Beiträge von FreeWell

    Hallo Milena,

    auch von mir ein herzliches Willkommen beim Aufwachen aus der Abwärtsspirale ! :D

    Ich bin hier auch noch nicht so lange dabei und ich bin die letzte, der es zusteht, hier aus Erfahrung sprechen zu wollen. Aber ein Satz von dir hat bei mir die Alarmglocken klingeln lassen:

    Zitat

    Ich würde nicht behaupten das ich CO Abhängig bin aber ich bin emotional abhängig von ihm, ich will nicht ohne ihn sein (natürlich nüchtern) weil wir so wirklich eine so schöne zeit haben... aber dann kommen diese dunklen tage und die zerfressen mich immer mehr und mehr, ich weis auch nicht wie lange ich dem ganzen stand halten kann, ich hab selbst keine Meinung mehr dazu ich weis einfach nicht wie ich die sache angehen soll .

    Liebe Milena, in einem weiteren Beitrag schreibst du, dass du vorher mit einem Narzissten zusammen warst und er dich dazu gebracht hat, dass du eine Therapie anfangen musstest ... bist du dir wirklich sicher, dass du nicht das typische Verhalten einer CO in dir hast ? Ich weiß, wie schwer es ist, das für sich selbst zu erkennen. Ich habe eine Ehe mit drei Kleinkindern verlassen, weil es nicht mehr ging, war 16 Jahre alleinerziehend, um nicht wieder den gleichen Fehler zu machen, habe Therapien gemacht ... und habe wieder jemanden kennen gelernt, als meine jüngste 16 Jahre alt war. Wir sind zusammen gezogen ... und ich bin nach drei Jahren dieser Beziehung hier im Forum gelandet, da ich mir einen extremen Narzissten und gleichzeitig Extrem-Alkoholiker ausgesucht hatte !!! Hier hat man mir geraten, so schnell wie möglich zu gehen und nicht zurück zu schauen. Gerne kannst du ja meinen Beitrag mal lesen ... ich habe sehr gekämpft mit Gefühlen und es letztendlich geschafft auszuziehen und auch erst stundenweise, dann tageweise und nun dauerhaft in meiner Wohnung zu bleiben.

    Fühle bitte in dich hinein. CO zu sein heißt, das Wohl des anderen zuerst zu sehen. Man selbst ist ja sooo leidensfähig und kann so toll alles aushalten. Ist ja alles nicht so schlimm. Wenn er nur die und die Regeln einhält, dann ist alles ERTRÄGLICH. Also, erstes halten Alkoholiker keine Regeln ein. Sie kehren sich einen feuchten Kehricht um Regeln. Die Sucht ist einfach stärker. Da gibt es keinen starken Willen und KEIN DENKEN an die leidende Partnerin ! Die Partnerin ist ja schließlich gesund und hat das auszuhalten. Es ist doch alles ganz normal, oder ?

    Zweitens werden Alkoholiker sich erst ändern, wenn eine unerträgliche Schmerzgrenze überschritten ist. Wo die liegt, entscheidet wohl jeder Alk selbst. Bei meinem Partner haben wir uns gefragt, ob es diese Grenze überhaupt gibt ...

    Liebe Milena, horche in dich rein und frage dich, was dir gut tut. Mache nur das und jedes Mal, wenn du etwas machen willst, frage dich, ob es die Sucht zu helfen von dir verlangt oder ob es dein tiefster Wille ist, etwas zu tun, weil es dir gut tut. Nicht zu helfen bedeutet ENTZUG !! Und ich sage dir, Entzug von CO ist genauso schwer auszuhalten, wie der Entzug eines Alks. Auch wir CO's haben möglicherweise extremen Entzug und keine Ärzte, Krankenhäuser und Mittelchen, die uns dabei helfen, es auszuhalten. Im Gegenteil, wir bekommen noch Gegenwind: Was ist plötzlich mit dir los ? Warum reagierst du nicht wie immer ? Bist du krank ? Glaube mir, ich habe zum Teil Kreise gelaufen in meiner Wohnung und mich gezwungen, nicht vor die Türe zu gehen, um ja nicht zu meinem Partner zu fahren ... ich habe viel geweint und mit der Zeit wich der Entzug einer Wut über mich selbst, warum ich soviel Lebenszeit damit verbracht habe, einem Alk seine Saufzeiten zu erleichtern und zu ermöglichen.

    Mit welchem Recht muss eine CO das machen ? Warum ? Es ist keine Liebe, das zu ertragen, es ist die eigene Sucht zu helfen ! Lieben heißt geben, aber es ist ein gegenseitiges Geben und wenn es nicht ausgewogen ist, dann blutet einer aus und der andere versumpft trotzdem.

    Milena, fühle bitte in dich rein, ob es mit deinen tiefsten Wünschen überein stimmt, deinem Freund weiter sein Alk-Leben zu ermöglichen. Oder willst du dich einfach mal wieder gut fühlen, mal wieder herzlich lachen und dich frei fühlen ? Ich wollte es und bei mir fängt es 5 Monaten nach meinem Auszug langsam an,dass ich eigene Pläne habe und manchmal wieder Freude empfinden kann. Echte Freude über etwas, was nichts mit helfen zu tun hat !:-)

    Weißt du, "witzigerweise" hat mein Partner es irgendwie akzeptiert, dass ich ausgezogen bin. Auf einmal sucht er sich eine Anstellung, einen Freundeskreis, in dem nicht getrunken wird und ist sportlich extrem aktiv. Er hilft den Nachbarn im Garten und hört auf, an mir zu ziehen. Wir telefonieren mittlerweile 1-2 mal die Woche und wir lachen miteinander und haben wirklich entspannte Gespräche. Aber dennoch, immer wenn er versucht, mich zu überreden, etwas für ihn zu tun, lehne ich ruhig aber bestimmt ab. Er akzeptiert es sofort und findet seinen Weg. Er sagt von sich selbst, dass er sich stabilisieren muss und dass das noch lange dauern wird. Aber es fragt neuerdings, wie es mir geht und ruft manchmal nur an, um mir einen guten Tag zu wünschen. So kenne ich ihn gar nicht. Aber es fühlt sich gut an. Ich habe wirklich nicht vor, wieder zu ihm zu ziehen. Das ist vorbei. Aber wer weiß, ob man wie bei einem anderen Fall hier, eine Freundschaft weiter halten kann ? Wir werden sehen.

    Liebe Milena, ich wünsche dir Kraft und Ehrlichkeit zu dir selbst. Dann wirst du deinen dir gut tuenden Weg finden !

    Fühl dich gedrückt, sonnige Grüße von
    FreeWell

    Liebe Dhyana,

    Zitat

    Wo ist der Unterschied zwischen menschlicher Hilfe und Co-Abhängigkeit ?

    Meine Gedanken dazu:
    Ich kann helfen, wenn ich selbst gesund bin, wenn ich mich dabei nicht selbst verletze, nicht über meine gesunden Grenzen gehe.
    In der Co-Abhängigkeit versuche ich den anderen zu retten und gehe dabei selber runter. Weil ich selbst hilfsbedürftig bin. Wie zwei Menschen, die beide nicht schwimmen können und schwimmen lernen wollen. Sie springen ins Wasser, wollen sich gegenseitig helfen, aber beide werden ertrinken, wenn sie Pech haben. Sie brauchen zuerst erfahrene Schwimmer, die ihnen das Schwimmen beibringen.

    Das hast du sehr schön beschrieben und ich habe bis jetzt gebraucht, um es zu verstehen. Weißt du, ich bin sogar eine gute Schwimmerin und schwimme mit Leidenschaft und habe sogar einen Rettungsschein gemacht ... Sucht nach helfen oder einfach nur Ausbildung zum Lebensretter für alle Fälle ?

    Schau bitte mal in meinen Thread, dort habe ich gerade meine aktuelle Entwicklung beschrieben und ich bin gerade dabei, mein Eingangsrätsel zu lösen und im Grunde mache ich es genau so, wie du es hier beschrieben hast.

    Und nun zum Thema dieses Threads: Kann man zur CO erzogen werden ? Ich glaube, dass die Erziehung viel ausmachen kann, da man als kleines Kind möchte, dass die Eltern einen lieben und da tut man alles, damit man die Liebe erhält. Aber ich glaube auch, dass es eine gewisse genetische Disposition gibt, dass man "gerne" zum "Helfer" wird. Sprich, wenn man die Veranlagung dazu hat, dann hat die Erziehung ein leichtes Spiel.

    Nun denke ich heute, dass es aber vielleicht auch umgekehrt geht. Ich stelle also provokativ die Frage: Kann ich mir die CO-Eigenschaften ab-erziehen sprich abgewöhnen oder ist es so, dass man einmal CO immer CO ist ? Ich kann nur für mich sprechen, aber ich bin überzeugt, dass man sich selbst erziehen kann und Verhaltensmuster üben kann, die das CO-Verhalten nach und nach abbauen. Es ist wohl wie das Laufen trainieren für einen Marathon. Willst du am Ende die 10 km laufen können, musst du einfach ständig laufen bzw. üben.

    Ich wünsche allen CO's hier, dass sie in diesen Selbsterziehungsprozess mutig einsteigen und es für möglich halten. Schließlich gibt es hier auch genug Beispiele für trockene Alkoholiker. Hut ab vor dieser Leistung ! Warum sollte es nicht auch einige "trockene CO's" geben ? Ich halte es für möglich und es gibt einen schlauen Satz, der da sagt: "Nur wenn du Wunder für möglich hältst, wird das unmögliche möglich."

    Ich halte Wunder für möglich !! Und eine Sucht zu überwinden, ob es nun Alkohol oder die Sucht zu helfen ist, ist doch schon fast egal, oder ? Wir CO's haben einen kleinen Vorteil: Wir haben keine körperlichen Symptome. Dafür sind aber die seelischen Suchterscheinungen weniger offensichtlich. Aber: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, oder ? Packen wir's an !

    Ich wünsche allen den Mut zur Veränderung und Selbsterkenntnis !

    LG, FreeWell

    Hallo liebe Linde,

    Zitat

    wie gehts dir denn inzwischen?

    Zunächst danke ich dir für die Nachfrage und bitte entschuldige, dass ich jetzt erst schreibe. Weißt du, ich wollte direkt antworten, habe aber dann gedacht: Was schreibe ich denn ? Je nach Tagesfassung oder je nach Geschehen, geht es immer Auf und Ab. Manchmal gibt es Stunden, da möchte ich dir antworten, dass alles bestens ist und es sich super entwickelt, aber dann kommen wenige Stunden danach die Zweifel, ob das ehrlich wäre ...

    Es ist wie bei der Kordel, ich tüddere sie beständig auseinander, aber es gibt auch Momente, wo ich es zulasse, dass sich die Fäden wieder miteinander in die alte Form bringen. Dann sehe ich wieder, wie sehr mich das aussaugt und mir die Energie abzieht und dass ich doch schon einigen Abstand zu meinem alten Verhalten bekommen habe und bin froh, in meine schöne kleine Wohnung zu fahren, wo ich meine Ruhe habe, wenn das Kopfkino nicht wäre.

