Beiträge von FreeWell


    Von der 1.Hilfe Ausbildung kenne ich noch, daß wenn es einem selber gut geht, man erst anderen helfen kann. Übertragen auf 1. Hilfe: daß man am Straßenrand bei einem Unfallgeschehen auf Eigensicherung achten soll, damit einem der nächste LKW nicht platt fährt. Und übertragen auf den häuslichen Bereich: daß man wenn man selber gut für sich sorgt und schaut, daß es einem selber gut geht, man stabil ist und eine gute Ausstrahlung hat und Kraft übrig hat für andere - wenn die denn überhaupt Hilfe wollen..

    Liebe Linde,
    danke für diesen Hinweis. Weißt du, vom Kopf her weiß ich das, nur ich neige dazu, helfen zu wollen, sobald meine Batterie von 0% auf 10% aufgeladen ist, da ich meine, dass es schon wieder geht. Aber dann ist man auch schnell wieder erschöpft und wird unsachlich. Und genau dann wird einem wieder vorgeworfen, dass man nicht funktioniert. Ich glaube langsam, dass man es als Co aushalten muss, nicht zu helfen, bis die Batterie auf mindestens 80% aufgeladen ist und dann sollte man sich erst um die eigene Existenz kümmern und in der "Freizeit" dann um Familie und Partner.
    Ich denke da oft an den Film "Dirty dancing", wo sich das junge Mädchen dem Tänzer an den Hals schmeißt, da sie verliebt ist und er sie dann wegschiebt mit den Worten: Das ist mein Tanzbereich und hier ist dein Tanzbereich. Und genauso ist es doch im Leben, wenn nicht jeder seinen Tanzbereich hat, dann kann das auf Dauer nur zu einer Katastrophe führen ...
    Also üben wir uns unsern Tanzbereich zu sichern ... :)
    L, FreeWell

    "Es wird Zeit, dass Du wütend wirst. Das hast Du nicht nötig!!!"

    Ja, genau das ist gestern passiert.

    Einige Tage habe ich jetzt viel nachgedacht und versucht, dass gelesene umzusetzen. Es ist unglaublich hilfreich hier zu lesen und auch ausführlich schreiben zu dürfen !! Danke an das Team der Moderatoren an dieser Stelle !!

    Gestern war wieder so ein Tag: Morgens habe ich im Büro etwas für ihn gemacht, ging nicht, da Server-Update ... gut, dann rief eine Freundin meines Lebensgefährten an. Sie war gestürzt (warum wohl !!) und bat ihn um Hilfe. Er sah überhaupt nicht ein, hin zu fahren, obwohl sie ihm auch schon so oft geholfen hat. Mein Schema schaltete sich ein und ich wollte helfen. So fuhr ich alleine eine weite Strecke, stand ihr bei, kaufte für sie ein und fuhr wieder die weite Strecke zurück. Auf dem Rückweg kaufte ich noch ein, für meinen Lebensgefährten natürlich auch. Heute ist ja Feiertag.
    Als ich dann gegen 19:30 Uhr bei ihm ankam, habe ich die Lebensmittel versorgt, während von ihm nur Vorwürfe kamen, dass er solche Halsschmerzen hätte und ich nicht in der Lage wäre, ihm ein paar einfache Schmerzmittel zu besorgen. Ich würde mich ja wiedermal nur um mich drehen und würde mit dieser Ignoranz bezüglich seiner Schmerzen meine wahre Liebe zu ihm zeigen. Alles Lüge.
    Ich entzog mich der Situation und wollte im Büro kurz nach Emails schauen und sehen, ob der Server nun wieder funktioniert, um die Arbeit von morgens zu beenden. Ging nicht. Zur gleichen Zeit kam mein Lebensgefährte jammernd aus seinem Bett, er hätte keine Schlaf- und Schmerzmittel mehr und welche Pizza ich denn nun machen wolle. Es wäre ja schon spät.
    Da ich nicht davon ausging, dass man mit starken Halsschmerzen Pizza essen kann, hatte ich Fischfilet mitgebracht. Es entstand Streit, da er sich unverstanden fühlte. Keine Schmerzmittel, keine Schlafmittel, keine Pizza. Wie lieblos ist doch bin.
    Daraufhin packte ich meine Tasche und er merkte, dass ich gehen wollte. Aha, sagte er, das ist der Plan: Streit vom Zaun brechen, damit du abhauen kannst um mal wieder für deine Tochter den Hund zu betreuen !
    Mir blieb die Spuke weg und ich ging wortlos zur Türe hinaus.

