Beiträge von Schmidtty

    Hallo zusammen,

    mir Euren Denkanstößen habe ich es zum Glück geschafft, auch während meines Urlaubs trocken zu bleiben. Ich fühle mich sehr gut damit. Die Gedanken an Alkohol sind seit Ende des Urlaubs auch wieder weit in den Hintergrund gerückt.

    Was mich jetzt etwas frustriert ist die Tatsache, dass die Rentenversicherung meine REHA Nachsorge gekappt hat, weil ich die Termine nicht im vorgegebenen Zeitraum absolvieren konnte. Meine Therapeutin hat einfach nur alle 3-4 Wochen Zeit. Ich frage mich nun, ob es Sinn macht, zu wechseln. Eine engmaschige Betreuung sieht anders aus.

    Etwas, was mich auch sehr umtreibt, sind die Schilderungen der EKAs in diesem Forum, die sehr unter der Sucht ihrer Eltern gelitten haben oder immer noch leiden. Ich werde es mir nie verzeihen, in was für eine Situation ich meinen Sohn gebracht habe (ohne es zu wollen). Wie kann man das je wieder gutmachen? Ich weiß, dass das eigentlich gar nicht geht, kann aber hoffen, dass ich nüchtern wenigstens wieder verlässlich bin.
    Soviel dazu….Viele Grüße, Schmidtty

    Hi,

    Ja, das ist schon richtig, dass man sich jedes Hintertürchen verschließt, wenn man es einfach allen sagt, dass man Alkoholiker ist. Da ich aber vorher auch immer nur heimlich, bzw. wenn ich mit Leuten zusammen war, nur sehr wenig getrunken habe, fällt es mir jetzt schwer, dieses Thema offen anzusprechen. Ich werde das ungläubige Staunen nicht vergessen, als ich es erstmals vor meiner Familie offengelegt habe. Alle dachten immer, dass ich zwar psychische Probleme habe wie mangelnde Stressresistenz, Depression etc. aber doch sicher kein Suchtproblem. Ich schäme mich irgendwie immer noch dafür, dass es soweit gekommen ist. Alkohol war mein Pflaster, um Probleme zu überdecken.

    Egal, ich habe mir jetzt vorgenommen, es allen zu sagen, die es wissen müssen, um unangenehme Situationen zu vermeiden. Keine Vorträge über Weinkühlschränke mehr, keine blöden Fragen, warum ich keinen Wein zum Essen trinke und warum ich eben kein Gulasch in Rotweinsoße esse, warum ich mit den Kollegen nicht zur Weinprobe fahre usw..

    Ich musste nur erstmal erkennen, dass ein Gefühl von Verzicht gar nicht aufkommt, solange ich andere Strategien zur Stressbewältigung habe und auch nutze und ich muss aufpassen, dass ich sie nicht wieder schleifen lasse.

    Konfrontationstherapie, wie All-inkl Urlaube und Rockkonzerte lasse ich besser erstmal sein.

    @WW Vielen Dank für Deine deutlichen Worte. Tatsächlich fühle ich mich im Moment nicht so stabil in meiner Abstinenz, wie ich es sein sollte und habe deshalb im Forum geschrieben. Das “auf die Probe stellen” war sarkastisch gemeint und keineswegs so, als wollte ich sehen, wie weit ich gehen kann. Im Gegenteil. Dieser Städtetrip kam, aus heutiger Sicht betrachtet, zu früh.

    Tja, was ist passiert, als ich in 2023 wieder rückfällig geworden bin? Zu diesem Zeitpunkt wollte ich es einfach noch nicht wahrhaben, wie krank ich wirklich bin. Mein damaliger Lebenspartner hat immer wieder auf mich eingeredet und versucht, mich zu überzeugen, dass ich problemlos wieder Alkohol im Maßen trinken kann, wenn ich in meinem Leben weniger Stress habe und irgendwie wollte ich das glauben. Ich bin aber eines besseren belehrt worden. Habe mich dann von ihm getrennt und bin in stationäre Therapie gegangen.

    Insofern denke ich trotz allem, dass ich jetzt auf dem richtigen Weg bin.

    Danke für Eure Antworten. Ja, eine Städtereise geht nicht so lang, aber dummerweise habe ich die nächste (wegen eines Konzerts) schon gebucht. 3 Tage… ok….das geht vorbei. Ich stelle mich wohl gerade selbst auf die Probe, wie ich merke. Am Ende der Reha dachte ich noch, dass ich allen Situationen locker gewachsen wäre….ja….das war die anfängliche Euphorie. Die Realität sieht anders aus.

    Hi Sue,

    Wir machen eine Städtereise - mein Sohn und ich schauen uns die vielen Sehenswürdigkeiten an und da scheint man Alkohol nicht aus dem Weg gehen zu können. Im Hotel gibt es zwar einen Kühlschrank auf dem Zimmer, aber der ist nicht gefüllt. Selbst kochen kann ich hier nicht, so dass wir auf Restaurants angewiesen sind. Wirklich gefährliche Situationen gab es bisher nicht, nur dieses ständige Störgefühl, das mich total nachdenklich macht.

    Guten Morgen,

    Wahrscheinlich stelle ich mir die Frage mit dem Essen im Augenblick vor allem deshalb, weil ich im Urlaub bin und sowohl im als auch zum Essen mit sehr viel Alkohol konfrontiert werde. Überall Menschen in Straßencafes, die Aperol, Wein oder Bier trinken und viele landestypische Speisen auf der Karte mit Rotweinsoße etc….Es ist der erste Urlaub nach meiner Reha und ich hätte vorher auch nicht gedacht, dass mich sowas noch triggern kann. Es ist aber so. Ich habe irgendwie ein Verlustgefühl, obwohl mir mein Verstand sagt, dass das Blödsinn ist und ich mir immer vor Augen halten sollte, was ich durch die Abstinenz gewinne. Ich weiß nicht, ob das nachvollziehbar ist….naja, es wird besser werden mit der Zeit, nehme ich an….

    Euch noch einen schönen Tag,

    Schmidtty

    Ja, so ähnlich war es bei mir ja auch. Während der Coronazeit habe ich hauptsächlich im Home Office gearbeitet. Da hat es höchstwahrscheinlich keiner gemerkt, denn die Maske hatte ich ja immer auf, wenn ich musste…..wenn man mal davon absieht, dass ich unheimlich vergesslich war. Allerdings war ich dann auch irgendwann krank und 4 Monate in Reha. Das war ja dann doch irgendwie erklärungsbedürftig.

    Hallo zusammen,

    Danke für Eure Antworten. Ja, ich glaube, das ist wohl so, dass es nicht die einzige richtige Lösung gibt. Ich habe mich halt gefragt, warum ich es jetzt einem größeren Kreis erzählen soll, wenn ich vorher ohnehin heimlich getrunken habe. Allerdings habe ich mich vor allem bei meinen Arbeitskollegen gefragt, ob sie es nicht unausgesprochen wussten, was mit mir nicht stimmt, wenn ich jeden Morgen wie eine wandelnde Leiche ins Büro komme und dann 4 Monate krank bin. Naja, es ist wie es ist.

    Im Moment merke ich, dass sich Alkohol immer wieder in meine Gedanken schleicht. Viele Gerichte zum Beispiel, die ich gerne esse, enthalten Alkohol vor allem in der Soße oder im Kuchen. Das macht mich schon manchmal traurig, das nicht mehr essen zu dürfen. Wie sieht’s da bei Euch aus? Fällt Euch das leicht?

    LG,

    Schmidtty

    Hi,

    Seit Juli letzten Jahres trinke ich nicht mehr, fühle mich dabei aber mal mehr und mal weniger stabil. Es kam die Frage, was ich jetzt anders mache als vorher….also ich gehe wieder regelmäßig zum Sport, achte darauf, dass die Arbeitstage nicht ausufern und versuche, mich mehr abzugrenzen und mir mehr Freiräume zu schaffen als davor….alles Dinge, die hoffentlich helfen, einen weiteren Burnout zu vermeiden. Sobald ich das alles schleifen lasse (wie in den letzten 2 Monaten), merke ich relativ schnell wieder, dass sich die Schlinge zuzieht. Ich musste mich immer häufiger mit Skills ablenken, bin zum Beispiel eine Runde um den Block gelaufen, habe mich aber nie getraut, jemanden anzurufen und über mein Problem zu sprechen. Das würde mir wahrscheinlich am meisten helfen, aber ich habe nur ganz wenigen Leuten von meiner Sucht erzählt, weil ich Angst vor einer „Verurteilung“ hatte. Meine engste Familie und meine beste Freundin wissen es, aber andere Freunde und Bekannte wissen nur, dass ich wegen psychischer Probleme in Behandlung war, aber nicht, dass ich ein massives Suchtproblem habe. Das führt teilweise auch zu skurrilen Situationen, in denen ich mich plötzlich mit jemandem über den neuen Weinkühlschrank unterhalte, den er sich geleistet hat….

    Vielleicht sollte ich mit meiner Sucht offener umgehen. Keine Ahnung….Wie macht ihr das?

    Hallo zusammen,

    In 2022 habe ich den ersten Anlauf gestartet, abstinent zu sein. Da habe ich mich auch erstmals hier im Forum vorgestellt. Leider hat es nicht dauerhaft gehalten und ich wurde rückfällig. In 2023 war ich dann in einer Entwöhnungsbehandlung (REHA) und halte mich seitdem vom Alkohol fern. Allerdings habe ich dennoch immer wieder mit Suchtdruck zu kämpfen. Gerne würde ich mich mit Euch im Forum über Eure Erfahrungen und Strategien austauschen, abstinent zu bleiben,

    Liebe Grüße,

    Schmidtty

    Danke für Eure Meinung. Ich bin auch davon überzeugt, dass eine stationäre Reha für mich das Richtige ist….wenn da nicht die Familie (Alleinerziehend mit Kind und Mutter, die nicht mehr mobil ist) wäre…..da kann ich nicht einfach mal 16 Wochen “verschwinden”…..ich könnte mich selbst dafür in den Hintern treten, dass es überhaupt so weit gekommen ist 😔

    LG,

    Schmidtty

    Hi Dante,

    Vielen Dank für Deine Antwort. Die ambulante Entwöhnungsbehandlung gibt es tatsächlich. Einmal in der Woche Gruppentherapie (2h) und einmal in der Woche ein Einzelgespräch. Kann man bei der RV beantragen und wird auch so durchgeführt. Allerdings reicht mir das nicht, weil ich da in meinem Umfeld bleibe und nur noch einen zusätzlichen zeitlichen Stressfaktor habe. Stress ist bei mir der größte Trigger überhaupt. Dann fange ich womöglich wieder an zu trinken.

    Hallo Seeblick,

    Ja, ich sehe das auch so, dass ich vom Alkohol lieber nichts sage. Eher noch würde ich mitteilen, dass ich wegen Burn Out in Reha gehe. Leider war ich da aber vor 1.5 Jahren schonmal wegen psychosomatischer Beschwerden. Insofern wird das wohl auch eher als Ausrede angesehen. Irgendwann zieht auch der Grund „privater Termin“ nicht mehr. Bisher bin ich auf der Arbeit nur indirekt negativ aufgefallen, weil ich mich wegen des Katers am nächsten Morgen nicht konzentrieren konnte. Das war auch ein Grund, warum ich beschlossen habe, dem Alkoholmissbrauch ein Ende zu setzen, bevor es richtig peinlich wird. Ohne Reha schaffe ich es bei dem Terminstress wohl nicht, trocken zu bleiben 😕. Eine ambulante Reha, die nicht so auffällt wie eine 16-wöchige stationäre Entwöhnungsbehandlung, ist aus meiner Sicht gefährlich, weil ich da ggf. jederzeit Zugriff auf Alkohol habe. Aber ich müsste nichts erklären. Ich bin irgendwie unschlüssig.

    VG,

    Schmidtty

    Hello again,

    Wollte mal wieder ein Update geben. Bin zwar immer noch trocken, aber Druck steigt mit meinem Stresspegel. Dadurch, dass ich jetzt Termine bei der Suchtberatung, Hausarzt, SHG mit meiner Familie und der Arbeit unter einen Hut bringen muss, bin ich gestresster als vorher. Meine Familie weiß ja nun von meinem Problem, aber mein Arbeitgeber natürlich nicht und wenn ich dann mitten am Tag einen Termin habe, weiß ich immer nicht was ich sagen soll. Wie habt Ihr das denn gemacht?

    VG,

    Schmidtty