....mit dem Alkohol. Vielleicht haben schon welche von mir im Vorstellungsbereich gelesen, ich bin Gerhardt,37 Jahre alt und jetzt den 3 Tag trocken. Ich war bis jetzt immer nur als Leser in Foren unterwegs, da aber so natürlich kein Gespräch entsteht, fang ich einfach mal an meine Geschichte zu erzählen.
Mit 15 ging es los, am Wochende wurde getrunken. Vielleicht wie bei so vielen. Das gestaltete sich so, das wir uns Freitag Nachmittag getroffen haben und uns dann bis Sonntag früh ordentlich einen eingeschenkt haben. Sonntag ausnüchtern, zur Schule gehen, und am Freitag wieder dasselbe Spiel. Das war eigentlich immer das gleiche „Ritual“, bis ich mit 17 in meine erste eigene Wohnung zog.
Da wurden dann auch die Karten neu gemischt und, aus heutiger Sicht wurde mir damals auch langsam klar, das mein Alkoholkonsum so langsam aus den Fugen geriet. Und irgendwas nicht Stimmt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Trinkmengen etwa so: aller 2 -3Tage Rauschtrinken, mit so 6-10 Bier, dazwischen Tage ohne Alkohol, oder vielleicht mal mit 1 oder2 Bieren. Zu dieser Zeit habe ich auch erfahren, das mein Richtiger Vater schwerer Alkoholiker ist und ich sozusagen das schlechte Beispiel mehr oder weniger vor meiner Nase hatte. Ich sah was passiert, und habe angefangen, mich zu schämen. Für mich. Für meinen Konsum. Für das Leben das ich führte mit Beziehungsdramen, abgebrochenen Ausbildungen, umzügen in andere Städte und häufiger Wechsel der Arbeitgeber....
Mit 22 dann das „Erlebniss“ ich war wieder in meiner Heimatstadt angekommen. Abgerissen, abgebrannt ohne Ausbildung, finanziell hatte ich mich noch mit Minijobs über Wasser gehalten. Ich erinner mich, ich saß mit nem Kumpel in der Kneipe, das war ne ziemliche spelunke, aber billig. Wir saßen und tranken, und ein, ich nenne es mal Saufkumpan setzte sich zu uns und hat sich von meinem Kumpel aushalten lassen. Als dieser dann sagte, das jetzt schluss ist mit bezahlen für ihn, holte dieser Trinker sein Geld raus und sagte mit einem grinsen im Gesicht, das er dann jetzt wohl für sich selber zahlen müsse. Da sind bei meinem Freund die Sicherungen durchgebrannt, es kam zum Streit und zu einer Schlägerei, in der ich beteiligt war.... ich muss dazu sagen, ich bin pazifist, ich verabscheue gewalt, ob physisch oder psychisch, aber ich musste meinem kumpel ja helfen... die szene wurde dann so beendet, das wir auf die strasse geworfen wurden und nie wieder kommen sollten. Dies war zu dieser Zeit mein Tiefpunkt. Als mir klar wurde, was da eigentlich passiert ist dachte ich mir: so ne scheisse passiert dir nie wieder.
Ich trank fortan nichts mehr, machte eine Ausbildung die ich eher beenden konnte, weil die Leistungen gut waren. Ich lernte eine Frau kennen, wir zogen zusammmen, es war alles schön wie in einem Traum....., diese phase dauerte ich denke, 5 oder 6 Jahre. dann begannen die Probleme wieder von neuem. Mein Umfeld meinte, das die Trinkerei früher sicher nur Jugendsünden waren, das sich das vielleicht rausgewachsen hat, ich sollte es doch versuchen und wenns geht ist gut und wenn nicht soll ichs eben wieder lassen. Und so habe ICH mich irgendwann wieder sehenden Auges und stehenden Fußes wieder an Bier gemacht. Anfangs sehr gemässigt, unauffällig,aber doch über die Jahre stetig mehr. Die Beziehung zur damaligen Freundin zerbrach, ob durch den Alkohol, oder ob es „nur“ eine Zutat war, ich weiss es nicht. Jedenfalls wurde ich immer unzufriedener. Und damit stieg nach der Trennung natürlich auch wieder der Konsum. Bis vor 3 Tagen habe ich wieder getrunken wie vor meiner, wie nennt man daS, Abstinenz? Trinkpause? jedenfalls ist für mich wieder der Punkt erreicht an dem ich das so nicht mehr will. Und ich weiss auch nicht wieso ich das mache, mein jetziger Job ist relativ gut, bisschen Stressig, aber gar nicht schlecht. Eine Freundin habe ich auch, die arbeitet in Schichten und deswegen habe ich den Konsum auch irgendwie immer gut verschleiern können. Klar hat sie mich hin und wieder mal ermahnt, nicht soviel zu trinken. Aber wenn Sie frei hat trinke ich nichts, nur in Gesellschaft, und dann auch gemässigt.... das Problem sind die Abende alleine zu Hause, da „richte“ ich mich teilweise recht ordentlich ab, so 1-2 mal die Woche so 10 Bier.
Und nun habe ich wieder einen Tiefpunkt: ich bau keine scheisse, und Eine Schlägerei gabs auch nicht. Aber die Scham ums trinken , das schlechte Gewissen und das verheimlichen, sind im letzten Jahr zu einer riesigen, Nervenaufreibenden angelegenheit geworden. Ausserdem merke ich, das mich vieles nicht mehr Interessiert, das ist beängstigend.
Ich erhoffe mir hier, Geschichten von Menschen zu lesen denen es ähnlich ergeht. Ich möchte mich irgendwem mitteilen, und hoffe, das es mir hilft zu schreiben, wenn mir mein Hirn mal wieder suggeriert: du könntst mal wieder es ist soweit. Ich hoffe das ist mir eine Hilfestellung bei meiner vor 3 Tagen angegangenen Trockenheit.
Grüsse, Gerhardt