Beiträge von Borussia

    Wieder ein Weilchen her, wo ich mich gemeldet habe.

    Ich bin nun im 6. Monat meiner Trockenheit angelangt.

    So langsam kommt Routine rein. Mein neuer Lebensmittelpunkt ist der Sport. Es ist mein wieder gefundenes Ventil für Stress und Druck. Von Krafttraining bis hin zum Boxen und Schwimmen ist alles dabei- hauptsache auspowern.

    Auch während ich noch getrunken habe, habe ich Sport betrieben. Es hat sich mit der Sauferei die Hand gegeben- habe ich exzessiv Sport gemacht, trank ich weniger. Und andersrum ebenso. Letzteres überwog letztendlich.

    Wenn ich nachts nicht schlafen kann (was immer noch vorkommt, aber schon deutlich besser geworden ist), dann gehe ich laufen. Es funktioniert für mich und es ist wesentlich angenehmer, mich einmal abzuregen als im Bett rumzuwälzen. Finde ich danach noch nicht in den Schlaf, so habe ich zumindest meine Gedanken sortiert und bin nicht gefangen im Gedankenkarussell.

    Früher habe ich mich in die Besinnungslosigkeit gesoffen oder habe zur Flasche gegriffen, um alle meine Emotionen zu verdrängen und unterdrücken. Das brauche ich nicht mehr.

    Das ganze hat ebenso Einfluss auf mein äußeres. Seit Anfang des Jahres nahm ich 14 kg ab und meine Muskulatur ist auch wieder da. Ich fühle mich wohl und mein Selbstbewusstsein, welches während der Sauferei zu Grunde gerichtet war, kehrt langsam wieder zurück. Auch meinem Umfeld fällt das ganze positiv auf und ich freue mich jedes Mal über positives Feedback, auch wenn ich überhaupt nicht mit Komplimenten umgehen kann. Daran möchte ich arbeiten.

    Wenn ich Mal Suchtdruck verspüre (kommt immer seltener vor), bin ich in der Lage den Gedanken zu Ende zu bringen. Denke ich ans Trinken, so folgt dem Gedanken immer eine negative Szene aus meiner nassen Zeit. Ich weiß meine Trigger mittlerweile einzuschätzen. Alkoholfreies Bier (0.0%) löst bei mir bsp. nichts aus. Dafür kann ich es nicht ab, wenn jemand mit einer Alkoholfahne mit mit spricht und ich finde es unattraktiv, wenn jemand Alkohol konsumiert. Ich lehne den Umgang mit trinkenden Menschen ab - egal ob es mein vermeintlicher Freund oder Kollege ist.

    Mit dem neuen Selbstbewusstsein und meinem guten Körpergefühl, macht es mir mehr Spaß neue Menschen kennenzulernen. Lerne ich jemanden kennen, so bin ich mittlerweile sehr offen was meinen Alkoholismus angeht. Ich mache von Anfang an klar, dass ich nie trinke und manchmal spreche ich auch aus, dass ich trockener Alkoholiker bin. Das geht mir leichter von der Zunge, als ich je gedacht hätte. Bisher habe ich da noch nie Ablehnung erlebt, im Gegenteil. Für meine Offenheit lobt man mich und der ein oder andere interessiert sich ehrlich dafür.

    Danke.

    Dass ich nicht regelmäßig hier schreibe, ist lediglich dem Umstand zu verdanken, dass ich neben dem Forum meine Meetings vor Ort habe,und mich auch an Online- Meetings beteilige. Trotzallem ist und bleibt es die erste Anlaufstelle von der ich Gebrauch machte, als ich anfing trocken zu werden. Jederzeit erreichbar. Es hilft mir insbesondere im Angehörigenbereich zu lesen. Es hält mir den Spiegel vor.

    Ich hinterfrage den Satz nicht. Er sagt für MICH nur aus und erinnert daran: Pass auf. Lass dich nicht hängen. Ganz gleich ob 3 Monate, 1 Jahr oder 10 Jahre Trockenheit.

    Das Thema Rückfäll lässt sich nicht totschweigen, es gehört dazu. Sich damit bewusst auseinandersetzen und das tu ich mehr denn je. Mir macht es keine Angst (mehr) zu wissen, dass ich rückfällig werden könnte, wenn ich nicht aufpasse. Ich habe Respekt davor und den brauche ich.

