Beiträge von Christrose

    Hallo zusammen,

    ich bin Angehörige eines alkoholabhängigen Partners, der heute in einer Klinik das erste Mal für eine stationäre Therapie aufgenommen wurde.

    Dazu hätte ich einige Fragen......

    Wie läuft eine medikamentöse Entgiftung ab und ist diese immer zwingend notwendig, bevor die eigentliche Therapie beginnt?

    Wird bei der Entgiftung nach der Menge und Art des Alkoholkonsums unterschieden?

    Welche körperlichen und seelischen Auswirkungen hat die Entgiftung auf den Erkrankten?

    Welche Ziele sollten am Ende der Therapie erreicht werden? Vollkommene Abstinenz?

    Wie lange dauert im Durchschnitt der Klinikaufenthalt?

    Werden die Partner in der Therapie miteinbezogen? Gespräche usw.

    Was passiert, wenn Ziele aufgrund mangelnder Mitarbeit und Einsichtsfähigkeit nicht erreicht werden?

    Werden die Patienten frühzeitiger wieder entlassen?

    Mein Mann hat zusätzlich eine schwere Depression entwickelt, wobei ich weiß, dass die Alkoholabhängigkeit häufig durch weitere psychische Erkrankungen begleitet wird. Werden Antidepressiva verabreicht?

    Ich denke, jeder Fall ist natürlich individuell und danach wird sich bestimmt der Therapieplan, die Zielvorgabe und die Dauer der Maßnahme richten.

    Welche Erfahrungen habt ihr in den Kliniken gemacht?

    Über Antworten würde ich mich sehr freuen. Vielen Dank!

    Liebe Grüße,

    Christrose

    Liebe Nudeltante,

    auch Dir möchte ich herzlich für Deine lieben Worte und Wünsche danken.

    Die Suchterkrankung meines Mannes hat sich Mitte 2020 und 2021 extremst verschlimmert.

    Durch seinen Eintritt in das Rentenalter wurden zusätzlich neue Herausforderungen für ihn und uns im Zusammenleben als Paar gestellt, was schon ohne Alkoholerkrankung eine große Umstellung sein kann.

    Für ihn war und ist es immer noch sehr schwierig, neue Perspektiven für ein erfülltes Leben im Ruhestand zu suchen. Da greift man lieber aus Langeweile, weil man den Tag nicht mit schönen Momenten füllen, sich seines Lebens erfreuen kann, weiter zum Freund Alkohol......sorry, werde ironisch.

    Ich hätte noch so viele Ideen für uns beide im Kopf, bin vom Naturell ein lebenslustiger, reisefreudiger und offener Mensch für alle Möglichkeiten.

    Wir sind Großeltern von herzallerliebsten Enkelkindern, die sich über die neu gewonnene Zeit ihres Großvaters riesig freuen würden.

    Aber mit einem suchterkrankten Menschen hat man kaum Chancen ein glückliches Rentendasein zu erleben.

    Seit längerer Zeit schau ich nur noch auf MICH, habe mir mittlerweile ein eigenes Leben in der Ehe aufgebaut.......man distanziert sich aus Selbstschutz automatisch, denn ich möchte mich von seinen Depressionen, Eskapaden und Auswirkungen seiner Sucht nicht mehr runterziehen lassen.

    Ich habe sehr liebe Menschen an meiner Seite, die mich darin unterstützen. Dafür bin ich sehr dankbar!

    Die letzte Chance der stationären Therapie will ich ihm geben!

    Liebe Grüße,

    Christrose

    Hallo Cadda,

    zuerst einmal bedanke ich mich bei Dir recht herzlich für Deinen offenen und ehrlichen Beitrag, mit den mutmachenden Worten für ein Leben ohne Alkoholiker.

    Mit Ü60 ist man sicherlich auch noch jung genug, fühle mich auch so.

    Wenn es um Trennungsgedanken durch eine Suchterkrankung des Partners geht, ist jedes Alter gerechtfertigt, denn der Leidensdruck ist meist sehr hoch, da gebe ich Dir absolut Recht.

    Ich verstehe Deine Argumentation vollkommen, habe ich diese ebenfalls schon oft in meinem Kopf durchdacht.

    Mein Mann musste seinen Führerschein innerhalb von vier Jahren vor kurzem zum zweiten Mal abgeben.

    Seine Suchterkrankung entwickelte sich schleichend in einem Zeitraum von insgesamt acht Jahren, der vor vier Jahren seinen ersten Höhepunkt mit dem Verlust des Führerscheins erreichte.

