Beiträge von Faesschen

    Du hast - wenn ich das richtig verstanden habe - kalt entzogen, also einfach aufgehört zu trinken, jedenfalls schreibst Du nichts davon, dass Du beim Arzt warst. Nun ist das schon eine Weile her und die Entgiftung durch, aber das ist eigentlich nicht der Weg, der gegangen werden sollte. Es wäre eigentlich wichtig gewesen, sich bei einem Arzt vorzustellen, der den Entzug begleitet, denn ein sogenannter kalter Entzug ist gefährlich.

    Hallo Cadda

    Ja das hast du richtig verstanden. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt ja noch kein Problem. Zumindest hatte ich das gedacht.

    Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mich als Alkoholiker zu bezeichnen. Das waren für mich immer kaputte, mit dem Leben fertige Menschen. Ich hatte ein klassisches stereotypisches Bild von Alkoholikern vor Augen. Ein Arztbesuch steht auf jeden Fall noch auf meiner to-do Liste.


    Ich fühle mich grade ein wenig so, als hätte ich noch rechtzeitig die Kurve bekommen und bin darüber sehr glücklich und dankbar.

    Danke für den Link und die Zeilen! Das werde ich später machen. Jetzt geht es erstmal zum Sport :)

    Lg

    Hallo Cadda,

    Ich hab in den letzten Stunden hier viel gelesen. Vieles kommt mir bekannt vor. Es ist irgendwie erschreckend. Ich bin mir sicher, keinen Alkohol mehr trinken zu wollen, ob ich es werde, bleibt abzuwarten.

    Es ist schwierig zu beschreiben. Obwohl ich eigentlich keinen Suchtdruck verspüre, scheint mein Suchtgedächtnis sehr ausgeprägt zu sein. Anders kann ich mir die Reaktion auf den Schluck Wein nicht erklären. Als hätte er mir die Augen geöffnet. Plötzlich war mir klar, das ich Alkoholiker bin. Ich will das nicht, aber ich weiß dass ich, sollte ich wieder trinken, kein Ende finden werde. Erst wenn alles leer ist oder ich ausgeknippst einschlafe. Irgendwie war diese Erkenntnis befreiend. Rückblickend weiß ich das schon länger. Kurios wie man verdrängen kann. Ich bin jeden Tag einkaufen gegangen. Habe ich mehr gekauft, wurde auch mehr getrunken.

    Das liest sich jetzt vielleicht doof, aber ich bin stolz auf mich, das ich die letzten Monate an den Regalen vorbeigehen konnte, ohne etwas zu kaufen. Der Unterschied zu damals ist, das ich jetzt nichts mehr kaufen will. Vorher war es eher das Gefühl nicht zu dürfen.

    Ich würde mich hier gerne mit anderen austauschen. Auch um eine Anlaufstelle zu Gleichgesinnten zu haben, falls ich mal durchhängen sollte und ein Rückfall droht. Auch wenn ich mir das grad nicht vorstellen kann, kenn ich mich doch ziemlich gut. :roll:

    Lg

    Hallo, hier bin ich.

    Ich bin 41 Jahre alt, männlich und habe in den letzten 25 Jahren regelmäßig Alkohol getrunken. Mal mehr, mal weniger.

    Angefangen habe ich, als ich ca.15 Jahre alt war. Vom ersten Bier zum ersten Vollrausch ging es ziemlich fix. Die ersten Male ausgehen, die ersten Konzerte, die ersten Parties und die ersten Abstürze danach. Am Wochenende war meisst irgendwo etwas los und ich war natürlich dabei. Unsere Clique traf sich, wenn sonst nichts los war, bei jemandem zu Hause und dort wurde dann zusammengesessen, Filme geguckt, etwas gespielt und getrunken.

    Je mehr, desto besser waren wir drauf und umso besser war der Abend. Die Wochenenden waren zum trinken und zum ausnüchtern da. Alles so, war ganz normal.

    Mit 25 habe ich geheiratet und wurde kurze Zeit später Vater. Die Parties wurden weniger und ich ging nur noch selten aus. In dieser Zeit trank ich regelmäßig zu Hause, auch unter der Woche. Ein Glas Wein zum Essen, ein Feierabend Bierchen kann ja wohl nicht so schlimm sein. Dann kam die Trennung und ich verlor meine Arbeit. Plötzlich hatte ich viel Zeit.

    Kein Bier vor vier hieß es. Jetzt war mein Motto: Irgendwo auf der Welt ist es immer schon vier. Ich trank gegen die Langeweile und den Frust. Erst waren es 2 Bier am Tag, dann irgendwann 4 und abends noch ne Flasche Wein. Kein Problem.

    Wirklich Gedanken habe ich mir da nicht gemacht. Ich konnte doch jederzeit aufhören. Mal ein 2 Wochen nicht trinken waren kein Problem.

    Ich fand einen neuen Job und kämpfte mit Depressionen und einem Gefühl der Sinnlosigkeit. Schnell trank ich wieder täglich und so viel, das ich mich Abends quasi ausgeknippst habe um überhaupt schlafen zu können. Meine neue Partnerin war davon gar nicht begeistert und ich habe angefangen heimlich zu trinken, wenn sie auf Nachtdienst war. Dabei war es offensichtlich. Ich schäme mich immer noch dafür. Ein echtes Problem habe ich immer noch nicht gesehen und hätte mich nie als Alkoholiker bezeichnet. Höchstens als jemanden, der gerne trinkt. Ich konnte immerhin aufhören und nichts trinken wenn ich wollte. Ich bewies meiner Partnerin und mir selbst das öfter mit Tagen, an denen ich nichts trank und kam auch wunderbar damit zurecht.

    So ging es über mehrere Jahre bis ich an einem Punkt war, an dem ich das nicht mehr wollte. Ich war angewidert von mir selbst.

    Ich beschloss von heute auf morgen erstmal wieder auf Alkohol zu verzichten.

    Am vergangenem Wochenende wollten wir uns einen gemütlichen Tag machen. Wir hatten seit langem mal wieder ein freies, gemeinsames Wochenende. Wir machten es uns gemütlich und öffneten ein Flasche Wein.

    Beim ersten Schluck überkam es mich plötzlich. Es fühlte sich an, wie ein anflutender Vollrausch. Tränen schossen mir in die Augen.

    Ohne zu zögern stand ich auf und goss mein Glas in die Spüle. Es war befreiendes und gleichzeitig auch trauriges Gefühl.

    Ich hab Alkohol fast durchgespielt. Ich bin im letzten Level und wenn ich gewinnen will, darf ich nicht mehr trinken, erklärte ich ihr. Sie war überrascht aber glücklich.

    An dem Tag habe ich mich selbst zum ersten mal als Alkoholiker bezeichnet.

    Wenn man von dem Schluck Wein absieht, bin ich jetzt seit drei Monaten trocken.

    Ich bin gespannt wie es weitergeht und denke es ist nicht verkehrt, sich mit anderen über das Thema auszutauschen. Deshalb bin ich hier gelandet...

    Gruß