Liebe Aurora,
danke dir für deine lebensnahen Worte. Ja, man sollte sich selbst vielleicht nicht verurteilen, wenn man nicht immer ein NEIN hin bekommt, sondern einfach stolz auf jedes NEIN sein, was ausgesprochen und auch konsequent durchgezogen wird. Mir sagte mal eine Lehrerin: Lieber konsequent falsch als inkonsequent.
Das passt zu deiner Aussage, dass man seine Meinung auch ändern darf. Wir gestehen unseren Partnern zu, dass sie sich immer wieder falsch verhalten dürfen und haben immer wieder Verständnis dafür. Aber wehe, wenn wir aus Verunsicherung mal eine falsche Entscheidung treffen. Dann werden wir Co's aufs schärfste verurteilt !
Ich habe mich seit einigen Tagen in meine Wohnung zurück gezogen und versuche es auszuhalten, dass mein Partner ev. nicht genug zu essen hat oder ob er gut versorgt ist ... es ist traurig, dass ich über ihn denke, wie über ein 5-jähriges Kind.
Ich bin in Gedanken sehr viel bei ihm, aber versuche, nicht anzurufen. Heute Mittag haben wir dann telefoniert, da er sich gemeldet hat. Ich versuche, die Gespräche mit einer gewissen Distanz und Gelassenheit zu beobachten. So war ich erstaunt darüber, dass mein Partner im Konfliktfall ständig aufgelegt hat und ich erneut anrufen musste. Er hat ansonsten geredet wie ein Wasserfall, mich belehrt, mich unter Druck gesetzt und mich vor eine Entscheidung gesetzt. Ich habe das erste Mal einfach zugehört und bin auf seinen Redeschwall nicht eingegangen frei nach dem Motto "lohnt sich nicht". Dann fragte er ins Telefon: "bist du noch da" und ich antwortete, dass ich im Auto sitze und in 5 Minuten bei einem Termin sein müsse. Da legte er einfach auf - wie so immer. Mir ist zum ersten Mal bewusst aufgefallen, dass er seinen Senf in epischer Breite loswerden will, Druck ausübt, um seinen Willen durchzusetzen, aber dass es ihn einen feuchten Kehricht interessiert, wie es mir geht, welchen Termin ich habe und auch wie es ausgegangen ist.
Heute Nachmittag habe ich mich dann mit meiner mittleren Tochter getroffen und wir haben auch ruhig über die Situation gesprochen. Sie sagte, dass nach ihrer Meinung dieser Mann mich nicht liebt, obwohl er das immer wieder bekundet. Er lebt nur seine Bequemlichkeit auf meine Kosten, da ich ihm die ganzen Pflichten ja mit großem Engagement und Pflichtbewusstsein abnehme. Ich habe das bislang gebraucht, um mich gut zu fühlen.
Nun rief er heute Abend wieder mit vorwurfsvoller Stimme an, wie fertig er von der Gartenarbeit wäre und dass er solche Schmerzen hätte, weil er von der Leiter gefallen wäre. Außerdem hätte er keine Milch und keinen Zucker mehr für seinen Kaffee. Wenn ich also noch irgendetwas für ihn empfinden würde, solle ich morgen früh um 7:00 Uhr bei ihm sein. Wenn ich nicht kommen würde, wüsste er Bescheid, was er von den ganzen Lügen über meine Liebe halten könne.
Zum ersten Mal wird mir das Machtspielchen bewusst, in welchem ich seit vielen Jahren lebe. Das ist definitiv keine Liebe, die er da zeigt, sondern nur ein Befehlston, mit dem er Bedienung anfordert. Und in vielen anderen Beiträgen hier im Forum habe ich auch gelesen, wie diese Männer ihre Liebesbekundungen nutzen, um ihre Co wieder weich zu kochen.
Ich glaube, wir Co's müssen einfach mit mehr Distanz in die Gespräche gehen und beobachten, was die Sätze unserer liebenswerten Partner mit uns machen. Also, ich glaube, mein Partner wird sich wundern, dass er morgen früh seinen Kaffee leider schwarz trinken muss, da er heute nicht für Nachschub von Milch und Zucker gesorgt hat. Nicht mein Job.
Ab sofort werde ich bei jedem Gespräch, bei jeder Handlung für und mit meinem Partner überlegen, ob es mir gut tut. Und wenn nicht, werde ich es einfach sein lassen. Ich hoffe, dass ich so langsam wieder zu mir selbst finde und meine völlige Verunsicherung wieder abbauen kann.
Ich danke euch allen für die unglaublich wertvollen Beiträge und wünsche allen Co's, dass sie das Selbstwertgefühl entwickeln, den Partnern die Stirn zu bieten. Und verzeiht euch, wenn es nicht immer klappt ... aber immer öfter !
Allen eine gute und erholsame Nacht !
Liebe Grüße, FreeWell