Beiträge von Klaudia123

    Ihr Lieben,
    ich danke Euch für Euere Worte, Euere Gedanken und auch fürs Verständnis, für die Zeilen hinter den Zeilen, in denen ich deutlich spür "die wissen, wovon sie reden und was zu tun war".

    Nicht geschieht ohne Grund und jeder Mensch, den man in sein Leben einziehen läßt, ist aus einem bestimmten Grund da, bedient etwas im andern.
    Das ist in meinem Leben bisher meine Erfahrung gewesen.
    Mein großes Thema im Leben ist das der Nähe zu Menschen und der gleichzeitigen Fähigkeit, mich abzugrenzen.
    Somit passt es total, dass mein Freund in mein Leben getreten ist bzw. ich ihn eingeladen habe.

    Ich verstehe immer mehr, dass ich nur eins tun kann und muss: mein Leben leben.
    Es ist auch letztlich das einzige, was ich für ihn tun kann.
    Es klingt so banal, aber es ist nicht banal und es ist auch nicht einfach umzusetzen. Denn mit meinen Gefühlen für ihn, die ich als sehr intensiv erlebe und fühle, bin ich in Sorge um ihn. Und wer sich um den andern sorgt, "läßt ihn nicht einfach allein".

    So richtig und hilfreich genau das wohl im Endeffekt ist (für beide), so gegensätzlich ist es eben zu dem, wie ja jeder für einen geliebten Menschen da sein will.

    Entschuldigt bitte, dass ich etwas gebraucht habe, um hier wieder zu schreiben.
    Da sind zum einen Pflichten und zum anderen brauchte ich ein paar Stunden mit mir, um Euere Gedanken nicht nur zu lesen, sondern auch richtig zu verstehen und ihnen Platz in mir zu schaffen.

    LG Klauda

    Hallo Linde,
    Ob ich mir sicher bin, dass das "schon" mein Tiefpunkt ist? Ich weiß es nicht.
    "Denn Du bist ja immer noch dort"...
    Deine Worte an mich sprechen sicher aus Erfahrung mit einem alkoholkranken Menschen.
    Ganz sicher ist der eine Alkoholiker in seiner Erkrankung und seinen Mustern und auch Manipulationen wie der andere Alkoholiker.
    Und genauso sicher ist es, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen co abhängigen Menschen gibt.

    Aber ich bin ich und bringe meine Geschichte mit. Und er ist er und bringt seine Geschichte mit.
    Meine Zeilen werden sicher viele Leserinnen und Leser an eigenes Erlebtes und Überstandenes erinnern.

    Der Rat liegt schnell auf der Zunge und die Tasten des PCs lassen sich leicht drücken.
    Versteh mich bitte nicht falsch, ich bin mir sicher, dass Deine Worte mir wohlgesonnene sind und die aus Erfahrung sprechen.

    Nur erlebe ich genau jetzt, was ich erlebe. Und bin mit meinen Gefühlen konfrontiert, die ich nicht an zehn Fingern abzählen kann.
    Ich schrieb, dass ich mich nicht an dem Punkt fühle zu gehen.
    Dass ich diesen Punkt sehe und ich vielleicht hier schreibe als ersten Schritt zum Gehen.

    Ich lese im Umgang mit alkoholkranken Menschen immer, dass es keinen Sinn macht, ihn zum Aufhören überreden oder überzeugen zu versuchen.
    Allzu leicht scheint es aber zu sein, einer Co Abhängigen (ich setze jetzt einfach mal voraus, dass ich das bin) zu raten, schnell Land zu gewinnen, Argumente zu nennen.

    Mich befremdet das ehrlich gesagt.

