KANN man überhaupt helfen? SOLLTE man?

  • Hi Kahry,

    erstmal herzlich Willkommen.

    Ja, das ist alles eine sehr verzwickte Sache da geb ich Dir Recht.

    Generell hast Du das schon richtig erkannt, er muss es fuer sich tun und nicht fuer Dich.

    Du hast in Deinem Leben Joints geraucht, aber Alkoholsucht ist da ein bisschen anders. Alkohol kannst Du im Supermarkt kaufen, es ist in Lebensmitteln vorhanden und es ist eine anerkannte Droge in der Gesellschaft.

    Dein Freund kommt nun mit seiner "Ausrede", dass er zuviel zu tun hat und zuviele Verpflichtungen hat, um tatsaechlich eine Therapie zu machen. Tsja was soll ich sagen, wenn er das nicht irgendwann mal angeht, dann wird das schlimmer, Alkoholismus ist nicht einfach nur mal einmal in der Woche betrunken sein, sondern sowas wird auch schlimmer und dann hat er irgendwann gar keine Verpflichtungen mehr die er nachgehen kann, weil seine Sucht die Oberhand gewonnen hat.

    Du selbst kannst nur nach Dir schauen und Du solltest Dir die Frage stellen, ob Du mit Deinem Freund unter diesen Bedingungen noch zusammensein kannst.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo kahry,

    dein Verdacht täuscht dich nicht. Für den Alkoholkranken steht der Alkohol immer an erster Stelle. Jetzt mag er sich noch zusammenreißen, doch damit wird es bald vorbei sein und dann wirst Du ihn öfter betrunken ertragen müssen.

    Helfen kannst Du ihm nicht, wenn er sich nicht selbst helfen will. Und das hat er bis jetzt nicht getan. Reden können wir Alkoholiker im nassen Zustand viel, aber was zählt, sind Taten.

    Mein dringender Rat als trockener Alkoholiker: Befreie dich aus dieser Beziehung, ehe Du selbst mit runtergezogen wirst. Wenn er handelt und konsequent seinen Weg geht (Arzt, Entgiftung, evtl. Therapie, Selbsthilfegruppe), besteht eine Chance. Und wenn er das wirklich will, dann stehen auch erstmal seine ganzen Verpflichtungen hintenan.

    Distanz zum trinkenden Umfeld ist übrigens absolute Voraussetzung für eine stabile Trockenheit.

    Gruß
    Eric

  • Zitat von kahry

    Und was meinst du damit, dass ich selbst mit runtergezogen werde? Also in die Sucht lasse ich mich sicher nicht ziehen, aber ansonsten, ja, genau DAS ist ja meine Befürchtung.
    Aber dieser Mann bedeutet mir etwas und ich habe mich auf ihn eingelassen. Ich selbst möchte auch nicht fallengelassen werden, weil ich problembelastet bin (und das bin ja auch ich wohlgemerkt. Ich hab halt ANDERE Probleme).

    Ich meine damit, wie ja von dir selbst angesprochen, dass Du in eine Co-Abhängigkeit geraten kannst. Dazu können dir die Cos hier im Forum aber bestimmt mehr sagen als ich.

    Zum Thema Fallenlassen und Hilfe: Leider ist es bei der Alkoholkrankheit so, dass die einzige Hilfe im Nichthelfen besteht. Dadurch besteht die kleine Chance, dass man durch Abwenden den Leidensdruck des Alkoholkranken erhöht, der dann vielleicht zur Einsicht gelangt, ernsthaft krank zu sein und Hilfe zu benötigen.

    Mag sein, dass dir meine Worte knallhart vorkommen, aber wir reden hier auch über eine knallharte Krankheit, die ungestoppt tödlich verläuft. Es wäre schade, wenn Du dich in einigen Jahren dann doch trennen müsstest und als Fazit nur feststellen könntest, dass der Alkohol immer wichtiger war als Du.

    Eric

  • Zitat von kahry

    Aber ist es wirklich so? Nach seinen Worten hilft ihm meine Gegenwart und meine Wertschätzung seiner Person, denke ich, weniger zu trinken.
    Wie war es bei dir, Eric? Warst/bist du mit jemand zusammen?

    Deine Gegenwart hilft ihm höchstens, seinen Status Quo beizubehalten und sein Leben nicht ändern zu müssen.

