Beiträge von Maria

    Gestern war mein letzter Arbeitstag bei Arbeitgeber X. Nun heißt es loslassen und zu neuen Ufern auszubrechen. Lange musste ich aus- und durchhalten. Das war echt schwierig und belastend die letzten Jahre. Es ging mich körperlich oft an, aber einen Job zu finden, ohne vom Regen in die Traufe zu kommen stellte sich als nicht so easy raus. Auch hier zeigte sich, das ich mit Abhängigkeiten nicht mehr kann vor allem wohl, weil ich dazu nicht mehr bereit bin.

    Räume zu haben, in den ich geradeheraus sein kann, ist sehr wichtig für mich, wie ich wieder feststelle.

    Aber dennoch kommen unweigerlich die Gedanken, dass ich mit Alkohol viel "besser" ausgehalten habe. Da war ich weniger bereit, notwendige Konsequenzen zu ziehen. Da habe ich eher geduckt und mich Dingen angepasst, die mir zuwider waren. Jetzt nehmen sie mir den Atem und engen mich ein, so dass ich auf andere Art und Weise dagegen steuern muss. Ich kann gar nicht mehr so handeln, dass ich in Kisten reinpasse.

    Und weiß gar nicht, warum ich genau damit hadere. Es ist doch gut so - da wollte ich hin :-).

    Möglicherweise muss alles auch erstmal sacken.

    Bis denne
    Maria

    Hallo Penta,

    schön von dir zu lesen :-).

    Wie war es bei mir?

    Bei mir war der Übergang fließend. Ich habe die Erkenntnis jahrelang weit weg geschoben, das was mit meinem Konsum nicht stimmt wusste ich eigentlich von den ersten Kontakten an.

    Später dann, wenn ich an den Punkt kam, wo der Konsum meinen selbst gewählten Rahmen der gerade-noch-so-Akzeptanz erreicht oder überschritten hat, habe ich alles getan, um mir zu beweisen - ICH doch nicht.

    Ich habe mich vorsichtig ran getastet an die Erkenntnis und irgendwann fand ich das Eingestehen nicht mehr bedrohlich, sondern als eine Befreiung.

    Das hat mir den Weg gewiesen, würde ich rückblickend sagen.

    Liebe Grüße
    Maria

    Hallo MieLa,

    Zitat

    Ich hatte keine größeren Aufregungen - weder beruflich noch privat. Aber wie werde ich reagieren, wenn so eine Aufregung kommt? Reicht meine Selbstanalyse aus oder brauche ich präventiv professionelle Beratung? Wie hast du es gemacht? Wie habt ihr anderen es gemacht, die ihr gerade mitlest?

    Ich stellte fest, dass bei mir ohne Alk eh schon alles ein bissi unspektakulärer lief. Ich brauchte das Aufbauschen und das künstliche Dazutun nicht mehr, um mit Berechtigung saufen zu dürfen. Dadurch fiel schon ein ganz großer Teil Dramatik in meinem Leben weg.

    Und heute gehe ich meine Dinge/Aufregungen nüchtern an, oder versuche es zumindest es zu tun.

    Ich hatte aber mal eine Situation, an die kann ich mich noch sehr gut erinnern, weil sie sich extrem aufgebauscht und mich schlussendlich so in die Enge getrieben hatte, dass ich dachte, die einzige Lösung wäre nur die, mich zu betrinken, damit ich nichts mehr zu fühlen brauche und mich dadurch aus der Situation befreien kann. Ich weiß nicht, wie es ausgegangen wäre, wenn ich in diesem Moment Alkohol griffbereit gehabt hätte. Hatte ich aber nicht, und so hatte ich Zeit durchzuatmen und mir klarzumachen, was da gerade abging. Dieser Wunsch mich wegzublasen, war dann ähnlich schnell vorbei, wie er gekommen ist.

    Mir hat die Situation klar gemacht, egal was um mich herum passiert, wer mich massiv unter Druck setzt, welche spontane Entscheidung von mir verlangt wird - ich nehme mir die Zeit Luft zu holen und in mich herein zu hören was ich will. Und bevor das nicht miteinander übereinstimmt - passiert gar nix.

    Für mich persönlich war das eine Art Aha-Erlebnis, Zeit zu haben, um meinen Rhythmus entwickeln zu dürfen. Mir lief oder läuft nichts mehr weg, ich habe alle Zeit der Welt, sobald ich sie mir selbst zugestehe.