    Liebe Aurora,

    danke dir für deine lebensnahen Worte. Ja, man sollte sich selbst vielleicht nicht verurteilen, wenn man nicht immer ein NEIN hin bekommt, sondern einfach stolz auf jedes NEIN sein, was ausgesprochen und auch konsequent durchgezogen wird. Mir sagte mal eine Lehrerin: Lieber konsequent falsch als inkonsequent.

    Das passt zu deiner Aussage, dass man seine Meinung auch ändern darf. Wir gestehen unseren Partnern zu, dass sie sich immer wieder falsch verhalten dürfen und haben immer wieder Verständnis dafür. Aber wehe, wenn wir aus Verunsicherung mal eine falsche Entscheidung treffen. Dann werden wir Co's aufs schärfste verurteilt !

    Ich habe mich seit einigen Tagen in meine Wohnung zurück gezogen und versuche es auszuhalten, dass mein Partner ev. nicht genug zu essen hat oder ob er gut versorgt ist ... es ist traurig, dass ich über ihn denke, wie über ein 5-jähriges Kind.

    Ich bin in Gedanken sehr viel bei ihm, aber versuche, nicht anzurufen. Heute Mittag haben wir dann telefoniert, da er sich gemeldet hat. Ich versuche, die Gespräche mit einer gewissen Distanz und Gelassenheit zu beobachten. So war ich erstaunt darüber, dass mein Partner im Konfliktfall ständig aufgelegt hat und ich erneut anrufen musste. Er hat ansonsten geredet wie ein Wasserfall, mich belehrt, mich unter Druck gesetzt und mich vor eine Entscheidung gesetzt. Ich habe das erste Mal einfach zugehört und bin auf seinen Redeschwall nicht eingegangen frei nach dem Motto "lohnt sich nicht". Dann fragte er ins Telefon: "bist du noch da" und ich antwortete, dass ich im Auto sitze und in 5 Minuten bei einem Termin sein müsse. Da legte er einfach auf - wie so immer. Mir ist zum ersten Mal bewusst aufgefallen, dass er seinen Senf in epischer Breite loswerden will, Druck ausübt, um seinen Willen durchzusetzen, aber dass es ihn einen feuchten Kehricht interessiert, wie es mir geht, welchen Termin ich habe und auch wie es ausgegangen ist.

    Heute Nachmittag habe ich mich dann mit meiner mittleren Tochter getroffen und wir haben auch ruhig über die Situation gesprochen. Sie sagte, dass nach ihrer Meinung dieser Mann mich nicht liebt, obwohl er das immer wieder bekundet. Er lebt nur seine Bequemlichkeit auf meine Kosten, da ich ihm die ganzen Pflichten ja mit großem Engagement und Pflichtbewusstsein abnehme. Ich habe das bislang gebraucht, um mich gut zu fühlen.

    Nun rief er heute Abend wieder mit vorwurfsvoller Stimme an, wie fertig er von der Gartenarbeit wäre und dass er solche Schmerzen hätte, weil er von der Leiter gefallen wäre. Außerdem hätte er keine Milch und keinen Zucker mehr für seinen Kaffee. Wenn ich also noch irgendetwas für ihn empfinden würde, solle ich morgen früh um 7:00 Uhr bei ihm sein. Wenn ich nicht kommen würde, wüsste er Bescheid, was er von den ganzen Lügen über meine Liebe halten könne.

    Zum ersten Mal wird mir das Machtspielchen bewusst, in welchem ich seit vielen Jahren lebe. Das ist definitiv keine Liebe, die er da zeigt, sondern nur ein Befehlston, mit dem er Bedienung anfordert. Und in vielen anderen Beiträgen hier im Forum habe ich auch gelesen, wie diese Männer ihre Liebesbekundungen nutzen, um ihre Co wieder weich zu kochen.