    Weniger trinken gibt es bei unserer Krankheit nicht. Sie besteht ja gerade darin, dass man keine Kontrolle über sein Trinkverhalten hat. Durch große Willensanstrengung kann es gelingen, für eine gewisse Weile weniger oder gar nichts zu trinken (ich selbst habe auch mal problemlos für ein halbes Jahr aufgehört), aber es folgen immer wieder die Abstürze. Und die werden heftiger und häufiger.

    Ich selbst war zu Säuferzeiten jahrelang in einer Beziehung. Das Saufen wurde auch oft thematisiert. Aber egal, was meine Partnerin auch getan hat, ich war zu dieser Zeit noch nicht soweit, das Trinken aufhören zu wollen. Also trank ich alleine heimlich weiter und provozierte absichtlich Streits, damit ich mich immer für ein paar Abende in meine Wohnung zurückziehen konnte, um dort zu saufen. Und ich wusste auch immer, dass ich eigentlich nicht aufhören musste. Ich wußte, dass ich sie immer und immer wieder mit Worten einwickeln konnte.

    Derzeit bin ich Single. Das letzte Jahr habe ich darauf verwandt, mich ganz auf mich selbst zu konzentrieren und meine Trockenheit zu festigen. Und nun mal gucken, was der Frühling bringt. :)

    Eric

  • Hi Kahry,

    ich stimme da Eric vollkommen zu.

    Du bist der Meinung, Du tust ihm gut, weil er dann weniger trinkt? Aber in Wahrheit verstrickt ihr euch dadurch beide mehr in eure Suechte, Dein Freund in die Alkoholsucht und Du in die Co-Abhaengigkeit. Ein nasser Alkoholiker wird immer Ausreden finden trinken zu koennen und Ausreden finden, warum er keine Therapie machen muss und machen kann.

    Vielleicht seh es mal so, indem Du ihm ein "normales" Leben vorlebst, hilfst Du ihm genauso seinen Alkoholismus zu verschleiern und nicht fuer voll zu nehmen. Du hoffst, dass es sich irgendwie loest, Du hoffst, dass er doch aufhoert und das alles durch Dich. Irgendwo fuehlst Du Dich bereits verantwortlich dafuer und glaubst wirklich, dass es ihm durch Dich besser geht

    Zitat

    Aber ist es wirklich so? Nach seinen Worten hilft ihm meine Gegenwart und meine Wertschätzung seiner Person, denke ich, weniger zu trinken.

    Diese Krankheit geht unaufhoerlich weiter, er wird irgendwann mal heimlich trinken, Gruende aufkommen lassen warum er trinkt wie z.B. Streitgespraeche oder Niederlagen in irgendwelchen Lebenssituationen.

    Wie stellst Du Dir denn die Beziehung vor, wie soll es fuer Dich denn weitergehen? Du scheinst Dich damit ja nicht wohlzufuehlen.

    Wichtig ist Du kannst ihm nicht helfen, Du kannst nur nach Dir schauen und etwas fuer Dich tun, damit Du wieder gluecklich wirst.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Ich würde es so formulieren:

    Es ist eine leidvolle Erfahrung, eine gesunde Beziehung mit einem nassen Alkoholkranken führen zu wollen, der nicht aus eigenen Stücken trocken werden will.

  • Hi Kahry,

    Du kannst nichts tun. Wie sollst Du ihm helfen? Durch reden, das haben viele von uns versucht, jahrelang, immer wieder. Er selbst ist derjenige der sich helfen kann und er muss selbst zur Einsicht kommen. Er haette zum Beispiel auch die Moeglichkeit erstmal eine Selbsthilfegruppe in seiner Naehe aufzusuchen, sich dort vorzustellen mit seinem Problem, da waere die Zeit ja dazu da. Die Frage ist warum will er, dass Du ihn mit seinem Alkoholproblem so akzeptierst wie er ist? Weil er noch nicht bereit ist etwas dagegen zu tun, da halten halt alle moeglichen Ausreden her von Verpflichtungen, keine Zeit bis sonstwas.

    Ich weiss es ist hart, man fuehlt sich hilflos und man will denjenigen nicht aufgeben. Aber ich selbst stand da mal wo Du standest und ich habe meinen Partner verlassen, weil ich mir eingestehen musste, dass ich ihm nicht helfen kann und mein Leben so nicht mehr weitergehen konnte.

