Liebe Teresa!
Ich bin seit über 12 Jahren mit meinem Freund zusammen. Unser Sohn ist 10 Jahre alt. Mein Freund hat seit ich ihn kenne jeden Abend Bier getrunken. Er sagte, dass er einfach abends aus Genuß zwei oder drei Bier trinkt. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht. Habe auch öfter mal einen Wein oder Sekt mit getrunken. Fast zehn Jahre war alles ganz ok. Vor ca 2,5 - 3 Jahren wurde es bei ihm sehr schlimm mit dem Alkohol. Er trank irgendwann täglich bis zu 6 Liter Bier an einem Abend. Und das war nur das, was ich wusste. Zeitweise hat er zusätzlich Beruhigungsmittel eingenommen, was die Wirkung des Alkohols noch verstärkte. Ich habe sehr schlimme Sachen mit ihm erlebt und unser Sohn leider auch. Er hat uns nie etwas angetan, aber die emotionale Belastung war enorm. Kein Wochenende, keine Feier, kein Urlaub, Weihnachten, Silvester war mehr schön. Er war so betrunken, dass er nicht mehr gerade gehen oder stehen konnte. Er konnte nur noch lallen, ist nachts auf dem Klo eingeschlafen, hat ins Bett gemacht und lief orientierungslos mitten in der Nacht durch die Wohnung. Er hat mit seiner Trinkerei alles zerstört. Es ist sehr schlimm mitzuerleben, wie sich ein geliebter Mensch zugrunde richtet und man nichts dagegen tun kann. Ich wollte ihm unbedingt helfen. Ich war überzeugt davon, dass er aufhört zu trinken, weil ich ihn so sehr liebe und weil wir ihm wichtig sind. Mein ganzes Denken war nur noch davon bestimmt ihm zu helfen. Ich habe mir die Finger wund gewählt um einen Therapieplatz zu bekommen. Ich konnte nicht mehr schlafen. Ich habe ihn kontrolliert und immer wieder Alkohol gefunden. Ich habe geschrien, ihn angefleht, geweint, gebettelt und gedroht. Alles war vergebens. Er hat mir so oft versprochen dass er aufhören will. Und ich war so froh, wenn er mir das versprochen hat. Ich weiß nicht wie oft er es versprochen hat, aber er hat sein Versprechen jedes Mal gebrochen. Diese Enttäuschungen waren am schlimmsten. Und diese Enttäuschungen erlebt man mit einem Alkoholiker immer und immer wieder. Irgendwann ging es mir gesundheitlich so schlecht, dass mir eine Psychologin ein Antidepressivum verschrieben hat. Ich habe eine Therapeutin aufgesucht, was mir sehr geholfen hat. Das kann ich wirklich jedem empfehlen. Letztes Jahr ist mir klar geworden, dass ich meine Kraft nicht mehr an ihn verschwenden kann. Ich habe schlimme Magenprobleme bekommen und meine Haare fielen mir aus. Seit einem Jahr sind wir getrennt, leben aber noch zusammen. Ich habe ein Jahr nach einer Wohnung für ihn gesucht. Von ihm kam keine Eigeninitiative. Am 1. März zieht er jetzt aus. Der Alkohol ist ihm wichtiger als sein Kind und ich. Es ist ok für mich. Ich habe eingesehen, dass ich ihm nicht helfen kann. Auch wenn es sehr lange gedauert hat und mich viel Kraft gekostet hat.
Du wirst hier im Forum immer wieder ähnliche Geschichten lesen. Es ist meistens das gleiche Muster.
Oft ist es ja auch so, dass man zwischen den schlimmen Phasen auch noch schöne mit dem Partner erlebt. Mein Freund ist tagsüber ein lustiger Mensch. Wir haben uns immer sehr geliebt und gut verstanden. Das hält einen bei der Stange. Die guten Zeiten und die Hoffnung. Bis zum nächsten Besäufnis.
Ich habe immer zu ihm gesagt, dass abends nach dem ersten Bier ein fremder Mensch neben mir sitzt. Ein völlig anderer Mensch als tagsüber.
Jetzt muss ich keine Angst mehr vor dem Abend haben. Es ist mir egal, ob er trinkt. Ich habe mein eigenes Leben, meinen wunderbaren Sohn und bald eine Wohnung nur für uns alleine. Ich bin nicht für ihn verantwortlich.
Und du bist nicht für deinen Freund verantwortlich. Du kannst ihn mit all deiner Liebe nicht heilen. Er muss es selber wollen. Vielleicht findest du dich in meiner Geschichte etwas wieder und es hilft dir zu verstehen, dass du nicht für seine Gesundheit und für seine Sucht verantwortlich bist. Ich wünsche es dir 🙏