    Ja, wie geht es mir ? Das kann man gar nicht so fassen ... eher tendenziell beschreiben. Grundsätzlich bin ich mittlerweile überwiegend bei mir oder unterwegs/arbeiten und nur stundenweise im Haus. Das Verhältnis hat sich also schon umgekehrt. Es wurde mir allerdings auch erleichtert, da, wie es hier schon einige prophezeiht haben, mein XY rückfällig wurde und Ende Mai an seinem Geburtstag mutterseelenalleine in seinem Haus gesoffen hat und im Delirium landete ... Einen Tag später ging es dann wieder in die Klinik, wo er jetzt wieder der Vorzeigepatient schlechthin ist: sportlich, elegant, hilfsbereit und sehr beflissen, seinen Plan der Genesung einzuhalten. Kurzum: Narzisst eben. Dort erhält er jetzt den ganzen Zuspruch, den er sich immer wünscht: er macht das so toll und entwickelt sich super ... genau diese Komplimente braucht der Narzisst und erhält sie von den Profis im Krankenhaus gerne. Er ist ja schließlich charmant, nett, zuvorkommend ... :D

    Er fühlt sich mit sich selbst und "mit uns" im Reinen und in Harmonie. Aus meiner Sicht ist es eher so, dass er dort im geschützten Bereich den Musterschüler mimt und mit mir keinen Stress hat, da wir uns höchstens 1-2 x pro Woche für ca. 30 Minuten sehen, um die Wäsche zu wechseln. Ich spüre bei mir, dass es eigentlich kein "uns" mehr ist. Es ist mir mehr und mehr egal, wie er sein Leben nach der Klinik gestaltet. Sicher, er plant und ich unterstütze ihn noch ein bisschen, aber ich bin nicht mehr die hörige CO. Ich habe mittlerweile eigene Pläne, eigene Vorhaben und verfolge diese. Und für ihn habe ich nur dazwischen Zeit. Früher hat sich alles nach ihm gerichtet. Das tue ich nicht mehr. Ich habe Termine und er kann das akzeptieren oder nicht. Ist mir schnuppe.

    Ja, und eine zeitlang habe ich darüber philosophiert wie viele hier, ob unsere Beziehung noch eine Chance hat, wenn wir uns beide ändern/heilen. Rein theoretisch bräuchte ich ja nur nicht mehr das CO-Verhalten an den Tag legen, sondern ihn fordern, dann könnte er auch nicht mehr das narzisstische Verhalten mit mir leben ... soweit zur Theorie. Der Haken an der Sache ist, dass er mit seinen perfiden Manipulationen, die er perfekt drauf hat, viel stärker und besser ist als ich. Ich halte ein paar Stunden durch und schon bricht er meine Verteidungsfront ein, als wenn sie aus Papier ist. Ich rutsche ins alte Verhalten rein und das war es. Wenn das also funktionieren soll, muss wohl der Abstand und zumindest meine Heilung erstmal über ein paar Monate geübt und gefestigt werden. Und auf der anderen Seite wächst in mir das Gefühl, dass dieser Narzisst sich nicht ändern wird. Er hat es die letzten 30 Jahre nicht getan. Warum sollte er es jetzt und für mich machen ? Was müsste dafür passieren ? Die Hoffnung, dass er sich grundlegend ändert, ist minimal ... kann er das überhaupt ? Will er es überhaupt ? Alle Menschen, die ihn kennen (auch viel länger als ich), mit denen ich spreche, sagen, dass er sich nicht ändern wird und es für die anderen Frauen vor mir auch nicht gemacht hat. So habe ich wenig Hoffnung, dass er sein narzisstisches Verhalten grundlegend ändert/ablegt oder therapieren lässt.

    Gut, er will jetzt umschulen, arbeiten und sein Haus aufräumen ... aber war das nicht immer seine Intention direkt nach dem Entzug ? Reumütiges Belehren, dass jetzt Schluss ist damit und er die Schnauze gründlich voll hat vom Alkohol ? Wie lange hält es dieses Mal an ? Meine Hoffnung, dass er die Kehrtwendung hinbekommt, liegt bei 1% Wahrscheinlichkeit ...

    Okay, wenn er sich also wahrscheinlich nicht dauerhaft ändert/ändern will (wobei ich es ihm so sehr wünschen würde !), dann habe nur ich die Möglichkeit, mich zu ändern. Aber dann ist noch einer im Schema drin und der andere raus ... passen wir dann überhaupt noch zusammen ?

    Liebe Linde, verstehst du, worauf ich hinaus will ? Ich habe den Vater meiner Mädels verlassen, weil er nicht an sich arbeiten wollte und jetzt habe ich zum zweiten Mal die Koffer gepackt und werde nicht zurück gehen ... und außerdem habe ich endlich verstanden, was "kaputt" ist mit mir. Die CO-Abhängigkeit ist eine Sucht, zu helfen und ich lerne jeden Tag mehr, diese Sucht auszuhalten, den Entzug auszuhalten und weiß von euch, dass es mindestens ein Jahr oder länger dauert ...

    Diese Beziehung hat ihren Zweck erfüllt. Sie hat mich aufmerksam gemacht auf meine Sucht und ich bin im Entzug. Jetzt, wo ich es verstanden habe, möchte ich das CO-Verhalten ablegen und hinter mir lassen und damit werde ich wahrscheinlich die Beziehung auch hinter mir lassen müssen ...

    Und du wirst lachen, manchmal telefonieren wir wenige Minuten am Tag und ich bin froh, wenn das Telefonat zuende ist, da es anstrengend ist ... ich bin glaube ich schon ein ganzes Stück weg von CO und einen guten Schritt weiter zu SELBST. So nenne ich es. EGO ist in unserer Gesellschaft so negativ behaftet. So sage ich einfach SELBST. Wenn ich eine Entscheidung zu treffen habe, dann frage ich SELBST, was ihm gut tun würde und wie es sich entscheiden würde, wenn mich niemand bei meiner Entscheidung beeinflussen würde. Und wenn dann CO kommt und sagt: "Das kannst du nicht machen, du musst doch da helfen !", dann kontere ich:"Wirklich, wird er sterben, wenn ich nichts mache ? Oder wird er sich endlich selbst helfen ?" Dann ist CO still, schmollt in der Ecke mit dem Satz "ich würde ja doch gerne ein bisschen helfen ..." und SELBST sagt: "Geh doch schmollen CO, ich geniesse jeden Tag ein bisschen mehr meine Freiheit und Eigenständigkeit, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, auch wenn ich dadurch mal nur mir selbst helfe ..." und wenn ich dann spontan Lust habe, etwas für andere zu tun, dann mache ich es aus eigener Entscheidung und mit viel Freude und Schwung ! So bin ich dabei, mein Eingangsrätsel "Unterschied zwischen menschlicher Hilfe und Co-Abhängigkeit" zu lösen ... und es fühlt sich verdammt gut an ! :wink:

    Liebe Linde, dennoch gibt es Tage und Stunden, wo ich weine, mich einsam fühle und die Sucht zu helfen sehr groß ist. Aber wenn ich dann durchhalte, dann bin ich danach ein bisschen stolz auf mich, dass ich durchgehalten habe. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und stehe dazu. Ich verteidige meine Entscheidungen gegenüber meiner Umwelt oder sage auch schon mal: Das ist jetzt so, weil es eben so ist. Ich muss ja auch nicht alles begründen, erklären und mich rechtfertigen. Es ist erlaubt, zu sagen: Ich will jetzt gerade nicht ... tun. Und wenn ich gefragt werde, warum, dann sage ich einfach nur, "weil ich es nicht möchte". Und das muss als Erklärung reichen. Alle anderen leben auch ihr Leben, wie sie es wollen und richten sich nicht permanent nach anderen. Warum soll eine "Ex-CO" das nicht auch mal machen ? :wink:

    So schaue ich mutig in die Zukunft. Vielleicht suche ich mir eine Arbeit weit weg ... warum nicht ? Wann, wenn nicht jetzt ? Ich bin das erste Mal im Leben gespannt, was meine Zukunft so zu bieten hat und ich habe "Bock darauf" !

    In diesem Sinne wünsche ich allen hier, dass sie ihren Weg finden. Ich finde es großartig, wenn die Beziehung die Heilung übersteht, aber ich vermute, dass es bei so einem Extrem-Beispiel, wie wir es gelebt haben, wohl sehr schwierig sein würde und beide Seiten den festen Willen zur Änderung haben müssten. Ist dies nicht der Fall, bleibt nur noch Koffer packen und los. Schauen wir, wie es weiter geht.

    Sende euch Licht und Kraft !

    LG, FreeWell

    Hallo Zusammen,

    also Leute ... es kommt mir jetzt ein bisschen vor, als wenn wir uns über unsere Alk's beschweren, dass sie nicht vernünftig sind und selber machen wir einen Zickenalarm, der keinem etwas bringt. Die CO's in diesem Forum haben bestimmt einen großen Rucksack zu tragen, sind nervlich am Ende und mit Ihrer Sucht, zu helfen relativ auf sich gestellt. Die Hilfestellungen für die Alks sind zahlreich und sie werden in Kliniken gepämpert, mit Essen versorgt und erhalten Tabletten, um den Suchtdruck zu mindern. Soweit so gut. Manche gehen als Drehtürenpatienten rein und raus bis Mr. Korsakow zuschlägt und sie im Krankenhaus auch nur noch dahindämmern.

    Ich bin heilfroh, dass es hier trockene Alkoholiker gibt, die uns CO's den Kopf waschen und raten, konsequentes Verhalten an den Tag zu legen.

    Aber genau das ist für eine CO unglaublich schwer und vielleicht versteht das ein Alkoholiker nicht so gut ? Auch die Sucht, zu helfen erzeugt Suchtdruck, wenn man es sein lässt. Nur die Schmerzen finden auf der seelischen Ebene statt und es gibt kaum eine Tablette, die diesen Suchtdruck mindert.

    Ich kann nur für mich sprechen, aber es kommt mir so vor, als ob man mit seinem alkoholsüchtigen Partner wie eine verzwirbelte Kordel spiralförmig verbunden ist. Will man sich lösen, muss man zunächst die Fäden aus der Spirale lösen und voneinander trennen. Aber an mindestens einem Ende hängen die beiden Fäden noch zusammen (Kinder, Haus, Tiere, Existenz u.a.). Die Kordel neigt dazu, die Fäden wieder verzwirbeln zu wollen. Das zu verhindern, ist schon ein gefühlt unmenschlicher Kraftaufwand. Gleichzeitig soll man die Kordel weiter entzwirbeln und die Fäden komplett voneinander trennen. Aber jeder Faden für sich ist dünn und instabil und hat immer noch die wellige Form, die er als Kordel hatte. Man muss sich also Mühe geben, die Form seines eigenen Fadens zu glätten und ihm neue Wellen zu geben. Wie gelockte Haare springt jedoch nach der Wäsche das Haar wieder in die alte Lockenform ...

    Es ist also für eine CO ein Prozess der Trennung. Den Zug aushalten, den Abstand erweitern, sich Nähe wünschen, wieder Abstand halten und eine neue Form des Lebens finden. Das ist ein Prozess, der dauert. Eine neue Lebensgewohnheit muss über Wochen und Monate eingeübt werden. Und genauso, wie ein rückfälliger Alk zu seiner Flasche greift, um Erleichterung zu fühlen, genauso will in meinen Augen eine CO immer mal wenigstens etwas helfen, um mal wieder das gewohnte Gefühl "Ich bin gut und werde geliebt, weil ich so toll helfen kann" zu empfinden. Es nimmt den Suchtdruck für eine Weile, auch wenn dadurch den Abstand wieder verringert wurde und es wieder Arbeit ist, ihn wieder zu erweitern.

    Aber ist das ganze Leben nicht eine Wellenform wie das Meer ? Ebbe und Flut, das Wasser kommt und geht. Jede Welle ist anders und doch gleich. Mit der Zeit verändert der Wellengang das Ufer, formt es und höhlt es aus, schwemmt woanders Sand und Steine an und formt eine neue Küstenlandschaft.

    Wichtig ist doch, dass eine CO anfängt, ihr Leben in den Mittelpunkt zu stellen. Und ich finde es legitim, wenn man immer mal wieder kleine "rückfällige Handlungen" macht. Trinken ist eine bewusste Handlung, helfen auch. So passen Alk und CO dummerweise zusammen.

