Beiträge von Timster

    Hallo mirisa,

    sich ein alkoholfreies Zuhause zu schaffen ist schonmal spitze. Meine Wohnung ist auch alkoholfrei. Ich hab damals auch Fensterreiniger und Sonnencreme weggeschmissen, nicht weil ich es trinken wollte, sondern um Alkohol an und für sich, die Substanz selbst, aus meiner Wohnung zu haben - die einzige Ausnahme ist momentan noch mein Parfüm.

    Das du dich schon geoutet hast ist auch sehr gut. Es verschließt doch schon einige Hintertürchen, die man ohnehin nicht mehr braucht. Es ist auch gut für die eigene Entschlusskraft und den eigenen Willen, das Trockenwerden voll und ganz durchzuziehen - und da gehört auch dazu, dass man zu sich selbst steht und die Dinge nimmt und ausspricht, wie sie wirklich sind. Jedoch hast du bestimmt auch schon gelesen, dass es über den Willen allein nicht funktioniert auf Dauer, sondern eher über die eigene Zufriedenheit und den Umgang mit sich selbst.

    Bei mir war es so, dass ich mir durch meine Sauferei vor allem vor mir selbst eine Fassade aufgebaut habe. Ich hab dann selber überhaupt keinen Plan mehr davon gehabt, wer ich eigentlich war. Ich hab nur immer wieder gemerkt, dass ich nicht der war, der ich eigentlich sein wollte. Mr. Cool-und-alles-im-Griff hatte nämlich auch Angst, schämte sich manchmal vor sich selbst und verzweifelte an der eigenen "Unfähigkeit". Mittlerweile geht das schon bedeutend besser, aber ich sehs auch als Prozess. Kein Schalter den man "einfach so" umlegt und es ist fertig. Manchmal vergess ich das jedoch noch und werde ungeduldig. Überhaupt Geduld, eine der wichtigsten Eigenschaften beim Trockenwerden, geduldig mit mir selbst werden. Geduld musste ich auch erst wieder lernen - nicht ganz so einfach, aber es macht zufrieden mit der Zeit.

    Ich habe damals ebenfalls mal mein Leben aufgeschrieben. Schritt für Schritt, was mir alles so in den Sinn gekommen ist. Das war eine sehr hilfreiche Sache, denn als ich "mich" so sah und gelesen habe, was mir alles passiert ist, wie ich mich da und dort gefühlt habe und was ich hier und da alles einstecken musste und auch ausgeteilt habe, das hat mir eine andere Perspektive zu mir selbst verschafft und ich hatte echtes Verständnis für mich - kein Selbstmitleid, sondern Verständnis.

    Naja, trockenwerden ist auf jeden Fall eins der Besten Dinge in meinem Leben und es wird auch nicht langweilig oder öde, sondern es wird immer besser, wie ich nach 8 Monaten langsam feststellen kann...:-)

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Mirisa,

    nee, falsch hast du nichts gemacht, manchmal "bewegen" sich Threads einen Tag lang nicht, das ist völlig normal. 8)
    Du bist jetzt 12 Tage trocken und damit ist der Anfang gemacht. Was hast du bis hierhin schon alles verändert in deinem Leben ? Was willst du vielleicht noch alles ändern ? Wie stehts mit deinem Selbstvertrauen und -bewusstsein ? Warum hast du getrunken und wie meinst du dem in Zukunft zu entgehen ? Nur nicht mehr trinken reicht ja nicht...

    Viele Fragen und einen lieben Gruß an dich :wink:

    Timster

    Hallo Michael,

    ja, es stimmt schon, dass man nüchtern auf einmal viel mehr auf die Reihe bekommt. Bei mir ist es die Arbeit, bei dir vielleicht das Studium, in das du dich jetzt voll und ganz hineinstürzt. Momentan hab ich Urlaub und merke auch, wie nötig ich den gebraucht habe. Ich hatte ja keinen Plan, wie belastbar ich ohne Alkohol bin. Das muss ich jetzt ja erstmal wieder rauskriegen und ich merke: Ich hab über dem Limit geschuftet - das tut mir auf Dauer nicht gut. Überforderung ist einfach schlecht und wenn ich mir dann auch noch sage "Ich muss aber...", dann ist das noch viel schlechter. Es tut auch gar nicht so weh, sich selbst einzugestehen, dass die Ansprüche an sich selbst vielleicht ein wenig realistischer werden müssten und nach unten korrigiert gehören. Braucht aber noch ein wenig geduldige Übung, damit ich meinen Anspruch an mich selbst mit dem was ich wirklich machen kann in Einklang bringe - und zwar durch Änderung auf der Seite des Anspruchs, nicht anders herum.