    Solche "Standardsätze" prahlen bei dem ein oder anderen ab, weil es in SHGs oft wiederholt wird. Für mich als gläubiger Mann funktioniert es.

    Bevor ich mich einer Situation aussetze, die für mich gefährlich werden könnte, denke ich darüber nach was passieren könnte. Rückfallprophylaxe. Beispiel Geburtstag: Wo findet dieser statt? Wird dort getrunken? Kann ich jederzeit weg? Was ist, wenn ich Suchtdruck verspüre, habe ich jemanden dabei, der eingeweiht ist? Ist mein Sponsor oder ein anderer Freund erreichbar?

    Heute bin ich erschüttert und gleichzeitig voller Demut.

    In meinem heutigen Meeting saß ein Freund, der nach 6 Jahren rückfällig geworden und nun das erste Mal wieder da gewesen ist. Es hat ein halbes Jahr gebraucht, bis er wieder rausgefunden hat. Der Freund ist nicht mehr in Meetings gegangen und hat damit seine Stütze vernachlässigt. Er war der erste der mich damals empfing, als ich zum 1. Mal zu AA ging.

    Im Biergarten hat er sich eins bestellt, und das nach den vermeintlich stabilen Jahren Trockenheit, mit der Begründung, dass es aufs Haus ging. Das ist Sucht, durch und durch. Ist wie mit dem Auto im dunkeln zu fahren, ganz ohne Licht und mit Vollgas gegen eine Wand.

    Manchmal braucht es solch eine Erinnerung, dass man seine eigene Lebensversicherung, die SHGs nicht vernachlässigen darf. Was wären Meetings ohne Freunde, die nicht mutig teilen?

    Es trifft mich und macht mich nachdenklich. Ich muss mich immer wieder daran erinnern, dass ich auch heute das Glas stehen lasse und nur eine Armlänge von einem Rückfall entfernt bin, egal wie lange ich trocken bin.

    Es braucht nur ein Glas, dann ist es gelaufen.

    Hallo miteinander,

    ich habe mich lange nicht gemeldet. Die letzten Wochen waren turbulent und zeigten mir wieder Mal, dass ich es nicht alleine schaffen kann. Dass ich übermütig wurde.

    Ich überwand meine Angst und schob meinen eigenen Stolz zur Seite, und besuchte meinen kranken Vater. Ich wollte mich bei ihm für etwas entschuldigen, was ich ihm vor einigen Jahren im Streit hinterher geworfen habe: Dass ich mir seinen Tod wünschte. Das ist mir peinlich und ich schäme mich dafür. Aber ich hätte es mir nie verziehen, wenn ich nicht wenigstens versucht hätte mich dafür bei meinem alten Herren zu entschuldigen.

    Schon beim Betreten des Zimmers meines Vaters und als er mich ansah, spürte ich die gleiche Kälte und Gleichgültigkeit mir gegenüber, wie schon von klein auf.

    Als ich mich für meine Worte damals entschuldigte und ihm erzählte, dass ich nun nahezu 3 Monate trocken bin, sah er mir nicht einmal ins Gesicht. Er brachte nur hervor, dass ich ein Säufer sei und seiner nicht würdig.

    Das hat mich komplett umgehauen und mich fast in einen Rückfall getrieben.

    Warum hat es mich so mitgenommen und warum dachte ich sofort daran, trinken zu müssen?

    Ich vernachlässigte meine Stützen- ich ging zu unregelmäßig in meine SHG vor Ort, die Online- Meetings die ich zusätzlich habe blendete ich aus, weil es mich langweilte. Ich meldete mich nicht bei meinem Sponsor und ins Forum schaute ich auch noch kaum. Ich traf mich weiter mit dem Mann, von dem ich mich eigentlich getrennt hatte, und der mir ein schlechter Einfluss war.

    Ich ließ mich selber in dem Glauben, dass ich die Situation mit meinem Vater und allem, selber bewältigen könnte. Ich glaubte, dass ich mich nicht mitteilen müsste, so war es in meinen Augen eine kleine Sache- das ist Blödsinn!

    Sich mit dem eigenen Vater und durch ihn erfahrene Misshandlungen auseinanderzusetzen, ist keine kleine Sache. Die Erinnerungen daran lösen bei mir Beklemmung aus und zeitgleich erwische ich mich oft dabei, wie ich alles verharmlose. Es ist nicht normal, die Schuld nach all den Jahren noch bei sich zu suchen und das Bedürfnis zu haben, bestraft werden zu müssen.

