Beiträge von Aneli

    Liebe Sonne,
    danke für Deine Nachricht. Vermutlich hast Du recht, dass mein absoluter Tiefpunkt noch nicht gekommen ist. Weißt Du, ich bin ziemlich gut im Aushalten. Bin Kummer gewohnt. Da ist die persönliche Leidensgrenze wohl etwas höher angesetzt. Und ja, ich ertappe mich dabei, dass ich das Gefühl habe, nichts unversucht lassen zu wollen (Vielleicht um nicht das Gefühl aufkommen zu lassen, zu früh aufgegeben zu haben.). Dabei signalisiere ich ihm durch die Blume, dass ich ihn unterstützen würde, sofern er sein Alkoholproblem in den Griff bekommen will. Aber jedes Mal kassiere ich verbal eine Ohrfeige. Auch ich habe das Gefühl, dass mein Partner total ich-bezogen denkt, fühlt und handelt. Er zieht sein Ding durch, als gäbe es mich in der Beziehung überhaupt nicht. Z. B. wenn er kocht, fragt er noch nicht einmal, ob ich vielleicht auch etwas abhaben möchte. Er deckt erst gar nicht für mich ein. Tagelang werde ich manchmal ignoriert. Er schweigt dann einfach, auch wenn ich ihn etwas frage. Als wollte er mich bestrafen. Das raubt alles soviel Energie. Ich fühle mich total kraftlos und weiß gar nicht so recht wie ich so einen Umzug durchziehen soll. Aber ich merke, dass sich bei mir eine Gleichgültigkeit einschleicht, die mir auch dazu verhelfen könnte, dass es mir leichter fällt, meine Sachen bei ihm zu lassen. Nur damit ich mich endlich von diesem Elend hier befreien kann. Das ist dann wohl der Preis den ich für die Befreiung zahlen muss.

    Liebe Cadda,
    ich bin nicht böse für Deine direkten Worte. Vermutlich hast Du ja auch nicht ganz unrecht. Aber ich glaube, großen Liebeskummer werde ich nach der Trennung echt nicht verspüren. Was ich momentan allerdings empfinde ist so eine große Wehmut. Ich trauere halt der schönen Anfangszeit hinterher und dann das Wissen, dass es bald endgültig vorbei ist, lässt mich emotional schon ein wenig aufgewühlt wirken. Es wird halt immer deutlicher, dass der Traum von einer schönen Zukunft zu zweit zerplatzt ist. Das tut halt weh. Doch das durch den Alkohol bedingte Verhalten hat bei mir echt viele Gefühle für ihn zerstört. Mein bedingungsloses Vertrauen ist verpufft und die ganzen Demütigungen und Kränkungen bleiben auch unvergessen. Die Liebe hat sich verabschiedet. Aber trotzdem mag ich ihn als Mensch noch sehr, … wenn er nicht gerade wieder einmal besoffen ist.

    Und ja, liebe Sonne, ich freue mich auch sehr, noch mehr von Dir zu lesen.

    Aneli

    Liebe Sonne,
    herzlich Willkommen im Forum. Das Lesen und Schreiben hier wird Dir gut tun. Ich bin ebenfalls Angehörige und durfte viel von den Schreibern hier lernen. Alles, was Du geschrieben hast, kann ich sehr gut nachempfinden. Wenn ich das richtig interpretiere, bist Du bereits getrennt von Deinem alkoholkranken Partner. Ich stehe kurz davor. Vielleicht hast Du ja schon einmal bei mir "reingelesen". Wenn ich das richtig verstanden habe, lebt ihr in getrennten Wohnungen. Das ist ein sehr großer Vorteil. Ich wohne im Haus meines Partners und muss mir das Elend jeden Tag antun. Emotional bin ich schon einen großen Schritt weiter als Du, vermutlich weil ich es eben jeden Tag ertragen muss. Das Loslassen fällt mir bei meinem Alki mittlerweile nicht mehr schwer. Aber der materielle Verlust (muss fast meinen kompletten Hausstand aufgeben) macht mir zu schaffen.

    Hattet Ihr denn noch einmal Kontakt in den letzten drei Wochen?

    Liebe Grüße
    Aneli