    Ich glaube, wir Co's müssen einfach mit mehr Distanz in die Gespräche gehen und beobachten, was die Sätze unserer liebenswerten Partner mit uns machen. Also, ich glaube, mein Partner wird sich wundern, dass er morgen früh seinen Kaffee leider schwarz trinken muss, da er heute nicht für Nachschub von Milch und Zucker gesorgt hat. Nicht mein Job.

    Ab sofort werde ich bei jedem Gespräch, bei jeder Handlung für und mit meinem Partner überlegen, ob es mir gut tut. Und wenn nicht, werde ich es einfach sein lassen. Ich hoffe, dass ich so langsam wieder zu mir selbst finde und meine völlige Verunsicherung wieder abbauen kann.

    Ich danke euch allen für die unglaublich wertvollen Beiträge und wünsche allen Co's, dass sie das Selbstwertgefühl entwickeln, den Partnern die Stirn zu bieten. Und verzeiht euch, wenn es nicht immer klappt ... aber immer öfter !

    Allen eine gute und erholsame Nacht !
    Liebe Grüße, FreeWell

    Guten Morgen liebe Lütte,
    danke dir für deine sonnigen Worte und Grüsse ! :-). Ja, das ist wohl der Weg, einfach immer schauen, was mir gut tut und was mir Spaß macht. Ich versuche schon, diese Reflektion einzuschieben, wenn jemand mich um etwas bittet: Will ich das jetzt machen oder hatte ich anderes vor ? Tut mir das gut oder zieht es mich wieder runter. Ich versuche dann, mich für mich zu entscheiden. Manchmal helfe ich dann und manchmal aber auch nicht. Und dann bin ich oft ganz erstaunt, wie der andere sein Problem auch ohne mich ganz schnell gelöst hat :) ! So muss man wahrscheinlich das neue Verhalten, das gesunde Verhalten auch erst üben und prägen. Ich bemühe mich !

    Ich wünsche auch dir Kraft und Licht und Liebe !
    Sonnige Grüße zurück, FreeWell

    Hallo Osiri,
    das was du zuletzt schreibst kann ich so gut nachvollziehen. Ich habe das damals in meiner Ehe mitgemacht. Ich hatte drei Kleinkinder und nur noch Angst, dass er mir oder ihnen etwas antut und ich dann meines Lebens nicht mehr froh werde. Alkoholiker sind nicht nur unberechenbar, sondern Egoisten und zu bequem, etwas zu ändern, solange eine funktionierende Co ihnen alles abnimmt.
    Ich habe damals mein Leben damit verbracht mit erhöhtem Pulsschlag, selbst beim Schlafen, alles aufzuräumen, zu regeln, zu putzen und ihn minutiös zu beobachten: Wie ist er drauf, was macht er gerade und dennoch kann bei einem Alkoholiker die Laune von jetzt auf gleich umschlagen und Wahnvorstellungen seinerseits werden zur Realität. Mein Ex hat wegen eines Stichwortes im Fernsehen plötzlich losgeprügelt ... du kannst und solltest das nicht länger aushalten !!!
    Wo ist dein Leben und deine Lebensqualität ? Gib dich nicht auf !!! Du bist wertvoll ! Ja, ich weiß, anderen Ratschläge erteilen ist immer einfach, wenn man selbst gerade zum zweiten Mal in der Sch... sitzt. Aber ich habe deine Situation in meiner Ehe von 20 Jahren durchgemacht und glaube mir, es gibt keine Lösung, da er sich nicht bewegen wird, solange du funktionierst !
    Ich kann dir nur den Rat geben, packe unauffällig in unbeobachteten Momenten einige wichtige Sachen zusammen wie Papiere, einige Sachen zum Anziehen, Wertgegenstände wie Schmuck oder wichtige Bilder, Andenken, die nicht ersetzbar sind wie Fotoalben. Und BEVOR es eskaliert, nutze einen richtigen Moment und sage, du gehst einkaufen oder ähnliches und nimm deine Tochter mit. Wenn du draußen bist, rufe bitte die Polizei an und lasse dir die Adresse des nächsten Frauenhauses geben. Du wirst sie zunächst nicht bekommen, da man dich prüft. Man sagt dir einen Treffpunkt, wo du hinkommen sollst. Aber noch am selben Tag wirst du ins Frauenhaus kommen. Und da kommt er nicht rein. Glaube mir.
    Im Frauenhaus gibt es kompetente psychologische Beratung, juristische Unterstützung und Hilfe bei der Wohnungssuche. Du kannst es aus dieser sicheren Umgebung heraus schaffen, eine Wohnung zu finden. Die Kosten übernimmt dort das Sozialamt. Glaube mir, dass ist die einzige schnelle Lösung ! Du musst da raus, oder willst du einen Herzinfarkt kriegen ? Selbst das wird deinem Mann egal sein, er wird wahrscheinlich dann noch schimpfen, dass du nicht mehr funktionierst.
    Bitte, denke darüber nach. Selbst im Frauenhaus gehen 75% der Frauen zu ihren Männern zurück, weil es auch eine Gewohnheit ist, das Leid auszuhalten. Ich habe es damals geschafft, nach vorne zu gehen. Ich war drei Monate im Frauenhaus und bin dann in meine eigene Wohnung mit den Kindern eingezogen. Du musst im Frauenhaus die Leere aushalten. Der Leidensdruck fehlt, die Gewohnheit, ihn zu beobachten, wie geht es ihm, braucht er Hilfe ... das alles wird dir fehlen und du wirst deswegen weinen. Lasse es zu. Es ist eine Art Entzug von der Leidensgewohnheit. Du schaffst das. Wenn du schon hier gelandet bist, dann ist es keine Lappalie mehr.
    Fühle dich gedrückt und glaube mir, danach wird alles gut und du wirst dich fragen, warum du das alles ausgehalten hast. Kopf hoch. Du bist wertvoll !
    Alles Liebe, FreeWell

