Mein Vater hat sich zu Tode gesoffen

  • Hallo
    Ich bin 24 Jahre alt.
    Mein Vater ist vor genau einer Woche gestorben.
    Er war auch Alkoholiker, über 10 Jahre lang, er hat sich tot getrunken. Vor 1 1/2 Jahren hat sich meine Mutter getrenn, nachdem wir alle 2 Therapien und mehrere Entgiftungen mitgemacht haben! Er war nie gewalttätig aber es war trotzdem die Hölle, es war schrecklich seinen Absturz zu sehen. Führerschein weg, Arbeitsplatz weg.... dann die Trennung meiner Eltern und dann hat mein Vater sich völlig aufgegeben, jetzt ist er tot und ich wünsche mir diesen Vater zurück, so wie er war als ich noch jünger war. Es tut so weh und auch ich frage mich, warum das alles so kommen musste?

  • Mein Vater hat sich auch tot gesoffen, er ist allerdings dabei fast 74 Jahre alt geworden. Ich kenne diese Ängste, wenn sie sich angeschrien haben und wir Kinder uns schlafen gestellt haben. In seiner Gegenwart durften wir keinen Apfel essen, dann flippte er aus. Er hat mich als Kind samt Badewanne umgekippt. Meine Mutter beschimpte er als Hure. Wir wurden als Kinder verachtet, niemand wollte mit uns etwas zu tun haben. Auch ich konnte meinen Vater nicht mehr fragen, er war in russischer Gefangenschaft und hatte dort Erfahrungen gemacht, die er psychisch nicht verkraften konnte. Ich habe ihn oft im Traum gesehen, als er sich noch einmal umsah und dann seines Weges ging. Ich habe um ihn geheult und viele Fragen gehabt, dennoch musste ich ihn gehen lassen, es war sein Leben, er konnte es nicht besser. Letztlich habe ich ihm verziehen und gehen lassen. Du schreibst, die Lebensgefährtin ist ein
    Miststück, auch sie ist ein Mensch, der womöglich keine Kraft mehr hatte, und ihn genauso wie Du gehasst hat, weil sie das Leben mit ihm nicht mehr ertragen konnte und seinen Tod wünschte. In ihrer Gegenwart ist nun der Tod tatsächlich eingetreten, darum verdamme und verachte sie nicht, sie hat ihre eigene Geschichte und muss damit zurechtkommen.
    Ihr habt den Vater nicht retten können, sie auch nicht. Laß allen Haß los, er behindert Dich für Dein Leben. Dein Vater war derjenige, der sich für den Alkohol entschieden hat. Ganz viel Kraft wünscht Dir Laurina

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • mein vater ist auch alkoholiker , aber "noch" unter den lebenden.
    hört sich ironisch an , ich weiß.

    ich werde sicherlich weinen , wenn tag "x" gekommen ist , aber damit werde ich es belassen. denn mein vater war / ist uneinsichtig. ihm war gar nicht klar , wie sehr er das leben der familie kaputt gemacht hat.
    ich habe es als kind nie verstanden , warum meine mutter sich hat nie scheiden lassen oder es zumindestens versucht hat um ein zeichen zu setzen.
    klar , heute bin ich schlauer.
    aber eine kaputte bzw. eine zurückgezogenen kindheit bringt der tod auch nicht zurück.

    ich hoffe nur , das , wenn es mal soweit ist , meine mutter sich den rest ihrer tage noch richtig schön macht und zumindestens das , was noch machbar ist , nachholt.

    es hört sich krass an , ich weiß.
    aber dies ist meine einstellung zu dem ganzen.

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