    Ein beruflicher Burn Out,er gab immer 1000% und heftige private Ereignisse in dieser Zeit, ließen ihn wiederholt zum Alkohol greifen, anfänglich nur hin und wieder zur Entspannung, wie es oft so ist......irgendwann zur Gewohnheit.

    Er ist ein "hochfunktionaler" Alkoholiker, der im Privatleben und in seinem Job als Führungskraft immer das Beste gab, seine Sucht unheimlich gut verbergen konnte. Deshalb war es sehr schwierig für mich und sein Umfeld, den Beginn seiner Suchterkrankung zu erkennen und zu realisieren.

    Es gab auch immer wieder Phasen, in denen er wochenlang keinen Alkohol trank.

    Fühlte er sich jedoch emotional überfordert, begannen wieder die nassen Phasen.....heimlich, versteckt, entwickelte er unfassbare Strategien, um alles dafür zu tun, nicht entdeckt, erwischt zu werden.

    Er trank nie offensichtlich oder im Beisein der Familie, meidete bei Einladungen im Freundeskreis sogar den Alkohol.

    Als mein Mann seine ambulante Therapie startete, schaffte er es bis zum Wiedererhalt des Führerscheins und eine Zeit darüber hinaus, trocken zu bleiben, ca. zwei Jahre.

    Irgendwann kam es durch stressbedingte Ereignisse wieder zum ersten Rückfall und daraus resultierend zum gewohnten heimlichen Trinken, trotz ambulanter Therapie. Seine Therapeutin prophezeite ihm den nächsten " Bauchklatscher" voraus.

    Der zweite Führerscheinentzug ist ein erneuerter Höhepunkt.

    Ein Hauptproblem meines Mannes liegt darin, dass er sich seine Suchterkrankung nicht eingestehen kann, weil er diese mit einer Persönlichkeitsschwäche verbindet, was natürlich vollkommen absurd ist.

    Er leugnet, verdrängt, suhlt sich in seiner Opferrolle und gibt Schuldzuweisungen aller Arten. Darin ist er sehr erfinderisch.

    Sein Problembewusstsein ist nur im geringen Maße vorhanden, und er fällt immer wieder in gleiche Verhaltensmuster.

    Das ist der eigentliche Knackpunkt......ich glaube nicht, dass er es in der stationären Therapie schaffen wird, sich offen und ehrlich mit seiner Problematik auseinanderzusetzen. Dafür müsste er fachkompetente Hilfe und Unterstützung zulassen.

    In der ambulanten Therapie war sein Verdrängen und Leugnen oft Thema.

    Es mangelte ihm während der Therapiestunden fast durchgängig an Einsichtsfähigkeit.

    Das macht das Ganze so schwierig.

    Er bat mich um eine letzte Chance, weil ich das Wort Trennung aussprach, denn ein Leben mit einem nassen Alkoholiker ist kein Leben!

    Auch dahingehend hast du vollkommen Recht.

    Liebe Grüße,

    Christrose

    Guten Abend Sophia,

    ich möchte Dir ganz herzlich zur Schwangerschaft gratulieren.....das schönste und wunderbarste Geschenk im Leben einer Frau.

    Ein Wunder des Lebens in sich zu tragen, sich auf eine glückliche Zukunft mit seinem Kind zu freuen, verändert vieles.

    Dazu gehört kein uneinsichtiger suchtkranker Partner.

    Deshalb ist Deine Entscheidung vollkommen richtig, stark und konsequent.

    Traurigkeit, über den verlorenen Traum einer gemeinsamen Familie gehört dazu.

    Aber wenn Du Dich getröstet hast, wirst Du weiter gestärkt daraus hervorgehen.

    Es gibt so viele Frauen, die ihre Kinder ohne Partner großziehen und dabei gewiss nicht unglücklich sind.

    Auch Du wirst es schaffen!

    Was nutzt Dir ein Mensch an Deiner Seite, der Dir keine Unterstützung, Geborgenheit und Sicherheit bieten, geschweige Verantwortung für sein Kind übernehmen kann.

    Schau auf DICH und DEINE Bedürfnisse!

    Vor Dir liegt eine wunderschöne Zeit der Vorfreude, genieße jeden Moment......zu schnell ist sie vorbei.

    Liebe Grüße,

    Christrose

    Guten Abend liebe Nudeltante,

    vielen Dank für deine Antwort, ich konnte diese trotzdem gut lesen.

    Es ist unfassbar, dass dein Familienmitglied nicht eingeschritten ist, um eure Kinder aus der lebensbedrohlichen Situation zu retten.

