist, deshalb ist ja auch immer ein Fachexperte dabei, der das leitet. Ohne dem, würde ich die Aktion auch fragwürdiger finden. Aber der Leiter der Intervention gibt der Sache einen anderen Rahmen, wie wenn nur Freunde o.a. konfontrieren würden.

    Man könnte sagen der Realisierungsprozess der für Handlungsbedarf nötig ist, ist der größte Unterschied zwischen der europäischen und amerikanischen Herangehensweise, dann verlaufen die Heilungswege ähnlich.
    Ich finde es interessant, wie sich die Überlegungen zur Suchtbekämpfung, von Kultur zu Kultur unterscheiden. Und wie diese dann wahrgenommen werden. Für manche wäre eine Intervention viel zu heftig und ein großer Eingriff in die Freiheits (?)-rechte, für andere ist es vielleicht der kleine Stoß in die richtige Richtung, auf den sie nur gewartet haben.
    Zuerst wollte ich schreiben, dass die Interventionsmethode meiner Meinung nach mit einem großen Risiko verbunden ist. Aber nach einiger Überlegung ist auch das "Tiefpunkt/bedeutender Moment als Anstoß zum Handeln"-Prinzip sehr riskant.

    Ich bin nicht der Meinung, dass Suchtkranke zum "Nullpunkt" kommen müssen, damit sie die Dinge realisieren. Was nicht heißt, dass die Intervention die einzige Alternative ist.
    Es gibt zum Beispiel Studien von Orten (ich denke Portugal zB), wo es Suchtkranken - in dem Fall Abhängige von illegalen Drogen wie zB Heroin - erlaubt worden ist, ihre Sucht legal und im sicheren Umfeld zu konsumieren. Das führte dazu, dass die Leute nicht in die kriminelle Szene und diese Teufelsspirale abrutschen und dann leichter die Sucht bekämpfen konnten. Da Sucht ja auch eine Art von Flucht vor Problemen ist, oder Flucht vor einem Leben, das nicht lebenswert wirkt. Und Sucht und Probleme sind in einer Wechselbeziehung, in der sich beide gegenseitig verstärken. Auch ein anderer Ansatz.

    Hallo Emmaleah,

    das tägliche Gebrüll klingt ermüdend. Ich vermute, da ihr aufgrund des lieblosen Umgangs nicht s exuell aktiv seid, dass er sehr geladen ist.
    Und da er nicht damit klarkommt bzw. sich nicht anders zu helfen weiß, verschafft er sich mit seinen Ausrastern Luft, um die angestaute Energie rauszulassen.
    Das soll nicht dein Problem sein, du bist nicht da, um ihn zu dienen.
    Anstatt zu brüllen, würde es ihm zB guttun eine Runde um den Block zu laufen, um seinen Druck abzubauen.

    Frei heraus würde ich sagen, seine Chancen stehen eher schlecht bezüglich des Hauses.
    Jedoch würde ich an deiner Stelle nicht auf die Worte von Laien wie mich verlassen, da es von versch. Faktoren abhängig ist, unter anderem, wie gut dein Anwalt ist (und wie gut seiner). Ich würde auf jeden Fall einen Juristen fragen und ihm deine Situation schildern. Bei mir ist es zumindest so, dass die erste Beratungsstunde oft gratis ist. Also bei einem privat mal anrufen oder sich an eine Servicestelle wenden, die wissen meist auch über die Rechtslage Bescheid.

    Viel Glück,
    sorra

    Sunny, du schreibst, er ist trotzdem ein selbstständiger Mensch, aber wo ist die Grenze zur Unselbständigkeit? Es gibt doch Menschen die so psychisch krank sind, oder so süchtig, dass sie eben nicht mehr als selbstständig anzusehen sind? Es fällt mir schwer, die Grenze zu sehen.
    Ich weiß, was du meinst, aber gefühlsmäßig fühlt es sich trotzdem wie eine Bestrafung an, aber vielleicht bin ich da einfach zu weich.

    Ja mein Leben beeinflusst es auf jeden Fall, das streite ich nicht ab. Aber ich denke, trotzdem dass ich ein selbstständiges Leben führen kann und mich trotzdem damit befassen kann. Es dreht sich ja nicht automatisch alles darum. Ich muss sagen, die örtliche Distanz hilft immens. Früher hätte ich das nicht sagen können.

    Das mit deinem Ex-Mann klingt sehr interessant. Wie macht ihr es möglich? Ist er trocken? Wie wird über das Thema Alkohol, wenn überhaupt gesprochen? Gibt es Rahmenbedingungen (zB nur zu bestimmten Zeiten, nur nüchtern etc.).

    Es tut mir leid, ich wollte nicht Leid untereinander aufwiegen zwischen Familienmitglied oder Partner. So was ist individuell und sollte nicht verglichen werden. Ich wollte nur damit sagen, dass die Konstellation anders ist, da ich viel im Forum gelesen habe, wo die alkoholkranken Menschen hauptsächlich Partner sind. Und ich finde doch, dass durch die Position als Schwester, wie als Frau sich eine andere Problematik ergibt und das einen Unterschied macht. Ein Partner kann zum Ex-Partner werden, ein Geschwisterteil wird nie aufhören, dass zu sein und du kannst keinen neuen finden. Aber schwer ist es immer, tut mir leid, falls es anders verstanden worden wurde.

    Ich erkundige mich natürlich auch für mein Wohl, danke für deine Anteilnahme.

    Mir hilft jede Antwort, aber ich möchte nochmals betonen, dass es mich auch interessiert, was die Alkoholiker dazu zu sagen haben. Ich bin neu hier und ich habe noch nie mit trockenen Alkoholiker über das Thema gesprochen, es würde mich sehr freuen und bereichern. Ich möchte die Sicht besser verstehen, ich denke das würde mir helfen.
    Danke.

    Alles Liebe,
    sorra