    Krebs ist eine andere Krankheit. Krebs ist im Grunde das Endstadium einer sterbenden Zelle, die wegen Verschlackung, Übersäuerung und vielleicht auch genetisch bedingt nicht lebensfähig ist. Sie will nicht sterben und fängt an, sich unverhältnismäßig zu vermehren. DAs nennen wir dann Tumor. Hier ist keine bewusste Handlung vorausgegangen. Dennoch ist Krebs ab einem bestimmtem Punkt nicht mehr heilbar und ich glaube, dass das gemeint war, als der Vergleich gezogen wurde. Auch Alkoholismus ist ab einem bestimmten Punkt nicht mehr heilbar. Auch nach 20 Jahren sind unsere trockenen Mitmenschen noch Alkoholiker. Aber auch Narzissmus ist eine unheilbare Krankheit. Die Verhaltensmuster sind fast nicht änderbar und das auch nur, wenn ein extrem starker Wille zur Änderung über viele Jahre aufrecht erhalten wird. Genau wie der Wille eines trockenen Alkoholikers, nicht mehr zu trinken.

    Soweit zu Vergleichen. Geben wir doch jeder CO die Gelegenheit von den erfahrenen Hasen hier zu lernen, ohne dass die wirklich wichtigen Argumente persönlich und als Angriff gewertet werden. Jeder hat seinen eigenen Rythmus, sein eigenes Tempo, sein Leben zu verändern. Wir kennen uns alle nicht persönlich, so kann man doch auch hier gemachte Aussagen nicht persönlich nehmen sondern als gut gemeinten Anstoss, seine Denkrichtung und damit sein Leben in andere Bahnen zu lenken.

    Von daher von mir ein herzliches Danke an alle die hier schreiben und sich öffnen, auch wenn ich mal nicht der gleichen Meinung bin. Das darf ich und das dürfen alle hier. Schreiben wir weiter nach dem Motto: "Du bist okay, ich bin okay." Die Menschen sind verschieden und das ist gut so.

    LG, FreeWell

    Hallo Danny-Dog,

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    Aber ein Mann, der eifersüchtig auf die Hunde ist?
    Du hast für 2 Hunde WEG gegeben? Sorry, dafür fehlt mir jedes Verständnis, leider auch für dich.
    Hunde (und andere Tiere)sind Lebewesen mit viel Gefühl, die schiebt man nicht hin und her, hat was mit Verantwortungsbewusstsein zu tun.

    Ich gebe dir völlig Recht. Aber dieser Mann, der selbst einen Hund hatte, der im Frühjahr eingeschläfert werden musste, hat sich kaum um diesen gekümmert. Ja, gestreichelt, mit Leckerchen gefüttert. Aber regelmäßige Mahlzeiten und Bewegung war mein Job ... ich ging ja sowieso mit meinen beiden, da konnte ich ja seinen einfach mitnehmen ... das er auch hätte mitgehen können, das war selten der Fall und diente mehr der Zurschaustellung für die Dorfbewohner.

    Ich habe meine Hunde weggegeben. Ja, es hat mir das Herz geblutet und ich habe sehr lange mit mir gerungen es zu tun. Aber weißt du, ich habe es für die Hunde gemacht. Sie hatten es bei uns nicht mehr gut. Sie hatten es nachher in den neuen Familie viel besser: sauber, geliebt werden, regelmäßig spazieren und eine freundliche Atmosphäre. Ich wollte den Hunden das nicht mehr antuen und hatte auch die Nerven nicht mehr. Ihnen ging es nach der Trennung viel besser. Ich habe heute noch Kontakt und erhalte regelmäßig Bilder und Videos und sehe, wie gut es dem einen geht. Der andere war ja leider im Januar überfahren worden ... daher hat meine Tochter jetzt den Welpen, auf den XY eifersüchtig ist.

    Zitat

    Ok, er ist Narzisst. Ist meiner auch. Aber die Hunde haben trotzdem auch bei ihm Priorität.
    Und da das so ist, kann ich ihm seine Alkoholexzesse auch immer wieder verzeihen, denn er ist im Grunde ein guter Mensch mit einem großen Herz.

    Ja, dann geht es. Aber was macht man, wenn dieses Priorität nicht mehr da ist, sondern der Alk die höchste Priorität hat und danach lange nichts ? Ich glaube, der Hund wäre schon viel früher elendig gestorben, wenn ich ihn nicht versorgt hätte. Er sagte immer, er liebt seinen Hund, aber er hat ihn nicht versorgt. Er hat sich einfach darauf verlassen, dass ich das nicht mit ansehen kann. Was macht man dann ?

    Liebe Grüße, FreeWell

    Liebe Sunshine,

    danke dir für deine lieben Worte !

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    ... der zieht aber auch alle Register

    Ja, da ist er Profi !

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    Bitte spring nicht mehr drauf an, es sind nur die üblichen Manipulationen der krasseren Art, wenn der CO bisher nicht wieder auf Rolle zu bekommen war mit den üblichen Manipulationen. Mehr is das nich...

    Ja, mein Kopf sagt mir das auch und ich bleibe bei mir und schaue nicht nach ... aber es ist schwer auszuhalten.

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    Das sehe ich anders.
    Es MUSS erst viel den Bach runter gehen, ehe man zu einer Änderung bereit ist !

    Ja, bestimmt. Das sehe ich auch so. Nur, er wird jetzt bald sein Haus verlieren und niemand wird ihn mehr aufnehmen, da dieses Narzisst-Verhalten jeden einfach nur nervt. Und das ist in den letzten 1,5 Jahren immer extremer rausgekommen ... mit steigendem Alkohol-Konsum.

    Zitat

    Kann es sein, das DU ihn aber retten möchtest?

    Bestimmt. Ich kann es einfach nicht mit ansehen, wie er elendig zugrunde geht. Wir hatten einfach auch zu viele sehr schöne Zeiten und neben all dem Suchtverhalten auf beiden Seiten, war irgendwo auch Liebe, die sich echt anfühlte ...

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    Der Narizissmus ist immer weiter auf dem Vormarsch, immer mehr, vor allem Männer, sind davon betroffen.

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    Im Grunde kann man tatsächlich mit einem Narzissten keine Beziehung führen, denn wie soll das funzen?
    Es wird sich alles um den Narzissten drehen müssen, sonst macht der Terror.
    Da bleibt dann nix mehr für einen selbst.

    Ja ! Das ist ja der Punkt, wo ich im Dezember stand. Ich war eine leere Hülle und meine Familie hatte Angst um mich. Jeder sagte, dass ich da raus müsste, dass ich sonst kaputt gehe. Und als meine Kräfte schwanden, habe ich dann eine Wohnung gesucht und wie ein Wunder die erste angeschaute Wohnung auch bekommen :) !

    Zitat

    Der Nazisst fordert ja Aufmerksamkeit ohne Ende, alles hat sich nur um ihn un SEIN BEFINDEN zu drehen.
    Man selbst ist da nur Beiwerk zum eigenen Zweck.

    Ja, es geht sogar soweit, dass der Narzisst einem glaubhaft macht, dass er die ganze Zeit für andere da war, der Partnerin zur Seite stand in ihren Problemen, aber selbst dann im Stich gelassen wird. Es wird genau umgekehrt von ihm dargestellt wie es ist ...

    Zitat

    Als die Beziehung zu Ende war, war ich erst sehr traurig darüber. Das dauerte auch eine lange Zeit.
    Aber irgendwann, so nach nen Jahr vielleicht, spürte ich doch immer mehr die Erleichterung, das es vorbei ist !

    Au Mann, so lange dauert das ? Ich habe gerade drei Wochen durchgehalten ...

    Zitat

    DIe Betroffenen, die so eine Beziehung führten, berichten oft davon, das sie sich danach wie eine ausgequetschte Zitrone fühlten.
    Genau das war auch mein Gefühl !

    Ja !! Besser könnte ich das nicht beschreiben !

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    Von daher war ich dieser Krankheit nicht über Jahre ausgesetzt und konnte mich vielleicht auch deshalb relativ schnell regnerieren?

    Das mag gut sein. Ich bin zwar erst seit ca. 4 Jahren mit meinem Alk zusammen und am Anfang wohnten wir auch nicht zusammen und er war trocken. Erst als ich zu ihm zog, wurde es immer krasser.

    Weißt du, Sunshine, ich habe sehr früh meine Schwester verloren und habe damals immer versucht zu helfen, dass es ihr gut ging. Meine Mutter war überfordert. Nach dem Tod meiner Schwester fühlte ich mich verantwortlich und hatte das Gefühl, nicht genug getan zu haben ... und damals gab es noch keine therapeutischen Hilfsangebote. Ich musste alleine damit klar kommen. Und ich vermute, dass ich mein Leben lang mein "schlechtes Gewissen, versagt zu haben, versucht habe zu heilen, indem ich mir dann die passenden Partner gesucht habe. So bin ich wahrscheinlich sehr früh unbewusst zur CO geworden, ohne es zu merken. Daher auch mein Thema: Wo ist der Unterschied zwischen menschlicher Hilfe und Co-Abhängigkeit ?

    Zitat

    Er ist süchtig nach Alk, Du bist süchtig nach ihm. Kurz zusammen gefasst :wink:

    Ja, so kann man das nennen :P

    Zitat

    Ich wollte Dir gerade schreiben, das Du erst wieder völlig frei bist, wenn Du den Typen los bist.
    Und habe das gerade als das positivste gesehen, was man erreichen kann, aber da bin ich von mir selbst ausgegangen, weil Freiheit für mich persönlich das höchste Gut überhaupt ist.
    Aber ist es für CO-Abhängige vielleicht sogar eher bedrohlich, wieder völlig frei zu sein?
    Denn es würde in fast allen Fällen ja auch bedeuten, erstmal wieder allein zu sein, sein Leben wieder komplett in die eigenen Hände nehmen zu müssen etc.pp.
    Macht das eher Angst oder wäre das für einen CO auch erstrebenswert?

    Weißt du, dass ist ein gutes Argument, aber ich kann Gott sei Dank sehr gut alleine bleiben. Ich war auch jahrelang alleinerziehend. In der Bibel steht, bleibe alleine wenn du kannst und wenn du das nicht kannst, nimm dir einen passenden Partner.
    Ich habe gerne einen Partner, um gemeinsam durchs Leben zu gehen, aber ich habe definitiv keine Angst vor dem Alleinesein. Ich muss wahrscheinlich einfach meine Sucht zu helfen, aushalten, den Entzug durchmachen und hoffen, dass ich in einem Jahr hier schreiben kann, dass ich es geschafft habe :) !

    Danke dir, liebe Sunshine !Wünsche dir Licht und Kraft für dein Leben !

    LG, FreeWell

    Liebe Dhyana,

    Zitat

    ... in Liebe loslassen ... wäre das ein Satz für dich? Klammere dich nicht mehr an ihn...

    Ja, unbedingt. Das tue ich ja. Ich habe drei wunderbare Töchter und habe sie in Liebe losgelassen, als sie mit 18 Jahren auszogen. Wir haben ein tolles Verhältnis miteinander. Keiner klammert und wenn wir uns sprechen, dann meistens sehr entspannt. Manchmal sprechen wir uns auch 1-2 Wochen garnicht, dann wieder mehrmals täglich. Zuletzt kamen die beiden Jüngsten mich spontan mit selbstgemachter Pizza besuchen und hatten kleine Geschenke für mich. Ich habe mich so gefreut. Das ist alles entspannt.

    Meinen XY könnte ich auch loslassen, wenn es einfach nicht mehr funktioniert mit uns beiden, aber dann kommt meine Co-Abhängigkeit, die Sucht zu helfen. Und die muss ich aushalten. Ich bin jetzt auf Entzug. So sehe ich das. Und ich muss es einfach durchstehen, denn nach über 50 Jahren kann man dieses Co-Verhalten nicht so einfach ablegen ...