    Hallo Blacki,
    danke dir für deine klaren Worte. Du hast Recht. Ich sollte einfach gehen und gesund werden und mich auf mich besinnen. Aber genau das kenne ich gar nicht. Meine Co-Abhängigkeit scheint zu beinhalten, dass ich meine Kinder/meinen Partner/ meine Eltern mehr liebe als mich selbst. Mein eigenes Leben ist nur dafür da, dass es anderen gut geht. Und jetzt soll ich einfach mal für mich da sein ... wie geht das ? Ich sitze in meiner Wohnung und mir laufen die Tränen nur so ... mein Kopf sagt mir, es wird in ein paar Wochen besser, aber mein Herz sagt mir, dass ich doch den Mann meines Lebens meinte gefunden zu haben ... und das soll ich jetzt aufgeben ? Wieder von vorne anfangen mit 57 ? Wieder bei Null anfangen, ohne Freunde und wieder eine neue Basis bilden ? Es fühlt sich richtig und falsch an. Andere haben jetzt ihr Haus abbezahlt, die ersten Enkelkinder kommen und man freut sich auf die Rente. Ich setze meinen Zähler auf Null und schaue mal so, was die Welt so bietet. Ja, es muss wohl sein ... wie oft noch ...

    Hallo Nadless,
    danke dir für deine offenen Schilderungen mit deinem Freund. Es ist toll, dass er solche Phase nicht mehr hatte und ihr jetzt zusammen wohnt.

    Ich frage mich oft, ob ein Mensch sich wirklich grundlegend ändern kann, denn wir haben schon so oft über kleine Gewohnheiten gesprochen, die mich nerven oder dass er alles rum liegen lässt und nichts zuende bringt. Er ändert es einfach nicht. Gleichzeitig erwartet er von mir, dass ich an meinen Fehlern arbeite und ich habe ja schon viel geändert und bin schließlich ausgezogen. Seit dem nimmt er dieses Antabus und ist trocken. Aber auch das kann man ja jederzeit absetzen und eine Woche später wieder saufen. Ich traue dem Braten nicht, dass er nie mehr trinken möchte, wie er sagt. Er muss es für sich tun und nicht für mich.