    Mein Stiefvater ist letztes Jahre gestorben, er war bis zuletzt ein nasser Alkoholiker, sein Koerper hat mit 56 Jahren aufgegeben. Meine Mutter hat ihn nie verlassen und somit auch eine eventuelle Moeglichkeit vergeben, dass dadurch unser Stiefvater haette aufwachen koennen. Aber zumindestens haette sie sich und uns Kindern damit viel Leid erspart.

    Alkohol ist eine sehr tueckische Erkrankung und sie kann zum Tode fuehren und nicht erst wenn man unter der Bruecke schlaeft und jeden Tag Schnapps trinkt.

    Ich frag einfach nochmal, wie stellst Du Dir denn euere gemeinsame Zukunft vor?

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo kahry,

    Zitat von kahry


    Was meinst du damit, dass ich ihm durch ein normales Leben helfe, seinen Alkoholismus zu verschleiern? Das verstehe ich nicht.

    Indem Du bleibst, erhältst Du ihm sein Umfeld.

    Du unterstützt ihn, unbewusst, ja noch im trinken. Warum sollte er etwas ändern?

    Es läuft doch alles wunderbar für ihn.

    Solange er keine Konsequenzen spürt, wird er auch so weitermachen.

    Du aber musst wissen, wie lange Du damit leben kannst/willst.

    Ich habe 25 Jahre an der Seite eines Alkoholikers verbracht. Ich habe gebettelt, geweint, geschimpft und gedroht... nix hat geholfen, wusste er doch genau, dass ich meine Drohungen nicht wahr mache.

    Erst nachdem ich dieses Forum gefunden hatte, war ich bereit etwas an meinem Verhalten zu ändern und ich habe ihn verlassen.

    Für meinen Mann war das sein Tiefpunkt und er hat sich Hilfe geholt.

    Heute lebe ich wieder zu Hause und mein Mann ist seit 15 Monaten ohne Alkohol.

    Wo Deine Schmerzgrenze liegt, vermag ich nicht zu sagen. Nur Du weißt , wie Du mit seinem Alkoholkonsum klar kommst.

    Mich persönlich hat die Sauferei meines Mannes krank gemacht, im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich hatte wirklich körperliche Beschwerden, die jetzt alle weg sind.

    Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft! Du wirst sie brauchen, wie immer Du Dich entscheidest!

    Lieben Gruß
    Speedy

  • Hi Kahry,

    ich will Dir aber nochmal auf Deine Frage antworten:


    Zitat

    Was meinst du damit, dass ich ihm durch ein normales Leben helfe, seinen Alkoholismus zu verschleiern? Das verstehe ich nicht.

    Wir Angehoerigen helfen indirekt dem Alkoholiker damit weiter, da wir unwissender Weise immer mehr an Taetigkeiten von daheim uebernehmen, Dreck wegmachen, die der nasse Alkoholiker in seinem Zustand verursacht hat, eventuelle ihn bei Freunden, Familienmitgliedern oder auf Arbeit entschuldigen. Wir fangen an unser Leben um den Alkoholismus zu planen. Mit jedem Rueckfall verkrampft es sich mehr in uns. Wir machen uns Sorgen, ob der Partner gut nach Hause findet und sich nicht verletzt etc. Daheim halten wir alles ordentlich und somit sieht von Aussen alles paletti aus, es gibt ja keine Konsequenzen mit denen der nasse Alkoholiker konfrontiert wird. Wenn der alkoholkranke Partner aber alleine lebt, dann muss er mit all dem auch noch selbst zurecht kommen, er muss seinen Dreck selber wegmachen, muss sich eventuell selbst bei Freunden fuer sein Verhalten entschuldigen.

    Diese Krankheit ist schleichend, was jetzt noch als ertragbar anzusehen ist, weil er noch seine Arbeit und Freunde hat, kann sich schnell wenden und wir Angehoerigen sind dann auch langsam und allmaehlich immer tiefer in der Co-Abhaengigkeit drin.

    Es ist Deine Entscheidung wie Du weiterleben moechtest, wie Du Dir Deine Zukunft vorstellst, aber mit einem nassen Alkoholiker zusammenzuleben ist nicht das was ich den Himmel auf Erden nenne und sicherlich auch keine ehrliche und aufrichtige Beziehung.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Liebe Kahry,

    fuehl Dich erstmal fest gedrueckt.