    LG, FreeWell

    Liebe Dhyana,

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    hat er jetzt gerade anrufen ? Ich dachte er trinkt nicht mehr, so habe ich es verstanden. Macht er Therapie, beschäftigt er sich mit der Sucht? Das muss er tun, m.E. sonst keine Chance. Nur nicht trinken, langt bei weitem nicht. Dann bleibt es ein Verzicht, er wird es vermissen, bleibt griesgrämig und ein Kind in der Opferhaltung. So kam ich mir zumindest vor, als ich trank und anderen die Schuld und die Gründe für mein Trinken gab.

    Ja, er war 4 Monate trocken, wobei ich im letzten Monat nicht mehr sicher war. Er hatte immer noch gehofft, dass ich zurück komme. Er macht keine Therapie, hat aber schon sehr viele Entzüge und Therapien gemacht. Er beschäftigt sich nicht mit seiner Sucht, sondern ist Opfer. Er wurde ja betrogen und verlassen aus seiner Sicht. Ich habe mich aber nur zurück gezogen.

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    Klar, wer es besser er ruft den RTW, aber immerhin will er Hilfe. Ich würde sagen, hinfahren würde ich ihn und ihn dort übergeben, ja. Mehr aber nicht. Würde ich so machen, wenn mich jemand bittet der in Not ist und nicht die Kraft findet sich selbst zu bewegen. Aber dann lasse ich ihn los, dort im Entzug, ist er ja auch in guten Händen. Was er daraus macht, bleibt ihn überlassen.

    Im Grunde hast du Recht. Aber weißt du, ich habe ihn in den letzten Jahren unzählige Male in die Klinik gefahren und jedes Mal ist es ein Akt von 5-7 Stunden. Ich muss seine Tasche packen, weil er es nicht mehr kann. Dann will er noch Blumen gießen und und und ... er zieht die Abfahrt hinaus. Dann muss eine weitere Flasche gekauft werden, damit in der Aufnahme nicht so schnell Suchtdruck entsteht. Und Zigaretten. Bei Ankunft in der Klinik erst noch in Ruhe eine rauchen. Das kann man auch drinnen im Warteraum. Dann Aufnahme. Warten. Er ist dort bestens bekannt. Man lässt ihn warten, um die Ernsthaftigkeit des Entzugs zu testen. Manchmal ist dann nach 4-5 Stunden Aktion kein Bett auf der Lieblingsstation frei. Dann nimmt er seine Tasche und geht schnellen Schrittes raus mit den Worten: Dann nicht. Komm wir fahren nach Hause.

    Der ganze Akt kostet tonnenweise Nerven, Geld, Zeit und ich bin am Ende wieder mit ihm zuhause in einem noch schlimmeren Zustand. Das gleiche Spiel treibt er auch mit Bekannten, die ihn fahren. Und noch schlimmer. Kannst du nun verstehen, warum ich ihn nicht fahren möchte ? Mir fehlt einfach die Kraft dafür. Wie oft war ich da, habe den RTW gerufen. Stundenlange Diskussionen. Er stieg schließlich ein. Papiere wurden ausgefüllt. Dann stieg er wieder aus mit den Worten, nur mal Probesitzen zu wollen.

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    Kennst du das innere Stop Schild? Immer wenn du anfängst, über ihn zu Sorgen, zu denken hole es hervor, sage dir Stop ... mache was anderes, lenke dich ab, mit positiven. Es ist dein Leben und es ist sein Leben.

    Ja, das versuche ich ja und deswegen lasse ich mich nicht mehr auf Klinikfahrten ein. Er greift mitten in der Fahrt ins Lenkrad und öffnet die Autotür. Ich glaube, es ist sogar verboten, so einen gefährlichen Krankentransport zu machen. Deswegen rufe ich nur noch den RTW, aber steigt er dann ein ?

    Zitat

    Du kannst dir auch Hilfe holen, es gibt viele SHG für Angehörige, es hilft unheimlich sich auch mal life auszutauschen. Denke an dich, du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Handle nicht gegen ihn, sondern für dich. Irgendwie geht es immer weiter.

    Ja, ich habe eine SHG. Im Grunde gut, denn mir helfen am meisten die Worte von trockenen Alkoholikern, da sie aus einer anderen Sicht reden. Nur ist sie leider an einem Termin, wo ich aus beruflichen Gründen selten kann. Außerdem habe dort nun einige Enkelchen bekommen und wir reden sehr viel darüber. Das ist sehr schön, aber ich kann mich so schlecht mit ihnen freuen ...

    Ich versuche, bei mir zu bleiben und den Tag zu überleben. Ich gehe im Wald spazieren und versuche, mich zu entspannen. Das hilft ein bisschen. Nur der Himmel weiß eine Lösung ...

    LG, FreeWell

    Liebe Dhyana,

    Zitat

    Kann es sein das ich aus einer anerzogener co Abhängigkeit in die Abhängigkeit gerutscht bin ... so kommt es mir vor.

    Das halte ich absolut für möglich, denn irgendwann hält man es nicht mehr aus, hat nicht mehr die Kraft immer zu helfen, immer im außen zu sein und sich zu sorgen. Auch ich habe während des Zusammenlebens mit meinem XY manchmal ein Glas getrunken, um runter zu kommen. Diese gleichgültige Stimmung hat mich zur Ruhe kommen lassen. Aber dann bemerkte ich, dass ich das brauchte, um mehr auszuhalten, um mehr für ihn da sein zu können und gleichzeitig ging meine Leistungsfähigkeit dennoch den Bach runter. So habe ich von heute auf morgen damit aufgehört. Dann musste ich es so ertragen ... und als ich es nicht mehr ertrug, habe ich eine Wohnung gesucht.

    Ob nun CO oder Alk, es sind beides Suchterkrankungen und das bedeutet, dass man sein Problem nicht angehen, sondern betäuben will. Weißt du, schon in meiner Ehe habe ich manchmal gedacht, dass ich ohne einen hilfebedürftigen Menschen in meiner Familie gar keinen Sinn in meinem Leben sehen würde. Ich war nur geboren, um zu helfen, dachte ich damals. Es fühlte sich an, als ob ich die Starke bin und den armen schwachen anderen Menschen zur Seite stehe. Aber wenn ich heute ehrlich bin, habe ich mit diesem Suchtverhalten nur meine eigene Sucht zu helfen vertuscht.

    Ja, das Leben ist kompliziert ...

    LG, FreeWell

    Liebe Dhyana,

    danke dir für deine Worte, die aus ganz anderer Perspektive das gleiche Phänomen schildern. Du schreibst:

    Zitat

    Wir müssen uns erst beide als eigenständige Wesen wiederfinden und lernen zu leben und die Verantwortung zu übernehmen, jeder für sich, für seine Gefühle, Gedanken und Handlungen. Das hat mir kein Therapeut gesagt, ist mein Bauchgefühl gewesen. Ich bin jetzt wichtig und meine Abstinenz steht an erster Stelle. Ich möchte lernen, unabhängig zu leben. Ebenso mein Mann. Ich erwarte auch nichts mehr von ihm, ich regele es selbst. Bin ihm nicht böse, wenn er nein sagt... er hat ja das gleiche Recht wie ich, und soll das Tun, was er möchte. Wenn es gemeinsam passt, ist gut, wenn nicht dann eben nicht.

    Es ist ein gemeinsamer Weg und doch ein getrennter, einsamer. Wie es sich weiterentwickelt, wird sich zeigen in Zukunft.

    Wie Recht du hast. Es ist ein einsamer Weg und doch gemeinsam. Es kommt mir im Moment so vor wie bei einem Boxkampf. Am Anfang werden die Schläge innerhalb der Regeln ausgetauscht. Dann wird einer der beiden unfair oder setzt einen schmerzhaften Schlag. Der andere fängt an zu klammern. So kann der Boxkampf nicht weiter gehen und der Ringrichter trennt die beiden. Dann geht es von vorne los. Schlag um Schlag, Fairness, Unfairness, klammern, wegstoßen ...

    Nur in unserem "Beziehungskampf" gibt es keinen Ringrichter, der neutral ist und auf die Regeln achtet. Meistens haben die Alkis einen Therapeuten/Betreuer und die CO's müssen alleine klar kommen, bis sie endlich in dieses Forum finden. Dann finden sie Hilfe und können beginnen, auch ihr Leben zu verändern.

    Aber wie du schreibst, ohne Abstand klammert man an den alten/falschen Verhaltensmustern fest und die Spirale geht für beide abwärts. Schaffen die CO's, den Abstand herzustellen, dann wird das gewohnte Verhaltensmuster aufgebrochen und erzeugt Wut/Widerstand beim Alk und ENTZUG bei der CO. Ich hätte nie gedacht, dass dieser Entzug so heftig ist. Ich bin jetzt ca. 3 Wochen nicht mehr bei ihm gewesen. So eine kurze Zeit werden hier viele sagen, aber für mich so lang. Hier und da gehen die Spielchen telefonisch weiter, aber ich lasse mich nicht mehr darauf ein. Bleibe ruhig, mache keine Vorwürfe und schweige im Zweifelsfall. Aber in Gedanken bin ich bei ihm. Nun hat er bald Geburtstag und erwartet, dass ich da für ihn eine riesige Aktion mache. Warum sollte ich ... wenn ich aber dann nichts mache, will er sich dann umbringen. Ja, das ist Erpressung und ein Zeichen, wie egal ich und unsere Liebe ihm ist.

    Zwischenzeitlich habe ich herausgefunden, dass er ein extremer Narzisst ist. Ein anderer Beitrag hier im Forum brachte mich darauf. Narzissmus ist nicht heilbar. Er könnte über Jahre sein Verhalten umkonditionieren, wenn er das wollte. Aber da sehe ich NULL Motivation, denn es ist wohl sein Geburtsrecht, der Mittelpunkt der Erde zu sein und gefüttert zu werden. Alles andere ist nicht akzeptabel. So glaube ich zurzeit nicht, dass wir in Zukunft eine Chance haben, selbst wenn er trockener Alkoholiker wäre. Der Narzissmus ist bei ihm so stark, so dass ich denke, dass wirklich der Alkohol sein kleineres Problem ist.

    Zitat

    Ich vermute dein Mann oder Freund hat das noch nicht erkannt, sonst würde er nicht so reagieren, wie du es oben beschreibst. Du kannst ihn nicht heilen, dass muss er selbst tun. Er muss sich verändern wollen und an sich arbeiten, so meine Meinung.

    Ja richtig. Aber was ist, wenn er nicht an sich arbeiten will ? Gerade rief er wieder an, ich könne sein Leben retten, wenn ich ihn jetzt zum Entzug ins Krankenhaus bringen würde. Ich antwortete nur, dass es einfacher wäre, den RTW zu rufen, eine Tasche zu packen und selbst zu fahren und er könne dann auch stolz darauf sein, dass er es alleine und selbst geschafft habe. Er sagte darauf nur, ich würde schon sehen, was ich von meiner Ignoranz hätte und hat wie immer aufgelegt. Er wollte damit andeuten, dass er sich jetzt umbringt. Am Anfang haben mich diese Drohungen aufgewühlt, aber irgendwann habe ich bemerkt, dass er es nicht macht.

    Aber mal ganz ehrlich, welchen Sinn macht es noch, in diesem Leben zu verweilen als Extrem-Narzisst, uneinsichtiger Alkoholiker und alleine ohne finanzielle Möglichkeiten ? Er hat alle seine Freunde und seine Familie verloren mit seinem Verhalten. Nun bin ich auch weg und nur noch eine Nachbarin hilft ihm etwas mit Essen und Zigaretten. Es tut so weh, einen eigentlich charmanten, wunderbaren Mann seinem nichtabwendbaren Schicksal zu überlassen und nur noch zuzuschauen, wie alles immer schneller den Bach runter geht ohne eine Chance einer Rettung oder Änderung ...