    Ein bisschen heikel liest sich das mit dem Gefühl der Unsicherheit bei dir. Ich sehs bei mir so, dass vor allem meine Angstgefühle Trigger sein könnten, die mich näher an das erste Glas bringen, wenn ich mich nicht damit beschäftige. Verdrängen der eigenen Emotionen und zu hoffen das es "einfach so" besser wird, hab ich in meiner nassen Zeit oft genug gemacht. Funktioniert hat das kaum, mittlerweile schau ich lieber hin, was da ist, wo es herkommt, warum es herkommt. Der Löwenanteil meiner Trockenheitsarbeit ist für mich den Umgang mit meinen Gefühlen zu lernen. Dazu gehört auch, dass sich meine eigenen (naja, gemieteten) vier Wände sicher anfühlen, dass ist wichtig, weil sie mein Rückzugsraum sind, den jeder braucht. Dafür braucht man aber Zeit und wenn du gerade Prüfungen schreibst, hast du davon wahrscheinlich sehr wenig. Vielleicht versuchst du aber ein "Minimalprogramm" für dich zu finden, um diese jetzt stressige Zeit heil zu überstehen. Bewusst Entspannungen in den Tag einbauen und sei es nur für ein Vierteilstündchen.

    Viel Glück für deine Prüfungen !!

    Gruß,

    Timster

    Hallo Blizzard,

    ich wünsche dir auch alles Gute zur Hochzeit ! Ich wünsche euch, dass ihr beide immer das "zwischen euch" im Auge behaltet und es dort stimmt.

    Ähnlich wie du verbringe ich gerade meinen ersten nüchternen Urlaub und genieße ihn mehr als die vielen, unerholsamen vorherigen.

    Schön, dass du wieder da bist.

    Gruß,

    Timster

    Hallo Blizzard,

    wahnsinn, oder ? Eigentlich sind viele Tage fast identisch, man selbst kann sie aber als so unterschiedlich empfinden, das einem kaum Gemeinsamkeiten auffallen. Ich finde das ziemlich erstaunlich und sehe es positiv, denn damit kann jeder Tag richtig gut werden.

    Ich habe mir mal die Frage gestellt, wer eigentlich die Verantwortung für meine Gedanken und Gefühle trägt. Die volle und ganze Verantwortung. Da hab ich richtig Schiss gekriegt, weil ich schon geahnt habe, das ich selbst das bin. Abermilliarden einzelner Gedanken hab ich ja schon gedacht in meinem Leben und dafür soll ich die Verantwortung übernehmen ? Geht das überhaupt ? Bricht man da nicht sofort zusammen ? Nein, tut man nicht, wie ich gerade feststelle. Mittlerweile bin ich richtig froh darum, dass ich es bin, der die Verantwortung für meine Gedanken und Gefühle trägt. Ich habe sehr wohl großen Einfluss darauf, wohin meine Gedanken sich wenden. Viele kleine Gedanken oder auch ein paar wenige intensive Gedanken führen zu Gefühlen. Und ja, damit bin ich auch für alle meine Gefühle verantwortlich. Wenn ich mich über etwas ärgere, dann habe ich - so finde ich zumindest - IMMER die Wahl, ob ich mich ärgern will oder nicht. Das ich "Ärger" als Gefühl empfinde, dafür bin ich verantwortlich. Nicht im Sinne von 'Ich hätte den Grund meines Ärgers umgehen müssen', sondern im Sinne von ich 'kann' mich darüber ärgern oder eben nicht. Ich habe die Wahl, es ist mein Gefühl und es sind meine Gedanken. Es liegt in meiner Verantwortung. Hört sich vielleicht ein wenig freakig an, aber so sehe ich es mittlerweile. Es ist für mich eine ungeschönte Wahrheit, also obs mir passt oder nicht, es ist nunmal so. Nichts und niemand in der Welt, außer mir selbst, ist verantwortlich dafür, dass ich ein gutes oder schlechtes Gefühl in mir trage. Zu Beginn war der Gedanke für mich sehr, sehr unbequem. Denn es ist sehr leicht, sich anders zu verhalten und andere für die eigenen Gefühle verantwortlich zu machen. Und es stimmt, ich kann so tun, als ob jemand anders für ein Gefühl von mir verantwortlich ist. Aber nur weil ich so tue, heißt es noch lange nicht, dass es auch so ist.