    Die psychischen Folgen von Traumata in der Kindheit sind zudem auch 50 Jahre später noch zu beobachten.

    Das ganze irritiert und stört meinen Umgang mit Emotionen und Beziehungen. Ich erkenne meinen eigenen Wert nicht und kann mich noch nicht Mals über die 3 Monate Trockenheit freuen- das erste Mal am Stück seit 15 Jahren Trinkerei.

    Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt, dass ich nie wieder trinken würde, hätte ich demjenigen den Vogel gezeigt und mich erst recht abgeschossen.

    Ich erkannte für mich, dass ich für die Aufarbeitung meiner Kindheit professionelle Hilfe benötige - das ist völlig legitim- und dass es ein Trugschluss ist, alles alleine schaffen zu können.

    Erinnerung an mich selber: "Du allein kannst es schaffen. Aber du schaffst es nicht allein." (AA)

    Vielen Dank für eure aufbauenden Worte, es tut gut zu lesen.

    Zeitgleich erlebe ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis gerade einen Hochzeitsboom. Einem Pärchen helfe ich momentan bei den letzten Hochzeitsvorbereitungen, obwohl ich nicht dabei sein werde. Fühlt sich an wie angeschossen werden, wenn ich ehrlich bin. X/

    Es gibt schlichtweg falsche Momente im Leben und die falschen Menschen, in die man sich verguckt. Das kann man nicht steuern, aber nach vorne gucken kann man.

    Ich habe in letzter Zeit so viele Steine weggeräumt und, Verzeihung, scheiß Nachrichten einstecken müssen, dass ich das wohl auch trocken überwinden werde. Keine Zeit in Selbstmitleid zu versinken!

    Danke.

    Aber, und das ist für mich tatsächlich ein Dilemma, weil ich meine Versprechen halte, ich habe angeboten ihn zu fahren.

    Liebe MaBee,

    allein schon dass du darüber nachdenkst, deine Meinung zu ändern, ist gut. Drehe den Spieß Mal um: Wie oft hat er dir etwas versprochen, was er nicht halten konnte und wollte? Alkoholiker lügen einem das Blaue vom Himmel, das müsstest du inzwischen begriffen haben.

    LG

    Wozu möchtest du das wissen, liebe Kati?

    Mit der stetig steigenden Konsummenge und in der chronischen Phase, wird es einem egal.

    Man bekommt einen Tunneblick und es geht letztendlich nur noch um das Beschaffen des Stoffes und das Befriedigen der eigenen Sucht.

    Ich kann dir aber versichern, dass Verkäufer mehr sehen und bemerken als man denkt, egal wie oft man den Laden wechselt.

    Heute habe ich meinen 10 Wochen Meilenstein erreicht, sprich 70 Tage sind nun voll.

    Ich habe mir mit dem Forum, meinen Meetings vor Ort und dem Online- Meeting eine stabile Stütze aufgebaut- die brauche ich auch dringend.

    In den letzten Wochen ging es gefühlsmäßig auf und ab bei mir- nicht gut. Aufgrund meiner traumatischen Misshandlungen im Kindheitsalter und meiner EKA Merkmale, fällt es mir nicht leicht mich auf Nähe einzulassen. Auf der anderen Seite würde ich mich am liebsten festkrallen und nicht mehr loslassen.

    Ich verknallte mich in den Mann, den ich seit meinem Geburtstag traf. Eigentlich ein schönes Gefühl.

    Aber für mich ist es der ungünstigste Zeitpunkt überhaupt, sich auf jemanden einzulassen- ich bin noch nicht stabil trocken.

    Leider musste ich außerdem feststellen, dass der Mann in den ich mich verguckt hatte, dazu neigt zu viel zu trinken und auch in meiner Gegenwart keine Rücksicht nimmt, obwohl ich ihm von meiner Krankheit erzählte. Er fing u.a. an mich zu manipulieren.

    Meine AA- Freunde öffneten mir die Augen: Ich drohte, von meiner Abhängigkeit in eine Co- Abhängigkeit zu rutschen.

    Die Alarmglocken schrillten bei mir so laut, dass ich es nicht überhören konnte und so beendete ich das ganze schweren Herzens. Es tut weh, aber es ist gut so.