    Es gibt Tage, wo ich zu mir finde und auch wieder arbeite und das fühlt sich gut an. Gestern war so ein Tag. Meine Stimme wird wieder kräftiger und ich kann manchmal sogar strahlen, so wie früher, aber 90% meiner Gedanken hängen bei ihm und der Hilflosigkeit, irgendetwas zu tun ... ich hoffe sehr, dass diese schlimme Situation sich irgendwann ändert ...

    Ich wünsche allen Kraft für ihre Entwicklung !
    FreeWell

    Nachtrag zum Thema Narzissmus:

    Es arbeitet in mir ... ist der Narzissmus das eigentliche Problem ? Ist das Versinken im Alkohol die Selbstliebe pur, das nur noch um sich selbst drehen ? Und man weiß ja genau, dass nach dem Genuss die körperlichen Probleme kommen und man eine Genusspause machen muss, damit der Körper sich erholen kann ... dann ist man der hilfebedürftige Alk, der ins Krankenhaus kommt und als armer kranker Patient im Mittelpunkt steht. Schwestern, Ärzte und die Familie ... alles dreht sich um ihn, damit es ihm bald besser geht, aber nur um seiner egomanische Genusssucht von vorne zu betreiben im Kreislauf des Selbstliebens ...

    Der charismatische, charmante Mann ... schon vor vielen Jahren habe ich entdeckt, dass er die Rolle nur kurzzeitig aufrecht erhalten kann und dass sie ihn viel Kraft kostet. Nach getaner "Arbeit" muss man sich dann ein Mittagspäuschen von 2-3 Stunden gönnen. Auch manchmal gegen 11:00 Uhr morgens. Dann nachmittags netterweise nochmal 2 Stunden charmant sein und den fleißigen Mann spielen. Und Gott sei dank wird es ja bald dunkel und dann kann man gegen 18:00 Uhr den Feierabend einläuten ...

    Verantwortung übernimmt ein Narzisst nicht, denn dafür müsste man sich ja dauerhaft im Außen bewegen. Das interessiert ihn nicht. Lieber lässt sich der überall bewunderte Mann zuhause pflegen, damit er ja morgen wieder glänzen kann ...

    Liebe Leute, sicher nicht jeder Alk ist ein Narzisst und meiner ist sicher extrem, aber haben die Alks vielleicht mehr oder weniger narzisstische Züge ? Und ist das überhaupt heilbar oder eine Charaktereigenschaft, die in die Gene eingebrannt ist ?

    Bin gespannt, wie ihr das seht !

    LG, FreeWell

    Hallo Barthell,

    auch dir danke ich für deine wertvollen Worte. Einiges habe ich eben schon beantwortet, aber du hast mir mit folgendem Satz sehr geholfen:

    Zitat

    Ich behaupte mal dreist: Niemand fällt tot um wenn-weil du dir mal ne Woche für dich nimmst. - ausser dir selbst irgendwann wenn du es NICHT tust.

    Und hiermit:

    Zitat

    Ja das ist etwas überspitzt, mir hat es geholfen für mich zu entscheiden, dass das Nein nicht gegen den Fragesteller gerichtet ist sondern Für mich da ist.

    Wie Recht du hast ! Ich musste es in den letzten zwei Wochen üben: NEIN, du gehst nicht ans Telefon wenn er anruft. NEIN, du fährst nicht schauen, ob er noch lebt. NEIN, du schaust nicht, ob er noch etwas zu essen hast.

    Weißt du, ich musste teilweise meinen Autoschlüssel meiner Nachbarin abgeben, um nicht zu fahren ... dann bin ich in den anliegenden Wald gelaufen und solange gelaufen, bis es mir besser ging. Die herrliche Luft, saftige Weiden, Pferde, Ziegen und lachende Menschen ... ja, tatsächlich, so etwas gibt es auch ! :-). Und wenn ich dann zurück kam, ging es mir besser und ich habe mich gefreut, dass mir die 24 Anrufe in Abwesenheit nichts mehr ausmachten. Löschen. Fertig. Und weiter. So halte ich es jetzt. Wenn ich das Gefühl habe, umzukippen oder loszuheulen, dann renne ich in den Wald und die Bäume saugen mir mit ihrem sanften Wind die Sorgen aus dem Körper. Ich kann auftanken und gehe erfrischt zurück an die Arbeit. Es dauert wohl, bis man nicht mehr weint, aber ich glaube fest daran, dass es irgendwann aufhört ...

    Zitat

    Und das ist nicht schlimm oder was worüber man sich schämen muss, oder schämst du dich, dass Usain Bolt schneller rennt als du? Dafür kannst du andere Sachen besser!

    JA ! Und das gilt es, heraus zu finden !! Back to the roots !!

    Danke für alles !
    LG, FreeWell

    Liebe Sunny,

    vielen lieben Dank für deine ausführlichen Worte. Dieses Forum ist mir die beste Hilfe, die ich erhalte !! Offene, ehrliche, aber auch mahnende Worte aus Erfahrung geschrieben ... so wertvoll !!! Danke an alle an dieser Stelle !!

    Ich habe jetzt eine Weile nur mitgelesen, da es in mir arbeitete. Statt mich auf meinen XY zu konzentrieren, habe ich gelernt, meine eigene Sucht zu helfen, auszuhalten. Erstaunlich, es wurde jeden Tag ein bisschen leichter :lol: !

    Du schreibst:

    Zitat

    wenn ich Deinen Text so lese und wie sich Dein XY verhält, fällt es mir schwer zu glauben, das er wirklich nicht mehr trinkt.


    Stimmt ! Er hatte zwischenzeitlich einen Rückfall. Hatte Antabus abgesetzt oder unregelmäßig genommen, hat dann vorsichtig mit einem Bier versucht und gemerkt, dass er trinken kann. Juhuuu ! Und rein in den Suff !!

    Ich bin mittlerweile 14 Tage nicht mehr bei ihm gewesen bis auf einmal für wenige Minuten, da ich etwas brauchte. Es sind ja immer noch Sachen von mir im Haus. Er sah schlimm aus. Abgemagert, eingenässt, verwahrlost ... ihr kennt das alles. Ich habe nicht viel gesagt, bin ruhig geblieben und habe nur kurz ein paar Sachen zusammen geholt. Als ich zum Auto ging, um einzuladen, hat er die Türe verschlossen. Gut. Seit dem war ich nicht mehr dort.

    Zitat

    Dieses ranziehen, dann wieder wegstoßen, Dir ein schlechtes Gewissen machen... das alles sind für mich typische Verhaltensweisen bei einem nassen Alkoholiker.

    Genau ! Beschimpfungen, Liebesbeteuerungen, Vorwürfe zu Verhalten aus "anno pief" ... er kann es sehr gut, den Finger in meine alten Wunden legen und mich damit verunsichern. Aber so langsam lerne ich mich selbst zu beobachten und sehe, dass mein einziger wirklich großer Fehler ist, dass ich ihm zuhöre und nachdenke, ob er recht haben könnte. Er würde mir soviel Liebe zeigen, hätte mir Kaffee ans Bett gebracht und ich hätte nichts zurück gegeben, aber an meine Lieblosigkeit hätte er sich gewöhnt ... er vergisst dann einfach meine Handlungen, wie Füße massieren und anderes, da dass wohl selbstverständliche Dinge sind, die eine Sub, ähm, eine CO zu erfüllen hat.

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    Es geht schließlich darum, das Du Zeit mit dem Hund verbringst, oder? Bilde Dir da mal eine eigene Meinung :D

    Stimmt ! Okay, im Zuge des Lernens eine eigene Meinung zu haben (völlig neues Gefühl :-)) habe ich überlegt, dass ich deutlich ausdrücke, dass mir die alleinige Betreuung zuviel wird, dass ich aber Lücken fülle, die die Hundebetreuerin von ihr nicht abdecken kann. So haben wir nun einen Plan, in dem ich von 10 Tagen 3 Tage übernehme. Das fühlt sich gut an. Meine Tochter ist mittlerweile im Urlaub und da ich nur noch bei mir bin, ist alles ja auch viel einfacher.

    Zitat

    Und wenn ER sagt, das der Sonntag Euch gehört... ja, was stört denn da ein Hund? Verstehe ich jetzt nicht so ganz, habe selbst eine Hündin, die ist zwar kein Welpe mehr, aber musst Du ihm den ganzen Sonntag die Hand halten oder wieso stört der Hund dann? Du hattest doch geschrieben, das er selbst einen hat, dann muss er doch auch mal mit dem Gassi gehen.

    Wenn ER einen Sonntag mit mir verbringen wollte, dann hieß es, dass wir den hauptsächlich im Schlafzimmer verbracht haben. Und ein kleiner Welpe, der dauernd spielen will und unter die Decke krabbelt, stört dann gewaltig. :lol: . Außerdem wurde sein Hund mittlerweile erlöst ...

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    Sieh es doch mal so - als er getrunken hat, war es schlimm für Dich. Jetzt trinkt er (angeblich) nicht mehr, aber es ist auch nicht besser. Ich habe bei meinem Ex-XY auch beide Phasen erlebt. Nach dem Entzug war es bei uns fast noch schlimmer als mit dem trinken. Er hat den Entzug nicht aus Überzeugung gemacht, nie wieder trinken zu wollen sondern nur, weil es ihm gesundheitlich so schlecht ging. In seiner kurzen trockenen Zeit war er eigentlich nur unglücklich, saß auf einem Pulverfass.

    Wie Recht du hast !!! Betrunken ist er unerträglich und will dauernd bedient und betüttert werden, aber mittlerweile weiß ich nicht, was schlimmer ist. Die "nicht-trinken-Zeit" mit Entzug ist glaube ich noch schlimmer, da er dann seine Wortattacken gezielter einsetzen kann und besser manipulieren kann.

    Zitat

    Am Ende nützt aber alles nichts, Du musst Deinen Tiefpunkt haben und Dir selbst sagen können, das Du ihn nicht mehr möchtest. Das Du ein besseres Leben verdient hast und einen Menschen an Deiner Seite, der Dich so behandelt, wie Du es verdient hast. Ich drücke Dir die Daumen, dass das bald passiert!

    Ja, stimmt. Ich brauche in meiner Sucht auch den Tiefpunkt, damit ich umkehre. Ich glaube, dass ich ihn wohl gerade durchlebt habe. Ich bin konsequent bei mir geblieben, habe mir die Augen ausgeheult über die Situation, in der ich stecke, über mein finanzielles Desaster und habe eine Woche fast nichts zu essen gehabt. In dieser Zeit hat er wieder getrunken, hat meinen sehr alten Vater nachts telefonisch belästigt, hat meine Kollegen telefonisch belästigt und über mich gelästert und wollte meine Mädels attackieren. Welch ein Segen, dass diese fast alle gerade neue Handynummern haben und er diese nicht weiß :) ! Nun räume ich gerade den Scherbenhaufen auf, entschuldige mich bei meinen Kollegen, meinem Vater und und und ...