    Leider hat dieses desolate Verhalten auch oft etwas mit der Vogel Strauß Politik....."Kopf in den Sand stecken"....zu tun.......kein Verantwortungsgefühl für das Leben anderer zu zeigen, sich nicht einmischen wollen, das Verdrängen, das Leugnen der Suchterkrankung eines Angehörigen.

    In unserer Familie ist die Alkoholabhängigkeit meines Mannes ein offenes Thema.

    Aus seinem schädlichen Verhalten im betrunkenen Zustand erfolgt immer eine klare Konsequenz.

    Zum Glück ziehen alle Familienmitglieder am gleichen Strang, auch wenn die Situationen oft sehr belastend sind.

    Die Suchtproblematik eines Angehörigen betrifft immer das ganze Familiensystem.

    Die Klinik rief heute an, ein Therapieplatz ist frei geworden und mein Mann kann morgen starten......zum Glück ein schneller Start!

    Seine Gefühle sind unendliche Erleichterung, verbunden mit Angst und Unsicherheit.....seine Gedanken " Was erwartet mich????"

    Meine Gefühle......ebenfalls Erleichterung, weil der Spannungszustand in den letzten Tagen schwer auszuhalten war, denn er steckt, wie häufig nach einem tiefen Fall, in einer starken Depression.

    Ganz, ganz, ganz vorsichtiger Optimismus tut sich bei mir breit.....absolut kein Hochgefühl.

    Über die Jahre der Erfahrung bin ich realistisch geworden.

    Ich wünsche meinem Mann von ganzem Herzen eine erfolgreiche Therapie, seinen Weg aus der Sucht mit neugewonnener Lebensqualität zu finden.

    Ich hoffe, er wird seine Chance ergreifen......die Rettung unserer Ehe ist für mich zweitrangig......solange er mit sich wieder in Einklang kommt, was immer das auch bedeuten mag.

    Wir befinden uns im letzten Drittel unseres Lebens. Da sieht man vieles aus einer anderen Perspektive.

    Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn wir am Ende des Ziels, wieder gemeinsam in die gleiche Richtung schauen.

    Liebe Grüße,

    Christrose

    Mein Mann hat auch seinen Führerschein verloren, zum 2. mal. Als er glücklicherweise erwischt wurde... ich schreibe das weils wirklich gluck im Unglück war, waren die Kinder mit im Auto.... schlimm genug, das es so einen "knall" geben musste, damit er wach wird... aber leider ist Alkohol ja so ein großes Arschloch, das manche es auf die harte Tour brauchen - leider!

    Wir hatten wirklich gluck mit einem Platz, da hat das bearbeiten des Antrages länger gedauert, wie einen freien Therapieplatz zu bekommen.

    Wisst ihr denn schon ungefähr, wann es starten könnte? Wurde Euch bzw. Deinem Mann eine Klinik empfohlen???

    Mein Mann musste ebenfalls zum zweiten Mal seinen Führerschein abgeben.

    Ich ahnte dieses Desaster schon lange voraus und bin heilfroh, dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist.....quasi auch unendlich erleichtert. Deshalb kann ich Deine Gefühle sehr gut nachvollziehen.

    Seinen Führerschein wieder zu erhalten, wird aufgrund der Schwere des Tatbestandes, mit etliche Auflagen erfüllt werden müssen.

    Ich hoffe, der Führerscheinentzug bleibt ein Leben lang.

    Ja, es ist traurig und stimmt einen auch unfassbar wütend, angesichts der Tatsache, was alles hätte passieren können.

    Gerade auch beim Mitführen der eigenen Kindern, wie in Deinem Fall, darf es keine Alkoholfahrten geben.

    Die Sucht schaltet jegliches Verantwortungsgefühl aus, deshalb müssen Kinder besonders vor dem süchtigen Eltern- oder Großelternteil, wie in unserem Fall, geschützt werden.

    Innerfamiliär wurde mit allen Familienmitgliedern abgesprochen, dass mein Mann unsere Enkelkinder in seinem Auto nicht mitnehmen durfte. Er trank dort heimlich Alkohol.

    Meinem Mann wurde eine naheliegende Klinik empfohlen, ein Aufnahmegespräch hat bereits stattgefunden.

    Wahrscheinlich, laut Aussage des Chefarztes, wird er in der nächsten, spätestens übernächsten Woche seine Therapie antreten können.

    Ich wünsche Dir und Deiner Familie von Herzen viel Glück,

    Christrose

    Hallo Nudeltante,

    vielen Dank für Deine hoffnungsfrohe, mutmachende Antwort, hinsichtlich der stationären Therapie.

    Mein Mann wartet auf einen Platz, weil er durch den erneuerten Führerscheinentzug, wieder einmal knallhart auf den Boden der Tatsachen geworfen wurde.

    Er benötigt leider als Denkanstoß jedesmal einen persönlichen tiefen Fall.

    So ist das bei einigen alkoholkranken Menschen.

    Seine Therapeutin verdeutlichte ihm in einem intensiven Gespräch, dass die stationäre Behandlung eine letzte Chance ist, seine Suchterkrankung in Griff zu bekommen.

    Weil er auch unsere Ehe retten möchte, so seine Worte, will er diese Chance ergreifen.

    Ich wünsche ebenfalls alles erdenklich Gute für einen positiven Therapieverlauf Deines Mannes.

    Liebe Grüße,

    Christrose

    Guten Abend Sophia,

    vielen Dank der Nachfrage und für Deine Begrüßung.

    Mein Zustand ist momentan von ambivalenten Gefühlen geprägt.

    Auf der einen Seite fühle ich wie schon öfters in der Vergangenheit Traurigkeit, Wut, Verletzlichkeit aufkommen......auf der anderen Seite wieder einmal einen Hoffnungsschimmer, aufgrund der angestrebten stationären Therapie.

    Das Hauptproblem meines Mannes besteht aber leider im hartnäckigen Verleugnen und Verdrängen seiner Suchterkrankung, seine mangelnde Einsichtsfähigkeit und Reflexionsbereitschaft.......ein ständiges Gesprächsthema in seiner ambulanten Therapie.

    Deshalb ist mein Glaube an eine erfolgreiche Behandlung kaum noch vorhanden.

    Aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt........

    Klar bin ich darin, dass ich in erster Linie auf mein Wohlbefinden achte, für mich gut sorge, die Auswirkungen und Konsequenzen seiner Sucht ganz bei ihm lasse!

    Liebe Grüße,

    Christrose

    Guten Abend liebe Forumsmitglieder,

    ich möchte mich gerne kurz vorstellen und dann meine Problematik schildern.

    Mein Name ist Christrose. Ich bin Ü60 und seit fast 40 Jahren mit meinem Mann verheiratet, der im Laufe der letzten Jahre schleichend, aus unterschiedlichsten Gründen, eine Alkoholabhängigkeit entwickelte....."hochfunktionaler Alkoholiker".

    Nachdem er jetzt zum wiederholten Mal seinen Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer abgeben musste, ist ein erneuerter Tiefschlag in seiner Sucht erreicht, und ich stehe an einem persönlichen Wendepunkt mit vielen offenen, für mich noch ungeklärten Fragen.

    Deshalb meldete ich mich auch in diesem Forum an und erhoffe mir emotionale Unterstützung, Rat und Hilfestellungen von erfahrenen Menschen, weil ich mir leider mittlerweile auch nicht mehr sicher bin, ob eine gemeinsame Zukunft im letzten Drittel unseres Lebens noch Bestand hat.

    Eine mehrjährig, ambulant durchgeführte Therapie brachte nur mittelfristig einen Erfolg, die letztendlich wieder in einem tiefen Fall endete. Seine Therapeutin sieht eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr als zielführend und empfahl ihm eine stationäre Behandlung, zu der er sich jetzt anmeldete und auf einen freien Platz wartet. Seine Motivation ist wieder einmal sehr hoch, weil er nach seinen Worten, mich nicht endgültig verlieren möchte. Darüber haben wir ein offenes Gespräch geführt.

    Wir sind in den vielen Jahren unserer Ehe, eine Jugendliebe, immer gemeinsam durch gute und schlechte Zeiten gegangen, haben viele Herausforderungen mit Bravour gemeistert, uns vieles aufgebaut.

    Doch momentan fällt mir der Glaube an seine "Gesundung", im Rahmen der Erkrankung sichtlich schwer, weil ich zuviel enttäuscht und belogen wurde, auch wenn ich natürlich weiß, dass dieses Verhalten typisch für die Suchterkrankung ist........das Vertrauen ist schon seit langem nicht mehr vorhanden.

    Seit längerer Zeit schau ich auch nur noch auf MICH, sorge für MICH, dass es MIR gut geht!

    Sicherlich kann keiner in die besagte Glaskugel schauen........... über einen Erfahrungsaustausch würde ich mich dennoch sehr freuen.

    Vielen Dank und liebe Grüße,

    Christrose