    Ich will damit nicht sagen, dass du selbst "schuld" bist, wenns dir schlecht geht. Es gibt keine Schuld wenn ich nicht weiß, wie ich mit allen Gedanken und Gefühlen, die ich habe umgehen kann. Vielleicht denkt man auch manchmal "Es soll mir doch gut gehen, warum gehts mir nicht gut, ist doch alles gut. Ich sollte mich mehr anstrengen, dass es mir gut geht..." - und dadurch beginnt man sich selbst Vorwürfe zu machen und unter Druck zu setzen, weil es einem nicht gut geht, was dazu führt, dass es einem nicht gut geht, was zu mehr Vorwürfen und Druck führt,.... :roll:

    Viel mehr will ich sagen, dass es möglich ist seine eigenen Gedanken liebevoll zu lenken. Das kann man lernen. Ich stehe selber noch recht am Anfang, sehe aber schon jetzt, dass für mich Meditation ein wichtiges Mittel ist, um mich selbst kennenzulernen. Meine eigenen Möglichkeiten, auch und gerade in Bezug auf meine Gedanken. Gedanken kommen und gehen, das ist völlig normal. Gefühle kommen und gehen, auch das ist völlig normal. Es geht mir auch nicht darum ein totaler Kontrollfreak zu sein und alles in meinem Kopf und Herz und Bauch zu kontrollieren, ganz im Gegenteil, sondern vor allem darum es zunächst mal überhaupt zu kennen und überhaupt zu wissen, wie ich damit liebevoll umgehen kann. Für mich war und ist da die Beschäftigung mit dem Buddhismus ganz entscheidend.

    Ich wünsch dir das es dir gut geht und vielleicht schaust du mal nach innen (da kann man seeeehr lange hinschauen und gerade mit geschlossenen Augen seeeehr viel sehen ;-)) anstatt in den großen Kosmos.

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Blizzard,

    es ist für mich auch sehr erstaunlich gewesen, festzustellen, dass ich eigentlich keine Ahnung hatte, wie sich meine eigenen Emotionen "verhalten". Auch ihre Flüchtigkeit hat mich immer sehr verwirrt, denn sie kamen mir meist beständiger vor, als sie wirklich sind. Jedes Tief nimmt einmal ein Ende, es sei denn ich "füttere" es weiter und weiter - das passiert ja oft leider unbewusst, was es dann schwer macht es zu unterbinden. Aber ein "normales" unangenehmes Gefühl wie Schwäche, Elendigkeit oder Angst geht oft von selbst wieder vorbei. Ich kann gut verstehen, dass dich diese Erkenntnis beeindruckt, ging mir nämlich genau so. Es zeigt aber leider auch, wie weit ich mich von mir selbst wegbewegt hatte und das es noch viel zu lernen gibt.

    Gefährlich ist allerdings, dass du meinst es "jetzt geschafft" zu haben und die kleinen Nachbeben könnten dir nichts mehr anhaben. Das mag für den Moment erstmal stimmen, aber es ist für mich unheimlich wichtig auch weiterhin nah an meinen Gefühlen dran zu bleiben. Wenn ich jetzt anfangen würde zu meinen, 'ach ich bin stabil - emotional kann mich nichts mehr erschüttern, ich weiß ja es geht vorbei' - dann wär das eine prima Grundlage um nachlässig zu werden und sich wieder so zu verhalten, wie ich "vorher" war. Das würde einem Rückfall Tür und Tor öffnen.

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Rose,

    ich denke, dass Selbstvertrauen und -bewusstsein Hand in Hand gehen. Ich kann Vertrauen in mich selbst haben, wenn ich weiß und mir bewusst darüber bin, wer ich bin und was ich kann. Sich dessen jedoch zweifelsfrei, stabil und grundehrlich bewusst zu sein, ist nicht so einfach. Ich denke Selbstbewusstsein ist darum die Grundlage für Selbstvertrauen. Ich will da aber auch nicht zu theoretisch oder wortverliebt werden, denn irgendwie sehe ich Selbstvertrauen auch einfach als den "praktischen Teil" des Selbstbewusstseins und das eine kann nur dann wachsen, wenn das andere mitwächst.