    Ich meldete mich hier in der Hoffnung an, mich austauschen zu können.
    Man kennt hier einander nicht. Liest einen Teil Lebensgeschichte. Die man vielleicht in Teilen oder in großen Teilen selbst erlebt und bewältigt hat.
    Nur kennst Du mich nicht, Du kennst ihn nicht. Kennst nicht meinen Lebensweg und meine gewonnenen Kämpfe und Du kennst ihn nicht.
    Er ist der Alkoholiker, der kranke Mensch, der Säufer, wenn man die ganz blinden und tauben Worte benutzen möchte. Betrachte ich ihn mit diesen Augen, dann unterscheidet er sich sicher nicht sonderlich von allen anderen Alkoholikern. Aber ich schaue durch meine Augen. Meine Augen sehen den Menschen und Mann, in den ich mich verliebte. Den ich zu lieben begann. Der leider etwas mitbringt, was Liebe zerstört. Aber JETZT empfinde ich diese Liebe für ihn, diesen Mann, der einen Namen hat, der ohne Alkohol ein Schatz von Mensch ist. Ich vergesse dabei nicht den Alkohol, ohne den es diesen Mann nicht gibt.

    Es tut mir leid, wenn ich Dir und/oder anderen Lesern meiner Zeilen nun Unrecht tu.
    Aber ich habe keine Erkältung. Ich kann nicht in eine Apotheke gehen und ein Rezept einlösen, was da heißt "Verlass ihn so schnell wie möglich".

    Was habe ich mir hier vorgestellt oder gewünscht?
    Sicher wünschte ich mir so etwas wie "Rat".
    Am meisten wünschte ich mir sicher so etwas wie "ich weiß, wie das ist. Habe ich so oder so ähnlich erlebt und habs geschafft/ bin auch am strampeln/kämpfen... Bei mir war es so/mir hat geholfen........"

    Ich will hier niemamdem zu nahe treten. Und wer sich die Zeit nimmt, meine Zeilen zu lesen, dem danke ich einfach schon dafür, dass er dies getan hat. Genauso für die Zeit und die Energie, auf meine Zeilen zu reagieren/zu antworten.

    Nur ist mir mit dem Rat "hau so schnell wie möglich ab" nicht geholfen.
    Ich bin dankbar für Gedanken/Perspektiven, die ich vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatte und die mir dabei helfen, meinen Weg zu finden.

    Liebe Mcfly

    Vielen Dank für Deine Zeilen. Ich erschrak, als ich sie las.
    "... Da wird gerade die nächst höhere Eskalationsstufe still und heimlich von ihm ausgehandelt."
    Ein solcher Gedanke tauchte noch nie bei mir auf.
    Ich will ihm das nicht zutrauen, spüre aber, dass Deine Worte irgendwo in mir etwas berühren, was ich vielleicht vor lauter Liebe und Hoffnung völlig verdrängt habe.
    Ich weiß, dass ich höllisch auf mich aufpassen muss.
    Wahrscheinlich bin ich schon tiefer im Strudel der Co Abhängigkeit, als ich mir selbst eingestehen will.
    An den Zeilen mit den Krabben ist was Wahres, ich erkenne uns/mich in diesem Bild.

    Ich muss nachdenken. Es ist nicht leicht. Wir sind noch gar nicht so ewig zusammen...gott sei dank muss ich wohl sagen. Mit jedem Tag mehr und jedem Hoffen mehr wird es wohl schwerer zu gehen.

    Der Teil in mir, der leidet weiß, ich sollte gehen.
    Der Teil, der ihn liebt, hofft.

    Danke für Deine Zeilen. I
    LG Klaudia

    Hallo zusammen,
    ich kopiere meinen Text aus der Vorstellung. Hoffe, das ist okay so.

    ich heiße Klaudia und mein Partner ist Alkoholiker. Wir sind vor einem halben Jahr zusammengezogen. Wir waren vor unserem Zusammenziehen erst ein halbes Jahr zusammen, er hat mir direkt am Beginn unserer Beziehung gesagt, was Sache ist, somit "wusste" ich Bescheid. Theoretisch. Im Zusammenleben zeigt sich die häßliche Fratze des Alkohols und auch die Fratze, in die sich mein Partner verwandelt.
    Ich habe viele Dinge gnadenlos unterschätzt.