    Ja klar, wir haben das alles schon miterlebt, einige von uns stecken sogar noch mittendrin. Fuer mich war das damals auch ein Schock und ich bin auch frisch zu meinem damaligen alkohokranken Freund gezogen und habe dann erst entdeckt wie schlimm es wirklich war. Es hat mich 3 Jahre gekostet, drei Jahre voller Leid, voller nicht wissen wie ich mein Leben ordnen soll und wie ich es schaffen soll mir eine Wohnung zu suchen, die ich mir leisten kann.

    Aber lass Dir gesagt sein, das nicht koennen oder die Gruende warum man diese Beziehung nicht sofort beendigen kann oder will, sind alle im Kopf und entsprechen nicht der Realitaet. Ich musste mir auch viele seelische Wunden einholen, bis ich endlich kapiert hatte, dass es so nicht weiter mit mir geht und dann als ich verstanden hatte, ging alles schnell und unkompliziert, so als waere es das einfachste der Welt gewesen. Du musst Dich nicht schaemen, dass Du derzeit es nicht schaffst die Beziehung zu beenden. Aber lass Dir gesagt sein, es liegt in Deinen Haenden, dass DU gluecklich bist. Verschenk Dein Leben nicht an die Co-Abhaengigkeit, denn das Leben ist ein kostbares Gut und es ist keine Generalprobe, man kann es nur jetzt leben.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hi Kahry,

    Du erinnerst mich so an mich selbst. Ja klar, ich geb Dir Recht, wenn man einfach so ohne eigentlich wirklich dahinter zu stehen seinen Freund verlaesst und nicht wirklich davon ueberzeugt ist, dann wirst Du Dir sicherlich wieder jemanden mit einem aehnlichen Problem einfangen, da geb ich Dir Recht.

    Auch fuer uns Co-Abhaengige gilt, wirklich zu verstehen und tief zu verinnerlichen was eigentlich wirklich los ist und warum wir meinen bei einem alkoholkranken Partner bleiben zu muessen und warum wir einen Kampf anfangen muessen, wir kaempfen gegen den Alkohol, gegen die Sucht des Partners. Aber wir kaempfen da auf einem Schlachtfeld was uns nicht gehoert, wir wollen den Partner nicht aufgeben, auf Gedeih und Verderb nicht, wir hoffen, da gibt es noch ein Hintertuerchen irgendwo was andere laengst uebersehen haben und wir machen weiter, kaempfen weiter.

    Versteckte Schnapsflasche ist nur ein Beispiel von vielen hier. Mein Ex-Freund damals hat auch "nur" Bier getrunken. Irgendwann mal hab ich dann durch puren Zufall sein Versteck gefunden und da stand noch mehr als "nur" Bier. Ein nasser Alkoholiker, der nicht aktiv etwas gegen seine Krankheit tut, wird niemals die volle Wahrheit sagen, er wird luegen, wird vertuschen und wir Angehoerige kriegen das zum Teil nicht mit.

    Ich weiss absolut wie Du Dich fuehlst, glaub mir, ich stand da auch. Das einzige was Du Dich fragen musst, ist warum Du denkst, dass Du mit einem nassen Alkoholiker zusammenleben musst und warum Du ihn nicht aufgeben willst.

    Meine Mutti hat wie gesagt meinen Stiefvater auch nie verlassen. Mein Stiefvater hat sogar noch als er Krebs hatte und seine Chemo bekommen hat, sogar weitergesoffen. Den Krebs hat er besiegt, aber er ist einfach eines Morgens im Bad zusammengekippt, tot, sein Koerper hat dem ganzen nicht mehr standgehalten, er hat noch an dem Abend zuvor richtig einen gesoffen und war zum Schluss zu seinem Tod nicht mal nuechtern. Meine Mutter muss jetzt mit dem Gewissen leben, dass was waere passiert wenn sie ihn verlassen haette, wenn sie konsequent gewesen waere, ob er noch am Leben waere. Aber diese Fragen sind unsinnig, ich weiss nur eins, meine Mutter hat durch ihre aktive Co-Abhaengigkeit ihren Knoten in der Brust nicht untersuchen lassen, sie wollte ihre Kinder und ihren alkoholkranken Mann nicht im Stich lassen. Sie hat jetzt unheilbaren Brustkrebs mit fortgeschrittener Metastasenstreuung und sie ist erst 57. Und somit weiss ich nicht nur Alkoholismus kann zum Tod fuehren sondern auch eine aktive Co-Abhaengigkeit.