    Als ich noch getrunken habe, hatte ich weder Selbstvertrauen noch ein gesundes Selbstbewusstsein. Theoretisch / im Prinzip / eigentlich / quasi / irgendwie (alles Worte, die ich früher auch sehr häufig verwendete in Unterhaltungen) ... wusste ich auch als ich noch getrunken habe, dass ich kein allzu übler Kerl bin - aber ich habe nicht so gelebt und gehandelt und gedacht. Hm.
    Nass, war mein Selbstbewusstsein und -vertrauen ja auch enormen Schwankungen ausgesetzt. In der Nacht mit Promille fühlte ich mich "größer" und musste am nächsten Morgen jedes mal wieder feststellen, wie "klein" ich doch eigentlich war. Das war manchmal wie Vollgas-/Vollbremsung/Vollgas/Vollbremsung - und das dadurch bei mir nie was Gescheites bei rumgekommen ist, wundert mich auch nicht.

    Mittlerweile, nach 6 Monaten Alkoholfreiheit, merke ich, dass mein Selbstbewusstsein durch das Forum und das viele Nachdenken um einiges gewachsen ist. Und auch mein Selbstvertrauen ist größer geworden. Schrittchen für Schrittchen herauszufinden wer ich eigentlich bin und dann auch dazu stehen, ist ein sehr schönes Gefühl - klappt zwar noch nicht immer, aber ich habe Geduld mit mir und bin mir selbst auch nicht mehr "böse", wenn ich manchmal noch anders handle/reagiere, als ich denke/fühle. Dennoch - irgendwann ist genug mit Nachdenken und "Ja, das ist mir alles klar...", irgendwann ist Zeit zum Handeln und wenn das nicht geht, dann muss ich fragen warum. Was empfinde ich, wovor habe ich Angst, was "läuft" da in dieser oder jener Situation für ein Film in mir ab? Ich bin mir sicher, dass ich nach und nach mein denken und empfinden immer besser auch tatsächlich leben kann - und sehr froh und dankbar dafür. Ohne Geduld und akribische Arbeit läuft aber mal wieder gar nichts. Schönes Thema.

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Liv,

    ich bin jetzt seit sechs Monaten trocken und freue mich darauf, dass das so bleibt. Dieses Forum war dabei meine größte Unterstützung und ist es auch heute noch.

    Du hast ja schon einiges an Suchterfahrung. Ich glaube das ist sowohl gut, wie auch schlecht - einerseits sind viele Mechanismen von Sucht (vor allem Gefühle) ähnlich und es ist gar nicht schlecht, ungefähr zu wissen, was auf einen zukommt, andererseits ist jede Sucht individuell und wer mit dem Rauchen aufhören will muss auf andere Dinge achten, als jemand der mit dem Trinken aufhören will.

    Du schreibst von Heroin und Obdachlosigkeit und das ist wohl was sich viele als "ganz unten sein" vorstellen. Ich glaube du hast berechtigter Weise Angst davor, dich auch mit Alkohol zu weit runter bringen zu müssen(?) um aufzuhören ? Mein persönlicher Tiefpunkt war, als ich mir eingestanden habe Alkoholiker zu ein. Ich hatte noch Job, Wohnung und Führerschein. Das sind jedoch keine "Beweise" dafür oder dagegen Alkoholiker zu sein.

    Du warst ja schon neun Monate alkoholfrei. Seit ich mich für ein trockenes Leben entschieden habe, habe ich auch angefangen an meinem Selbstbewusstsein und -vertrauen zu arbeiten. Wie Micha schon schrieb finde ich auch, dass Geduld ein ganz wichtiger Punkt ist. Es hat tausende von einzelnen Tagen gebraucht, bis ich Alkoholiker geworden bin - und diese Tatsache wird immer so bleiben. Aber ich kann jetzt ein anderes Leben erlernen und verinnerlichen - und das wird wahrscheinlich auch tausende von einzelnen Tagen brauchen. Ohne Geduld ist das kaum zu schaffen.

    Du schreibst du hast große Probleme mit dem Selbstbewusstsein. Warum ist das wohl so? Spielt deine Mom da eine Rolle? War das schon immer so? Bist du so aufgewachsen? Was tust du dafür, um das zu ändern?
    Ganz wichtige Frage finde ich auch, warum bist du nach neun Monaten rückfällig geworden? Siehst du dich selbst als Alkoholikerin? Nimmst du dich selbst richtig ernst, wenn du dir das sagst?

    Viele Fragen und Grüße,

    Timster

    Hallo Toby,

    schön, dich mal wieder zu lesen und noch schöner natürlich, dich trocken zu lesen. Ich empfinde das mit dem Zeitgefühl ähnlich. Ich steuere auf mein 6-monatiges zu und finde auch, dass die Zeit bis dahin unheimlich schnell verrannt ist. Es gibt auf einmal aber eben auch wieder so viele schöne Dinge zu tun und neben der Arbeit bleibt -bei mir zumindest- nur wenig Zeit, daher empfinde ich meine freie Zeit auch als wertvoll und knapp. Als ich noch nass war, kam es mir so vor, als wenn ich in einer sich-ewig-wiederholenden-Schleife leben würde, ohne wirkliche Veränderung. Jahrein-jahraus, alles ein bisschen anders, aber eigentlich immer der selbe Mist. Trocken sieht das alles ganz anders aus.

    Du liest dich gut und zufrieden und das wünsch ich dir auch !

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Tabaluga,

    Ethanol ist DER Alkohol, um den es sich bei uns allen hier dreht. Die Chemie kennt viele Alkohole, aber Ethanol ist der Alkohol, der bei der Gärung entsteht und die berauschende Wirkung hat. Ethanol ist bei Raumtemperatur flüssig, kann also in Tabletten nicht verpresst werden, wird aber häufig zur Gewinnung von Pflanzenextrakten verwendet. Man nimmt Ethanol (also Alkohol) oder Ethanol-Wasser Mischungen um bestimmte wirksame Substanzen aus Arzneipflanzen zu extrahieren. Ethanol hat ein anderes Lösungsverhalten, als reines Wasser und manche Stoffe in den Pflanzen lösen sich besser in Ethanol-Wassermischungen als in reinem Wasser. Hat man den ethanolischen Extrakt dann gewonnen, kann man das Lösungsmittel (zum Beispiel ein Gemisch aus Ethanol und Wasser im Verhältnis von 70:30) wieder abdampfen und zwar so lange bis nix mehr übrig ist und ein trockener Rückstand zurückbleibt (ganz grob, so wie wenn man eine Sauce reduziert, bloß so lange bis keine Flüssigkeit mehr da und sie knochentrocken ist(und ohne anbrennen;))). Diesen sogenannten Trockenextrakt kann man dann in "trockene" Tabletten verpressen. Es verbleibt also kein Alkohol im Trockenextrakt und damit kommt auch kein Alkohol in die Tabletten.

    Dennoch sollte jeder für sich abwägen, obs nicht Kopfkino antreibt oder die eigene Konsequenz untergräbt im Umgang mit Alkohol. Ich persönlich würde mich in der Apotheke beraten lassen, ob es nicht ein ähnliches Präparat mit wässrigem Extrakt gibt oder gleich den Tee in "Reinform" kaufen und zuhause kochen.

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Blizzard,

    ich bin jetzt etwas über 5 Monate trocken und muss sagen, dass ich in dieser kurzen Zeit mit mir selbst, um vieles weitergekommen bin, im Vergleich zu der Zeit, als ich noch getrunken habe. Ich meine damit auch bohrende Fragen, wie "nach dem Sinn des Lebens". Diese Frage habe ich zwar noch nicht abschließend beantwortet (wer hätte das gedacht...), es gibt aber auch viel wichtigere Aspekte, die mir bei dieser Frage helfen. Ganz wichtig ist der Umgang mit mir selbst und da insbesondere mit meinen Gefühlen. Jahrelang habe ich mich selbst falsch wahrgenommen, mich selbst belogen und wusste zum Schluss überhaupt nicht mehr wer ich eigentlich bin. Wie sehr achte ich auf meine Gefühle? Wie nehme ich sie war? Wie gehe ich mit ihnen um? Wie sehr lasse ich sie zu, wie weit kann ich sie beeinflussen? Was verdränge ich und warum? Wo habe ich den Umgang mit ihnen gelernt? Was empfinde ich als normal und warum? Wie sehr vergleiche ich mich selbst mit anderen? Wem will ich gefallen? Wie ist mein Selbstwertgefühl? Was tue ich für mich selbst?

    Ohne Geduld kann ich mir kaum vorstellen, trocken zu werden. Ich meine damit richtig viel Geduld, Geduld für "Jahre" sozusagen. Ich lerne Geduld erst ganz neu kennen. Und das ist für mein Trockenwerden auch zwingend notwendig. Ich bin jetzt 29 und habe vor kurzer Zeit bemerkt und akzeptiert, dass ich Alkoholiker bin. Ich habe schätzungsweise 3.000 einzelne Tage gebraucht, um Alkoholiker zu werden und das zu erkennen bzw. um mich an meinen persönlichen Tiefpunkt zu bringen. Jeden einzelnen Tag davon bin ich aufgestanden und bin mit meinen erlernten Verhaltensweisen und Ansichten, mit meinen Gedanken und Gefühlen und meinen Lebensumständen auf diesen Punkt zugesteuert. Ich will gut zu mir selbst sein und sehe ein, dass selbst ein ganzes trockenes Jahr im Vergleich dazu recht wenig ist. Ich will ja ein "Leben" neu erlernen. Und zwar ein trockenes. Das wird noch dauern bis ich das wirklich alles 'drin' habe, was dazu notwendig ist und nicht mehr in alte Verhaltensmuster falle. Mir hilft dabei dieses Forum und das ich mich ehrlich mit mir selbst beschäftige. Und das ich Geduld mit mir habe.

    Du schreibst, dass du noch eine Menge an geistiger und seelischer Arbeit vor dir hast - ich glaube, dass ist für jeden Alkoholiker, der trocken werden und vor allem bleiben will, richtig. Nur nicht mehr trinken reicht nicht, aber was ist alles zu ändern? Das du dir daher jetzt Zeit für dich selbst nimmst, ist die beste Investition die du machen kannst.

    Diese unausgesprochene Angst die du beschreibst, hört sich für mich nicht wirklich nach einer guten Rückfallprophylaxe an. Es hört sich für mich eher so an, dass dir vieles im Nacken sitzt und (was völlig normal dabei ist!) sich ein Gefühl der Überforderung dabei einstellt. Heirat steht vor der Tür, du hast bemerkt Alkoholiker zu sein, das trockene Leben ist noch nicht verinnerlicht, beruflich steht ein Fragezeichen da, die Eltern und Schwiegereltern machen Druck, psychisch fühlst du dich noch sehr labil, du weist nicht wie du mit diesen ganzen Emotionen umgehen sollst. Das sind alles ziemlich große Brocken, die da in deinem Leben vor dir stehen. Das du daher auch "mal komplett abschalten" willst, hört sich nach einer logischen Folge an. Jedoch ist das kein abschalten, sondern ein flüchten. Abschalten ist für mich ein Schaumbad, ruhige Musik oder komplett Ruhe, ein gutes Essen, mich verwöhnen lassen, etc. Sich dagegen die Rübe vollzusaufen, ist eher ein "Ich will hier weg, ich muss hier raus, ich will nicht mehr, ich schei** auf alles". Nüchtern bekomme ich die Fäden für mein Leben jedoch wieder in die Hand, nicht alle, aber ich kann vieles so einrichten, dass ich gar nicht mehr flüchten will. Dafür brauchts aber viel Geduld.

    Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld für deinen Weg.

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Elfmerlin,

    schön, dass du jetzt auch deinen "eigenen" Thread aufgemacht hast. Es ist doppelt gut, wenn andere mal einen Blick auf die eigenen Gedanken werfen können. Einerseits kann ich nämlich dran lernen und andererseits können dir Menschen sagen, wenn ein als "normal" empfundener Gedanke vielleicht doch eher schräg ist.

    18 Monate, das ist ja schon mal eine ganze Weile - da bin ich auch bald, oder naja, in 13 Monaten ;) Aber ich habe Geduld und will auch dort ankommen.

    Und ich muss einfach ein Kompliment loswerden. Du hast geschrieben, dass du bald 60 Jahre alt wirst und du nimmst dir vor, auch noch mit 80 an dir selbst zu arbeiten. Da muss ich echt sagen "Hut ab", denn die älteren Menschen die ich so kenne sind sehr, sehr eingefahren in der Art und Weise wie sie sind, was sie denken, als richtig empfinden, etc. Du liest dich jung und frisch und das finde ich echt gut.

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Joeanna,

    ich glaube, du hast da momentan mehrere Baustellen offen, die sich zu einem recht ungesunden Kreis geschlossen haben.

    Ob ich Alkoholiker bin oder nicht, sprich, ob ich süchtig bin oder nicht, kann mir kein Arzt oder sonstwer sagen. Das kann nur ich entscheiden. Du schreibst von allen möglichen Problemen und das du daher trinkst. Wenn du diese Probleme angehen willst, dann ist der erste Schritt mit der Sauferei aufzuhören. Dafür ist ein Arztbesuch unumgänglich, Karten auf den Tisch, sagen: 'Hey Doc, bei mir läuft was furchtbar schief...'. Er kann dann mit dir zusammen auch entscheiden 'wie' du aufhören solltest.

    So wie ich dich gelesen habe, haben deine Eltern regelmäßig Alkohol getrunken, sodass du schon als Kind gelernt hast, dass Alkoholtrinken (besonders bei schwierigen Situationen im Leben?) etwas normales ist. Ich weiß nicht, ob deine Eltern Alkoholiker sind, jedoch scheint es mir so, dass du in einem Umfeld aufgewachsen bist, wo du auf nur wenig Verständnis gestoßen bist und der "Schein" um jeden Preis aufrecht erhalten werden musste. Drei Selbstmordversuche, ohne Krankenhausaufenthalt und anschließende Therapie, sind verdammt heftig. Du schreibst auch, dass du ein Problem damit hast, mit deinen Emotionen fertig zu werden - was dann auch kein Wunder ist. Wer hat dir beigebracht, wie man mit Gefühlen umgeht? Wie wichtig bist du dir selbst? Lies dich mal ein wenig im Bereich "Kinder von Alkoholikern" ein, ich glaube da findest du dich in dem einen oder anderen Bericht wieder.

    Zu der Situation mit deinem Freund - 'Du könntest glücklich mit ihm sein, wenn nicht...' Du denkst, er ist der Erste (und Einzige?), der dich verstanden hat und an den du dich anlehnen konntest. Um ihn zu halten, bist du bereit ziemlich viel auf dich zu nehmen, wirst dadurch aber unglücklich und greifst zur Flasche. Keine Ahnung, warum er seine Mutter nach Polen kutschieren muss und für Monate verschwindet. Eins ist aber sicher, DU gehst dabei unter.

    Es ist für dich wahrscheinlich nicht einfach, zum Arzt zu gehen und mal 'alles' rauszulassen. Es lohnt sich aber und du kannst das.

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Peter,

    meinen Glückwunsch, dass du diese schwere Situation trocken gemeistert hast. Und das du dem Ganzen jetzt auch noch etwas Positives abgewinnst - da kann ich echt nur sagen: Respekt!

    Ich freue mich, dass du heil wieder 'bei uns' angekommen bist und wünsche dir, dass dann eben dein nächster Traum wahr wird.

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Paulchen,

    ich habe Sylvester 2006/7 alle meine typischen Saufgläser und Krüge zerdeppert. Gerade auch die "Sammlerstücke". Dazu habe ich alle Bücher von einem Herrn, der eigentlich immer nur besoffen geschrieben hat, in kleine Schnipsel gerissen und mit entsorgt. Durch deinen Beitrag habe ich auch noch drei verstaubte Korkenzieher entsorgt (die hatte ich vergessen). Auch meinen Fensterreiniger habe ich in den Ausguss gekippt, gefolgt von meinem Sprüh-Desinfektionsmittel.

    Ich finde, es hat auch, aber eben nicht nur, etwas mit Assoziationen zum "damals" zu tun. Für mich persönlich geht es mir eher um meine generelle Konsequenz, wie ich mit Ethyl-Alkohol umgehe. Und ich finde, er hat hier in meinem Heim nichts mehr zu suchen.

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Loop,

    ich lese bei dir vor allem eins: 'Ich weiß nicht wer ich bin'.
    Solange wie ich getrunken habe, bin ich in dieser Frage nicht einen einzigen wirklichen Schritt weiter gekommen. Es waren unzählige Lügen und Konstrukte, die mich regelmäßig verzweifeln ließen. Die ersten ehrlichen Antworten die ich mir selbst gab, waren nüchtern.
    'Ich bin jemand, der mit Alkohol nicht umgehen kann.'
    'Ich bin jemand, der nicht kontrolliert trinken kann.'
    'Ich bin jemand, der zu lange zu regelmäßig zu viel gesoffen hat'.

    Und daraus entsteht die Wahrheit 'Ich bin Alkoholiker'.

