Beiträge von Laurina5

    Nichts für ungut, er fragt in seinem Zustand nicht danach, ob Du es satt hast, und Rücksichtnahme kann man auch nicht einfordern und erwarten, es ist eine Krankheit. Du kannst selbst entscheiden, ob Du Dich fertig machen lassen willst. Mit seinen verbalen Angriffen gibt er eigene Verletzungen, seine Wut und Selbstverachtung zu, die er lediglich versucht zu übertragen. Unterm Strich sind wir wütend auf uns selbst, weil wir uns genau dort verletzen lassen, wo wir selbst nicht so viel von uns halten, und das findet jeder Alkoholabhängige schnell heraus. Eine gesunde selbstbestimmte Frau lässt sich nicht von einem Unzurechnungsfähigen verletzen, sondern geht aus der Situation heraus. Hört sich hart an, das hat mich auch geschmerzt und es dauerte, bis ich annehmen konnte, dass ich es immer selbst bin.
    Wünsche Dir auch einen schönen Sonntag
    Laurina :wink:

    Hallo Petra,

    nein die Krankheit lässt es nicht zu. Betroffene hängen weiterhin an co.-abhängigen Partnern. Es ist schwer zu verstehen, dass sie sich schuldig fühlen wollen und gerade diejenigen aufsuchen, die ihn ablehnen und möglichst noch anklagen. Die er durch sein Verhalten in Aufruhr bringen kann, das ist sogar eine Bestätigung für ihn. Eben weil die Krankheit diese Anteile in sich birgt, liegt es an uns, inwieweit wir ihn noch an uns heranlassen. In der Form, wie ich ihn noch an mich heranlasse, kann er mich auch noch belästigen. Ich kenne es aus meiner Zeit am Anfang der Trennung, nun bringe ich das Wort eigentlich rein, denn eigentlich wollte ich ihn los sein und fühlte mich durch die Trennung äußerlich bestätigt. Innerlich wollte und konnte ich ihn aber noch nicht loslassen und die Verantwortung für sein Leben bei ihm lassen. Dadurch dass ich noch an seinem Leben teilnahm, weil er mich belästigte und nicht von mir ließ, hatte ich das Gefühl, dass er noch an mir hängt, und ich hatte noch die vermeintliche Kontrolle über sein Leben, zumindest dadurch, dass ich mich beschweren und entrüsten konnte, weil ich es indirekt noch wollte. Es ist eine Entwicklung dahin zu kommen und zu erkennen, wirklich keine Macht über sein Verhalten zu haben, ihn ziehen und machen zu lassen, irgendwann nimmt man dann die Angriffe nicht mehr persönlich und kann sie bei ihm lassen als Teil seiner Erkrankung. Er wird spüren, wenn es Dir wirklich ernst ist und Dich sein krankes Verhalten nicht mehr angreifen und belästigen kann, wenn es ins Leere geht, wird es nicht mehr reizvoll sein. Telefon und Handy hast Du bereits geändert, wenn er betrunken vor der Tür steht und belästigt, kann man die Polizei anrufen.
    Lieben Gruß Laurina :wink:

    Hallo Bamboo,

    dieses projezieren von Ängsten, Befürchtungen und Wut ist weniger meins, ich neige eher dazu, Eselsbrücken zu bauen, um damit zu versuchen, Gesprächspartnern meine Ansichten und Einsichten zu vermitteln mit der unterschwelligen Hoffnung, dass sie es so verstehen, wie ich es verstehe. In dem Fall, bleibe ich zwar bei mir und meine es gut, dennoch ist es unterm Strich eine Manipulation, bin da manchmal etwas spitzfindig und stelle an mich selbst sehr hohe Ansprüche. Da mag es hilfreich sein, sich mal von außen zu beobachten und es einfach zu unterlassen, mit einem positiven Hinweis einzugreifen. In dem Fall will ich lernen, meine Zunge in Zaum zu halten. Was für mich gut und richtig erscheint, muss nicht zwangsläufig für Andere gelten. Bin nämlich bei neuen Erkenntnissen derart im Hochrausch, dass ich alle daran teilhaben und auch mit dort hin nehmen möchte. Das funktioniert so aber nicht, ich kann- wie Du auch schreibst- von mir erzählen, wie ich etwas erlebt, empfunden und umgesetzt habe ohne eine Erwartung, dass mein Gegenüber gleichfalls so begeistert ist.
    Ja, machen kann man viele Sachen, auch hier gilt für mich das rechte Maß zu finden, anfangs habe ich echt übertrieben im Strudel neuer Erkenntnisse und Möglichkeiten wollte ich alles lesen, jeden Tag möglichst Sport und Entspannung, sprich auf vielen Hochzeiten tanzen. Im Laufe der Zeit habe ich reduziert und mehr auf mein Bauchgefühl gehört, ich muss nicht immer aktiv sein, wenn mir nach Ruhe und Faulenzen ist, gönne ich es mir inzwischen. Es kam mir anfangs so vor, als würde ich nach der Co.-Sucht nun in eine Genesungssucht geraten und wollte folglich alles perfekt machen. Inzwischen mag ich mich aber auch, wenn ich nicht perfekt bin. :lol:
    Mit dem Zuhören ist das so eine Sache, es ist schwer für mich, wenn Worte gesprochen werden, die mich nicht erreichen, ich rede nicht gerne über Dinge, die mich nicht interessieren, da kommt es vor, dass ich innerlich abschalte und nicht ganz dabei bin, dann werde ich innerlich unruhig und mich verlässt schnell die Geduld. Wenn es mein Thema ist, bin ich so intensiv dabei, dass ich mich bremsen muss, den Anderen aussprechen zu lassen, mir gehen dann Blitze und Emotionen durch, die ich am liebsten auf der Stelle anbringen möchte. Dann bin ich aber mehr bei mir, anstatt mich in den Anderen hinein zu hören und zu fühlen, ihm das Gefühl zu vermitteln, verstanden zu werden, meines könnte ich ja anschließend in Ruhe anbringen. Auch hier übe ich noch an meiner Baustelle.
    Lieben Gruß Laurina :wink:


    Hallo Bamboo,

    Dein Beitrag hat mir außerordentlich gut gefallen, dass ich ihn zweimal durchlas, was wäre ich aus heutiger Sicht happy gewesen, hätte ich in meiner traurigen Anfangszeit solch eine Antwort erhalten. Danke für Deinen objektiven und positiven Beitrag. Laurina :wink:

    Hallo Bettina,
    sicher suchst Du noch nach den "richtigen Worten" und bist am Grübeln, wie Du ihn überzeugen kannst, dass er eine Therapie braucht. Hier im Forum geht es aber nicht um die Hilfe für einen Alkoholiker, sondern um Hilfe für uns Angehörige. Er wird selbst wissen, was er wann braucht. Nicht jeder Alkoholiker geht nach einem Rausschmiss zum Entzug, einge sind dann auch froh, endlich in Ruhe weiter trinken zu können. Du kannst nichts tun, die Hilfe liegt im Nicht mehr helfen, in der Kapitulation und dem Erkennen der eigenen Machtlosigkeit, es ist eine Krankheit, die in fachliche Hände gehört, dazu muss der Betoffene selbst bereit sein und seinen Tiefpunkt erreichen. Bis ich das annehmen konnte, das hat schon gedauert, zuvor habe ich mir auch den Kopf zermartert und glaubte Einfluss ausüben zu können, das hat aber alles nichts gebracht, außer meine Kraft und Nerven gekostet. Hast Du mal die Bausteine über Co.-Abhängigkeit durchgelesen und daran gedacht, dass Du selbst Hilfe brauchst z.B. durch den Besuch einer Angehörigen-Gruppe, dort wirst Du ähnliche Geschichten hören und erkennen können, dass Dich keine Schuld trifft, er hat sich entschlossen zu trinken und ist dafür allein verantwortlich. Weil ich weiß, wie ich damals selbst gedacht habe und los ging und schrieb, um für ihn Hilfe zu suchen, war ich erst mal enttäuscht, wenn die Antworten nicht so ausfielen, wie ich sie mir erhofft und erwartet hatte, leider kann ich Dir nicht die richtigen Worte liefern, sie gehen nämlich alle ins Leere, bevor er selbst keine Krankheitseinsicht hat. Die Entscheidung liegt nun bei Dir, wie Du Dich weiter verhalten willst. Liebe Grüße Laurina :wink:

    habe das Thema heute doch noch mal in meiner Gruppe angesprochen.
    Wir kamen überein, dass Menschen, die ignorieren auch gestört sind, sie wollen Macht ausüben auf ihre Art, die extreme Gegenseite von Stalkern. Das ist aber nicht mein Problem, von daher kann ich es da lassen. :wink:

    Mal sehen, was mir als nächstes begegnet.

    Lieben Gruß Laurina :wink:

    Hallo Nici,

    was Du schreibst, tut mir gerade gut. Ich muss nicht immer alles bei mir suchen und kann dabei bleiben meine Entscheidungen zu begründen, wenn es nach meinem Gefühl so stimmt. Wenn es für sie besser ist zu ignorieren, so ist dies nicht mein Problem, hätte es fast zu meinem gemacht. :lol: Ich habe es jetzt abgehakt, wenn ich ihr nicht mal eine Erklärung wert bin, kann da nicht so viel gewesen sein, was soll ich da noch hinter her trauern und mir einen Kopf machen. Schließlich gibt es genug Menschen, die mich so akzeptieren, wie ich gerade bin, wende ich mich lieber diesen zu. Dann war sie mal eine Abschnittsgefährtin. Heute Abend habe ich Angehörigengruppe, das Thema wollte ich im Grunde thematisieren, nun habe ich es hier geschafft und die Lösung für mich gefunden. Es tut gut, wenn sich etwas auflöst, was zuvor tagelang als ein Problem erschien. Wünsche Dir alles gute, mache mich bald auf den Weg. Lieben Gruß Laurina :wink:

    Hallo nici,

    wenn ich mich nicht mehr um den alkoholabhängigen Partner kümmere, ist es wichtig für mich zu erkennen, wo ich in meinem Umfeld co.-abhängig handel und mir sozusagen Ersatz suche. Gestern war ich erst empört und wütend, dann wollte ich die Ignorantin analysieren und für sie einen entsprechenden Text heraussuchen, etwas spitzfindiges schreiben. Als ich das alles durch hatte, habe ich mich gefragt, was dabei meine Gefühle und Bedürfnisse sind, warum es so schwer für ist, wenn man mich nicht wichtig nimmt - und ob sie denn für mich so wichtig ist. Dann stellte ich fest, dass ich erwartet habe, dass sie sich so verhält, wie ich mich verhalten hätte, ich habe nämlich meine Entscheidungen immer erklärt, fühlte mich zur Rechtfertigung verpflichtet. Von mir kommt nicht nur ein "nein" sondern eine Erklärung, weil ich mit meinem nein verstanden werden möchte. Ich bin aber berechtigt, ein nein auszusprechen und eine Entscheidung für mich zu treffen, ohne eine Erklärung, da hakt es bei mir noch mit meinen angelernten Verhaltensweisen. Es ist gut, sich das mal anzusehen und von dem Bedürfnis wegzukommen, von allen gemocht zu werden und beliebt sein zu wollen, da fehlt mir in einigen Bereichen der Mut, obwohl ich das theoretisch schon verstanden habe. Ich brauche niemanden überzeugen, dass ich in Ordnung bin, das sollte ich von mir selbst glauben und davon überzeugt sein. Das bin ich noch nicht in dem Maß, wie ich es mir wünsche. Wenn ich dadurch, dass eine Person mich ignoriert, wütend und verunsichert bin, zeigt es mir auf, wie wenig ich von mir selbst halte. Damit fand ich zu mir und kam zu dem Entschluss, dass ich nun damit durch bin und auch keinen Kontakt mehr wünsche, schließlich brauche ich nicht um Zuneigung betteln, sie mir erkämpfen, wie ich es in der Suchtbeziehung gelebt habe. Als ich bei mir blieb, konnte ich auch von mir schreiben, ich schrieb ihr ein paar Zeilen, dass es mir leid tut, und ich mich damit unwohl gefühlt habe, es ist aber meine Sache, von daher wünsche ich ihr alles Gute und werde mich nicht mehr melden. Damit konnte ich es abschließen, und es fühlt sich nicht mehr belastend an, ich brauche nicht weiter nach dem wie und warum zu fragen, es ist nun so in Ordnung wie es ist.
    Lieben Gruß Laurina :wink:

    Ich habe schon am Anfang, als ich das erste Mal von Co.-Abhängigkeit und meiner Erkrankung erfuhr, viele Dinge zwar abgelehnt, sie aber dennoch getan und war süchtig danach. Genau das ist der Widerspruch, denn ich musste erst für mich herausfinden, was ich selbst will und was mir gut tut. Das passiert mir heute seltener, und ich fühle mich klarer in meinen Bedürfnissen, vor allem was mir zusteht, was ich für mich beanspruchen kann, das lag brach und musste erst in mir geweckt werden. Heute habe ich z.B. wieder mal Co.-Anteile entdeckt betreffend meiner Harmoniesucht, ich halte noch schwer Konflikte aus, vor allem wenn ich den Grund nicht weiß und hätte es gerne im Guten geklärt. Das war nicht möglich, wenn ich völlig ignoriert werde, das ist mir bisher noch nicht passiert. Im Grunde mag ich es lieber gemocht und nicht abgelehnt zu werden. Habe dann versucht, für mich anzunehmen, dass dies meine Sache ist und mein Leben weitergeht, auch wenn ignoriert werde, dass es nicht lebenswichtig für mich ist. Und sie, wenn sie ignoriert, ist das ihre Sache und ihr Recht, das hinzubekommen war nicht einfach.
    Zum Schreiben zwinge ich mich nicht, aber wenn mir etwas auf der Seele liegt, schreibe ich gerne und teile es.
    Lieben Gruß Laurina :wink:

    Als ich diesen Thread eröffnete war mir noch nicht ganz klar, woran ich gerade knacke, nämlich am bei sich bleiben.

    Es geht ums Ignorieren. Seit ich an meiner Co.-Abhängigkeit arbeite, haben sich drei frühere Freundinnen von mir zurückgezogen.
    Sie lebten alle auch mit einem Alkoholiker und hatten verschiedene Wege, eine erklärte mir, sie habe genug an Therapie und mag davon nichts mehr hören, sie hat jetzt ein vollgepacktes Leben.
    Meine Versuche, ein Anruf bei ihr und eine Nachricht an sie bei Stayfriends gingen ins Leere ohne eine Resonanz. Ich hätte gern den Grund gewusst und gehe von mir aus, weil ich bei einem Rückzug meinen Grund genannt hätte. Ich frage mich, warum ist mir eine Begründung von ihr wichtig, warum fällt es mir schwer es so stehen zu lassen und anzunehmen? Wobei ich feststelle, dass ich aus meiner Sichtweise berechtigte Kritik annehmen kann, wobei es mir bei ungerechtfertigter Kritik schwerer fällt. Es ist immer schwerer, wenn es persönlich betrifft. Ich habe im Programm einige neue Wegbegleiterinnen kennengelernt, die mich schätzen und als Bereicherung empfinden. Sie sagen auch, was sie meinen und sind ehrlich, so wie ich eine neue Ehrlichkeit mir gegenüber übernommen habe, dabei nehme ich natürlich den Verlust von früheren Freundschaften in Kauf. So hatte ich es mir nicht vorgestellt, schließlich werde ich es annehmen müssen, es fühlt sich gerade nicht gut an.
    Lieben Gruß Laurina :wink:

    Wie kann ich etwas stehen lassen, wenn ich es nicht vorab für mich bewerte? So Deine Frage.

    Ich kann es stehen lassen, indem ich mich auf mich konzentriere, was ich dabei empfinde, was es in mir auslöst, damit habe ich es nicht bewertet und greife es nicht an.

    Wenn ich die Situation des Anderen bewerte, bin ich weg von mir. Ich könnte z.B. schreiben, ich kenne diese Situation auch und sie löst folgendes in mir aus, mir geht es gerade so damit, wie es mir gerade geht. Sie erinnert mich an folgende Situation oder ich bin gerade in der gleichen Situation. Ja natürlich verteidige ich meine Situation in anderen Threads, wenn ich gefühlsmäßig in die andere Person hineinspringe, wobei mir meist nicht bewusst ist, dass ich von mir selbst schreibe.

    Ich kann an den Erfahrungen der Anderen teilhaben und dabei meinen Standpunkt beleuchten, umsetzen kann ich aber erst dann, wenn dieser Schritt reif für mich ist. Damit meine ich, wenn ich lese, Person X hat ihre Situation so umgesetzt, das mache ich nun ebenfalls so, das wird mir nicht gelingen, wenn ich innerlich noch nicht dort bin und Zwischenschritte brauche. Von daher ist eine Entwicklung nicht zu forcieren, einige brauchen viele Rückschritte bis sie satt sind, andere können schneller umsetzen. Je nachdem, welche individuellen Erfahrungen mich prägen, manchmal ist es auch ganz bequem, noch ein wenig am alten Muster festzuhalten. Wenn es mir bewusst ist und nicht belastet und aus der Bahn wirft, kann ich mich sozusagen selbst betrachten, mal wieder co.-mäßig gehandelt zu haben, es ist ja ein Weg mit vielen Schritten, der nicht von heute auf morgen erreicht ist. Lernen kann ich von den Umsetzungen anderer, gehen und handeln muss ich selbst.
    Eben habe ich ein wenig über Sprüche gelesen, Nietzsche schreibt in etwa, die Krankheit der Menschen liegt darin begründet, dass sie sich um das Unkraut auf anderen Feldern kümmern, anstatt das eigene zu bestellen. Oder: auch im Hass gibt es Eifersucht, wir wollen unseren Feind für uns, das sind für mich alles co.-abhängige kranke Anteile, die ich so erlebt und gefühlt habe, in mir trage und an denen ich an mir arbeite. Darum meine ich, miteinander Erfahrungen teilen und jeder für sich genesen, da gibt es genug zu tun.

    Lieben Gruß Laurina :wink:

    In diesem Forum hat jeder das Recht, seine Meinung zu schreiben, wobei ich davon ausgehe, dass ich an Erfahrungen anderer teil haben kann, sie aber nicht zu beurteilen oder zu bewerten habe.
    Ich kann keine Erfahrung übernehmen, sondern muss meine eigenen Erfahrungen machen und befinde mich in unterschiedlichen Phasen meiner Co.-Genesung. Wenn ich mich zu sehr mit den Problemen anderer befasse, bin ich nicht mehr bei mir und von mir abgelenkt, das ist ähnlich wie zuvor die Beschäftigung mit dem suchtabhängigen Partner.
    Bei sich bleiben, bedeutet für mich, aufnehmen und teilhaben, Anregungen bekommen, wie Andere sich verhalten/verändert haben.
    Wenn mir etwas nicht gefällt, nicht in angreifende oder verteidigende Position geraten, sondern von mir schreiben, wie geht es mir mit diesem Gedanken, was fühle ich dazu. Dann bleibe ich bei mir, kann so sein, werde so angenommen, wie ich gerade bin - und der Andere darf so sein, wird so angenommen und bleibt bei sich.
    Nichts ärgert Co.-Abhängige an Anderen so sehr, wie meine eigenen verdeckten Anteile, meine Aufregung und Wut haben immer etwas mit mir selbst zu tun. Wenn ich das verstehe, bin ich in der Lage, bei mir hinzusehen. Du lehrst am besten, was du selbst am nötigsten brauchst, in dem Du über Dich schreibst. Während ich das schreibe, lerne ich wieder ein Stück für mich dazu, was sich gut anfühlt.
    Danke Laurina :wink:

    Ich befürchte, es ist so herübergekommen, dass ich Dich belehren und aufklären wollte, das war nicht mein Ansinnen. Ich weiß das auch alles selbst und habe auch viel für mich getan, rein vom theoretischen Wissen her fühlte sich das für mich stimmig an, nur war da lange Zeit eine Differenz zwischen meinem Verstand und meinem Bauchgefühl, d.h. ich hatte schon die Entscheidung getroffen, ich will das so alles nicht mehr, aber es waren noch ganz intensive Gefühle vorhanden, von daher bin ich noch einige Male gekippt und habe es versucht. Es ging immer für ein paar Tage gut, dann hatte ich genug und spürte, das will ich doch nicht mehr. So eierte ich lange Zeit herum und brauchte meine Zeit, bis ich mir eingestehen konnte, ich liebe diesen Menschen zwar, diese Liebe ist aber nicht lebbar, sie reicht heute nicht mehr, um meine Bedürfnisse zu stillen, ich bin anspruchsvoller geworden und weiß, was ich leben will. Von daher glaube ich mitfühlen zu können, wie es Dir heute geht. Mein Ex ist nicht therapiebereit, und wenn er mal nüchtern ist, ist er mir fremd, völlig wortkarg, abwesend und kann keine Nähe zulassen. Von daher ging meine Hoffnung ins Leere. Heute ist es für mich nicht mehr wichtig, ob er etwas unternimmt oder so weitermacht, ich konnte mich davon disstanzieren und sehe für uns auch keine Chance, sollte er tatsächlich nüchtern werden. Das mag natürlich bei Euch anders laufen und eine Chance könnte drin sein. Ich habe aufgegeben und losgelassen, es ist sein Leben, und er hat das Recht es nach seinen Bedürfnissen zu leben. Meine Gefühle kommen bei diesen Themen immer noch mal wieder in Wallung, aber ich hege keinen Groll mehr und wünsche ihm nichts Schlechtes. Nun werde ich wieder in den Alltag zurück kehren und zum Sport fahren. Lieben Gruß Laurina :wink:

    Hallo Melanie,

    normal scheint immer zu sein, was dem jeweiligen Zeitgeist entspricht. Wir haben die Gedanken unserer Eltern übernommen und empfanden lange Zeit ihre Vorgaben als normal. Wenn in einem fernen Land ganz andere Gesetze gelten, so sind diese dort normal, von daher kann ich keinen allgemeingültigen Begriff für normal finden, nur was als normal gilt. Möglicherweise haben wir uns auch einreden lassen, wenn wir mal aus der Reihe tanzen, nicht normal zu sein und empfanden dabei ein unwohles Gefühl. Wenn ich alles in schwarz und weiß einteile, empfinde ich alles außerhalb davon als nicht normal. Es sind nie die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern unsere Gedanken dazu. Das Leben ist bunt und alles ist im Grunde normal, solange ich niemanden Schaden zufüge. Viele Menschen sagen, das ist doch nicht normal, wobei Außenseiter in ihrer Eigenart auch wieder normal sind. Ich denke, wenn ich alles so sein lassen kann, wie es ist und es nicht verurteile und bewerte, bin ich ein Stück näher dran und beweise Toleranz gegenüber meinen Mitmenschen.
    Ich bin auch gerne mal ein wenig flippig von der Aufmachung und Kleidung her, habe meinen eigenen Stil und kleide mich nach Ansicht meiner Familie nicht altersgerecht, aber was ist altersgerecht? Zu meiner Entwicklung gehört es, mich zu finden, mal aus der Reihe zu tanzen und das zu tun, was ich fühle und mir im gegenwärtigen Moment entspricht und gut tut. Ich bewerte andere auch nicht, wenn sie sich lieber konservativ verhalten und kleiden, mein Leben empfinde ich nicht als langweilig, weil die, die sich langweilen, gerne sich beklagen, was sie nicht als normal empfinden.
    Lieben Gruß Laurina :wink:

    ayki schreibt:
    Tja, die lieben Gefühle – hier bin ich mir nicht sicher und muss das noch herausfinden.

    Falls es bei ihm zu einer Therapie kommen sollte (wovon ich nicht ausgehe!), werde ich diesen Weg unter gar keinen Umständen mit ihm gemeinsam gehen. Das muss er schon selbst tun. Vor einigen Jahren wäre ich dazu noch bereit gewesen, jetzt nicht mehr!

    Hoffnung... das ist ein guter Ansatz. Vielleicht hab ich in der letzten Zeit wirklich gehofft, dass er endlich die Kurve kratzt?! Ich glaube, das hat mich traurig gestimmt. Anzusehen, wie ein Mensch, der einem eine Menge bedeutet, sich sein Leben nach wie vor durch den Alkohol zerstört!

    Laurina antwortet:

    Auch ich habe oft gehofft, dass es bei ihm zu einer Therapie kommt, damit hätte ich mich besser gefühlt. Den Weg geht man nicht gemeinsam, sondern der Betroffene entscheidet sich selbst dafür, er würde sich verändern, sich finden und ausprobieren, neue Verhaltensweisen annehmen. Während wir weiter an uns arbeiten, z.B. Therapie oder Angehörigen-Gruppe. Wir würden allenfalls mal zu einem Angehörigen-Treffen eingeladen oder bei Bedarf in die Therapie mit einbezogen werden. Ansonsten arbeitet jeder an sich allein in der Hoffnung wieder zusammen zu finden, wobei der Ausgang einer Therapie immer offen ist, er kann sich auch in unterschiedliche Richtungen entwickeln, damit meine ich, dass das was als nass und co. passte,
    kann nur zusammen finden, wenn beide sich verändern und separat an sich arbeiten. Im anderen Fall kommt es auch vor, dass es nach den Therapien nicht mehr passt und man nicht mehr zusammen findet. Zudem sollte man sich als Angehörige fragen, ob man bereit ist für die Konsequenz und das Risiko mit einem trockenen A. zu leben. Es sind Rückfälle bekannt, alte Verletzungen sollten ausgeräumt sein.
    Mir sind auch Geschichten bekannt, dass Co.`s rückfällig wurden und sich an ihren trockenen neuen Partner nicht gewöhnen konnten, umgekehrt genauso. Ich will Dir nicht die Hoffnung nehmen, nur aufzeigen, was in eine Hoffnung alles einzukalkulieren ist, um vor möglichen Enttäuschungen und falschen Erwartungen gefeit zu sein. Mit dem Entzug ist es noch nicht geschafft, es wäre der Anfang für einen neuen Entwicklungsweg - dann liegt es an Euch, was ihr jeder für sich und gegenseitig daraus macht. Im Moment, so nehme ich es war, hälst Du Dich heraus und lässt ihn machen, solange er nett und höflich ist und den Respekt wahrt - aber Deine Themen, Deine Hoffnung, Deine Gefühle, Deine Traurigkeit, Deine Zweifel, die sind genauso wichtig, wo holst Du Dir Deine Hilfe und sorgst gut für Dich?
    Lieben Gruß Laurina :wink:

    Hallo Ayki,
    wenn ich Deine Frage lese, empfinde ich dabei, dass Du neues Verhalten gelernt hast und dies alles theoretisch und teilweise praktisch auch umsetzen kannst. Wie sieht es mit Deinen Erwartungen aus, was fühlst Du dabei und die Wut, ist sie weg oder lodert sie noch, wie auch Deine Gefühle, die theoretisch nicht abstellbar sind. Bei mir ist die Wut dadurch entstanden, dass ich meinen Freund im alkoholisiertem Zustand ernst nahm und mich beleidigen ließ, er konnte das in mir treffen, wo ich selbst nicht sicher war. Später habe ich erfahren, dass Alkoholismus eine echte Krankheit ist und der Betroffene über diese Krankheit keine Kontrolle hat. Die Krankheit wird nicht durch Willensschwäche oder Bösartigkeit verursacht und entspringt nicht dem Wunsch, andere zu verletzen. Alkoholiker sind mit Schuldgefühlen belastet, weit mehr, als Angehörige sich das vorstellen können. Sie stehen unter einem Zwang, von dem sie sich durch ihren Willen nicht befreien können. Von daher übertragen sie ihr eigenes Schuldempfinden auf die nahen Angehörigen. Durch diese Sichtweise konnte ich meine Wut auf ihn relativieren und mir meine wunden Punkte ansehen. Solange sie nass sind, besteht die Gefahr, beim nächsten Konflikt zu kippen, das sollte einem bewusst sein, wenn man sich erneut und hoffnungsvoll einlässt. Wenn keine Hoffnung mehr wäre, würde man dies wohl nicht tun. Man muss sich klar werden, was man wirklich will und ob man bereit ist, den Weg mitzugehen, gleich wo er hinführt. Ein Entzug und die Zeit danach ist auch nicht gleich nur rosig, es steht viel Arbeit an, und zwar auf beiden Seiten. Theoretisch kann man auch mit einem nassen Alkoholiker weiter im Kontakt sein, wenn man ihn wirklich so annehmen kann und selbst bereits eine gestandene Persönlichkeit ist ohne Hoffnung und Erwartung. Wenn Du alles gegeneinander abwägst, bekommst Du vielleicht eine Antwort darauf, was Du willst und was Dich derzeit traurig macht, was für Dich noch nicht stimmig ist. Ich wünsche Dir dabei viel Kraft, es braucht seine Zeit, auch Entscheidungen dürfen wachsen.

    Lieben Gruß Laurina :wink:

    Hallo Mani,
    als ich noch mit meinem alkoholabhängigen Freund zusammen war, hatte ich Gedanken in die Richtung, warum passiert ihm nicht mal was, warum geht das so lange gut, er sollte konfrontiert werden mit seiner Krankheit, die Gedanken gingen hin bis zu einem Unfall, davon erhoffte ich mir, dass irgendwann ein Anruf aus einer Suchtklinik kommt, dass der Gute eingesehen hat, wie wichtig und notwendig ich für ihn bin, und dass er sich letztlich doch für mich entscheidet, weil ich so viel für ihn getan habe. Diese Zwangsgedanken schränkten mich ein und ließen meine Betrachtung mehr ins Negative abgleiten. Was das wirklich Liebe? oder war es Sucht, Besessenheit und gegenseitige Abhängigkeit, diese ambivalente Hassliebe kann in einigen Fällen sogar tödlich enden. Gerade die lieben und netten Menschen können, wenn sie sich als Opfer fühlen, sehr gefährlich werden. Während ich inzwischen in meiner Gruppe war und mich mehr um mich kümmerte, kamen zwischendurch immer mal wieder Anrufe von ihm aus irgendeiner Kneipe. Er ließ sich dort mit Frauen ein, um mich zu verletzen und sprach abfällig über diese Frauen. Um mir zu imponieren erzählte er die Geschichte aus der Siegfried Sage. Siegfried war fremdgegangen, weil er vom Zaubertrunk getrunken hatte, Kriemhild nahm ihm dies sehr übel, als sie aber erfuhr, dass er während dessen verhext war, schämte sie sich ihrer Gedanken und entschuldigte sich bei Siegfried. Als ich zwischenzeitlich einen neuen Freund hatte, warf er mir vor, ich hätte das ja bei vollem Bewusstsein getan, was heißen sollte, dass er -da ständig verhext- völlig schuldunfähig ist und keine Verantwortung für sein Verhalten übernimmt, während ich mich schuldig fühlen sollte. So argumentieren Suchtabhängige. Da ich süchtig nach ihm war, wäre ich fast umgekippt und hätte mich gern als die einzig Geliebte gesehen. Das war aber dank Klärung in meiner Gruppe für mich nicht mehr möglich, ich wollte nicht mehr zurück und konnte es nicht mehr vor mir selbst vertreten. Heute habe ich einen größeren Abstand und mache mir keinen Kopf mehr, wo er gerade in welchem Zustand ist, sondern lebe mein Leben und versuche meinen Selbstwert aufzubauen, möchte mir etwas wert sein und mich nicht mehr für solche Geschichten hergeben. Das war nicht leicht und braucht seine Zeit, von daher fühle ich mich nicht mehr für seine Genesung zuständig, sondern für meine, da gibt es genug zu tun. Beim Alkoholiker konnte ich mich immer ein wenig gesünder, überlegener und vernüftiger fühlen, um mich nicht mit mir beschäftigen zu müssen. Schließlich kam ich zu dem Schluss, man kann mit mir nur das machen, was ich selbst zulasse. Heute achte ich mehr darauf, wie ich mich in Situationen fühle und nicht, was ich darüber denke. Hatte immer schnell parat, was ich denke und meine, meine Gefühle dazu zu beschreiben, das brauchte seine Zeit, sie waren zeitlebens immer auf Andere gerichtet, da konnte ich mich schnell hineinfühlen.
    Lieben Gruß Laurina :wink: