Mal wieder ein Hallo ans Forum und an diejenigen die auf meine Post's geantwortet haben....
Ich hab in der Zwischenzeit nun wieder sehr viel hier gelesen, vieles hat mich sehr betroffen gemacht
und zuletzt brauchte ich auch etwas Abstand weil es anfing mich "runterzuziehen".
Wie auch schon vor Jahren bin ich jetzt wieder erschrocken wie viele hier landen,
dann zum Teil fast schon euphorisch hier beginnen,
und plötzlich enden die Posts, das macht unsäglich traurig, denn die Geschichte geht meist nicht gut weiter.
So sind auch einige der Forumsmitglieder aus meiner "aktiven Lesezeit" von vor Jahren
mittlerweile in der "Versenkung" verschwunden.
Ich will heut nochmals was zu Rückfällen schreiben:
Ich will niemand verunsichern, aber wie bereits schon mal geschrieben hab ich bei mir
und bei anderen mir bekannten Alkoholikern die Erfahrung machen müssen,
dass für viele ein Rückfall auf dem Weg in ein dann unbefristetes zufriedenes trockenes Leben irgendwie dazugehört,
....wenn's denn wenigsten gut gehen würde!
Aber sehr viele sind dann nach dem Rückfall noch tiefer drin und von den mir bekannten Fällen sind einige nie mehr
auf die Beine gekommen, oft viel zu früh elendiglich verreckt (sorry für das vulgäre, aber ich brauch's nicht zu beschönigen)
und nicht nur die Rückfälligen haben gelitten, auch für das nähere Umfeld gabs dann oft Leid ohne Ende....
Eine langjährige (und zufriedene) Trockenheit schütz zwar etwas mit der Zeit gegen einen Rückfall, aber bei mir wars ja nach 14 Jahren auch "soweit", und wie Hartmut schon hier schrieb, Alkoholkrankheit (und Rückfälle) sind zeitlos !
In Meiner ersten Trockenphase von ca. 14 Jahren war ich irgendwann zumeist zufrieden, hatte ein gutes trockenes Leben,
aber ich empfand meine Krankheit als "Makel";
ich fühlte mich nicht so normal wie die "anderen", ich hatte manchmal "Angst" vor Entdeckung meines Makels,
ich verheimlichte meine Krankheit lieber als mich zu outen wo es notwendig gewesen wäre,
und natürlich kamen Fragen von den wenigen verbliebenen und neuen Bekanntschaften wieso ich kein Alk trinke;
in den ersten Jahren eierte ich rum: "wegen gesundheitlichen Probleme, Allergieprobleme,...dies und das...
Später kam von mir dann oft mein Spruch: "Der liebe Gott hat jedem ein Quantum Alkohol zugeteilt,
na und ich hab meins schon getrunken,....das saß meist ohne weitere Erklärungen,
aber ich war doch stets froh wenn keine weiteren Nachfragen kamen, oder ich mich erklären musste......
Und damals hat mich trotz mittlerweile problemloser, und meist zufriedener Trockenheit
dieses Gefühl im Hinterkopf, (des nicht normal zu sein)
dann irgendwann rückfällig werden lassen. (wie in Post's zuvor beschrieben)
Schon zu Beginn meiner zweiten Trockenheit die vor über 17 Jahren begann hab ich nun keinen Makel mehr,
ich bin ein vollwertiges Mitglied unserer bunten Gesellschaft, bin stets klar im Kopf,
auf mich ist in aller Regel Verlass, ich bin ein gern gesehenes Mitglied in meinen Bekanntenkreis,
ich muss mich nicht verstecken, oder für meine Alkoholkrankheit schämen....
Ich trage zwar kein Schild um den Hals, aber im privaten Bereich weis eine neue Bekanntschaft
entweder sofort oder nach wenigen Stunden dass ich Alkoholiker bin,
nur diejenigen die offensichtlich selbst ein Alk-Problem haben "knabbern" an dieser Info, suchen eventuell "das Weite".
Meist bin ich froh und auch stolz ein Alkoholiker zu sein, denn nur so war es mir möglich zu dem zu werden was ich bin;
nicht mehr auf die schädlichen, fragwürdigen und sogenannten Genüsse hereinzufallen. (Ich wohne hier in einer Weingegend,
was ich da für einen Stuss zu hören bekomm wenn mal wieder ein sogenannter edler Tropfen gelobt wird)
Mich wird man nie auf einem Weinfest, der Fasnet, oder auf einem Volksfest und Oktoberfest finden,
ebenso wenig bei Festen wo es ums feiern mit Alk geht, ich bin trotzdem "ein lustiger gern gesehener Gesell"....
und wenn mich jemand zum Alk trinken verleiten will, wars das gewesen,.....auch wenn's Schade ist.
So, und genau diesen Weg und diese Erfahrung haben etliche Langzeittrockene mir ebenso geschildert;
erst als Sie sich (auch im innersten) nicht mehr krank oder "mangelhaft" fühlten, war es wie eine Befreiung,
es gibt Zufriedenheit und eine größere Sicherheit fürs trocken bleiben,....
auch wenn's dazu eines Rückfalls wie auch bei mir bedurft hat;
Dieses hadern, rumeiern, unzufrieden sein, sich unnormal zu fühlen und "verheimlichen" kann/ wird zu einem Rückfall führen....
Schutz davor scheint tatsächlich zu sein, die Krankheit als Chance zu sehen, sie nicht als Makel oder peinlich zu sehen,
dazu bedarf es nach meiner Beobachtung Offenheit und Klarheit auch nach außen,
einigen wenigen ist das von Anfang an gelungen, sie schilderten mir, dass es gerade am Anfang dazu viel Mutes bedarf;
und die Sicht auf diejenigen die schon Schritte weiter sind kann nur helfen....
Auch ich bin längst nicht der perfekte Trockene, aber ich hab heut die Zuversicht,
dass ich diese Erde genau so nüchtern verlassen werde wie ich sie vor vielen Jahren nüchtern betreten hab.
Bis demnächst mal wieder
Dieter