    Wenn du nüchtern werden und bleiben willst und zwar richtig, dann ist dieses Forum ein großer Schatz. Wenn du jedoch mit ein paar Promille über das Wesen des Seins mit vielen schönen Worten philosophieren willst, verschwendest du nur Zeit.

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Peter,

    das ist wirklich mies gelaufen. Das Verhalten von deinem Arbeitgeber in Norwegen ist echt unter aller Sau. Damit konntest du ja nun wirklich nicht rechnen. Mach dir selbst vor allem keine Vorwürfe, an dir hat es nicht gelegen, dass es dort in die Hose gegangen ist. Ich wünsche dir, dass du nicht in eine zu große Überforderung reinkommst, die dich viel Kraft kostet. Kannst du vielleicht erstmal nur für ein paar Tage bei Freunden unterkommen, um dich erstmal wieder zu sammeln? Deine neue Wohnung wird nicht weglaufen. Vielleicht kannst du auch jemanden mitnehmen nach Norwegen, der dir dort hilft? Ich wünsche dir einen riesigen Berg an Kraft und hoffe du passt gut auf dich auf.

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Teaser,

    ich finde, du bekommst genau das was du willst von den Frauen. Der Verstand kann dir das vielleicht nicht so richtig sagen, was du eigentlich willst, aber deinem Verhalten nach ist dein Wille sehr eindeutig.

    Was du vor allem nicht willst, ist dich selbst zu verändern. Bei einem Alkoholiker würde ich 'der muss noch ein paar Runden drehen' denken. Bei dir scheint das ähnlich zu sein. Keine Ahnung wie oft du noch verletzt werden willst, um zu begreifen, dass es so, wie DU jetzt bist, nicht funktioniert.

    Du stürzt dich von einer Beziehung in die nächste und kannst mit dir allein nichts anfangen. Du läufst vor dir selbst davon, aber du bist schneller und holst dich immer wieder ein. Was dagegen tun? Fehlanzeige. Alle Ratschläge schlägst du in den Wind und machst immer so weiter wie du denkst. Das das nicht funktioniert, hast du noch nicht wirklich eingesehen, denn dann würdest du versuchen etwas zu verändern. Und auch jetzt machst du genauso weiter wie bisher. Du kennst deine Verhaltensmuster, du kennst deine Probleme die daraus entstehen - aber ändern? Nee, geht nicht, nee, will nicht. Und weil du das nicht ändern willst, bekommst du was du momentan willst.

    Viele Grüße,

    Timster

    Hallo Freund,

    den Leitfaden finde ich gut. Den Punkt mit den Freiräumen werde ich mir heute abend mal zur Brust nehmen, denn es ist mir schon öfters passiert, dass ich gerade am Wochenende, wo mein Tag nicht mehr durch meine Arbeit strukturiert wird, da stand und mir denke - ähh...und was jetzt ? Einkaufen, bisserl Internet, Wäsche machen, Wohnung machen, Flur wischen. Genug Dinge die mir mehr Spaß machen könnte ich tun, aber mir fehlt manchmal der Tritt zum loslegen. Hört sich zunächst harmlos an, aber ich merke auch, wie groß der Feind 'Langeweile' werden kann, wenn ich nicht aufpasse.


    Hallo Heiko,

    vllt. ein kleiner Tip mit dem Einschlafen. Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, dann setzte ich mich hin und denke so zehn Minuten darüber nach, was ich heute alles hätte besser machen können bzw. was nicht geklappt hat, wie ichs mir gedacht habe. Ich denke bewusst darüber nach und nehme mir das auch jeden Tag vor. Da schreibe ich auch auf, was mich so alles stört, damit mir die Dinge nicht durch die Lappen gehen und gerade eventuelle Wiederholungen mir klar vor Augen stehen. Das betrifft alle möglichen Dinge, aber insbesondere, wie ich mich in bestimmten Situationen verhalten und gefühlt habe. Dann denke ich drüber nach, wie ich das vielleicht hätte besser machen können - am besten ohne Selbstvorwürfe. Seitdem merke ich auch, was ich angehen muss, weil mein 'Fehler' sich häufig wiederholt.
    Abends im Bett habe ich dann diese Gedanken schon 'durchgekaut' und denke nicht darüber nach was ich alles falsch gemacht habe, sondern was ich noch besser machen kann. Ein kleiner, aber feiner Unterschied.

    Viele Grüße,

    Timster