Beiträge von Berliner

    Ich lese seit Tagen im Forum, stelle zahllose Parallelen fest und verstehe langsam immer besser, dass ich in der Situation mit meiner Frau reichlich machtlos bin. Ernüchternd würde ich das nennen wollen.

    Auffällig ist, dass vergleichbare Situationen oft genau andersherum sind, dass die Frauen an ihren Männern verzweifeln. Ich habe vieles auf meine eigene Suchtkarriere geschoben, aber da liege ich wohl falsch.

    Ich habe zwar noch keine Ahnung, wie ich hier weitermachen soll, aber es hilft mir ungemein zu erkennen, dass ich einer unter vielen bin. Danke an alle, die hier so offen und ehrlich schreiben, das ist Balsam für die Seele...

    Liebe Grüße vom Berliner

    Deine Frau ist ein Mensch und keine Sache, die du mal durchkämpfen kannst. Sie ist ein Mensch mit eigenem Willen. Da gibt es Grenzen, die du überschreitest. Sie " formen" zu wollen nach deinen Vorstellungen ist schlicht und ergreifend übergriffig.

    Das ist ein verdammt gutes Argument, danke!!!

    Wie hast Du es überhaupt geschafft, in ihrem Beisein trocken zu werden und zu bleiben? Und wie steht sie dazu?

    Sie hätte ja von Deinem guten Beispiel lernen können und sehen, dass das Leben ohne Alk gar nicht trostlos sein muss ...

    Vielleicht war es ein Rest an Vernunft, der mich geleitet hat. Ich habe ja schon davor einige Entzüge gemacht, kalt und stets alleine...

    Sie fand das am Anfang "Quatsch", ich würde alles übertreiben. Mittlerweile hat sie eine gewisse Achtung davor. Aber ich glaube, sie denkt, ich kompensiere das nur mit Arbeit. Das ist allerdings falsch, die macht mir nämlich Freude...

    Ich verstehe. Du kennst das.

    Wie bekommt man das hin, ohne das man sich im Nachgang Vorwürfe macht? Ich will irgendwie nicht glauben, dass ich überhaupt keinen Einfluss auf die Entwicklung habe.

    Zu gehen ist irgendwie eine Kapitulation. Das ist wirklich nicht mein Stil. Ich kämpfe eigentlich alles durch und fast immer auch erfolgreich. Bezogen auf mich selbst, aber auch beruflich und geschäftlich. Ich habe einige soziale Engagements, die auch viel Durchhaltevermögen erfordern. Und gerade bei meiner Frau soll das alles nicht funktionieren?

    Leichter gesagt als getan. Im Grunde bin ich von einigen Drogen weggekommen nur durch Sie. Der Alkohol kam danach. Dass das für mich eine Ersatzdroge war, habe ich erst später erkannt. Das war das typische Trinken auf hohem Niveau. Teure Weine, seltene Spirituosen, naja ... Ihr kennt das Schema. Am Ende geht's um Alk.

    Ich war daran auch aktiv beteiligt, dass sie da reingezogen wurde. Als ich vor 12 Jahren von einem Tag auf den anderen aufgehört habe, will ich einen nervlichen Zusammenbruch hatte, hat sie weiter getrunken. Das war für mich einerseits die Hölle, andererseits hat es mich noch mehr bestärkt.

    Ich will ihr einfach nur helfen. Bei diesem Prozess zuzusehen ist verdammt schmerzhaft. Dass die Beziehung darunter leidet, muss ich hier wohl nicht erklären. Aber ich befürchte, dass in einem Trennungsfall sich alles noch beschleunigt und verstärkt. Ich kriege das nicht übers Herz. Mangels Freundschaften steht sie ziemlich alleine. Ihe Familie wäre kaum hilfreich ...

    Berliner

    Hallo zusammen,

    ich bin ein Berliner, 54, seit ca. 12 Jahren trocken. Allerdings hatte ich mein Leben lang nicht nur Probleme mit Alkohol sondern eigentlich mit jeder Droge. Ich bin zu einem kontrollierten Konsum einfach nicht in der Lage, es eskaliert in rasender Geschwindigkeit. Egal, was es ist, selbst Zucker vermeide ich wo immer es geht. Ich mache kaum mehr einen Unterschied zwischen Alkohol, Tabak, Opiaten oder Zucker (ist eine Auswahl).

    Ich habe es soweit im Griff und bin auch seit 12 Jahren rückfallfrei. Einzig nach einer missglückten Operation bin ich unter Morphium und Oxi auf einer Intensivstation aufgewacht (trotz meiner Angaben in der Narkosesprechung). Danach war ich drauf und habe ca. 6 Monate damit zu kämpfen gehabt. Da wäre fast alles zusammengebrochen. Abgesehen von dieser Tortur bin ich einfach "vollabstinent". Es fällt oft schwer, aber ich schaffe es bislang immer.

    Ich wende mich an euch allerdings wegen meiner Frau. Sie ist ebenfalls (uneinsichtige) Alkoholikerin, trinkt täglich ca. 1 Flasche Wein. Nur abends, von außen weitestgehend unerkannt. Sie trinkt seit ca. 35 Jahren, seit über 20 in solchen problematischen Mengen.

    Ich bin beruflich sehr gut gestellt, so dass sich finanziell keine Probleme ergeben und auch sozial alles "fein" aussieht. Sie arbeitet ebenfalls, auch erfolgreich, es stellen sich aber praktisch nie Bindungen ein, eine Nähe zu Kollegen/innen ergibt sich nie.

    In den letzten Jahren mehren sich zudem depressive Anzeichen, die sie vehement abstreiten. Ängste jeglicher Art haben stark zugenommen.

    Sie ist über die Jahre immer übergewichtiger geworden, hat erhebliche Zahnprobleme, geht aber grundsätzlich niemals zu einem Arzt. Freunde haben wir kaum noch, obwohl ich eigentlich ein lebenslustiger, sozialer a Mensch bin, auch geschäftlich umgeben von tollen Menschen. Außerhalb der Beziehung Pflege ich alle diese sozialen Kontakte sehr, schaffe es aber nicht, sie einzubringen.

    Vor drei Jahren haben wir eine Paartherapie versucht auf mein Hinwirken. Da kam das Thema Alkohol auf den Tisch, sie hat ca. 3 Monate nichts getrunken, die Therapie wurde schon nach kurzer Zeit abgebrochen, sie redet praktisch nicht darüber. Danach ging es wieder an und schön nach wenigen Wochen war sie wieder auf dem alten Niveau (vorher Bier und Kräuterschnaps, jetzt Wein).

    Wir leben in einem eigenen Haus, also fällt eine Trennung oder ein "vor die Tür setzen" im Grunde aus, das ist finanziell nicht ohne weiteres leistbar. Eine Trennung möchte ich auch vermeiden. Ich fühle mich auch durch meine eigenen Probleme mitverantwortlich, aber ich bin völlig ratlos, wie ich damit umgehen soll.

    Sie ist nicht einsichtig in ihre Sucht und ich erkenne alle problematischen Verhaltensweisen aus eigener Erfahrung. Nun nehmen schon gesundheitliche Probleme zu, aber auch diese führen nicht zu einem Umdenken. Therapieansatz (s.o.) verlief nicht gut, ärztlicher Rat fällt mangels Konsultation aus.

    Mein Latein ist am Ende - das Geschriebene ist natürlich nur ein kurzer Auszug.

    Liebe Grüße

    Berliner