    Ich habe die Vierzig überschritten und bringe selbst Lebensgeschichte mit, die ich zwar bestmöglich aufgearbeitet fühle, die mich aber sicher in der Beziehung zu meinem Partner beeinflusst. Ich weiß um die Gefahr der Co-Abhängigkeit und sicher habe ich die Tür dazu längst aufgemacht.

    Die Frage liegt nahe, warum ich bei meinem "Wissen" nicht gehe.
    Ich bin nicht an diesem Punkt.
    Ich setze mich damit auseinander und dieser Weg ist nicht meine letzte Option, aber eben auch nicht die erste.
    Dass ich nicht gehe, obwohl ich "weiß", hat viel mit meiner eigenen Lebensgeschichte zu tun. Viel gelitten und entbehrt und mich in mein Leben gekämpft. Ohne Menschen, die an mich geglaubt haben, wäre ich nicht hier.
    Ich glaube an meinen Partner. Und liebe ihn, fühle mich ihm verbunden.
    Warum ich an ihn glaube?
    Er ist einer von vier Geschwistern. Sein Vater war Alkoholiker, ist letztlich an den Folgen gestorben.
    Sein Bruder war Alkoholiker und ist mit Mitte vierzig gestorben.
    Mein Partner lebt noch.
    Vielleicht ist er "widerstandsfähiger". Vielleicht hatte er mehr "Glück", aber er ist noch hier.

    Mein Partner ist genauso krank wie sein Vater und sein verstorbener Bruder, das ist mir klar und alles, was ich in meiner Unwissenheit und vielleicht auch Naivität anfangs unterschätzt habe, habe ich in diesem halben Jahr zusammen leben schmerzhaft erfahren und lernen müssen.
    Mein Partner arbeitet hart, trinkt in der Woche nur ganz selten. Freitags am Abend läßt er sich dann völlig in den Alkohol fallen. Billigwodka und "Markennamen entfernt", zum Nachspülen vier Dosen Bier, das ist die Regel. Wenn er einen gewissen Pegel erreicht hat, versinkt er oft im totalen Schmerz, weint hemmungslos. Er sagt mir in solchen Momenten "sieh zu, dass Du Land gewinnst...ich zieh Dich mit in den Abgrund...".
    Totale Nähe kann innerhalb einer Sekunde zu Eiseskälte und Aggression werden.
    Die Aggression beschränkte sich auf verbale Ausfälle, die ich nicht runterspielen will.
    Gestern abend war etwas anders.
    Ich war zum Essen verabredet. Er wäre eigentlich mitgegangen, hat dann aber abgesagt, weil er noch Arbeit reinbekommen habe. Er macht Homeoffice.
    Er hatte mich vorher gebeten, ihm vom Einkaufen "Markennamen entfernt" mitzubringen. 0,3 Liter waren das insgesamt, er verlangte nicht nach Bier. Ich habe mir schon oft gesagt, vorgenommen und geschworen, ihm keinen Alkohol mitzubringen und ihm gegenüber auch formuliert, dass ich ihm zumindest keinen Schnapps mehr mitbringe. Selten und mit jedem Mal zuviel habe ich es dann doch getan, so dann auch gestern. Er hatte diese 0,3 L "Markennamen entfernt" hier, ich hoffte, dass ihm das genug ist und er einfach schlafen geht.
    Er hatte mir aber irgendwann eine Nachricht geschrieben, ich solle ihm noch nen "Markennamen entfernt" mitbingen. Ich entschied, es zu ignorieren.
    Fuhr nach Hause und als ich an der Ampel stehe, sehe ich ihn mit seinem Auto abbiegen, ebenfalls auf dem Weg nach Hause.

