Guten Morgen,
vier Jahre später.....
Ich weiß noch, als ich hier noch ganz ganz neu war... da bin ich über die Ecke hier im Forum gestolpert, bei der man "bitte erst ab einem Jahr Trockenheit" schreiben sollte. Und ich saß da und dachte mir "huiiiiii....EIN GANZES JAHR...."...
Nun dürfte ich doch schon seit über 9 Jahren dort mein Fädchen spinnen, aber ich finde es irgendwie gar nicht mehr wichtig... wichtig ist nach wie vor, daß ich HEUTE trocken bin, und noch wichtiger, daß ich zufrieden damit bin. Und das bin ich - und ich bin sehr froh, daß das nun schon so viele Jahre andauert.
Wenn ich die letzten 10 Jahre -egal wann- wieder angefangen hätte mit dem Saufen.... hm...ich glaube, dann gäbe es mich heute nicht mehr. Entweder der Alk hätte mich dahingerafft, oder ich hätte selbst Hand an mich gelegt.
Mir wurde damals gesagt - hör mit dem Saufen auf und alles wird gut... Dein Leben wird sich verbessern...mir hat allerdings keiner gesagt (wie auch... in die Zukunft gucken kann ja keiner so wirklich), daß mir erst noch runde 10 Jahre Berg- & Talfahrt (mehr Tal als Berg) blühen, ich regelmäßig am Existenzminimum hängen werde, die blödesten Krankheiten kriegen werde, Wohnungen und Jobs verlieren werde (ohne jegliches Selbstverschulden) und in Sachen Familie durch die Hölle gehen werde.
Anfang letzten Jahres war ich am Höhepunkt meiner "Lebensmüdigkeit". Egal, wie sehr ich gestrampelt und gekämpft habe, es ging tatsächlich doch immer noch tiefer in meiner Lebensachterbahn...
Also habe ich aufgehört zu kämpfen. Habe konkrete Selbstmordgedanken gehegt, um "überlegt" handeln zu können, wenn ich zu meinem Schlußpunkt gekommen wäre. Allerdings nicht wirklich "gerne", denn ich wollte und will leben, nur eben dieses Scheixxleben nicht mehr.... von wegen "streng Dich an, dann kannst Du alles erreichen, was Du willst". Lüge. Weil schätzungsweise doch alles irgendwie Schicksal ist. Der eine hat Glück, der andere nicht. Und ich gehörte zu den Anderen.
Wer nicht kämpft, der hat schon verloren. So ein Unsinn. Wenn ICH gekämpft habe, dann habe ich für gewöhnlich noch mehr verloren als ohnehin schon... also habe ich es aufgegeben und angefangen, einfach mal abzuwarten. Ich hatte ja als Alternative immer noch den Freitod.
Letztes Jahr hat sich nun langsam alles gefügt. Neue bezahlbare Wohnung, zwei gewonnene Gerichtsverhandlungen, und seit dem 1. Dezember auch endlich wieder einen Job. Und - wie es aussieht, ein guter Job, den ich gerne behalten möchte und somit auch gerne Einiges dafür mache.
"Mein heutiger Tag". Das war der Name, den ich damals hier gewählt hatte. Vorhin beim Durchlesen ist mir aufgefallen, daß er Titel heute noch mehr stimmt als damals. Ich habe mir im Laufe des letzten Jahres angewöhnt, so gut wie´s eben geht nur noch im Heute zu Leben. HEUTE will ich dafür sorgen, daß es MIR gut geht. Bedingt durch all meine neu hinzugekommenen Krankheiten weiß ich nicht, ob ich in 5 Jahren, 5 Monaten... 5 Minuten noch lebe... aber ich möchte so leben, daß - wenn ich JETZT tot umfallen würde, ich meinen Frieden damit habe. Das es okay ist... und das mache ich seitdem auch.
Ich hoffe nur, daß ich meinen Kopf nun auch so beeinflussen kann, daß er das Gute, was mir eeeeendlich wieder passiert ist und auch passiert, annehmen und genießen kann. Denn mittlerweile trau ich dem Guten nicht mehr und tu mir schwer, nicht innerlich zu unken, was denn da wohl Böses noch nachkommen könnte... so sehr ich den Moment auch genieße...