Beiträge von Ena66

    Hallo Seeblick,

    vielen Dank für Deine aufmunternden Worte.

    Um es kurz zu machen: Die Strategien haben nicht mehr gegriffen, als meine Mutter urplötzlich verstorben ist. Da kam von Trauer über Selbstvorwürfen, Stress mit Wohnungsauflösung, Bestattung und Papierkram sehr vieles zusammen. Und dann das Gefühl, nun wirklich alleine zu sein, ohne Angehörige.

    Im Nachhinein sage ich mir, ich hätte damals sofort wieder zur Suchtberatung gehen sollen. Aber nein, zuerst hat mir der Alkoholnebel "gut getan", und dann hing ich wieder so tief drin, dass es Zeit brauchte, mich da wieder rauszuziehen.

    Wieder einige Erfahrungen reicher....

    Lg, Ena

    Hallo Carl Friedrich,

    wenn das mal keine kulinarischen Mitbringsel sind! Ja, das haben sie drauf hier in Franken :thumbup:

    Meine Hunde nehme ich mit - anders wäre das sehr schwer zu machen. Dank meiner Suchtberatung habe ich eine Klinik iim Schwarzwald gefunden, die Tiere mit aufnehmen. Das wird neben der Therapie sicherlich auch eine schöne Zeit für die beiden und mich. Wir haben eine kleine Terasse mit Garten und vor der Haustür den Schwarzwald. Im Januar liegt wahrscheinlich auch Schnee - ich freue mich tatsächich auf diese Zeit.

    Bin momentan bissl wackelig, kratze aber jedesmal - gerade mit Blick auf die Reha - die Kurve.

    Lg, Ena

    Hallo Carl Friedrich,

    war eigentlich grade am Rechner runterfahren und ab in die Heia, aber Deine sehr nett gemeinter Post verdient noch eine Antwort.

    Wie ich schon geschrieben hatte, meide ich Weihnachtsmärkte. So sehr ich - grade hier im Fränkischen - unsere kleinen Weihnachtsmärkte liebe - Kusthandwerk, regionale Schmankerl etc. - heuer no way. Glühwein riecht zu gut.... Also gehe ich da nicht hin.

    Weihnachten als solches kratzt mich nicht - weder bin ich Weihnachtsmensch, noch habe ich Familie, also droht keine Gefahr. Ich werde Weihnachten verbringen wie alle anderen Tage auch - Spaziergänge mit meinen Hunden, Malen, Stricken, Lesen.

    Silvestereinladungen habe ich abgesagt mit Hinblick auf die Reha; bis heute wusste ich ja nicht einmal, dass ich schon am 03.01. durchstarten kann. Das habe ich heute konkret meinem Bekanntenkreis kommuniziert, das wurde auch akzeptiert. Ok - Silvester wird einsam. Damit werde ich fertig. Pfeif drauf, hatte Party genug in meinem Leben. Lieber allein, safe und trocken als irgendwo hinzugehen und der Verlockung zu erliegen.

    Ich schieße mich jetzt bewusst in die soziale Isolation - eben gerade wegen dieser Zeit, da hast Du durchaus recht mit Deinen Bedenken.

    Im Wissen, dass das ein begrenzter Zeitraum ist, schaffe ich das schon, auch wenn es weh tut. Ein Rückfall wäre noch schmerzlicher.

    Tja - mehr Strategie habe ich jetzt auch nicht auf dem Schirm. Einigeln, Kontakt zu meinem Suchtberater und dem Krisendienst Mittelfranken, meine Hunde, die mir mehr geben als so mancher Mensch, Heizung auf 3 trotz Energiekrise, Duftkerzen, leckerer Tee, starker Kaffee und sündteure Pralinen ;)

    Und der unbandige Wille, mein Leben nicht wegzuwerfen. Und einen großen Plan habe ich, den ich bislang wegen des Alks nicht verwirklichen konnte:

    Galapagos. Da will ich hin, unbedingt.

    Wenn mich der Teufel reitet, denke ich an Blaufußtölpel und Riesenechsen. Klingt blöd, funktioniert aber. Ich werde diese faszinierenden Lebewesen nicht sehen, wenn ich trinke. Also visualisiere ich ein Glas Wein vs Blaufußtölpel. Dann muss ich lachen und Letzterer gewinnt. :-)))

    Ups - jetzt hab ich wieder soviel getextet. Gut jetzt.

    Gute Nacht und ganz liebe Grüße,

    Ena

    Danke Elly, danke Anton,

    ja, ich pflüge mich durch und lese. Mit Kommentaren halte ich mich zumindest heute zurück, ich bin zugegebenermaßen ein wenig gereizt. Schlechte Grundstimmung, um gutes feedback zu geben.

    Mir geht es - ja, das triifft den Punkt, außer dieser abseitigen Diskussion heute abend, ganz gut.

    Jetzt rufen meine Bettfedern. War anstrengend heute. Aber: wieder ein trockener Tag - YES!!!!

    Gute Nacht und danke,

    Ena

    Hartmut,

    Du bist so ein Typ, mit dem ich mich stundenlang fetzen könnte....

    Beginnt schon mit der Verdrehung der Tatsachen dahingehend, dass Du meine Worte, die ich Dir auf Deine Ansage hin getextet habe, als ursächlich darstellst.

    Lass es einfach. Ich habe weder Lust noch Energie, mit Dir über solche Banalitäten zu diskutieren.

    Im Gegensatz zu Dir haben die Anderen begriffen, wie ich ticke, Dein Ding, damit klarzukommen. Runterfahren ist eine gute Idee - findest Du Deine Nase, an die Du Dich fassen kannst?

    Nix für ungut,

    friedliche Grüße

    Ena

    Hallo Elly,

    danke.

    Wege sind manchmal steinig und holprig.

    Ich finde das jetzt mal richtig gut - dass akzeptiert wird, dass man auch mal gegen die Masse schwimmt.

    Gut, dass Du mir das getextet hast wg des Vorstellungsbereichs, wusste nicht, dass man sich da erstmal fernhalten soll. Verstehe ich zwar nicht wirklich, aber akzeptiere und respektiere ich.

    Naja, und jetzt freue ich mich einfach, dabei zu sein und Austausch stattfinden lassen zu können.

    Lg, Ena

    Danke, Panama, vielen Dank.

    Ich komme mir grad vor wie auf der Anklagebank (dummerweise habe ich einen juristischen Beruf, das macht es noch plastischer....).

    Mache jetzt "von meinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch". Es ist alles gesagt. Entgiftung, Zeitpunkt des letzten Konsums etc.

    Du hast es ja erkannt - nochmals danke.

    Wer es bis jetzt noch nicht begriffen hat - bitte, kein Ding, ich finde alleine zurTür.

    Lg, Ena

    Bin ich im falschen Film????

    Ich hatte deutlich kommuniziert, dass ich seit 31.10. (für alle, denen Halloween nichts sagen sollte) trocken bin. Und mithilfe meines Hausarztes entgiftet habe.

    Bei allem Verständnis - was wollt Ihr noch? Ein polizeiliches Führungszeugnis? Mein - unbeschriebenes - Vorstrafenregister?

    Ich schreibe mir hier die Finger wund, erzähle Euch alles und so langsam reicht es mir jetzt.

    Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Ich habe über meine Entgiftung berichtet, über den letzten Tag des Alkoholkonsums, und wenn das jetzt immer noch nicht reicht, um in Eurer Mitte willkommen zu sein, dann eben nicht. Ich muss mich doch nicht andauernd erklären und rechtfertigen.

    Was soll das? Seid Ihr das Höchste Gericht (für die Christen) oder die Große Strafkammer (für Weltliche und Juristen wie mich) oder wie?

    Dass Ihr selektiert, ist absolut verständlich und gut so.

    Dass Ihr im Gegenzug aber offenbar nur die Hälfte dessen lest, was Euch getextet wird und trotzdem Euer Urteil abgebt, empfinde ich grenzwertig.

    Wenn Ihr der Meinung seid, dass ich hier in Eurem Forum nichts verloren habe - kein Problem. Ich bin sofort draußen. Ich hatte mir Unterstützung erhofft, ziemlich viel von mir erzählt, und ich lasse mich dafür im Gegenzug nicht andauernd infrage stellen. Soweit ist meine Würde noch nicht gesunken. Ich bin ein Mensch, der trocken ist. Noch nicht lange, aber immerhin. Ich bin ein Mensch, der kämpft. Ich bin ein Mensch, der Hilfe braucht - ja, stellt Euch das mal vor...

    Und wenn ich hier nur hinterfragt und angezweifelt werde, dann war es das für mich. Ganz einfach.

    Ena

    Hallo Bolle,

    gleich vorweg: DAS war jetzt mal eine Ansage, die mir gut tut und mit der ich mich 100pro verstanden fühle.

    Und Du nutzt dieselbe Metapher wie ich: Das "Teufelchen".

    Mein erster qualifizierter Entzug 2009. Danach 1 Jahr ambulante Therapie - mit dem Erfolg, tatsächlich 6 Jahre trocken zu sein, bis mein Mann an Krebs erkrankte. Das war's dann mit nichts mehr Alk. Das nur by the way. Weißt Du, was ich in den Therapiestunden immer und immer wieder gesagt habe?

    Auf meiner Schulter sitzt er, dieser kleine fiese Teufel, versucht mir permanent einzureden, dass doch "ein Gläschen - hihihi....", piekst mir in die Schulter, führt einen Veitstanz vom Allerfeinsten auf.... Therapeuten wie Mitpatient*innen waren baff. So bildlich hat wohl noch keine*r* (ich hasse dieses Gendern, aber soll man ja jetzt müssen....) die Sucht gesehen.

    Ja, ich habe sie manifestiert in diesem Teufelchen, ganz einfach aus dem Grund, weil ich was Greifbares brauche, wogegen ich kämpfen kann. Die Sucht als solche ist nicht greifbar. Sie hat keinen Körper, sie spricht nicht, sie ist .... naja, halt da. Nach ihr greifen kann man nicht. Und so hatte ich damals das Teufelchen ersonnen und ihn von meiner Schulter gefegt, wenn er mir zu dreist wurde. Hat super funktioniert.

    Mag nicht bei Jedem klappen, für mich war es DIE Strategie. Die auch von Anderen übernommen wurde.

    Und so mache ich das momentan auch wieder. Mir guckt ja keiner zu, wenn ich auf meine Schulter einklopfe, um etwas loszuwerden, was reel gar nicht da ist... Und lieber ein Zwiegespräch mit einem "eingebildeten" Teufelchen führen und schlimmstenfalls einen blauen Fleck auf der Schulter. Hauptsache, das Teufelchen haut wieder ab. Zumindest mal für eine Weile.

    Danke für Dein Verständnis, Bolle. Hat mir sehr gut getan.

    Liebe Grüße,

    Ena

    Hallo Hartmut,

    Ihr macht das schon richtig - alles gut. Was Entgiftung etc. anbetrifft - hast Du möglicherweise überlesen, ist jetzt aber auch gar nicht so wichtig. Am 03.01. startet meine LZ, und alles andere, was hinterfragt werden kann, ist mir jetzt ehrlich gesagt schnuppe. Wenn der offene Bereich warten muss, bis ich die Quali habe, mich zu bewerben - alles gut, ich verstehe das, mir reicht es momentan auch, in diesem eingeschränkten Rahmen zu kommunizieren - Hauptsac he für mich ist, ÜBERHAUPT kommunizieren zu können. Das hatte ich von Anfang an auch genauso gesagt - erstmal HILFE zur Überbrückung bis zur stationären Aufnahme. Dass ich freilich jede Menge zu sagen hätte, Erfahrungen weitergeben könnte - ok, ich akzeptiere, dass Ihr da Schranken runterfahren lasst. Das ist vielleicht ganz gut so. Ich bleibe jetzt einfach mal hier in diesem Bereich, bin dann 8 Wochen eh weg und dann sehen wir weiter.

    Wichtig ist mir momentan nur Motivation. Hilfe zur Selbsthilfe. Nicht trinken bis zum Reha-Start. Ich habe doch einfach nur Angst, wieder zur Flasche zu greifen. Jeder Tag ist ein K(r)ampf.... Bin halt noch nicht so stabil wie Ihr - sorry....

    Lg, Ena

    Nochmal hallo, liebe Linde,

    ich komme ja gar nicht hinterher :-))

    Also - meine letzte Entgiftung war 31.08. - 13.09. Kein qualifizierter Entzug, schlicht körperliche Entgiftung auf der Internistischen. Bis 30.09. alles gut. Rückfall mit der saudummen Idee, diesmal kontrolliert trinken zu können. Pustekuchen. 1 Woche "moderat" getrunken. Danach 2 Wochen Absturz. Bis zu 2 l Wein/Tag. Dann Reißleine gezogen, weil ich Angst hatte, beim Gassigehen umzukippen. Panischer Besuch bei der Suchtberatung, Hausarzt ohne Termin überrannt, um mit ihm zu klären, ob meine körperliche Verfassung einen kalten Entzug tolerieren würde. Hausarzt hat unter großen Bedenken zugestimmt (bitte ihn nicht leichtsinnig nennen, der Mann kennt mich seit über 20 Jahren). Entzug im KH deshalb nicht, weil ich immer die Hunde irgendwo unterbringen muss, was nicht ganz einfach ist. In Abstimmung mit Hausarzt (ich hatte sogar seine Handynummer bekommen) ab in den kalten Entzug.

    - edit, Beschreibung des Kalten Entzuges entfernt, Linde -

    Der letzte Tag meines Alkoholkonsums war ausgerechnet Halloween - wenn das kein Witz ist....

    Lg, Ena

    Hallo Linde,

    unsere Posts haben sich gerade überschnitten. Danke, dass Du Dich nochmal gemeldet hast. Alles Weitere s.o.

    Und ja, ich tue mich schwer, bzw. es IST schwer. Ich erkenne doch selbst, auf welch tönernen Füßen meine Abstinenz steht; ich will nie mehr zurück in die nasse Zeit, ich wehre mich mit Händen und Füßen gegen das Trinken. Bis jetzt greifen die Strategien - bis jetzt. Drum habe ich mich ja diesem Forum angeschlossen, um mir Motivation zu holen, weiter durchzuhalten. Es ist halt momentan ein Tanz auf dem Vulkan. Drum bin ich doch so erpicht auf die stationäre Therapie - endlich safe. Dass damit nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist, ist ja klar, aber ich erhoffe mir Stabilisierung. Nach der Reha geht es ja weiter. Ambulante Therapie (Kombi insg. 1 Jahr), ich werde eine Shg besuchen (auch schon klargemacht), ich werde - sofern Corona nicht wieder dazwischengrätscht - ehrenamtlich ins Seniorenheim gehen und vorlesen und mit meinen Hunden ein bisschen Wärme und Kuscheln verbreiten.

    Aber: Das geht halt erst nach meiner Stabilisation. Momentan würde mir das über den Kopf wachsen.

    Du siehst - ich kämpfe. Und ich freue mich auf den Tag, an dem es kein Kampf mehr sein wird, zum Alk NEIN zu sagen, sondern eine Selbstverständlichkeit. Was glaubst Du, wie sehr ich mir ein selbstbestimmtes Leben zurückwünsche, in dem ICH bestimme, was ich wann und wie tue, und nicht nur noch der Gedanke der Beschaffung und Zuführung alles beherrschend ist? MEIN Leben, nicht das Leben des Suchtteufels. Das dauert halt noch ein bissl. Und, ganz ehrlich - es ist doch wesentlich besser, das so einzusehen und anzunehmen wie es Status quo ist, anstatt sich lapidar in Sicherheit zu wiegen, nach dem Motto "schaffst schon, was soll passieren?". Oh nein - meine Erfahrung hat mich andere Abläufe gelehrt, und drum bin ich jetzt lieber übervorsichtig als ein kleines Tickchen zu zuversichtlich und zu leichtsinnig. Der nächste Rückfall kann mich mal - darauf habe ich keinen Bock mehr. Also lieber jetzt 3 Gänge zurückschalten. Und dann vorsichtig anfahren. Und dann gehört mir hoffentlich irgendwann die Überholspur. Jetzt ist es dafür noch zu früh. Ich würde gegen die Wand fahren, wenn ich mich jetzt in Zuversicht wiegen würde, nur weil ich ein paar Wochen nichts getrunken habe.

    Lieben Dank für Deine nette Nachricht.

    Lg, Ena

    Hallo Dagmar, hallo Linde,

    ein paar Worte zu Euren Anmerkungen:

    Ich mache meine Abstinenz NICHT von der Klinik abhängig - das wäre ja völlig abseitig. Ich BRAUCHE aber diese Therapie, um mich in der Abstinenz erstmal zu stabilisieren. Was ist daran nicht zu verstehen? Habe ich mich vielleicht falsch ausgedrückt? Falls es unter Euch "Helden" gibt, die ohne Langzeittherapie den endgültigen Sprung in die Abstinenz geschafft haben - Hut ab. ICH kann es nicht.

    Warum ich das Buch "ALK" thematisieren wollte (was ich gestern im Übrigen beim Termin mit meinem Suchtberater getan habe)??? Ich verstehe die Frage nicht. Das Thematisieren war mir wichtig, weil ich nicht mal so eben einen Konsalik oder sonstigen Romanschrott gelesen habe, sondern ein Buch, das so richtig unter die Haut geht. Das löst bei mir Redebedarf aus. Ganz einfach. Und - man staune - meinem Suchtberater war dieses Buch NICHT bekannt. Was Euch überraschen mag, mich nicht. In der Alkoholtherapie ist er noch nicht lange unterwegs, er war bislang in der "harten" Drogenszene tätig. (Wobei das bei mir schon wieder eine Riesenlawine an Gedanken auslöst; Droge ist Droge.... kann man sich ins Koma diskutieren bei diesem Thema). Anders formuliert und weniger Magengrummeln auslösend: Er hatte mit Konsument*innen illegaler Drogen zu tun.

    Und ja - man muss mich derzeit "umsorgen". Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum das so klingt, als ob es negativ behaftet wäre oder ich mich dafür schämen sollte. Ihr kennt mich nicht, Ihr wisst von meinem Charakter gar nichts, davon nichts, dass ich 3 Jahre meinen krebskranken Mann bis zum bitteren Ende begleitet habe und daneben einen Vollzeitjob nebst herzkranker Schwiegermuttter, 2 Hunden und Haushalt gewuppt habe, dass ich zwischen meinem Wohn- und Geburtsort (300 km) hin- und hergesaust bin, um für meine Mutter zu sorgen (während mein Mann krank war und auch nach dessen Tod) - also langsam mit vorschnellen Rückschlüssen. Ich habe alles Recht dieser Welt, mich jetzt umsorgen zu lassen; es hat sehr lange gedauert, bis ich überhaupt eingesehen habe und für mich akzeptieren konnte, auf Hilfe angewiesen zu sein. Hilfe anzunehmen war für mich der sprichwörtliche Gang nach Canossa. Dass ich jetzt dazu bereit bin und dankbar bin, dass es Hilfe gibt, lasse ich mir nicht negativ reden.

    Ja, mein Zuhause ist alkoholfrei - alles andere wäre ja ein ziemlich schlechter Witz. Darum geht es auch gar nicht. Ich laufe 300 m zum nächsten Dönermann und der verkauft jede Menge Alkoholika. DAS ist es doch, wogegen ich mich mit aller Macht stemme: Da NICHT hinzugehen und mal eben eine Flasche zu kaufen. Ihr wisst es doch selbst: Auch wenn man nichts zuhause hat - ruckzuck ist was besorgt. Das ist ja das Fatale am Alk - dass er 24h rund um die Uhr verfügbar ist.

    Durch Familienangehörige bin ich nicht "gefährdet" - ich habe schlicht keine mehr.

    Inwieweit ich begonnen habe, meinen Alltag zu verändern, hatte ich im letzten Post kommuniziert. Das war nun irgendwie auch wieder nicht recht, habe ich so das Gefühl. Korrigiert mich, wenn ich mich da irren sollte. Nochmal: Ich meide Weihnachtsmärkte, weil Glühweinstände - nur ein Beispiel von vielen. Ich vermeide Kontakte zu nassen Alkoholikern, die im Traum nicht daran denken, mit dem Saufen aufzuhören.

    Mein ganzes Leben ist im Umbruch, ganz einfach deswegen, weil ich UMDENKEN muss. Von einem nassen in ein trockenes Leben. Das ist verdammt viel Arbeit, geht nicht von heute auf morgen, und ja, ich wiederhole mich: Auch DAFÜR benötige ich die Therapie. Um mir erstmal in Ruhe darüber klar zu werden, wie es weitergehen soll. Ich bin keine 30 mehr und krempel mal so ad hoc mein Leben um. Derzeit kostet mich die Abstinenz dermaßen viel Willenskraft, dass für Zukunftspläne kaum Raum bleibt. Darum ist mir die Therapie so enorm wichtig. Weil ich davon ausgehe, dass ich danach diese benötigte Kraft haben werde.

    Sorry, aber jetzt muss ich kurz zynisch werden:

    "Alle Therapeuten, Berater, Kliniken usw. können ja nicht deinen Alltag bei dir zuhause mit-leben. Das ist deine Verantwortung."

    Ach was??? Da wäre ich ja nie drauf gekommen.... Ich dachte, ich darf ab sofort Rund-um-die-Uhr-Privatbetreuung im Kokon wahrnehmen. - Also bitte....

    Zum Abschluss eine gute Nachricht: Am 03.01. startet meine stationäre Therapie. Entgegen der erwarteten 6 Wochen sind mir 8 Wochen bewilligt worden (der Rest läuft ambulant).

    Viele Grüße,

    Ena

    Hallo Elly, hallo Thalia,

    danke für Eure Antworten.

    Ja Elly, Du hast natürlich recht und erzählst nichts, was ich nicht selbst längst wüsste, u. a., dass Alkohol die Depression verstärkt. Beides zusammen ist ein verflixter Teufelskreis, das ist mir durchaus bewusst und das habe ich auch aus meiner stationären Therapie in der Psychiatrie mitgenommen.

    Aber: Nur weil jemand theoretisch die Verkehrsregeln kennt, hat er noch lange nicht die Befähigung zur Teilnahme am Straßenverkehr - metaphorisch gesprochen.

    Und ja, ich habe mich ein wenig eingelesen - was nicht viel bringt, solange der offene Bereich für mich nicht zugänglich ist. Also verharre ich jetzt halt mal auf dem mir zugewiesenen Logenplatz und mache das Beste draus. Wenn der Wille auf eine lebenslange Abstinenz nicht da wäre, was sollte ich dann hier? Genau deswegen habe ich mich diesem Forum ja angeschlossen.

    Thalia, ich bin mit Dir absolut einer Meinung - darum überdenke ich derzeit auch, wie mein Leben weitergehen soll, was bleiben kann/darf, was rausgeschmissen werden muss. Wie eine Art Frühjahrsputz. Und ich bin derzeit sehr schwer am Räumen.

    Das erste, das ich vor 3 Monaten gecancelt habe, war mein Job. Ja, richtig - ich, nicht mein AG. 2 Std täglich pendeln, 8 Std. Vollstress - zuviel, einfach zuviel. Ich habe über 40 Jahre Vollzeittätigkeit hinter mir und werde in dieser Hinsicht jetzt einfach kürzer treten. Nach meinem Klinikaufenthalt darf es gern wieder ein Teilzeitjob sein - aber in Wohnortnähe und keine 40h-Woche mehr. Darüberhinaus habe ich aus meiner Umgebung die "Energieräuber" aussortiert. Mir ist ein fast schon ungesundes Maß an Empathie in die Wiege gelegt worden, statt meine Probleme zu lösen, kümmere ich mich lieber um die meiner Mitmenschen. Ich bin ehrlich genug zu erkennen, dass das natürlich eine Super-Strategie ist, sich seiner eigenen Probleme nicht stellen zu müssen. Aber das ist sicherlich nicht der einzige bzw. der beherrschende Grund. Ich kann es einfach nicht ertragen, Menschen leiden zu sehen und sie in ihrem Kummer allein zu lassen. Dass das teilweise gnadenlos ausgenutzt wird, habe ich mir schmerzhaft bewusst gemacht und diese Kontakte inzwischen abgebrochen.

    Ich denke durchaus in die Zukunft - würde gerne ehrenamtlich tätig werden, was ja auch zeitlich möglich wäre, wenn ich nicht mehr Vollzeit arbeite.

    Daneben habe ich 2 Hunde, die mich brauchen und die Struktur in mein Leben bringen, weil ich - egal wie es mir geht - sehr darauf bedacht bin, die Bedürfnisse der kleinen Racker zu erfüllen.

    Ich habe durchaus Zukunftspläne und Perspektiven, ich habe mich keinesfalls kampflos meiner Abhängigkeit ergeben, sonst hätte ich mich nicht wieder zur Therapie angemeldet. Es gilt halt derzeit, die Durststrecke (im wahrsten Wortsinn) durchzustehen, bis endlich die Kostenzusage der DRV kommt und ein Platz in der Klinik frei ist. Dass das Monate dauert, wissen wir alle...

    Deshalb habe ich in dieses Forum gefunden - damit in dieser Zeit ein Austausch stattfinden kann, ich Unterstützung finde und vielleicht sogar selbst anderen helfen kann, die noch am Anfang ihrer Alkoholkarriere stehen und grad gar nicht wissen, wo hinten und wo vorne ist.

    Eine Empfehlung an alle - seien es "Frischlinge", Langzeittrinker, Trockene, Nasse, Co's: Ich habe gestern - an einem einzigen Tag - ein sehr beeindruckendes Buch gelesen bzw. regelrecht verschlungen:

    "ALK" von Simon Borowiak, aktualisierte Ausgabe 2019, erschienen im PENGUIN-Verlag, ISBN 978-3-328-10385-1.

    Locker-flockig geschrieben, ruft durchaus Schmunzeln oder Auflachen hervor, ohne jemals auch nur ein Quäntchen lächerlich oder unseriös zu sein. Der Autor ist natürlich selbst Alkoholiker, nach x Entgifungen, Aufenthalten sowohl in der geschlossenen als auch in der offenen Psychiatrie seit Jahren trocken.

    Meines Erachtens gehört dieses Buch als frei zugängliche Lektüre in jede Entgiftungsstation.

    Ich würde das gerne im offenen Bereich kommunizieren, kann ich aber (noch) nicht - vielleicht wollt Ihr das mal weitergeben? Vielleicht kennt Ihr dieses Buch ja auch selbst schon. Am Di habe ich wieder einen Termin mit meinem Suchtberater und werde diese Lektüre auf jeden Fall zum Thema machen.

    Euch allen wünsche ich einen ruhigen, kuschligen 2. Advent - lasst es Euch gutgehen. Und ja - eine duftende Tasse Tee IST was Gutes - muss kein Glühwein sein. Aus genau diesem Grund meide ich derzeit sämtliche Weihnachtsmärkte - wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.

    Liebe Grüße,

    Ena