Beiträge von Tobias92

    Vielen Dank Sue :)

    Twizzler wie du auch vorgeschlagen hast, habe ich meiner Mutter nochmal angeboten, dass wir uns gemeinsam in der Stadt treffen um Kaffee zu trinken, bisschen zu bummeln, spazieren zu gehen. Einfach normal unterhalten und zusammen lachen ohne Beaufsichtigung durch meinen betrunkenen Vater, der zu allem ein Kommentar abgeben muss.
    Als Antwort bekam ich, ich müsste sie verstehen, sie säße zwischen zwei Stühlen, wenn sie sich mit mir allein treffen würde, dann wäre die Hölle los und das würde sie nicht ertragen (Meine Mutter hatte einen Herzinfarkt vor einigen Jahren und dadurch nur noch die halbe Herzleistung).

    Ich kann sie ja verstehen, aber ich möchte ehrlich gesagt nicht meinen eingeschlagenen Weg des seit 2 Monaten ruhenden Kontakts zu meinem Vater beenden um meine Mutter zu besuchen (zwangsläufig dadurch ja wieder meinen Vater auch sehe), da ich mich ansonsten wieder gefühlt in den Teufelskreis hineinbegebe.

    Es ist ein hin und her zwischen "schlechtes Gewissen" und "du hast ihr angeboten dich zu sehen, mehr kannst du nicht tun"

    Das mit dem nichts essen kenne ich von meinem Vater nur allzu gut, meine Mutter hatte immer mittags gekocht und wer dann nichts essen wollte sondern lieber saufen war mein Vater. Bis spät abends, dann hat er allen ernstes gefragt ob meine Mutter ihm noch etwas kochen kann.


    Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass er Hilfe annehmen möchte. Und wenn nicht, dann dass deine Mutter stark genug ist, ihren eigenen Weg zu gehen. Bei mir war/ist es genauso, meine Mutter hatte mich damals großgezogen und ihre Arbeit aufgegeben und dementsprechend finanziell nicht die größten Möglichkeiten. Bei meiner Mutter hab ich aber auch das Gefühl, dass sie gehemmt ist, Hilfe anzunehmen um sich aus diesem Teufelskreis befreien zu lassen. Wichtig ist vor allem auch wie du sagst, dass du für dich persönlich deine Konsequenzen ziehst. Du hast lange genug auf dein eigenes Leben warten müssen und sicher schon viel zurückgesteckt. Uns wurde nicht dieses Urvertrauen mit auf den Weg gegeben, was viele in intakten Familien erhalten. Umgib dich mit Menschen, die positiv sind , eine positive Einstellung haben und dich bei deinem eigenen Lebensweg unterstützen. Hast du in deinem Umfeld einige mit denen du über deine familiäre Situation sprechen konntest?

    Hallo Unknown97,

    ich kann dich da absolut verstehen, viele deiner Gedanken haben sich bei mir genauso abgespielt.
    Was, wenn ich ausziehe, wird es dann noch schlimmer für meine Mutter, die eigentlich die einzige war, die meine Kindheit erträglich und schön gemacht hat?

    Berufsbedingt blieb mir aufgrund der Distanz gar keine andere Wahl und ich bin mit Anfang 20 damals ausgezogen.
    Dennoch bin ich, gerade auch, weil ich dachte, ich muss meiner Mutter beistehen und auch weil wir ein gutes Verhältnis hatten, immer am Wochenende heim gefahren, obwohl ich ganz genau wusste, dass mein Vater mich mit seiner Trinkerei immer weiter ein Stück weit emotional zerstört.
    Als ich dann meinen Partner hatte, hat sich das mit dem am Wochenende hinfahren gelegt, dennoch bin ich über Jahre hinweg noch alle 2 Wochen für mehrere Stunden hingefahren. Natürlich hat das immer wieder zu Spannungen geführt, da ich es nicht ertragen konnte, zu sehen, wie er sich einfach nur permanent betrinkt.

    Unter anderem habe ich es getan aus dem Pflichtgefühl heraus, es zu müssen, weil meine Mutter, um Stress zu vermeiden, sich so gut wie nie mit mir alleine getroffen hätte, geschweige denn mich besucht hätte, da sie viel zu sehr Angst hatte, dass er dann wieder cholerisch wird.

    Da meine Mutter und ich regelmäßig Kontakt haben und sie mir dann natürlich auch ihr Leid klagt, war ich trotz Auszug gefühlt nie von Zuhause weg.

    Er hatte kurz für einige Monate aufgehört zu trinken aber dann wieder angefangen.

    Von meiner Mutter zu erfahren, dass er wieder trinkt war für mich ein Riesen Schock, aber es hat mir auch die Augen geöffnet.

    Ich hatte so dermaßen die Probleme meiner Eltern zu meinen eigenen gemacht, dass sich vieles nur noch darum gedreht hat, es ihnen recht zu machen und zu versuchen, Therapeut zu spielen. Aber das kannst du nicht. Du kannst und du darfst nicht die Päckchen anderer zu deinen eigenen machen, auch wenn es anfangs wirklich schwer fällt und vor allem, wenn es sich um die eigenen Eltern handelt.

    Mir tut aktuell Abstand wirklich gut, ich habe meinem Vater klar gemacht, dass ich Abstand möchte und nicht mehr komme solange er trinkt und meine Mutter weiß, dass Sie mich jederzeit besuchen kommen kann.

    Versuch, etwas Distanz von der Situation zu schaffen, auch wenn das verdammt schwer ist. Versuch, dir dein eigenes Leben aufzubauen, nach deinen eigenen Vorstellungen, und denk vor allem auch an dich, das ist nicht egoistisch sondern hat auf eine gewisse Art und Weise eher etwas mit Selbstliebe und auch Selbstschutz zu tun. Du hast es verdient, ein "eigenes" Leben zu führen.

    Hallo Tobias und herzlich Willkommen hier.

    Es ist toll, dass du so gut reflektieren kannst, was dir gut tut und was nicht und entsprechend handelst. Ich wünsche dir, dass du dabei bleiben kannst.

    Der Austausch hier wird dir bestimmt gut tun.

    Wäre es denn eine Option, deine Mutter z.B. nicht zu Hause sondern außerhalb zu treffen. Ein schöner Tag beim Einkaufsbummel, einen Tag wandern gehen oder ähnliches.

    Vielen Dank.
    Für mich wäre das definitiv eine Option, wie gesagt, meine Mutter und ich haben ein sehr gutes Verhältnis, es sind eher die Befürchtungen meiner Mutter hinsichtlich meines Vaters, die momentan dagegen sprechen. Sie befürchtet, dass Sie das dann in Form von Wutausbrüchen und Vorwürfen abbekommt, dass ich mich mit ihr alleine treffen möchte. Bislang war sie es ja auch gewohnt, dass ich alle 2,3 Wochen zu Besuch kam, aber wirklich unterhalten konnte man sich da nicht, da mein Vater permanent daneben sitzt und uns immer wieder unterbricht und uns stört.

    Hallo zusammen, ich stelle mich dann mal vor.

    Ich bin Ende 30 und habe einen alkoholkranken Vater. Von ca. meinem 6. bis zu meinem 15. Lebensjahr war mein Vater trocken, seitdem trinkt er jedoch fast durchgängig. Ich hatte keine ganz so leichte Kindheit, da der Alkohol meinen Vater immer ziemlich aggressiv gemacht hat und er immer wieder auf Streit aus war, nicht nur mit mir, sondern auch mit meiner Mutter (ohne körperliche Gewalt).
    Nach außen hin wurde das Thema immer totgeschwiegen, niemand sollte mitbekommen, dass mein Vater Alkoholiker ist (innerhalb der Familie wusste es natürlich jeder).
    Freunde zu sich einladen war so natürlich auch unmöglich.

    Da ich Einzelkind bin, hatte ich so, außer meine Mutter, niemanden, mit dem ich drüber sprechen konnte.

    Mit 20 bin ich dann Zuhause ausgezogen, ca 90 km entfernt von den Eltern, mittlerweile schon 11 Jahre in einer Beziehung.

    Meine Mutter und ich haben ein ziemlich inniges Verhältnis, wir schreiben uns auch täglich.

    Nur wegen ihr bin ich alle 3 Wochen ca. meine Eltern besuchen gefahren, jedoch immer mit Magenschmerzen, da ich wusste, da dort nicht nur meine Mutter, sondern auch mein Vater warten würde.
    Egal was ich mache, sei es beruflich oder privat, es war eigentlich immer alles falsch, alles wurde hingestellt, als wäre es nichts wert. Darüber hinaus hat er jedes Mal wenn ich da bin, versucht, mich einzuspannen, um kaufen zu gehen für ihn (der Supermarkt ist fußläufig 100 m entfernt...)

    Wenn er nicht trinkt, ist er eine ganz andere Person, aber mit dem Alkohol unerträglich.
    Über die Jahre habe ich gespürt, dass es wichtig ist, dieses Thema nicht totzuschweigen, und bin dann in meinem Freundeskreis auch offen mit dem Thema umgegangen, was total gut aufgenommen wurde.

    Als er Mitte letzten Jahres mit dem Trinken aufhörte, dachte ich, es würde sich alles zum Guten wenden, jedoch fing er im Januar diesen Jahres nochmal an. (mit der Begründung, meine Mutter müsste immer Recht und bei allem das letzte Wort haben und das würde ihn nerven)


    Da ich jedoch gemerkt habe, dass ich mehr Distanz benötige, habe ich ihm in einer SMS geschrieben, dass ich Abstand von ihm möchte, was er scheinbar akzeptiert, da er sich seitdem nicht mehr gemeldet hat (vorher hatte er immer angerufen, teilweise während meiner Arbeitszeit und meinte, dass ich sofort ran gehen müsse, wenn er anruft)

    Nun war ich 2 Monate nicht mehr dort zu Besuch und mich plagt meiner Mutter gegenüber das Schuldgefühl, als würde ich Sie mit dieser Situation alleine lassen. Sie weiß, dass Sie jederzeit bei uns willkommen ist und uns besuchen kann, jedoch weiß ich, dass Sie befürchtet, wenn Sie mich ohne ihn besucht bzw. ohne ihn Zeit mit mir verbringt, dass ihn das unglaublich wütend und noch cholerischer machen könnte.

    Da ich aber über Jahre hinweg gemerkt habe, dass mich die Besuche bei meinen Eltern alle 2,3 Wochen eher runterziehen und mich bedrücken als dass Sie mir gut tun, möchte ich nun erstmal diesen Weg weitergehen und auf Abstand bleiben.