    Alle sagen mir, ich muss ihm die Verantwortung für sein Leben zurück geben und Verantwortung für mein Leben übernehmen. Und diese Selbstgespräche, wie du sie weiter unten beschreibst, sind dafür sehr gut. Das, was du dort beschreibst, mache ich seit kurzer Zeit: Was möchte ich heute tun, was würde mir Spaß machen ? Und ich versuche auch, mich davon nicht abbringen zu lassen, aber es klappt nicht immer.

    Auch sagte mal jemand zu mir: Wenn du dir nicht selbst eine hohe Wertschätzung entgegen bringst, wie soll es dann jemand anderes machen ? Den Satz finde ich auch gut. Es ist nur so schwer, die täglichen Gewohnheiten, das täglich falsche Denken, zu ändern. Vielleicht versuche ich das mit dem Spiegel. Ich werde es dir berichten.

    Hallo liebe Sunshine,

    danke fürs Kopf waschen !! :)

    Ja, ich habe den Hund genommen und bin zu mir nach Hause gefahren und es fühlte sich richtig an. Ich fühle da genauso, wie du es beschrieben hast: Die eigenen Hunde waren mir zu stressig und ich hatte das Gefühl, dass sie es bei mir nicht mehr gut hatten. So habe ich sie untergebracht.
    Es ist für mich ein Unterschied, wenn ich jetzt übergangsweise mich um den Welpen kümmere, bis er dann auch leichter zum Beispiel mit zum Fußballplatz kann. Es ist zeitlich begrenzt und ich kann ihn immer wieder abgeben. Dann bin ich ja froh, dass du das auch so siehst.

    Der Therapeut meines Partners: Ja, der war auf Wunsch meines Partners mal bei uns zuhause, da mein Partner glaubhaft rüber gebracht hat, dass er seine Probleme nicht lösen kann, wenn ich mich weiter von meinen Kindern/Eltern ausnutzen lasse. Er würde zu sehr darunter leiden. So wollte dieser Therapeut mit mir reden zum Wohle seines Patienten. Ich habe ihm in vielen Dingen nicht zugestimmt und hatte auch da das Gefühl, dass mein Partner ihn manipuliert und um den Finger wickelt. Der Therapeut hat selbst vier Kinder, erzieht diese aber autoritär nach dem Bundeswehr-Stil: Wenn du dir nicht selbst helfen kannst, dann geht es eben nicht. Papa muss arbeiten. Na ja, nicht mein Stil.

    Ja, das mit der Zeitnutzung ist ja genauso eingetroffen. Ich habe Hunde, Kaninchen usw. abgegeben und dennoch wurde es nicht besser, weil mein Hauptproblem die Bequemlichkeit meines Partners ist. Je mehr ich tue, desto mehr sitzt er rauchend vor seinem Fernseher und schwingt schlaue Reden. Er ist dabei raffiniert und sagt, er hätte für mich einen interessanten Film eingelegt, ob ich nicht kurz Pause machen möchte. Die Versuchung ist oft groß, sich zu setzen, denn er meint es ja gut :) ! Aber das "wir machen das nachher zusammen" endet dann immer darin, dass es auf "morgen" verschoben wird und ich es im Endeffekt selbst mache.

    Ja, du hast Recht. Ich sollte wirklich endlich Zeit für mich verwenden ohne schlechtes Gewissen. Und Grenzen setzen für meine Mädels fördert ja auch deren Problemlösungsfähigkeiten, oder ?

    Ich danke dir für deine tollen Impulse und werde versuchen, das umzusetzen !

    Hallo liebe Nadless,
    das sind sehr gute Fragen ! Und garnicht leicht zu beantworten. Weich werde ich, wenn er seinen Charme spielen lässt und ein Gefühl von "wir" aufbaut. Das gemeinsam-sind-wir-stark-Gefühl. Mein Verstand sagt mir im gleichen Moment, dass es rhetorische Manipulation ist, um seine Ziele zu erreichen. Dennoch falle ich darauf rein ...
    Versteckte Sehnsüchte erfüllt er nicht. Unsere gemeinsamen Stunden alleine waren immer gut für beide Seiten, aber das ist es nicht, was zieht. Es ist etwas viel tiefer liegendes, was ich schlecht beschreiben kann und vielleicht haltet ihr mich hier im Forum dann für eine spirituelle Spinnerin. Ich versuche es mal: Ich bin ausgebildete Naturwissenschaftlerin und habe auch erfolgreich in der Forschung gearbeitet. Dennoch habe ich seit jüngsten Jahren tiefe Intuition und Vorahnungen, die immer wieder wahrheitsgemäß eingetroffen sind. Es sind wie Kurzfilme, die von innen hoch kommen und ein Stück aus meiner Zukunft zeigen. Früher habe ich diese Kurzfilme als Spinnerei und Träumerei abgetan, bis ich dann mich in einer Situation daran erinnert habe, dass ich die eingetroffene Situation schon vor vielen Jahren geahnt habe.
    So auch die Situation mit meinem Partner. Als ich ihn kennen lernte, hatte ich das Gefühl, dass ich ihn finden sollte, weil wir in der Zukunft noch eine gemeinsame Aufgabe haben, wo wir darauf angewiesen sind, dass wir bis dahin bedingungsloses Vertrauen und einen Gleichklang aufgebaut haben, den eine solche Zusammenarbeit zwingend braucht. Welche Aufgabe das ist, weiß ich noch nicht.
    Auch wusste ich schon damals, dass ich zunächst helfen soll, meinen Partner aus seinem Karma zu befreien und er dann meine falschen Muster löst. Danach wären wir beide befreit und unanbhängig stark und zu der gemeinsamen Aufgabe in der Lage.
    Und nun kann ich diese Vorahnung nicht einfach fallen lassen, da bisher alle diese Vorahnungen eingetroffen sind. Ich habe mich auch schon gefragt, ob ich etwas übersehen habe, aber vielleicht ist die Zeit noch nicht reif.
    Klingt abgedreht, oder ? Wir wachsen an unseren Aufgaben und sollen/wollen lernen. Vielleicht soll ich jetzt lernen, mir selbst zu vertrauen ? Mein eigenes Selbstwertgefühl definiere ich noch immer sehr oft darüber, wie gut ich anderen helfen kann. Mein Verstand sagt mir, dass ich auch wertvoll bin, wenn ich nicht helfe bzw. mal mir selbst helfe, ein glückliches Leben zu führen. Aber wie kriege ich das umgesetzt, wenn ich mit meinen Gedanken immer nur im außen bei meinen Kindern, Eltern, meinem Partner und den Tieren bin ? Ich weiß, nur wenn ich stark bin, kann ich anderen helfen. Dennoch ignoriere ich die "Selbst-Pflege" gewohnheitsmäßig ... wie komme ich da raus ?

    Hallo Kloane,
    danke dir für deine späte Antwort ! Das beruhigt mich. Aber der Therapeut meines Partners meint, dass ich schon seit der Kindheit die Symptome der Co-Abhängigkeit habe und dass meine Kinder mein Helfersyndrom auch ausnutzen. So auch meine Tochter mit dem Welpen. Sie geht stillschweigend davon aus, dass ich mich kümmere, weil ich nicht NEIN sagen kann. Kann ich auch schlecht. Ich habe wohl signalisiert, dass ich es eine Woche vorher planen möchte, wenn ich den Welpen beaufsichtigen soll. Eine andere Tochter meint, dass mein Partner recht hat und sich zurück gesetzt fühlt, weil ich mich um einen Hund kümmere, obwohl ich meine Hunde abgegeben habe, weil es mir zuviel wurde.
    Wo ist da die Grenze zwischen "ich mache das jetzt übergangsweise, weil mir das Tier leid tut" und "ich passe nicht mehr auf den Hund auf, da ich meine Zeit jetzt für mich nutzen möchte" ?

    Guten Abend zusammen,
    nun habe ich ca. 8 Stunden in diesem Forum gelesen und habe zwischen Tränen, Wut und Verständnis hin und her gewechselt. Jeder Fall ist etwas anders und ich komme in meinem Fall einfach nicht weiter und hoffe, hier Hilfe zu finden.
    Kurz zu mir: Ich bin 57 Jahre alt, meine drei Töchter sind alle bereits über 20 und wir haben ein sehr gutes Verhältnis miteinander. Meinen Eltern geht es soweit gut, sind beide fast 90, streiten aber leider viel und beanspruchen mich als einzige Tochter dann als Friedensrichter, da meine Schwester mit 6 Jahren gestorben ist, als ich 8 Jahre alt war. Danach gab es keine Kinder mehr. Auch die Geschwister meiner Eltern haben keine Kinder bekommen. So bin ich in meiner Generation "mutterseelenalleine", muss mich um die ältere Generation kümmern (da gibt es auch noch eine Tante in Amerika) und auch um die mittlerweile erwachsenen Kinder.
    Nach meiner Trennung vom Vater der Mädels vor ca. 20 Jahren, dachte ich, es geschafft zu haben und mein Leben im Griff zu haben. Ich war 20 Jahre lang eine starke alleinerziehende Mutter mit akademischem Hintergrund, habe gearbeitet, Fortbildungen gemacht und mich selbständig gemacht. Meine Mädels sind einfach toll, stehen gesund, schlank und sportlich und ohne Suchtmittel im Leben und arbeiten bzw. machen eine gute Ausbildung.
    Die Trennung vom Vater der Mädels lag in Alkoholgenuss, Gewalttätigkeit und krankhafter Eifersucht begründet. Ich habe damals drei Jahre Therapie gemacht und dachte, meine Welt nun im Griff zu haben.
    Im Laufe der letzten 20 Jahren haben wir auch etliche Haustiere wie Hamster, Kaninchen und Hunde gehabt.
    Als die jüngste Tochter erwachsen wurde, lernte ich einen Mann lieben und bin nach ca. 1,5 Jahren zu ihm gezogen. Die gemeinsame Wohnung mit meinen Kindern wurde aufgelöst, da ich nur noch mit meiner jüngsten dort wohnte. Sie zog in ein eigenes Zimmer.
    Ich brachte in diese neue Beziehung die zwei unkastrierten Chihuahua-Männchen mit und zwei Kaninchen. Großes Haus und Garten machten das möglich, besonders, wo dort auch ein Hund existierte.
    Mein neuer Partner war damals trockener Alkoholiker, rhetorisch sehr gewandt und hatte gerade eine gescheiterte Beziehung hinter sich. Das Scheitern dieser Beziehung hatte eine Rückfall begründet, in dem er fast gestorben wäre, wenn ich nicht gewesen wäre ...
    Unwissend um alles, was in diesem Forum zu lesen ist, bin ich mit fliegenden Fahnen in eine Co-Abhängigkeit hinein gerutscht. Wie alle anderen hier übernahm ich die Papiere, das Briefe öffnen, das Putzen, den Haushalt, den Einkauf und alles, wo es um Verantwortung ging. Ich zahlte ja schließlich keine Miete, sondern nur den Strom, das Festnetz mit Internet und diverse Handy-Verträge auch für ihn und seinen außerhalb lebenden Sohn ... und unseren Lebensunterhalt sowie die Versicherungen.
    Mein Partner ist nicht arbeitsfähig durch gewisse Handycaps. Er ist zu 70 % behindert. Er könnte jedoch im Verkaufsbereich selbständig arbeiten und könnte gut verdienen, wenn die Bequemlichkeit das zulassen würde.
    Wie bei vielen anderen hier, geht es mir zurzeit schon lange nicht mehr gut und mein Partner ist seit 1,5 Jahren wieder häufig rückfällig geworden. Ich glaubte, dass mir alles zuviel wird. So habe ich mit tränendem Herzen unsere beiden Chihuahuas abgegeben. Einer kam zu meiner ältesten Tochter und einer in eine wunderbare Familie, wo er sich jetzt sehr wohl fühlt. Dann gab ich alle Kaninchen zu einem Bauernhof, wo Kindergeburtstage gefeiert werden. Schließlich starb der Hund meines Partners. Nun dachte ich, dass es nur noch ihn und mich gibt, und wir unser Leben in den Griff bekommen könnten. Aber nichts veränderte sich. Das Haus ist dreckig und unaufgeräumt, weil er alles liegen lässt, alles anfängt und nicht zu Ende bringt und viel Zeit rauchend vor dem Fernseher verbringt. Ich habe immer wieder geputzt, aber ihm ist das wohl nicht wichtig. Das Haus sieht nach zwei Tagen aus wie vorher.
    Zwischenzeitlich war der Hund meiner Tochter immer mal zur Pflege bei uns, wenn sie arbeiten musste. Im Januar ist er leider weggelaufen und tödlich verunglückt. Ich fühle mich so schuldig, weil ich nicht genug aufgepasst habe. Kurz danach bin ich dann ausgezogen ... aber nur zu 80%. Er kann ja nicht alleine leben, er braucht meine Hilfe und beteuert ja auch, dass er mich lieben gelernt hat ... ja, ja. Er hat seine Co-Abhängige gut im Griff.
    Nun dachte ich, dass es eine gute Lösung ist, dass ich meinen Rückzugsort habe, wenn ich ihn brauche und ja bei ihm sein kann, wenn es gut geht. Er ist anspruchsvoll und versuchte zu erreichen, dass ich möglichst nur bei ihm übernachtete und lebte. Wenn ich nach Hause fuhr, gab es immer Streit und Spannungen. Auf der anderen Seite hat er mich sogar manchmal nach Hause geschickt, damit ich mich ausruhen könne. Es schien nach einer machbaren Lösung und ich erholte mich etwas ...
    Bis dann meine Tochter entschied, sich wieder einen Welpen zu kaufen. Sie ist damit aber völlig überfordert und eine Welpenerziehung braucht viel Zeit, Geduld und Nerven. Automatisch bat sie mich um Hilfe. Etwas zögerlich bot ich an, dass ich den Welpen hier und da nehmen könnte, aber nur in meiner eigenen Wohnung. Es kam, wie es kommen musste, der Welpe ist öfters bei mir, als es mir lieb ist und mein Partner ist völlig ausgerastet. Er fragt, warum ich meine Hunde abgegeben habe, um mich jetzt wieder um einen Welpen zu kümmern. In seiner Sicht ist dieser Welpe in meinem Leben wichtiger als er, mein wertvoller Lebenspartner.
    Er ist seit Januar trocken, nimmt am Antabus-Programm teil. Da erhält man täglich Tabletten, die das Trinken unmöglich machen. Er nimmt sie selbständig, hat einiges im Haus aufgeräumt, aber beendet die Aktionen nicht. Zum Beispiel sortiert er Werkzeug im Wohnzimmer vor dem Fernseher und statt es dann zurück in den Keller zu bringen, bleibt es dort wochenlang stehen.
    Ich fühle mich im Haus nicht wohl und jetzt, wo ich schlaflose Nächte habe wegen des Welpen, hat er mich vor die Wahl gestellt: Er oder der Hund. Da er sehr angespannt war und ich Fluchtgedanken hatte, habe ich den Hund genommen und bin zu mir gefahren.
    Heute wollte ich in zu einem Osterspaziergang mit einem Eis einladen. Als ich bei ihm ankam, hat er mich nur kalt gefragt, was ich wolle. Nur eine Entschuldigung würde er annehmen und dann könne ich wieder fahren. Seit dem Funkstille.
    Nachdem ich nun in diesem Forum viel gelesen habe, weiß ich, dass ich loslassen muss, aber ich schaffe es nicht. Therapeuten sagen, dass sie mir nicht helfen können, weil ich alles weiß. Ich müsste es nur umsetzen. Schluss machen, Arbeit suchen und die Selbständigkeit vorwärts treiben. Ich weiß, dass die alle Recht haben, aber sobald er wieder lieb anruft, weiß ich was passiert ...
    Wie komme ich da raus ? Sein Therapeut wirft mir vor, dass ich eine Übermutter bin und meine Kinder loslassen solle. Solange ich einen Lebensgefährten habe, müsste er jetzt an erster Stelle stehen. Ich kann das so nicht und hoffe hier darauf, dass ich Tipps bekomme und auch den Kopf gewaschen, das ich aufwache ...
    Herzlichen Dank im Voraus !
    LG, FreeWell