    In einem anderen Beitrag hier habe ich ein Stichwort gelesen: Narzissmus. Da hat es bei mir geklingelt ! Ich habe sofort gegoogelt:
    "Narzissten sind Menschen mit Charme und Charisma. Sie sind in der Regel redegewandt, humorvoll, selbstsicher und ziehen Blicke wie Aufmerksamkeit magnetisch an. Anfangs jedenfalls. Mit der Zeit aber entlarvt sich der Narziss und Egomane selbst: Seine Selbstverliebtheit und Egozentrik nerven nur noch und das, was wir einst bewunderten, avanciert zur hohlen Fassade, zum Mittel zum Zweck."
    "Kritik und Zurückweisung können bei ihnen zu starken Selbstzweifeln, Lebenskrisen oder gar Depressionen und Desorientierung führen.
    Viele Narzissten lieben sich selbst, sind sich aber nicht genug. Ihr Selbstwertgefühl hängt maßgeblich von der Bewunderung anderer ab – fehlt diese, stürzt der Narzissmus die Betroffenen in ein tiefes Loch" ... und dann in Alkohol??

    Als ich das las, habe ich gedacht, dass mein XY da Model gestanden hat für die Charakterbeschreibung. Er will dauernd ellenlange Monologe über seine schlimme Situation halten, kann es aber nicht aushalten, wenn jemand anders auch mal erzählen will. Im Gegenteil, wenn er aus Versehen zuhört, nutzt er diese Info, um später damit eine Keule der Zerstörung zu formen ... auch Jahre später noch. Diese Narzissten springen in der Zeit, als wenn es sie garnicht gäbe ...

    Meine Frage an euch: Werden vielleicht einige unserer lieben Säufer einfach falsch therapiert ? Ein Sandkastenfreund meines XY hat mal zu mir gesagt, dass der Alkohol das kleinste Problem von XY ist und er nicht mehr mit ihm Kontakt halten möchte. Ein anderer Sandkastenfreund sagte mal, dass eine Freundschaft mit meinem XY immer eine Einbahnstraße war. Helfen darf man ihm immer gerne und sofort, auch finanziell natürlich. Aber wenn man dann mal selbst Hilfe braucht, sei es nur, dass man zwei helfende Hände bei einem Umzug braucht, dann hat er keinen Sprit, um zu kommen oder ist gerade wieder hochheilig. Auch er will keinen Kontakt mehr.

    Nun sind wir an einem Punkt angekommen, dass alle Freunde von XY nicht mehr kommen und helfen wollen. Und ich schweige und komme nicht, will auch nicht mehr kommen. Er ist vollkommen auf sich gestellt. Er muss jetzt entscheiden, ob er leben oder im Suff ersticken will. Es scheint zu fruchten. Als ich heute morgen bei meinem Handy den Flugmodus ausstellte, kam eine fröhliche Nachricht, dass er Wäsche gewaschen hat, das Haus geputzt hat, joggen war, mit dem Bauern gesprochen hat und nun pünktlich mit dem Bus auf dem Weg zur Klinik ist, um Antabus zu holen ...

    Soweit, so gut. Aber seine Manipulationen und sein Narzissmus hat sich damit in keinster Weise geändert. Ich sehe keine Chance, mit so einem Menschen zusammen zu leben. Nicht mehr. Ich weiß garnicht, ob Narzissmus überhaupt heilbar ist ? Will er das überhaupt ? Nicht mehr mein Problem. Ich räume mein Leben auf, nehme Kontakt zu meinen Kunden auf und versuche bei jeder Anfrage nach Hilfe zunächst Bedenkzeit zu erbitten und überlege, ob es mir gut tut und ob ich es will. Dann treffe ich eine Entscheidung und vertrete sich auch mit Nachdruck. Das fühlt sich das erste Mal seit vielen Jahren gut an.

    Nun freue ich mich mit Dank auf euren ehrlichen Rückmeldungen !

    Fühlt euch alle gedrückt !
    Mit sonnigen Grüßen,
    FreeWell

    Liebe Sunshine,

    danke für die ausfühliche Antwort !

    Zitat

    Ich bin in wenigen Tagen 17 Jahre trocken :wink:

    Halleluja ! Herzlichen Glückwunsch ! Toll !

    Zitat

    Glücklicherweise piesackte es mich aber nicht allzu oft, was ich allerdings auch auf die Beachtung der Grundbauststeine für trockene Alkoholiker schiebe.

    Interessant. Welche Grundbausteine sind das ?

    Zitat

    Du musst selbst entscheiden, wem Du glauben möchtest :wink:
    Einem Menschen, der angeblich seit einigen Wochen nix mehr trinkt und scheinbar sein Verhalten geändert hat (du weisst selbst, wie gut Alkoholiker andere täuschen können)
    oder ob Du Menschen glauben möchtest, sie sich seit Jahren mit dem Thema befassen und auch über viele eigene Erfahrungen verfügen?
    Also ICH wüsste, wem ich mehr glauben möchte... auch wenn mir die Aussagen nicht besonders in den eigenen Kram passen. :?

    Du hast Recht. Siehe meinen heutigen Beitrag in dem von mir gestarteten Chat.

    Zitat

    Ich persönlich kenne übrigens keine Blitz-Trocknungen, die innerhalb weniger Wochen enfolgten.
    Sich ein wirklich trockenes Leben aufzubauen zieht sich eher über Jahre hin.

    Das ist richtig. Aber irgendwann fängt doch dieser jahrelange Prozess an. Ich kann ja schlecht sagen, dass ich die Beziehung jetzt nicht will und er sich in 17 Jahren, wenn er dann noch trocken ist, bei mir melden darf :) ! Ich dachte, wir schaffen das gemeinsam. Nur im Moment sieht es so aus, dass ich gleichzeitig auch heilen will und dadurch mein Verhalten schrittweise ändere, ihn damit unglaublich wütend mache, er fühlt sich verletzt und verletzt damit mich, da er mir ALLE Worte im Munde rumdreht. Eine normale Kommunikation ist nicht möglich. So scheint es doch, dass ein gleichzeitiger Heilungsprozess von Alk und CO innerhalb einer Beziehung nicht geht, da ja bislang funktionierende Schemata aufgelöst werden und noch keine neue Möglichkeit des Umgangs trainiert werden konnte. Es geht also anscheinend nur mit deutlichem Abstand.

    Zitat

    Ich lese beispielsweise hier auch immer wieder, das eine LZT notwendig wäre, um trocken werden zu können.
    Auch das stimmt so nicht, und ist vor allem schon gar kein Garant für Trockenheit.
    Es gibt viele Alkoholiker, die ohne LZT seit Jahrzehnten zufrieden trocken sind, oder sogar ohne SHG. Auch das alles gibt es.
    Nicht für jeden ist die gleichen "Behandlung" angezeigt, auch wenn einem das mitunter so erzählt wird.
    Auch mit solchen Aussagen macht man sich einiges zu einfach, finde ich.

    Ja, da sind die Menschen unterschiedlich. Für meinen Partner war ja mit viel Mühe und Aufwand für März 2019 der Beginn einer LZT geplant. Er hat noch heute gute Gründe, warum er sie nicht antreten kann. Auch habe ich wirklich Zweifel, ob bei ihm eine LZT helfen würde. Ein Sandkastenfreund von ihm hat mal gesagt, dass der Alkohol sein kleinstes Problem sei ... er hat die Freundschaft zu ihm beendet, auch wenn es weh tut. Vielsagend.

    Zitat

    Ich persönlich hatte übrigens weder eine LZT noch psychologische Betreuung und bin trotzdem zufrieden trocken

    Das ist bewundernswert ! Du hast einen starken Willen und Charakter und hast ihn dafür eingesetzt. Einen starken Charakter hat mein Partner auch, aber ist auch der Wille da, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen ? Im Moment signalisiert er nur die absolute Opferrolle. Und ich werde die nächste Ex-Freundin sein, die ihn betrogen, ausgenutzt und belogen hat ... so, wie er es von meinen Vorgängerinnen erzählt. Oh Mann ... Wird sich so ein Mensch je ändern ? Und was muss dafür passieren ?

    LG, FreeWell

    Liebe Lütte, liebe Cadda, liebe Aurora,

    wie Recht ihr habt, habe ich jetzt heute und gestern gesehen ... nach der kurzen Episode der Harmonie kam unweigerlich die nächste Konfliktsituation und ich sitze hier und weiß nicht mehr, was ich denken soll. Helfen tue ich gerne, aber ich suche ja noch immer nach der Grenze zur Co-Abhängigkeit. Okay, ich soll nur helfen, wenn es mir gut geht und ich Kraft übrig habe und nicht, weil die Hilfe gefordert wird. Aber ...

    Ich versuche, mal kurz zusammen zu fassen. Als meine Mädels alle noch weit unter 18 Jahren waren, haben wir auf Drängen der jüngsten Tochter zwei Chihuahuas gekauft. Brüder, unkastriert. Es lief alles gut und wir hatten eine schöne Zeit, bis die Mädels nach und nach auszogen und die Chihuahuas erwachsen wurden ... Ranggleichheit, Kämpfe untereinander, Markieren in der Wohnung, Bellen, wenn eine Maus vorbei lief. Die beiden waren aus Unerfahrenheit nur mäßig erzogen, langweilten sich zu Tode und waren für mich nur noch anstrengend. Als ich zu meinem Partner ins Haus zog, nahm ich die beiden mit, da er auch einen Hund hatte und hoffte, er hilft mir bei der Erziehung der beiden. Außerdem ist dort ein großer Garten und ich hoffte, durch mehr Auslauf und Fahrrad fahren und Beschäftigung die beiden in den Griff zu bekommen. Nun ja, es klappte nicht wirklich und irgendwann habe ich es geschafft, sie abzugeben. Der eine ist jetzt in einer befreundeten Familie bei einem Chihuahua-Mädchen sehr glücklich und der andere kam zu meiner ältesten Tochter ... bis ich ihn wiederholt einige Tage zur Pflege hatte, er weg lief und an der Autobahn überfahren wurde ... Ich fühle mich immer noch schuldig, obwohl meine Tochter mir keine Vorwürfe mehr macht. Nun, das war im Januar.

    Im April beschloss meine Tochter, dass sie ohne Hund nicht leben möchte und kaufte eine kleine Chihuahua-Dame. Sie ist jetzt 11 Wochen alt und sehr munter. Meine Tochter geht davon aus, dass sie mir auch gut tut und bittet mich hier und da, sie zu nehmen, wenn sie abends noch kellnern geht, damit sie nicht alleine ist. Das ist Samstags. So ist sie Sonntags Morgens natürlich auch noch bei mir. Auch fährt meine Tochter jetzt im Mai noch 10 Tage mit ihrem Freund in den Urlaub, der schon lange geplant war. Der Hund kann nicht mit. Wo bleibt er dann ?

    Nun bekomme ich ärgste Vorwürfe von meinem Partner (seit heute Ex-Partner ?), von meinen Eltern, von meinen Kollegen: Du hattest solche Mühe, deine Hunde abzugeben. Warum tust du dir das jetzt an ? ER: Der Sonntag gehört uns und jetzt ist dieser Hund wichtiger. Wir können nicht arbeiten (Samstags Abend einen Termin wahrnehmen, damit deine Tochter arbeiten kann.) Der Hund ist wichtiger als deine Partnerschaft.

    Der Therapeut meines Partners muss wohl zu ihm gesagt haben, dass ich konsequent sein soll: Urlaub oder Hund. Wenn die Tochter in den Urlaub fahren will, soll sie den Hund wieder abgeben. Für mich klingt das unglaublich lieblos. Natürlich bin ich nicht superglücklich, dass ich den Hund bald 10 Tage versorgen "muss", aber nun ist er da. Zur Züchterin zurück wäre doch auch grausam für den Hund und meine Tochter hat in meiner Ehe soviel mitgemacht und der Hund tut ihr gut und sie ist so glücklich mit ihm. Ist das da so schlimm, mal 10 Tage im Jahr zu helfen ? Oder greift da wieder mein Helfersyndrom und ich stelle wieder das Wohl des Hundes und meiner Tochter über mein eigenes ?

