Beiträge von Lanananana

    Lanananana kommt dieser Ansatz aus der Verhaltentherapie?

    es ist kein bestimmter Ansatz, sondern mein Erfahrungswert nach unendlich vielen Jahren, die ich mich super intensiv mit dem Thema Abhängigkeit auseinandergesetzt habe. Ein Mix aus allem. Eine Erkenntnis für die ich lange gebraucht habe. Viel zu lang habe ich auch versucht, die anderen zu verstehen - weil ich gedacht habe, dann kann ich das Problem lösen. Für sie und für mich. (Und natürlich gibt es auch Erklärungen dafür.) Aber wichtig ist die Erkenntnis: Es ist ein aussichtsloses Unterfangen.

    Alles ändert sich in dem Moment, wo ich anfange mich wieder ganz auf mich zu konzentrieren. Wie bin ich da reingeraten, warum habe i c h mir das angetan. Was habe ich erwartet? Warum habe ich nicht besser für m i c h gesorgt … warum habe ich meinen Fokus verloren - was möchte ich, was davon habe ich selbst in der Hand, wie kann ich das erreichen … ?

    Ich habe zu viel getrunken, weil ich in einem alkohollastigen Umfeld aufgewachsen bin, in dem der übermäßige Konsum an der Tagesordnung war, selbst früher gerne 2x wöchentlich mal 2 Weizen trank, mit der Zeit die Dosis und die Anzahl der Trinktage steigerte und später irgendwann die Kontrolle verlor.

    Eben! Glaubenssätze haben nichts mit Religion zu tun!

    Die Trennung vom Alkohol ist leicht, sie ist in ein paar Tagen Entgiftung in einer Klinik geschafft. Was dann kommt, ist der schwierige Part: Die Beziehung zum Alkohol muss durch Beziehungen zu echten lebendigen Menschen ersetzt werden.

    ? Woher weißt du das? Aus meiner Sicht und Erfahrung ist die Trennung vom Alkohol für den Süchtigen alles andere als leicht - und das hat nix mit den Beziehungen zu anderen sondern vielmehr mit der Beziehung zu sich selbst, mit falschen Glaubenssätzen, ungesunden Verhaltensmustern und einem nicht ausreichenden Selbstwertgefühl zu tun. Und an all dem leiden auch Co-Abhängige. Gleiches Problem - unterschiedliche „Lösungswege“ - beide „ungesund“. Insofern ist der Schlüssel zu einem glücklicheren Leben zunächst mal die Beschäftigung mit sich selbst - und zwar für den Alkoholabhängigen wie für den Co-Abhängigen. Es bringt dich also nicht weiter, wenn du versuchst sein Verhalten oder andere Alkoholanhängige zu verstehen anstatt dich zu fragen, was Dich so lang hat in der Situation verharren lassen. Hast du seine Lügen wirklich geglaubt?

    Er hat jetzt wieder finanzielle Probleme, die er lösen muss, ich muss ihm z.b. auch Post öffnen oder nachschicken. Deswegen ist ein Abbruch im Moment schwierig. Er wohnt ja offiziell noch hier.

    Unter anderem deswegen wirst du nie zur Ruhe kommen, wenn du den Kontakt nicht ganz abbrichst. Und selbst dann, wird es unter Umständen lange dauern, bis er dich wirklich in Ruhe lässt. Mein Ex-Freund ist „nüchtern“ auch ein liebenswürdiger, sensibler Mann (gewesen?) - aber betrunken ein unnachgiebiger Stalker, der mich noch lang nach der Trennung terrorisiert. Alkohol macht aus Menschen ganz andere Charaktere. Wenn keine Einsicht da ist und bereits so viele Grenzen überschritten sind, hilft aus meiner Sicht und Erfahrung wirklich nur noch Null Kontakt. Du bist nicht für ihn verantwortlich - aber dafür, dass es DIR gut geht. Viel Kraft.

    Weißt Ihr, welche koerperlichen Auswirkungen es hat, wenn jemand viele Jahre 6-8 Flaschen Bier pro Tag trinkt?

