Hallo mirisa,
sich ein alkoholfreies Zuhause zu schaffen ist schonmal spitze. Meine Wohnung ist auch alkoholfrei. Ich hab damals auch Fensterreiniger und Sonnencreme weggeschmissen, nicht weil ich es trinken wollte, sondern um Alkohol an und für sich, die Substanz selbst, aus meiner Wohnung zu haben - die einzige Ausnahme ist momentan noch mein Parfüm.
Das du dich schon geoutet hast ist auch sehr gut. Es verschließt doch schon einige Hintertürchen, die man ohnehin nicht mehr braucht. Es ist auch gut für die eigene Entschlusskraft und den eigenen Willen, das Trockenwerden voll und ganz durchzuziehen - und da gehört auch dazu, dass man zu sich selbst steht und die Dinge nimmt und ausspricht, wie sie wirklich sind. Jedoch hast du bestimmt auch schon gelesen, dass es über den Willen allein nicht funktioniert auf Dauer, sondern eher über die eigene Zufriedenheit und den Umgang mit sich selbst.
Bei mir war es so, dass ich mir durch meine Sauferei vor allem vor mir selbst eine Fassade aufgebaut habe. Ich hab dann selber überhaupt keinen Plan mehr davon gehabt, wer ich eigentlich war. Ich hab nur immer wieder gemerkt, dass ich nicht der war, der ich eigentlich sein wollte. Mr. Cool-und-alles-im-Griff hatte nämlich auch Angst, schämte sich manchmal vor sich selbst und verzweifelte an der eigenen "Unfähigkeit". Mittlerweile geht das schon bedeutend besser, aber ich sehs auch als Prozess. Kein Schalter den man "einfach so" umlegt und es ist fertig. Manchmal vergess ich das jedoch noch und werde ungeduldig. Überhaupt Geduld, eine der wichtigsten Eigenschaften beim Trockenwerden, geduldig mit mir selbst werden. Geduld musste ich auch erst wieder lernen - nicht ganz so einfach, aber es macht zufrieden mit der Zeit.
Ich habe damals ebenfalls mal mein Leben aufgeschrieben. Schritt für Schritt, was mir alles so in den Sinn gekommen ist. Das war eine sehr hilfreiche Sache, denn als ich "mich" so sah und gelesen habe, was mir alles passiert ist, wie ich mich da und dort gefühlt habe und was ich hier und da alles einstecken musste und auch ausgeteilt habe, das hat mir eine andere Perspektive zu mir selbst verschafft und ich hatte echtes Verständnis für mich - kein Selbstmitleid, sondern Verständnis.
Naja, trockenwerden ist auf jeden Fall eins der Besten Dinge in meinem Leben und es wird auch nicht langweilig oder öde, sondern es wird immer besser, wie ich nach 8 Monaten langsam feststellen kann...:-)
Viele Grüße,
Timster