    Zerstöre/beende ich damit bewusst meine Beziehung, die in den letzten Monaten sehr anstrengend geworden ist ? Mein Partner hat gerade angerufen und erklärt, dass er jetzt zum essen eingeladen wird. Vom wem, ist egal. Und ich soll morgen um 9:00 Uhr meine restlichen Sachen holen. Ich hätte ihn in den Dreck geworfen und meine Liebe wäre alles Lüge gewesen ...

    In allem steckt ein bisschen Wahrheit, aber ich bin total verunsichert. Nutzt meine Tochter auch meine Co-Abhängigkeit ? Soll ich die Betreuung des Hundes während ihrem Urlaub als unzumutbar ablehnen ?

    Ich bitte euch wiederholt um eine "Kopfwäsche" mit ehrlichen Worten ... Danke !!

    Ich wünsche allen einen schönen Sonntag ! LG, FreeWell

    Liebe Sunshine,

    wow, wow ! Danke !! Vielleicht ist es der Vorteil dieses Forums, dass man sich nicht persönlich kennt und gegenüber sitzt und man diese offenen Worte so formulieren kann ! Nur das hilft und verändert und bringt zum Nachdenken ! Also, "rumjammern" tun wir alle irgendwo, sollte hier wirklich niemand als persönlichen Angriff nehmen :) !

    Es ist für mich als CO so unglaublich wertvoll diesen Beitrag von "der anderen Seite" zu erhalten. Aber ... zurück zum Thema, ob man zur CO erzogen werden kann: Wird man zum Alk erzogen ? Was ich durch deinen Beitrag gelernt habe ist, dass das CO-Verhalten ebenso ein Suchtverhalten ist, wie das der Alk's ! Also fröhnen wir hier im Forum alle einer Sucht, nur ist sie verschiedenen gelagert und ausgeprägt. Müssen wir uns also fragen, ob ein Suchtverhalten allgemein anerzogen werden kann oder ob das in den Genen liegt ?

    Was ist Sucht ? Laut Definition ist Sucht "krankhafte Abhängigkeit von einem bestimmten Genuss- oder Rauschmittel". Also eine krankhafte Flucht vor der Wirklichkeit, vor Verantwortung oder vielleicht auch eine Bewusstseinserweiterung auf der Suche nach Lösungen ?
    Eine andere Definition für Sucht ist "übersteigertes Verlangen nach etwas, einem bestimmten Tun". Das würde dann zum Verhalten der CO's passen. Das übersteigerte Helfersyndrom, über welches die CO ihren Wert definiert.

    Nun, Sucht kommt von "suchen". Das ist wiederum beschrieben mit "sich bemühen, jemanden, etwas Verlorenes, Verstecktes zu finden". Was wollen wir alle gemeinsam suchen, finden, erkennen, wiederfinden ? Krankhaft heißt in unserer Gesellschaft , dass die Suche nach "etwas Verstecktem" übersteigert ist. So übersteigert, dass man nicht mehr arbeitsfähig ist (also gesellschaftlich angepasst ist) und dass die Suche zum Lebensinhalt wird, der keine gesellschaftlichen erwarteten Aktivitäten (arbeiten, putzen, waschen, aufräumen) mehr zulässt, weil es augenscheinlich unwichtig wird. Das krankhafte an unserer gemeinsamen Sucht ist also der Strudel, der Sog des schwarzen Loches, was uns nicht mehr los lässt. Wir bewältigen also alle unsere Sucht, unser Suchen nach etwas Verstecktem, nur, wenn wir immer wieder Abstand zu unserer Suche nehmen. Das kann ein regelmäßiger Job sein, regelmäßiger Sport oder auch Therapie-Gespräche. Wenn man es nicht mehr schafft, diesen Abstand, diese Pause, vom suchen zu nehmen, dann wird es krankhaft bzw. gesellschaftlich nicht akzeptabel.

    Nun, zurück zur Frage: Werden wir zu Suchenden erzogen oder liegt es in der Natur, den Genen, des Menschen, ein Suchender zu sein ? Wo gibt es die Messlatte wann die Suche nach etwas Verstecktem gesellschaftlich nicht mehr akzeptabel ist und wann nicht ? Solange man unauffällig sucht, nennen wir es nicht krankhaft, also normal. Sucht man etwas länger, intensiver und verliert sich in der Suche, dann nennen wir es krankhaft. Aber kann man überhaupt zur Suche erzogen werden ? Sind wir nicht alle Suchende nach dem Sinn des Lebens ? Wird nicht eher durch unsere Erziehung die Suche unterbunden mit Formeln wie "das tut man nicht" oder "das macht man so" ? Sind die "verstärkt Suchenden" vielleicht nur einfach die stillen Rebellen gegen die gesellschaftlichen Bandagen, nicht suchen zu dürfen, sondern "angepasst" ein Leben zu führen, in dem man sich selbst fremd ist oder sich im Laufe der Erziehung immer mehr entfremdet ? Was würde passieren, wenn es Erziehung nach unseren Normen und Schulsystemen nicht gäbe ? Wenn es nur eine Religion, einen Glauben, gäbe und jeder genug zu essen hätte? Ob dann Suchende immer noch "unangepasst" wären ? Oder ist es vielleicht sogar so, dass wir Suchenden uns frecherweise manchmal oder auch öfters die "Freiheit" nehmen, mit oder ohne Alkohol als Hilfsmittel weiter zu suchen, obwohl es von der Gesellschaft erwartet wird, dass wir angepasst und brav ohne Fragen zu stellen einer stumpfsinnigen Arbeit nachgehen, die uns keine Chance zum Nachdenken oder Suchen gibt ?

    Zitat

    das hört sich ja alles ganz nett an, aber ich schreibe Dir ganz ehrlich, was ich dazu denke.
    Es wird nicht funktionieren. Auch wenn man es sich noch so sehr wünscht.

    Liebe Sunshine, ich glaube dir das, aber das hört sich so endgültig an.

    Liebe Sunshine, du sagst, du bist Alkoholikerin. Bist du zurzeit trocken ? Hast du dennoch den Drang zu trinken ? Ist er immer da ? Ich versuche, zu verstehen. Mein Partner sagt, dass er etwas verstanden hat und der Alkohol soweit weg ist, wie nur was. Sagt er sowas nur ? Oder ist das nur ein Selbstbetrug ? In unserer Selbsthilfegruppe sagen trockene Alkoholiker aus, dass jeder Alk, wenn er Glück hat, einen Punkt erreicht, wo er endgültig umkehrt und nicht mehr trinkt. Man sagt dort wohl auch, dass mein Partner diesen Punkt noch lange nicht erreicht hat. Aber vielleicht doch ? Er reagiert anders, er verhält sich anders und wenn wir Konflikte haben oder er mit den Nachbarn Konflikte hat, dann hat er früher sofort gesoffen. Heute entzieht er sich der Situation und geht in den Garten und pflegt seine Blumen. Manchmal buddelt er dafür auch Büsche aus und woanders wieder ein. Damit verausgabt er sich dann und verarbeitet Wut, Schmerz und anderes.

    Zitat

    Ein nasser Alkoholiker hat gar nicht mehr die Fähigkeit dazu, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.
    Er wird immer versuchen, die anderen aufzudrücken.

    Okay, ein nasser Alkoholiker nicht, aber er trinkt zumindest seit Mitte Januar nicht mehr. Das ist nicht lange, das stimmt. Aber es wäre ja furchtbar, wenn ein Alk NIE MEHR Verantwortung für sein Leben übernehmen könnte ... braucht er immer einen Babysitter ? Ganz ehrlich, vielleicht träume ich meinen CO-Traum, aber ich glaube, dass das Leben Veränderungen zulässt. Ich glaube, dass man einen Punkt erreichen kann, wo man den Weg, eine Gewohnheit zu reagieren, verändern kann. Ich glaube, dass es eine Möglichkeit gibt, auch wenn das Suchtverhalten anerzogen wäre oder genetisch vorbestimmt ist, dann ist es doch nur eine Option so zu handeln. Wir haben doch immer noch den freien Willen, uns anders zu entscheiden.

    Klar wird es sicher ein steiniger Weg, genetische Disposition bzw. jahrelang trainiertes, anerzogenes Suchtverhalten zu verändern, abzulegen. Aber ich halte es für möglich. Was sagen die anderen im Forum dazu ?

    Zitat

    Du verschwendest gerade weiter Deine wertvolle Lebenszeit. Aber es ist ja Deine, Du darfst das.
    Du lässt Dich so weiter von einem nassen Alkie nach Herzenslust be- und ausnutzen. Auch das darfst Du.
    Es ist ja Dein Leben.
    Groß rumjammern braucht man dann aber auch nicht, denn es ist ja die freie Entscheidung vom Einzelnen gewesen.
    Sorry das ich auch das so schreibe, aber mich nervt halt Rumjammerei, wenn Dinge relativ einfach abänderbar sind.
    Hier ist niemand der Leibeigene von einem anderen Menschen, CO-Abhängigkeit hin-oder her.

    Liebe Sunshine, wenn ich dich also richtig verstehe, dann sagst du, dass ich mich radikal von meinem Partner trennen soll, ihn nie mehr kontaktieren und mein Leben woanders fortsetzen soll. Ja, gut, dass sagen mir einige Freunde auch. Und das mag auch richtig sein und auch die einfachste Lösung. Aber wenn nun meine CO-Abhängigkeit anerzogen ist, dann würde ich doch woanders einen ähnlichen Menschen suchen und mein Schema weiterleben ? Ich war nach der Trennung von meinem Ex-Mann bewusst 16 Jahre alleinerziehend, um nicht wieder "den gleichen Fehler zu machen". Aber aus heutiger Sicht hat meine Co-Abhängigkeit nur "geschlafen" oder ich habe sie als überfürsorgliche alleinerziehende Mutter ausgelebt. Das Weglaufen hat also nicht geholfen. Auch ich muss mein Verhalten ändern. Meine Erziehung kann ich ändern, meine Gene nicht. Wieviele Chancen habe ich also, dass ich mein CO-Verhalten je loswerde ?

    Zitat

    Du möchtest Dich noch nicht trennen, sondern auch Deine CO-Abhängigkeit noch ne Weile ausleben. Darum redest Du Dir Sachen schön.
    Denn ansonsten müsstest Du ja eine Entscheidung treffen und handeln.
    Theoretisch weisst Du das auch alles längst selbst... ich muss Dir das eigentlich also gar nicht alles schreiben.

    Ja, ertappt. Du hast Recht. Ich helfe ein bisschen, dann habe ich ein bisschen CO-Verhalten gelebt und bevor es wieder weh tut, renne ich in mein sicheres Zuhause. Oder: Weglaufen hilft nicht, sondern nur die Auseinandersetzung mit meinem Suchtverhalten. Darum bin ich hier und unglaublich dankbar für euren ehrlichen Worte. Im Moment glaube ich dennoch, dass ich durch gelegentliche Besuche bei meinem Partner mir bewusst machen kann, wie unsere Schemata greifen, da ich mit Abstand dorthin komme.

    Zitat

    Ich wünsche Dir den Mut zu Entscheidungen. Noch ist der nicht da.
    Du bist auch nicht der erste CO, der hier noch ne Runde drehen muss oder will.

    Ja, auch richtig. Dennoch: Ich sehe das Leben als bewegliche Spirale. Manches wiederholt sich in immer gleicher Form und man dreht sich im Kreis. Aber ich glaube, dass der Kreis unsere Erziehung ist und unser anerzogenes Verhalten. In unseren Genen gibt es aber die Option der Veränderung. Und wenn ich beim Kreislaufen nur einen kleinen Schritt anders mache, fängt der Kreis an zu eiern und wird zeitweise zur Elipse. Und so kann der Kreis sich verändern. Wie sagt man: Ein Flügelschlag eines Schmetterlings im Osten kann im Westen einen Orkan auslösen. Wichtig ist, dass man die Veränderung bemerkt und manifestiert, festhält. Die Punkte der Veränderung, die sich gut anfühlen, muss man üben und dann fängt Heilung an. Sowohl für den Alk als auch für die Co, deren Verhalten ja nur die zwei Seiten einer Medaille einer Suche sind ...

    Liebe Mitschreiber, nun habe ich etwas philosophiert und die Gedanken sind einfach aus den Fingern in die Tasten geflossen. Ich bitte wie Sunshine um ehrliche Antworten. Nichts tut weh, sondern alle wahren Worte können nur helfen, den Kreis zur Elipse zu gestalten ! In diesem Sinne wünsche ich allen ein schönes Wochenende !

    LG, FreeWell


    So hab ich es bei uns erlebt. Wir mussten beide an unsere Muster ran. Das ist kein leichter Weg und manchmal kann man halt nicht aus seiner Haut und altes, vertrautes bricht sich seine Bahn, aber ich habe Mittel und Wege an der Hand, damit umzugehen. Bei uns gab es einen Rückfall nach 6 Jahren - ein einmaliger Vorfall. Wir mussten nicht wieder bei Null anfangen, aber es ist schon ein anstrengender Weg.

    Liebe Lütte,

    danke für deine Worte, die Hoffnung machen. Ich denke, dass auch "Normalos" in ihren Beziehungen/Ehen Stress haben und Achterbahn fahren. Nur, dass die nicht auf so einer Abwärtsspirale unterwegs sind.

    Ich war gestern bei meinem Lebensgefährten und wir haben ruhig geredet und neue Verabredungen getroffen. Ich sage offen und fest, was ich machen möchte und er akzeptiert es, wenn ich bei mir sein möchte. Er zieht nicht, da ich sonst sofort gehe. Ich komme zu ihm, wenn es entspannt ist und wir geniessen schöne Stunden. Dennoch gehe ich nach einigen Stunden, bevor es wieder "eng" wird. So hat er seinen Freiraum, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.

    Auch habe ich deutlich sagen können, dass ich mich in seinem Haus nicht wohl fühle, weil er aus Bequemlichkeit zuwenig aufräumt und putzt. Er möchte dass jetzt ändern, damit ich mich wieder wohl fühle. So komme ich zu ihm, er putzt, ich koche, wie essen und sprechen und nach einer Weile eines positiven Treffens gehen wir zurzeit wieder eigene Wege. Vielleicht klappt es so. Es fühlt sich gut an.

    Ich werde euch auf dem Laufenden halten. :)

    LG, FreeWell

    Hier noch ein Nachtrag zu meinem Beitrag eben:

    Es arbeitet in mir, auch auf meinem Spaziergang in der Sonne konnte ich nicht loslassen. Nur selten Momente, wo ich die Sonne geniesse und mich mit Menschen unterhalte, die offensichtlich "ganz normal" sind...

    Je länger ich wegbleibe und schweige, desto stärker wird der Druck aufgebaut, dass ich zurück komme. So ist das mit der Bewegung in der Beziehung. Hat man ein bisschen Abstand gefunden, beruhigen sich die Gemüter. Aber sowohl beim Alk als auch bei der CO fängt die Sucht an zu ziehen. Ist es nicht so, dass man sich als CO wieder zu seinem Partner hingezogen fühlt, sobald man zur Ruhe kommt ? Er fehlt einem, man will wissen was er macht, wie es ihm geht. Man sehnt sich danach ihm wieder zu helfen. Auch der Alk hat sich beruhigt und wäre jetzt wieder mit "etwas" Zuneigung und Hilfe zufrieden. Also die normale Dosis, die man auch verkraften kann.
    Ginge man an diesem Punkt zurück in die Beziehung, würde der Sog unweigerlich wieder stärker werden. Alk zieht, braucht immer mehr und CO gibt wieder über ihre Kräfte, Grenzen hinaus. Dann kommt unweigerlich der Zeitpunkt, wo sie wieder ausbricht, wütend wird und wieder Abstand braucht ... nur um sich erneut zu erholen und zurück zu gehen zum Blutegel der Liebe ...

    Ja, kann man eine Beziehung retten, die so hoffnungslos auf die Abhängigkeiten eingefahren ist ? Ich weiß es im Moment nicht, denn sobald man wieder zusammen kommt, geht es ja von vorne los. Man müsste neue Verhaltensmuster auf beiden Seiten üben und leben, aber ob das auf die Dauer geht ohne rückfällig zu werden ? Wahrscheinlich müssten beide Partner erst über Monate gesund werden, bevor sie es nochmal miteinander versuchen könnten.

    Oder gibt es andere Beispiele, dass so eine Beziehung dauerhaft heilen kann ? Würde mich interessieren von euch zu hören ...

    LG, FreeWell


    ,,ich habe so viel Liebe zu verschenken, dass ich alles heilen kann."
    Dieser Satz ist so typisch für mich, ich bin auch so vermessen zu glauben, dass ich mit meiner Liebe Menschen ändern kann.
    Woher kommt es bei mir? Ich denke, es ist vieles anerzogen.

    Hallo Feuerpferd,
    was du da schreibst, kann ich sooo sehr nachempfinden. Ich habe, wie andere sagen, heilende Hände und wo ich sie auflege, da gehen Schmerzen weg, Husten hört auf und ein warmes Gefühl geht durch den Körper. Früher kostete es meine Kraft, diese Hilfe zu geben, heute habe ich vermeintlich gelernt, die Kraft des Universums zu nutzen und weiter zu geben. Aber manchmal möchte ich garnicht helfen/heilen ... und tue es trotzdem.

    Die Kraft der Liebe kann sicher lindern und heilen. Das ist nicht grundsätzlich verkehrt. Dennoch, ich habe auf einer Messe einen begnadeten Heiler bei seiner Arbeit beobachtet und er war am Ende des Tages völlig erschöpft ... Auch das kostet also Kraft.

    Und außerdem: Als ich 1,5 Jahre alt war, kam meine herzkranke Schwester zu Welt. Meine Mutter war überfordert und ich war automatisch in die Pflege meiner geliebten Schwester eingebunden. Jede Bewegung war anstrengend, selbst essen. Nach der dritten Herz-OP verstarb sie dann mit 6 jungen Jahren als ich 8 Jahre alt war. Für meine Eltern zerbrach eine heile Welt, mein Vater ging arbeiten und ich kümmerte mich um meine Mutter, die häufig tagelang mit Migräne im Bett lag ...

    Ich habe mich immer verantwortlich gefühlt für meine Schwester und meine Mutter betont immer, dass sie das nie verlangt hat und ich das von ganz alleine gemacht hätte ... soviel zum Thema angeboren oder erzogen ?

    Die Wissenschaftler sagen, dass wir viele Eigenschaften/Veranlagungen in den Genen zur Verfügung haben. Welche dann "aktiviert" werden, hängt von unserer Lebensumgebung ab. Einige Wissenschaftler sagen auch, dass die Vererbung nur 20% ist und der Rest epigenetisch.Das bedeutet, dass durch die Erziehung veranlagte Eigenschaften ausgeprägt und verstärkt werden. Hm, man wird also zu 20% als CO geboren und wenn man dann eine herzkranke Schwester bekommt, dann wird man zu 80% zur CO ausgeprägt ?

    Ich kann nur für mich sprechen. Wenn ich so zurück schaue, sehe ich ein lebensfähiges Mädchen, welches viel Kraft für seine Familie hatte und das schon mit 1,5 Jahren. In der Schule war ich ein 1er-Kandidat, damit ich zuhause mit den Hausaufgaben schnell fertig war und für meine Schwester Zeit hatte. Und dennoch habe ich versagt ... ich habe nicht genug getan, um sie am Leben zu erhalten ... so meine Gedanken und Gefühle, ca. 40 Jahre nach dem Tod meiner Schwester.

    Zentrum meiner Gedanken war also: "Ich habe nicht genug getan. Ich habe versagt." Ich habe also das anerzogene, genetisch vordisponierte, schlechte Gewissen geübt, gelernt, dass ich nicht genüge. Egal was ich tue, es reicht nicht. So suchte ich mein Leben lang Situationen, Menschen, wo ich etwas gutes, heilendes tuen konnte, um etwas Balsam auf meine Wunden zu erhalten, dass ich aber diesmal ein bisschen etwas richtig gemacht habe...

    Dann konnte ich mich eine Zeit lang gut fühlen, bis die Wirkung der"Heil-Gebungs-Droge" nachließ und ich erneut mein Helfersyndrom verwenden musste, um mich wieder gut zu fühlen. Warum also nicht einfach mit einem Mann zusammen leben, der ständig diese Zuneigung, Aufmerksamkeit und Liebe im Übermaß braucht ? So saß ich doch an der Quelle meiner eigenen Lebensenergie und konnte permanent mein Helfersyndrom ausüben und jeden Tag auftanken ? Es sollte also ideal sein, wenn eine CO mit einem jammernden Alkoholiker, der sich nur als Opfer sieht, zusammen zu leben !!!

    Was ist also falsch an dieser Sache wenn doch alles passt wie Deckel auf Topf ??? Was ich übersehen habe die ganzen Jahre ist, dass das Leben eine ständige Veränderung und Bewegung beinhaltet. In Momentaufnahmen ist alles perfekt und jeder kann sein Schema leben. Wir CO's können geben und der Alk kann nehmen. Aber in der Bewegung des Lebens ist der Knackpunkt. Der Alk will immer mehr, da seine Bedürfnisse ja nur augenscheinlich befriedigt werden. Die wahre Ursache seines Jammertals bleibt unberührt. Und immer mehr kann auch die beste CO irgendwann nicht mehr leisten.
    Sie fängt an, sich zu verweigern, sich zurück zu ziehen und entzieht damit dem Alk sein Lebenselexier, was er gewohnheitsmäßig einfordert.

    Und damit kommt auch das schlechte Gewissen der CO wieder auf, nicht zu genügen, zu versagen. Und schon ist die Abwärtsspirale auf der Überholspur angekommen. Immer häufiger Streit, immer häufiger Konflikte, Vorwürfe, Entzug auf BEIDEN Seiten. Der Alk schafft es, Schuldgefühle zu produzieren, die CO funktioniert im Alltag nicht mehr, sagt Fortbildungen ab (wie in anderen Beiträgen zu lesen), findet keinen neuen Job und ist immer mehr nicht arbeitsfähig. Damit ist auch die bislang funktionierende CO im Strudel angekommen, der wie ein schwarzes Loch zieht und nicht mehr los lässt. Wie entkommt man diesem schwarzen Loch, welches einen unweigerlich immer stärker aufsaugt ? Nur durch ABSTAND !!

    So lerne ich zurzeit, Abstand zu halten von meinem Jammerlappen, meine Gedanken neu zu konditionieren: Ich darf am Feiertag in meiner Wohnung bleiben, in diesem Forum schreiben, lesen und stöbern und meine neuen Gedanken üben: Ich bin wertvoll, denn ich bin als ein von Gott geliebtes Wesen auf diese Welt geboren. Ich darf das tun, was mir gut tut und mein Alk darf genau das selbe. Ich bin verantwortlich für mein Wohlergeben und meine Arbeitsfähigkeit und nur ich bin verantwortlich dafür, dass ich heute Momente finde, die mich strahlen und lachen lassen. Suchen wir also das Licht. Es leuchtet in uns und es leuchtet in Menschen, Tieren und Pflanzen da draußen. Achten wir auf das Licht und erlauben wir ihm den Zutritt zu unserer Seele.

    In diesem Sinne danke ich, dass ich heute meinen Gedanken hier freien Lauf lassen durfte und wünsche allen einen sonnigen Feiertag !
    L, FreeWell