    Meine Trockenheit, meine Gesundheit steht an erster Stelle.

    Es ist mit einer der ersten Male, dass ich solch starke Empfindungen habe, trauere und so gar kein Bedürfnis habe, mich zu betäuben. Ein großer Fortschritt für mich. Es zeigt mir, wie wichtig die stetige Arbeit an meiner Trockenheit und ein trockenes Umfeld ist.

    Wenn ich meine ersten Beiträge hier lese, schäme ich mich schon fast, wie unwissend ich damals war. Wie lange ich rumgeeiert habe! So war doch das eigentliche Trockenwerden ein Klacks im Vergleich mit dem Trockenbleiben.

    Hallo Hera,

    die gleichen Bedenken hatte ich anfangs auch und sie sind unbegründet. Auch ich hatte Angst davor, dass mich jemand erkennen würde, vorallem auf beruflicher Ebene.

    Stell dir einfach Mal die Frage: Wäre das so schlimm? Die Person hätte schlichtweg das gleiche Problem wie du. Was in den Meetings gehört und gesagt wird, bleibt im Meeting. Mache dir da keine Sorgen.

    AA ist eine Gemeinschaft und steht in keinem Zusammenhang mit einer Sekte, Konfession, Partei, Organisation oder Institution.

    LG

    Borussia

    Ich möchte damit sagen, wie viel Zeit und Energie die Krankheit kostete, wie viel Aufwand man betreibte um sich die Substanz zu beschaffen und wie viel Geld man auch einfach hätte verbrennen können.

    Es ist beschämend, was der Alkoholismus mit einem macht wenn man es zulässt.

    Ich möchte so etwas nie wieder erleben müssen.

    Der dritte trockene Monat bricht nun bei mir an. Wenn dieser rum ist, wäre das der längste Zeitraum am Stück den ich seit ca. 15 (!) Jahren ohne Alkohol wäre. Das ist nicht in Worte zu fassen.

    Hallo Hera,

    deinen Entschluss zu einem AA-Meeting zu gehen, finde ich klasse. Es ist nochmal was anderes, alles aussprechen zu können.

    Ich nehme auch beides mit: Die Online SHG hier und meine SHG vor Ort. Finde, was dir gut tut.

    Wenn ich dir eines empfehlen darf: Auch wenn es dir beim 1. Mal vielleicht nicht zusagt, gehe auch ein zweites, drittes Mal hin. Lass dich darauf ein, auf das Spirituelle. Du musst nichts.

    Und komm wieder, es funktioniert.

    LG

    Borussia

    Als mir zuletzt von einem Mallorca Urlaub berichtet wurde, erinnerte mich das selber an meine "Mallezeit".

    Kurz nach dem Tod meines Freundes flog ich mit "Freunden" nach Mallorca, um mich von meinem Verlust abzulenken und mich eine Woche voll laufen zu lassen.

    Wo gab es sonst die Gelegenheit eine Woche durchzutrinken, dachte sich mein nasses Ich.

    Der Transfer zum Flughafen+ Hotel selber wurde natürlich mit reichlich Bier begossen, die Schlagermusik die ich nicht ab kann, spielte nur eine Nebenrolle.

    Bei der Verabschiedung meiner Frau sah ich ihr die Enttäuschung und das Unverständnis an, dass ich nun zum Feiern wegflog obwohl ich gerade meinen Freund an einer Überdosis verloren hatte. Aber sie ließ mich, wie immer. Sie hätte mich nicht aufhalten können- im worst case hätte ich einen Streit angezettelt, so wie ich es leider öfter tat.

    Selbstverständlich ging ich im Kopf durch, wie und was ich bei dem Aufenthalt trinken konnte. Es sollte schließlich keiner merken, wie viel ich trank und dass ich es im Gegensatz zu den anderen förmlich brauchte.

    Ich ließ mir meine Minibar auf dem Hotelzimmer mit harten Spirituosen füllen und sorgte dafür, dass ich stets Nachschub bekam, natürlich zählte ich auf Diskretion.

    Ging es zum Feiern los, fing ich an mir einen gewissen Pegel anzutrinken und spazierte mit einem "Bierchen" aus meinem Zimmer heraus, tat so als sei es mein erstes. Dass ich eigentlich schon mindestens 1,0 intus hatte, merkte keiner. Ich behaupte generell, dass ich mich nie unter 3,0 berieselt habe.