    Liebe Grüße
    Maria

    Hallo MieLa,

    herzlichen Glückwunsch zu deiner Erkenntnis, daraus entspringt alles. Ich wünsche dir die notwendige Konsequenz für alle weiteren Schritte.

    Ich erkenne mich ebenso in vielem wieder, wovon du schreibst und danke dir, dass du davon schreibst. Weil das die Berichte sind, die meine Erinnerungen an meine anfängliche Zeit hervorholen.

    Zitat

    Plötzlich war ich bei folgender Situation: Irgendwann in der Zukunft, wenn ich stabil nüchtern geblieben bin, drückt mir jemand im beruflichen Kontext ein Glas Sekt in die Hand. Wie reagieren, wenn ich nicht auffallen und Nachfragen vermeiden will?

    Ich bin nun bald 10 Jahre trocken und das kommt heute natürlich auch mal vor. Also nicht, dass mir jemand unaufgefordert ein Glas in die Hand drückt (da habe ich von vorne herein eine ablehnende Haltung), aber schon die Situation, in der mir alkoholische Getränke verbal angeboten werden. Es kann (und soll) schließlich nicht jeder Mensch wissen, dass ich keinen Alkohol trinke. Ich löse die Situation wie folgt - ich sage ganz schlicht und einfach Nein, danke, ich hätte gerne ein Wasser... oder O-Saft... oder auch nix.

    Es hat im beruflichen Kontext noch niemals jemand nachgefragt, warum ich keinen Alkohol trinke. Es sei denn, ich habe es selbst forciert bzw. ausgeführt.

    Für Bekannte oder Kollegen ist es recht unspektakulär, dass ich keinen Alkohol trinke. Da habe ich festgestellt, dass es vor allem auf meine innere Haltung und Überzeugung ankommt. Bin ich selbst fest und stabil, dann strahle ich das auch aus.

    Liebe Grüße
    Maria

    Das stimmt Hartmut, mein oller Moderator :-). (Schön, dass du die Aufgabe wieder übernimmst.) Ich habe mich auch schön an die Empfehlungen gehalten, also auch beim Sturm gestern ;-).
    Bin, da ich draußen nichts zu tun hatte, im Haus geblieben, bis Friederike sich ausgetobt hatte.

    Barthell, schön von dir zu lesen hier bei mir. Klar darfste, ich habe mich immer gefreut, wenn jemand bei mir geschrieben hat, weil nur so funktioniert das ja mit einer Kommunikation hier. Aber ich glaube dieser Thread ist immer etwas anders verstanden worden, also auch ok ;-).

    Ich beschäftige mich nach wie vor mit meiner Sucht, das läuft heute anders, als zu Beginn. Anfangs war es so, dass ich komplett davon voll war (im wahrsten Sinne der Worte) trocken zu werden. Das Gift war ja überall und musste aus alle Ritzen raus. Das ging nur aktiv und nach außen gerichtet. Ich war hier ziemlich schreibend und vor allem fragend unterwegs.

    Heute lese ich zunehmend (hier, Berichte, schaue Reportagen, spreche mit Menschen um mich herum), schaue ob das was ich verinnerlicht habe, immer noch mit dem übereinstimmt, oder ob sich meine Sichtweise aufweicht und ich nachjustieren muss.

    Vor Kurzem habe ich mal gehört, dass es 21 Tage an wiederkehrender Handlungen dauert bis eine Sache zum Ritual wird, und dann wird diese Aufgabe leichter, weil es als "gegeben" empfunden wird. Die Kürze der Zeit kann ich bei dem trocken werden zwar nicht bestätigen, aber schon, dass immer wiederkehrende Handlungen zur Gewohnheit werden und irgendwann ins Blut übergehen.

    Bis denne
    Maria

    Hallo lieber (mein oller ;-)) Hartmut,

    ich freu mich von dir zu lesen zu. Mir geht's da recht ähnlich ich schaue auch auf die "alten" Wegbegleiter und hier ins Forum oft rein und freue mich, wenn sie weiterhin trocken unterwegs sind.

    Ja - ich bin weiterhin trocken & fröhlich dabei. Ich liebe das, jeden Tag einen klaren Kopf zu haben und in der Lage zu sein, meine Entscheidungen zu treffen. Die Vorstellung in die Zwänge zurück zu müssen, ist eine wahre Horror-Vorstellung.

    Und aus dem Grunde halte das ähnlich wie ClaudiA. Ich investiere liebend gerne meine Energie in die Erhaltung meiner Trockenheit, weil daraus eben alles andere für mich wichtige entspringt.

    Nein - es ist nicht jeder Tag voller Geigen & Sonnenschein (im Gegenteil heute fegt sogar ein Sturm mächtig), Aufgaben dürfen/müssen/sollen gelöst werden, manche sind unlösbar, aber dennoch alles besser als der Zwang, saufen zu müssen, keinen Ausweg zu sehen, gefangen zu sein.

    Unabhängig geht also schön weiter :)

    Liebe Grüße & bis denne
    Maria

    Hallo Epic,

    herzlich willkommen im Forum. Schön, dass du hierher gefunden hast.

    Mir selbst hat der Austausch hier sehr geholfen, einen Weg aus meiner Sucht heraus zu finden, vor allem in der Erkenntnis, dass ich alkoholkrank bleibe und aus dem Grund immer etwas anders handele, als das Nicht-Alkoholiker tun können.

    Gab es einen besonderen Grund für die abstinenten Jahre? Hast du dich davor bereits mal mit der Sucht beschäftigt?

    LG Maria

    Hallo Rattenschwanz,

    Zitat von Rattenschwanz


    So, nun hatte ich ja einige Rückfälle. Die waren jedoch immer in Zeiten, in denen ich mit mir noch Einiges zu klären hatte. Da gab’s noch Schulden, da gab’s keine Arbeit, da gab’s Prob-leme in der Familie, auf Arbeit und und und … So, das hat sich alles geklärt und seit dem sich alles geklärt hat – auch weil ich nicht mehr gesoffen habe und so alles nüchtern angehen konnte – muss ich auch nicht mehr bis zum Umfallen saufen. Vielleicht hängt die Fähigkeit auf Alkohol zu verzichten ja auch irgendwie mit dem ganzen Drumherum zusammen = keine anderen psychischen Schwierigkeiten = keine Probleme mit dem Alk.

    dazu kann ich dir aus eigener Erfahrung schreiben:
    Nicht die Probleme waren die eigentlich Ursache meines nicht zu kontrollierendem Konsums, sondern mit dem Konsum kamen die Probleme bzw. die Unfähigkeit meine Dinge nüchtern anzugehen.

    Deutlich klar wurde mir das nach einer Verhaltenstherapie. Innerhalb dieser in Verbindung von einer Trinkpause von mehreren Monaten hatte ich alle meine Probleme und Problemchen gelöst. Ich fühle mich super, hatte mein Leben wieder im Griff. Meine Therapeutin sprach eben das an, dass sie der Meinung wäre, dass nicht meine Probleme die Ursache des Trinkens wären aus Ihrer Sicht sondern anders eher anders herum. Ich wollte das zu dem Zeitpunkt nicht glauben. Wurde aber eines besseren belehrt.

    Sobald ich trinke gebe ich die Fähigkeit nüchtern und klar mit meinem Leben umzugehen ab und von da an begebe ich mich den Kreislauf Sucht. Das mag sein, dass es anfangs kontrolliert ginge mit dem Alkohol, eben solange bis das Trinken den Selbstbetrug aufzufangen hat. Und ganz ehrlich: um ein Glas oder eine Pulle ist es mir nie gegangen. Da musste schon immer mehr her.

    Ich finde es gut, dass du diese Art der Fragen öffentlich stellst. Denn sie geben ja auch mir Gelegenheit, mich zu hinterfragen.

    Was ich mich frage, worum es dir geht bei der Verfolgung dieser Gedanken:
    Vermisst du den Genuss? Oder den Moment des gemeinsamen Trinkens ggf.? Was versprichst du dir davon, wenn du kontrolliert Trinken könntest?

    LG Maria

    Hallo Tiuri

    Zitat

    Ich meide Veranstaltungen, wenn es zu alkoholisch wird. Aber ich gehe dennoch zu Festen, Feiern oder mit Freunden in ein Restaurant. Andere trinken Sekt, Bier, Wein, ich trinke Wasser, Säfte, Kaffee. Ich tue das, wenn es dort nicht um das Alkohol trinken geht, sondern es nur eine Begleiterscheinung ist. Inzwischen habe ich festgestellt, dass viele der Leute dort keinen Alkohol trinken. Das vereinfacht es. Mittlerweile bin ich der Ansicht, dass ich das leicht erhöhte Risiko eingehen möchte.

    Das habe ich in der Anfangszeit vollkommen anders gehalten. Klar warum ich das machen "sollte" war mir das anfangs ebenso nicht. Im nachhinein sage auch ich, es war wichtig, um eine Distanz zum Alkohol zu erhalten. Mein Leben, bevor es alkoholfrei wurde, war ausschließlich alkohollastig. Ich wusste nicht so genau, wo fängt das an. Somit empfehle ich eine Distanz vor allem am Anfang unbedingt. (auch wenn du es nicht mehr lesen magst ;-).

    Zitat

    ...fällt aber auf an wie vielen Stellen des öffentlichen Lebens Alkohol angeboten wird. Das springt mir förmlich ins Gesicht.

    Eine Selbstverständlichkeit für viele "draußen". Das ist wahr.

    Viele Grüße
    Maria

    Hallo Tiuri,

    bei mir war es ähnlich wie bei dir.

    Mir sagte eine Therapeutin, dass die Ursache meiner Probleme vom Alkohol ausgeht und nicht andersherum.

    Ihre Aussage konnte ich zu dem damaligen Zeitpunkt nicht nehmen. Sie hatte schon irgendwie recht... aber irgendwie auch nicht. Hallo und wie konnte sie das überhaupt so sagen, wo ich doch das eigentlich Opfer war... ich trank doch schließlich nur, weil es keinen anderen Ausweg für mich gab.

    So wie du schreibst:

    Zitat

    mehr oder weniger habe ich ein Alkoholproblem.

    Um es abzukürzen: Ich brauchte demnach noch ein paar Runden. Es ist damals einfach nicht angekommen bei mir. Ja - gefährdet schon, ich soff ja auch, also das war offensichtlich, aber abhängig? Das ging aber einen Schritt zu weit - also niemals.

    Ich las mich durch die gleichen Bücher ("Lieber schlau als blau" gehörte noch dazu) und erhoffte mir darauf die Antwort. Irgendwann ging mir dann glücklicherweise auf, dass die Antwort darauf nur ich selbst wissen konnte und wenn ich ganz ehrlich wäre, sie eh schon längst wusste. Ich brauchte gar nicht weiter zu suchen und vor allem nicht weiter zu trinken, um die Antwort dadurch zu bekommen. Alkohol hatte mich fest im Griff - ob die Bezeichnung dafür jetzt war, Problemtrinkerin oder gefährdete Trinkerin oder Alkoholikerin. Das Ergebnis war ja das gleiche - ich hatte einen Cut zu machen, wenn ich so nicht weiterleben und weiter in dem Strudel sein wollte.

    Ich fand es sehr erleichternd für mich, als ich es für mich einstehen konnte. Es tat mir nicht weh, im Gegenteil - es eröffnete mir genau den Handlungsspielraum, nach dem ich wohl eigentlich auf der Suche war.

    Zitat

    Nach langem Hin- und Her habe ich mich aufgrund meiner einzelnen kritischen Erlebnisse (s.o.) habe ich mich durchgerungen (s. Threadtitel) die Trockenheit nochmal anzugehen.

    Das finde ich gut. Und 47 Tage mit trockenem Kopf gibt die Möglichkeit, Dinge ohne Vernebelung an sich heranzulassen und "echt" zu überdenken. Wo du drauf achten solltest (so war es zumindest bei mir), dass du die Dinge schon in einen Bezug zu dir setzt. Solltest du stetig denken, dieses und jenes betrifft mich nicht, weil ich ja nicht "richtig" süchtig bin, gibst du den Dingen nicht die Chance, was bei dir zu verändern. Aber nur über Veränderung geht es. Das ist zumindest meine Erfahrung.

    Viele Grüße
    Maria

    Hallo Frank,

    ich lese deinen Beitrag echt mit Freude.

    Ich "kenne" dich aus deinem ganzen Verlauf - bis heute eben. Und habe oft hier vorm Bildschirm gesessen und dir gewünscht, dass der Groschen doch endlich fallen möge. Und das ist ja ganz offensichtlich passiert :-). Hier mag ich Karsten mal zitieren: Jeder kann es schaffen.

    Dir und deiner Familie einen guten Wechsel in das neue Jahr.

    Lieben Gruß
    Maria