    Mein Vater ist mit 50 daran gestorben. Alle Organe angegriffen, Krampfader in der Speiseröhre geplatzt. Blutung war nicht zu stillen. Und - wie gesagt - auch sonst war alles ziemlich kaputt. Mein Vater hat nur Bier getrunken - keine harten Sachen.

    Anfang April hatte ich meinen Ex-Freund zufällig getroffen. Ich hatte darüber geschrieben. Das Gespräch war kurz und schien ok. Ich bin im Leben nicht davon ausgegangen, dass mit dieser zufälligen Begegnung, die total friedlich und unauffällig verlief, der Terror wieder anfängt. Mit ein oder zwei Wochen Abstand ging es los.

    Ständige Anrufe - Tag und Nacht. Nachrichten auf allen Kanälen mit üblen Beschimpfungen, Unterstellungen und Vorwürfen. Terror an der Haustüre.

    Ich hab mit der Polizei gedroht und seine Nummer blockiert und eigentlich ist mir klar, dass er vermutlich vom Alk total wirr im Hirn ist. Trotzdem bin ich fassungslos und erschrocken, dass das alles nochmal so aufgeflammt ist. Es ist für mich extrem schwer, das so zu akzeptieren, wie es ist. Schwer auch, sich da nicht wieder verantwortlich zu fühlen und in alte Co-Abhängigen-Rollen zurückzufallen.

    Was mir geholfen hat: Nummer blockieren und Chats archivieren - null Kontakt (!) - und mir klar zu machen, dass ich mich nicht erklären muss - oder rechtfertigen. Und dass ich nichts tun kann - außer mich (!) zu schützen. Ich habe ein Recht auf mein Leben - und ich erreiche ihn eh nicht. Das hab ich schon so oft in der Vergangenheit vergeblich versucht. Aber es ist schlimm, dass das Elend kein Ende hat. Ich hätte ihm so gewünscht, dass es anders weitergeht - und mir auch.

    Entschuldigt - aber da reicht ein offenes Wort reden nicht. Deine Tochter muss aus der Situation raus, in der sie schon viel zu lang steckt. Du redest Die ein, dass die Situation nicht beängstigend für sie war - aber ich bin sicher, dass das so nicht stimmt - weil ich selbst so aufgewachsen bin! Und bis heute mit den Folgen zu tun habe!

    Ein Teil von mir bejaht es, der andere Teil appelliert an mein Verwantwortungsgefühl: kann ich einen Menschen einfach fallen lassen, wohl wissend, dass er untergehen kann?

    Ich kann deinen Gedankengang verstehen, weil ich ihn selbst lang so verfolgt habe. Aber: hinterfrag mal, ob du genug Verantwortung für dich übernimmst, indem du dir das weiter antust. Ist es richtig, ihn in deinem Leben auf die erste Stelle zu setzen und nicht Dich? Und hilfst Du ihm wirklich? Geht er nicht am Ende vielleicht so oder so unter? Oder womöglich so erst recht, weil er nicht wirklich fällt sondern in seiner Sucht - unwillentlich - von Dir getragen wird? Mir haben diese Fragen wichtige Antworten gegeben. Ohne es zu merken, habe ich mich auf ungesunde Weise von mir und meinen Bedürfnissen entfernt in der Partnerschaft zu meinem alkoholkranken Partner. Ihm hat es nicht wirklich geholfen und mich hat dieses Verhalten immer mehr aufgelöst und geschwächt.

    Mein Mann bekommt vielleicht (?) mal einen Eindruck, wie es ohne mich ist.

    Erwarte nicht zu viel. Bei uns (und vielen anderen) hat sich mein alkoholkranker Partner in der „getrennten Zeit“ ganz ungestört auf die Befriedigung seiner Süchte konzentrieren können. Der Schuss vor den Bug war allenfalls die Trennungen. Da hatte er dann Panik - hat auch jeweils ne weitere Therapie absolviert - und trotzdem nicht aufgehört zu trinken. Muss nicht so laufen - aber wie gesagt - erwarte nicht zu viel.

    meine bisherige Hoffnung war, ihn durch sachliche Gespräche auf die Problematik aufmerksam zu machen, ihn zu sensibilisieren um erkennen zu können, wie problematisch ich (und auch viele aus dem Freundes- und Bekanntenkreis) seinen Umgang mit Alkohol sehen und er selbst die Einsicht bekommt, dass sein Umgang damit missbräuchlich ist

    Aus eigener Erfahrung (mein Vater hat sich ins Grab getrunken, mein Ex -Freund trinkt trotz Krankheitseinsicht und zahlreicher Langzeittherapien immer noch) sag ich Dir, dass du da nicht zu sehr drauf hoffen solltest. Ein Ultimatum hat den Vorteil für euch, dass eine gewisse Verbindlichkeit im Raum steht. Allerdings müsstest du dann auch konsequent handeln, wenn dein Partner nichts unternimmt. Konzentrier Dich auf Dich - das kann ich dir noch raten. Wie möchtest du in Zukunft leben? Was sind deine Werte? Was deine Grenzen? Was deine Ziele und dann mach dich daran, das zu erreichen - mit oder ohne deinen Partner. Sonst wird das ewig weitergehen. Du kannst ihm nicht helfen. Er muss selber wollen. Du kannst ihn höchstens unterstützen, wenn er sich mit vollem Einsatz (!) auf den Weg macht.

    Inzwischen? War also auch mal anders.?

    Ja, ich hab sehr daran geknabbert, was in meiner Ursprungsfamilie alles vorgefallen ist und was das so mit mir bzw. aus mir gemacht hat. Und ich hab gedacht, wenn ich nur die richtigen Worte finde, dann endlich verstehen das auch mein Vater bzw. meine Mutter. Aber ich hab mir die Zähne dran ausgebissen, weil sie nicht verstehen konnten oder wollten. Und statt Liebe oder Erlösung hab ich immer wieder neu Schmerz erfahren, Ohnmacht, Enttäuschung - und mich so in meiner Opferhaltung selbst blockiert. Und weil ich es zu Hause nicht „geschafft“ habe, geliebt zu werden (weil meine Eltern das einfach nicht geben konnten, aber das habe ich erst spät verstanden) hab ich es in Freundschaften bzw. Beziehungen vergeblich (weiter-)ver- bzw. gesucht. Und so bin ich auch in die Beziehung zu meinem Ex-Freund geraten. Der hatte zumindest sehr einsichtige Momente und ich hab wieder gestrampelt, weil ich dachte, diesmal kriege ich es hin - wenn ich nur genug selbst tue, um ihm zu helfen, wird endlich alles gut - also auch für mich! Dann habe ich endlich das, was vermeintlich alle haben: jemanden der zu mir gehört, jemanden der mich liebt, jemanden mit dem ich schöne und schwierige Momente teilen kann, mit dem ich reden und wachsen kann … Aber natürlich hat auch das nicht funktioniert- wie ihr wisst, wenn ihr meine Geschichte verfolgt habt. Aber ich habe trotz des unbeschreiblich tiefen Schmerzes endlich begriffen: Mir helfen weder Groll auf meine Eltern, die mir keine besseren Startvoraussetzungen mitgeben konnten, noch Selbstmitleid. Aber ich hab es in der Hand die Segel neu zu setzen und nicht länger Energie an das zu verschwenden, was ich nicht mehr - oder grundsätzlich nicht - verändern kann. Und seitdem ich mich nicht mehr an anderen abarbeite - sondern an mir arbeite - mir meinen Selbstwert klar mache (unabhängig von anderen) und versuche im Hier und Jetzt zu bleiben, geht es mir w e s e n t l i c h besser.

    Aus meiner Sicht ist es vergeudete Energie - es sei denn „der Verursacher“ wie Du sagst, stellt sich von sich aus der Vergangenheit und möchte was klären. Ansonsten hilft es mir, als Betroffene, mich darauf zu besinnen, was bei mir „kaputt gegangen“ ist und wie ich es heilen kann und zwar ohne den anderen. Das heißt nicht, dass da kein Schmerz ist oder Bedauern oder auch Wut und Enttäuschung. Aber am Ende bin ich dafür zuständig, ob ich für den Rest meines Lebens Energie verschwende indem ich weiter vor die Wand laufe oder im Groll stecken bleibe … oder eben meine Energie darauf verwende, was ich selbst ändern kann. So sehe ich das - zum Glück - inzwischen.