    In Anwesenheit der anderen "sorgte" ich reichlich für Nachschub. Fühlte ich mich unbeobachtet, trank ich auch Mal ein zwei Gläser mit einer der Kellnerinnen die am flirten waren was das Zeug hält, so gab ich doch immer gut Trinkgeld und war ein durchaus guter Konsument.

    Ich entwickelte ein gutes Auge dafür, wo die nächsten Kiosks oder Supermärkte waren, wo ich mir unbemerkt auch mittags Alkohol besorgen konnte, wenn wir einen "Ausnüchterungstag" einlegten. Die anderen lagen also völlig fertig am Wasser und ich schlich mich weg um hinter den Kiosks selber noch das Bier wegzuexen. Ich wechselte stets die Geschäfte, es sollte ja keiner denken, dass ich Alkoholiker bin. Einmal sprach mich ein Engländer darauf an, dass ich ja ganz schön Durst hätte. Ich habe mich umgedreht und bin einfach gegangen. Ich wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken.

    Einer der schlimmsten Tage war, als ich noch an der Lokalität blieb als meine "Freunde" beschlossen zu gehen. Ich trank mit Fremden aus aller Welt um die Wette was das Zeug hält und erklärte ihnen die Welt. Ich weiß noch, dass ich mit anderen in meinem Hotelzimmer landete und dort fleißig weiter konsumiert wurde- nicht nur Alkohol.

    Aufgewacht bin ich mit einer Platzwunde am Kopf und lag in Erbrochenem, wo ich nicht zuordnen konnte zu wem es gehörte.

    Am Tag der Abreise beglich ich meine Rechnung im Hotel, zusätzlich zu all dem Geld was ich beim Ausgehen, sowie in den Geschäften ließ, und beschloss, mit dem Trinken aufzuhören.

    Es sollten noch einige Jahre vergehen, bis ich es wirklich tat und wollte.

    Liebe Lesende,

    jetzt sind schon fast 7 trockene Wochen rum. Fühlt sich surreal an.

    Mein Alltag ist immer noch vollgepackt mit viel Arbeit, Sport, SHG online lesen und Meetings vor Ort.

    Zuletzt traf mich eine Hiobsbotschaft. Ich erfuhr, dass mein Vater an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist. Oft habe ich mir gewünscht, dass er einfach verschwindet und ich schäme mich dafür. Trotz all den Misshandlungen die ich durch ihn erfuhr, ist er mein Vater, dem ich immer gefallen wollte, nach dessen Zuneigung ich lechzte.

    Dass er nun höchstwahrscheinlich sterben wird und ich trotzdem keine Erklärung dafür bekomme, warum er mir antat, lässt mich verzweifeln.

    Ich weiß aber auch, dass er bei einem Krankenhausbesuch meinerseits, kein Wort mit mir sprechen würde. Wie wägt man das ganze also ab?


    In meinem Leben dazu gekommen ist ein neuer Mensch, mit dem ich Anfang des Monats auch meinen Geburtstag verbracht habe und neu ist auch die völlige Akzeptanz meiner sexuellen Orientierung.

    Ich wusste schon in meiner Jugend, dass sich mein Interesse nicht nur auf das weibliche Geschlecht beschränkt. In meiner Ehe war ich also nicht nur wegen meines starken Alkoholismus unglücklich. Meiner Frau gegenüber war ich, was meine Sexualität betrifft, von vornherein offen und sie wusste, worauf sie sich einließ. In all den Jahren mag ich viel Mist gebaut haben, aber fremdgegangen bin ich ihr Gott sei Dank nie.

    Mit dem Loslassen meiner gescheiterten Ehe und der Erkenntnis, dass wir beide ohne einander glücklich werden können, fällt ein großer Brocken von mir ab. Ich wünsche meiner Frau aufrichtig, dass sie jemanden finden, der sie so lieben kann wie sie es verdient hat und auch mir wünsche ich es.

    Mit dem Zulassen von Nähe und einem möglichen neuen Partner kommen natürlich noch ganz andere Herausforderungen dazu im Leben eines trockenen Menschen.

    Ich erlebe gerade selber, dass es sich schwierig gestaltet Freundschaften und Verhältnisse aufrechtzuerhalten oder aufzubauen, wenn der andere Part trinkt.

    Und wie offen gehe ich bei einem neuen Partner damit um? Sage ich es ihm zeitnah und riskiere eine negative Reaktion, Abneigung? Hat die Person nicht die Wahrheit verdient.

    Oder lasse ich es laufen und er findet es selber heraus?

    Das sind Fragen, die sich mir stellen und auf die es nur mit nüchternem Kopf Antworten gibt. Die Stolpersteine kann ich nur trocken aus dem Weg räumen und angehen.

    Passt auf euch auf.

    Dass mit den Restaurants erübrigt sich bei mir, denn da habe ich einfach noch nichts zu suchen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man nachfragt, ob beim folgenden Gang Alkohol enthalten ist. Macht man bei Allergenen schließlich auch.

    Wenn das für dein trockenes Leben von Relevanz ist, liebe/-r Sunshine, dann ist das gut wie du es handhabst. Auch sowas muss man für sich abwegen.

    Danke für deine Erfahrung.

    Ich behaupte, dass jeder Alkoholiker ein gewisses Radar auf Alkohol in Lebensmitteln u.a. hat.

    Eben drum. Bei vielen Saucen/Gerichten, in denen man Wein verwendet, geht es nicht Mal um den Alkohol an sich der eine Wirkung auf den Geschmack hat. Manchmal profitiert man von der Süße (bsp. bei Wildgerichten), manchmal fügt man einen Schuss Rotwein hinzu um eine kräftigere Farbe zu erhalten (lässt sich z.B. durch das Anrösten von Tomatenmark ersetzen).

    Würde ich jedes Mal beim Kochen darüber nachdenken, wo überall Alkohol reinkommen oder in minimalem Anteil vorhanden sein könnte, würde es keinen Spaß mehr machen und ich würde mir unnötig den Kopf zerbrechen.

    Wenn ich eine fleischlose Alternative für einen Freund zubereite, mache ich ihn auch nicht an, warum er das denn bräuchte, obwohl er kein Fleisch isst. Isst er aus Versehen ein Produkt mit bsp. Gelatine und erfährt es später, kippt er auch nicht aus den Latschen.

    Ein besseres Beispiel fällt mir gerade nicht ein, Verzeihung.

    Manchmal ist Unwissenheit im gewissen Maße auch ein Segen.

    Ich denke mir jetzt einfach Mal meinen Teil. Ich habe schließlich das Recht zu schweigen.

    Bei mir schlägt bei Balsamicoessig gar nichts an, sowie auch bei vielen anderen Lebensmitteln, die in geringen Mengen Alkohol enthalten. Das bedeutet nicht, dass ich diese fahrlässig konsumiere oder nicht darauf achte. Dass ich bsp. in eine Schwarzwälderkirschtorte kein Kirschwasser reinschütte oder die ganze Ampulle Rumaroma, sollte klar sein.

    Zudem hat man nie eine 100%ige Gewissheit. Es herrscht eine Kennzeichnungspflicht, die lückenhaft ist. Wird beispielsweise ein Aroma in Alkohol gelöst, so muss dies nicht angegeben werden.

    Sehr reife Bananen widerum enthalten bis zu 0,6 vol.% Alkohol- aber wer verzehrt schon gerne überreife Bananen.

    Die Trigger sind so unterschiedlich wie die Menschen selber.

    Ich kenne einige (u.a. auch) Langzeittrockene, die alkoholfreie (0.0%.) Biere zu sich nehmen können. Soll keine Verführung dazu sein.

    Es ist die Gesamtsituation und die Menschen an sich, achelias ,sowie auch ein wenig die Kontrolle der Inhaltsstoffe. Ich empfinde es als aufwendig, aber notwendig.

    Ich weiß, worauf du hinaus willst, Linde. Es regt in meinem Suchtgedächtnis nichts an. Hätte es das getan, wüsste ich es für das nächste Mal besser. Es ging mir nicht um das Imitieren des Geschmackes, sondern um die Eigenschaften die der Rotwein mit sich bringen würde.

    Ich teile lediglich meine Erfahrungen und es war in keinster Weise ein Versuch, das eine besser oder schlechter darstellen zu lassen.

    Aber was bringt es mir, einen Beitrag zu teilen, der später sowieso bearbeitet wird? Der Teil, den du editiert hast, beinhaltete mehr als nur oberflächliche Inhalte meiner realen SHG, zumal ich weder Namen noch sonstiges erwähnt habe.

    Die Änderungen in meinem Beitrag kann ich in diesem Falle nicht nachvollziehen. Erkläre es mir gerne nochmal. Das ist nicht Sinn der Sache und so macht es mir auch keinen Spaß.

    Ich bin nun fast in der 6. trockenen Woche angekommen und der Alltag hat mich wieder fest im Griff.

    Wie bereits erwähnt, gehe ich mindestens 1x die Woche in ein AA-Meeting und wenn ich kann auch öfters.

    edit, bitte hier ins Forum keine Interna aus anderen Selbsthilfegruppen, danke, Linde

    Aber das sollte gar nicht Thema meines Beitrages sein.

    Zum Alltag zurück: Das Einkaufen von Lebensmitteln versetzt mich immer noch in Stress, aber ich entwickle gerade eine Strategie für mich, wie ich da Routine und Fokus reinbekomme. Demnächst werde ich es mit Musik auf den Ohren versuchen, so wie es meine Frau immer machte wenn sie "nur bummeln und gucken" wollte. Das wurde aber immer teuer, sage ich euch!

    Gestern und auch die Male davor, habe ich mir die Inhaltsstoffe der verschiedensten Produkte angeschaut und war erschrocken, wo überall Alkohol drin ist. Heute koche ich für jemand anderes und habe dafür einen guten "Ersatz" für Rotwein gefunden. Ich nahm Traubensaft und fügte ein wenig Balsamicoessig hinzu. So erhählt man die Süße und gleichzeitig die Säure eines Rotweins in einer Sauce, ohne den Geschmack selber zu imitieren.

    Es macht mir Spaß, zu experimentieren und wieder zu kochen, mir bewusst Zeit dafür zu nehmen, trotz des stressigen Schichtdienstes. Jahrelang habe ich meinem Körper nur Gift zugefügt und Kalorien in Form von Spirituosen zu mir genommen, sowie das Hobby Kochen vernachlässigt. Ich trank hochprozentiges aus der Flasche, was mir längst nicht mehr schmeckte. Aber es erfüllte schließlich schnell seinen Zweck.

    Dabei habe ich das immer gerne gehabt- laut die Musik aufdrehen und die Küche wie ein lecker duftendes Schlachtfeld hinterlassen.

    Ein Wahnsinn, was man durch das Trinken an Lebensqualität verliert.

    Ich für meinen Teil möchte meinen Geschmackssinn wieder zurückgewinnen und auch anderen eine Freude mit meiner Kochkunst machen.

    Ich wünsche ein schönes Wochenende und viele gute Mahlzeiten.

    Dieses Jahr kann ich mich zum ersten Mal zu 100% daran erinnern, was ich an meinem Geburtstag getan habe und es war auch der erste Geburtstag überhaupt, nach ca. 15 Jahren, den ich ohne einen einzigen Tropfen Alkohol verbracht habe. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie viel mir das bedeutet.

    Sonst verliefen meine Geburtstage immer so: Ich habe im Nachtleben Gesellschaft gesucht und gefunden, und habe mich mit fremden Leuten vollaufen lassen- denen war es schließlich egal, ob mein Trinkverhalten fraglich war oder ich deutlich mehr brauchte, um einen gewissen Pegel zu erreichen.

    Ich hätte das ganze Geld auch einfach verbrennen können. Und allein fühlte ich mich trotzdem.

    Diesmal habe ich mich von meiner eigenen Familie abgeschottet und mich nur mit einer handvoll Menschen umgeben, die mir gut tun. Nach einem vollgepackten Tag mit Sport, AA-Meeting, Omas Baum besucht (und einmal kurz verlaufen) und einem abschließenden schönen Date (wo ich mich zugegebenermaßen, nach meiner langen Ehe, wie bei meinem 1. gefühlt habe) kann ich sagen: Das war mit einer der schönsten Geburtstage in meinem ganzen Leben.

    An meinen nächsten Burzeltagen, die ich hoffentlich erlebe, werde ich in Zukunft auch das Glas stehen lassen.


    PS: Ich hatte ganz vergessen, wie viel Endorphin beim Sex ausgeschüttet wird! :mrgreen: