Beiträge von Mariemachtnichtkehrt

    Hallo liebe EKAs,

    Heute mit frischer Energie:

    EKAs ....... wie cool, dass ich ja doch so eine Art Kulturkreis habe, einen Clan, ich kam mir immer so einsam wie ein gestrandetes Alien vor. Ich habe ein wenig von euch gelesen und habe viele Gedanken zu euren Geschichten. Ich würde gern zu jedem Thread schreiben, abwr das braucht noch zeit. Ich kann so vieles nachvollziehen und es tut gut zu wissen, dass ich mit meinen Problemen nicht allein bin. Zu lange habe ich geschwiegen und gedacht, ich müsse das alles allein aushalten.

    Schön, das es euch gibt!

    Dankbare Grüße, Marie

    Hallo Lananana,

    Ich kann deine gefühle von einsamkeit und trauer gut nachvollziehen. Als sei man gebrandmarkt.

    Für mich ist es, als hätte ich in mir ein schwarzes loch, einen bodenlosen Abgrund und es kostete mich früher unfassbar viel energie da nicht hineinzufallen.

    Nun habe ich mich gezwungenermaßen in diese grube begeben und alles in augenschein genommen. Ich fand darin einen ekelhaften keller mit vielen monstern und Dämonen. Ich habe versucht sie alle besser kennenzulernen, da sie zu mir gehören. Ich versuche mich mit diesen schadhaften, verotteten gestalten anzufreunden. Die waren gar nicht so schlimm, wie ich immer dachte. Sie tragen Namen wie Scham, Schuld, Selbstekel, Unsichtbar, Schweigen, Geheimnis, Angst, Zorn, uvm.

    Ich habe erkannt, dass diese Gestalten dann und wann ins obergeschoss gekommen sind und ihrer natur folgend unheil gestiftet haben. Jetzt erkenne ich immer besser, wenn eines davon aus dem loch kriecht und in der gegenwart rühren möchte. Dann koche ich ihnen mental eine tasse tee, höre kurz zu und schicke sie freundlich wieder in den keller. (Diet versuche ich es etwas wohnlicher zu machen, damit nicht alles durcheinander geht)

    Ich habe begonnen diese schamhafte versehrtheit, die in mir lebt, sichtbar zu machen und rede mit menschen darüber, wenn es sich ergibt. So hatte ich schon interessanten, intensiven Smalltalk. (Neben mir steht das Schamgefühl und wird jedes mal ein bisschen leiser)

    Ich habe das erste mal in meinem leben das gefühl mich so zu zeigen, wie ich wirklich bin und es ist erstaunlich, wie gut ich angenommen werde. So sind in kurzer zeit zwei tolle freundschaften entstanden.

    Lange rede kurzer sinn (sorry):

    wenn andere menschen mich annehmen können, dann beweist mir das, dass ich gar nicht so ekelhaft und unliebenswert bin, wie es die monster aus dem keller behaupten. Stück für Stück hilft mir das, mich selbst anzunehmen und echte selbstfürsorge leisten zu können.

    Dabei ringe ich immer mit dem Schamgefühl, aber das ist ok.

    Vielleicht ist das hilfreich für dich?

    Bitte entschuldige mein abschweifen, ich brauchte mehr wörter um dies gedanken zu veranschaulichen.

    Hallo liebe Menschen,

    Meine Mutter ist Alkoholikerin. Das schreiben zu können ist ein Meilenstein. Es löst in mir einen Knoten und es platzen allerhand Gefühle heraus: Stolz und Angst, Schuld und Scham, Entschlossenheit.

    Um dieses Thema tanze ich seit Jahrzehnten einen Eiertanz. wurde ich als Kind noch bestraft, sobald ich ihr Trinkverhalten erwähnte, wurde ich als Teenager Co-abhängig und war selbst auf dem weg in den Alkoholismus. Sie wurde böse und nahm es persönlich, wenn ich es ablehnte mit ihr zu trinken. Manchmal trank ich mit, damit ich nicht so viel angst spüren musste. Wenn sie trank, kannte Sie kein Limit. Sie wurde betrunken oft zu einer unberechenbaren, gefährlichen person. Ich wusste nie, wann die bombe hochgeht. Nüchtern ist sie liebenswürdig, ein anderer Mensch.

    Ich wurde irgendwie die Mutter meiner Mutter. Und sah mich für sie und ihre probleme verantwortlich. "Du kämpfst für mich wie eine Löwin." Sagte sie mal zu mir, nachdem ich mich mit einem ihrer gewalttätigen Partner angelegt hatte.

    Meine Mutter ist nicht nur Alkoholikerin. Sie ist auch ein traumatisierter Mensch mit psychischen Problemen, das verstehe ich heute.

    Seit über 10 Jahren löse ich mich aus dieser Beziehung und versuche Ihr sporadisch zu begegnen ohne teil ihres Wahns zu werden. Das ist anstrengend, da in mir immer ambivalente Gefühle konkurrieren. Es ist wie ein kampf zwischen verschiedenen Realitäten, ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll.

    Ich bin jetzt 33 und befinde mich seit diesem Jahr in Therapie. Ich leide an depressionen. Ich habe zwei kinder und bin entschlossen mein "psychisches Erbe" aufzuarbeiten, damit meiner familie ein gesundes, glückliches leben möglich ist. Mit mir soll "es" enden.

    Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt meinen Groll auf meine Mutter überwunden und sehe sie als einen kranken menschen. Ich bin dankbar, dass ich mein eigener mensch bin und nicht ihren weg gegangen bin.

    Was nun aber das Gefühl von hilflosigkeit in mir erzeugt, ist der umgang mit dem verfall meiner Mutter.

    Sie ist innerhalb kürzester zeit zweimal gestürzt und die knochen brechen inzwischen viel schneller. Sie wird irgendwann hilfe brauchen. Ich kann das nicht leisten, auch wenn ich das gern würde.

    Sie sieht nicht, dass der Alkohol teil ihres Gesundheitszustands ist. Sie leugnet, wie immer. Heute habe ich ein letztes mal mein schweigen zum thema alkohol gebrochen. Es kostet mich immer unglaubliche überwindung, da ich früher attackiert wurde, wenn ich unbequeme wahrheiten aussprach. Ich spreche sie noch immer aus, weil ich nicht mit der schuld leben möchte, es nicht wenigstens versucht zu haben.

    Ich erhoffe mir in diesem forum Austausch und Unterstützung. Gerade in bezug auf diese ewigen ambivalenzen, die ich als kind einer alkoholikerin in mir trage. Ich hoffe auf bestärkende kontakte.

    Ich freu mich und sende meinen tiefen respekt an jeden hier, der seinen Dämonen ins auge schaut!

    Liebe Grüße, Marie