    Ich wurde wütend, fühlte Hilflosigkeit, Verzweiflung. Ich wußte, er hat die 0,3 Liter "Markennamen entfernt" getrunken und hat sich ins Auto gesetzt, um Nachschub zu holen.
    Wir kamen gleichzeitig zu Hause an. Ich sagte nur "ich denke, ich muss nichts sagen."
    Sein Gesicht sprach Bände, er fühlte sich ertappt und überführt, ich sah im an, dass er sich schämte.
    Er hatte sich eine große Flasche "Markennamen entfernt" geholt, die er auch trank.
    Ich trank einen einzigen mit.
    Ich entschied, mich nicht meiner Hilflosigkeit und Traurigkeit, die sich in solchen Momenten auch schon in Wut entladen hat, hinzugeben.
    Nickte zu Wortschwällen, ignorierte Provokationen und spielte zwischendurch mit meinem Handy.
    Ich kann rückblickend nicht sagen, wie es passiert ist.
    Irgendetwas traf mich im Gesicht, ich spürte Schmerz und ich spürte, wie mir Blut am Gesicht entlanglief.
    Entweder hat er tatsächlich etwas nach mir geworfen oder er hat seinen Arm ausschweifend bewegt und hat mich mit seiner Uhr im Gesicht getroffen.
    Es war aber keine Attacke im Sinne von "er hat mich geschlagen".
    Letztlich ist das egal. Meine Platzwunde habe ich anderthalb Stunden später im Krankenhaus kleben lassen.

    Meine Reaktion auf meinen Schmerz im Gesicht und das Spüren meines eigenen Blutes hat mich selbst Kontrolle verlieren lassen. Schüssel auf den Boden geschmettert, sein Glas mit dem "Markennamen entfernt" irgendwohin gepfeffert, mein Handy gegen die Wand geschmissen und er hat meine Hände als allererste Reaktion auf Beinen und Armen gespürt.
    Sein Kontrollverlust stand meinem gegenüber. Er erschrak über mein Blut im Gesicht, er fasste selbst in die Scherben der zerdepperten Schüssel, blutete dann auch.
    Machte sich später über meinen "Kratzer" lustig, ging selbst mit blutender Hand ins Bett. Ich fuhr dann ins Krankenhaus, war schnell versorgt und kam nach Hause, er schlief.
    Wachte irgendwann auf, wollte wissen, ob ich im Krankenhaus war. Sorge, die beruhigt wurde, kippte wieder in sich lustig machen. Er ging irgendwann schlafen.
    Stand heute morgen um 7 auf, war noch ziemlich alkoholisiert, setzte sich an seine Arbeit.
    Seitdem begegnen wir uns in unserer Wohnung für Augenblicke.
    Er zunächst eiskalt, sagte heute morgen "das war es dann wohl".

    Ich sagte ihm vor einer Stunde "das hier ist ein Tiefpunkt. Die sind für genau eine Sache gut. Wir sind wohl beide an einem Tiefpunkt. Ich will Dich nicht verlassen und ich will unsere Beziehung nicht kampflos aufgeben. Du wirst Deinen Kampf haben und ich habe meinen. Und vielleicht unseren zusammen. Das will ich Dir sagen."

    Wir konnten eben zusammen eine Zigarette rauchen. Er spricht nicht viel. Es gibt Spuren dieses Kampfes am Abend, die ich nicht zu beseitigen beabsichtige.
    Ich lasse sie nicht als Vorwurf bestehen, ich will aber auch nicht den Radiergummi nehmen und den Abend wegradieren in seiner nachträglichen Sichtbarkeit.
    Ich sehe ihn, wie er sie ansieht und ich sehe ihm Schmerz an. Wir schweigen beide für den Moment, ich lasse ihn und er lässt mich.

    Warum habe ich mich nun hier angemeldet?
    Ich habe von Anfang an drei Freundinnen eingeweiht. Aber sie sind Freundinnen, nicht betroffen und nicht erfahren.
    Ich hoffe hier im Forum aus Austausch. Vielleicht ist es sogar der "erste" Schritt zum Gehen.
    Ich fühle mich da nicht. Aber ich ignoriere diese Türe nicht, sie ist genauso sichtbar.

    Danke fürs erste Lesen.
    Klaudia