    Jetzt hab ich etwas zuviel von mir erzaehlt, aber vielleicht verstehst Du jetzt warum es wichtig ist konsequent zu handeln. Schau nach Dir, hoer mal richtig in Dich hinein und frage Dich wirklich was Dich bei ihm haelt.

    Hier darfst Du ehrlich mit uns sein, wir sind es auch zu Dir und auch wenn manches hart rueberkommt, dann nur weil wir zu genau wissen, was wir selbst durchgemacht haben und wir mit Dir die Erfahrungen teilen wollen, die wir gemacht haben und wie wir rausgekommen sind aus dieser Situation.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Servus kahry,

    Du hast in Deinen Eingangsposts (bewusst oder unbewusst) die wichtigsten Punkte schon geschrieben: Du hast Dich wissentlich und willentlich in diese ungesunde Beziehung begeben. Aus dieser ungesunden Beziehung heraus willst Du nicht.

    Du willst also sehenden Auges diese kranke Beziehung.

    Ich frage mich: was also soll dann der Austausch hier bewirken? Erwartest Du, dass wir Dir diese Beziehung ausreden? Meinst Du, wir sollten Dich von Deinem Partner abbringen?

    Nun, das ist nicht die Aufgabe dieses Forums. Dieses Forum ist genau für das Gegenteil konzipiert: Menschen, die aus einer krank machenden Beziehung zu einem Suchtkranken heraus wollen sollen hier die notwendige Unterstützung erhalten und die möglichen Hilfsmassnahmen aufgezeigt bekommen.

    Aber sich hier hinzustellen und zu sagen
    "ich gehe wissentlich eine Beziehung mit einem Alkoholiker ein, nun macht mal" - das muss ich aber auch nicht kapieren, oder?

    Ich wünsch Dir viel Spass auf Deinem Weg, Du wirst ihn schon so gehen, wie Du das willst.

    LG
    Spedi

  • Hi Kahry,

    das sind die Gedanken meiner Mutti gewesen, die was-waere-wenn Gedanken . Nicht meine Gedanken. Natuerlich ist mein Stiefvater selbst fuer sich und sein Trinkverhalten selbstverantwortlich, aber meine Mutti ist da noch total verstrickt in ihrem Co-Denken, ist ja klar, Co-Denken verschwindet ja nicht einfach nur, weil der trinkende Partner gestorben ist.

    Generell ist es so, dass wir ja im Grenzbereich des Partners rumwueten. Du hast Deinem Freund davon erzaehlt, dass Du hier reingeschrieben hast und willst, dass er sich das durchliest. Du willst ihn immer noch wachruetteln dadurch. Konzentriere Dich da auf Dich nicht auf ihn, er muss selbst erkennen, dass er aktiv werden muss.

    In einem anderen Thread hat auch schonmal ein trockener Alkoholiker geschrieben, dass jedem Alkoholkranken klar ist das er ein Problem hat, aber da ist es genauso wie mit uns Co's das aktive Handeln wird einfach vergessen, also wird weiter so gefahren, solange bis das Leiden einfach nicht mehr ertraeglich ist und man sich entschliesst etwas zu tun.

    Liebe Kahry, ich wuensche Dir das Du anfaengst fuer Dich aktive zu Handeln. Denn glaub mir mal auch wenn das Beispiel meiner Eltern erschreckend ist, so ist das kein Einzelfall.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Liebe Kahry,

    Du suchst einen Weg mit einem nassen Alkoholiker zu leben. Das ist was Spedi anspricht. Du willst also die Beziehung mit einem nassen Alkoholiker nicht aufgeben, Du versuchst einen Kompromiss zu finden? Wie Du gluecklich sein kannst in einer kranken Beziehung.

    Ich hab diesen Weg nie gefunden und wenn Du hoffst, dass er trocken wird in der Beziehung dann wird das ein Weg mit viel Leid und Traenen werden und auch dort gibt es keine Garantie, Du kannst Dir ja mal die Geschichten von Gotti und bokins durchlesen.

    Eine Suchterkrankung wie Alkohol kannst Du recht schwer mit einer Nikotinsucht vergleichen.

    Die Frage ist warum willst Du nicht loslassen, warum willst Du eine solche Beziehung fuehren? