Hallo SAD,
warum "man" an solchen Beziehungen festhält, weiß ich nicht. Aber ich kann dir versuchen zu schreiben, warum es bei mir so war.
Ein Leben ohne einen Mann, das konnte ich mir nicht vorstellen. So geht's schon mal los. Ich fühlte mich nur wertvoll, als vollwertiges Gesellschaftsmitglied, mit einem Mann an meiner Seite. Dann kamen die Kinder. Denen musste ich doch unbedingt die Familie erhalten . Und dann kam meine Prägung. Eine Frau hält alles zusammen, sorgt für die Familie, ohne zu mucken, ohne eigene Ansprüche, voller Aufopferung. Sozusagen. Durch gute und schlechte Tage geht "man" da. Bis an's Ende. Kurz gesagt.
Und meine Ängste. So viele Ängste. Angst vor dem Alleinesein, Angst vor finanziellen Nachteilen, Angst, es alleine nicht zu schaffen, Angst, nicht geachtet zu sein, Angst, keinen mehr abzukriegen, Angst vor Veränderungen. Mal auch so kurz gesagt.
Mein Selbstwertgefühl dabei? Das war irgendwo, nur nicht bei mir. Ich war es mir nicht wert, meine Bedürfnisse anzumelden, schon garnicht, sie durchzusetzen. Ich fühlte mich wertvoll, wenn ich anderen alles Recht machte, überall Harmonie verströmte. Wenn ich diente, schon ohne gefragt zu sein. Wenn ich Gedanken lesen konnte (dachte ich jedenfalls, ich kann das), was andere brauchen. Um es unaufgefordert dann zu machen. Wenn ich grenzenlos war, was mich selbst betraf. Wenn ich immer nickte, immer "ja" sagte, immer bereit war.
Ich dachte doch, ich wäre so allmächtig, dass ich, und nur ich, meinen Exmann retten könnte. Dass er ohne mich untergeht, nicht bestehen könnte. Dass ich doch die ganze Verantwortung habe, für alles, vor allem für ihn. Denn was wäre er ohne mich . Ein Nichts, nicht wahr, denn er braucht mich doch... Ich halte doch alles zusammen, ich mache und tue doch alles, selbst unaufgefordert. Wie toll ich doch bin... So dachte ich, damals. Und das ließ mich gut fühlen, gebraucht, geliebt.
So mal in kurzen Sätzen einiges von dem, was mich festgehalten hat, damals. Was meinst du, was kann es bei dir sein, was dich festhält ?
Aurora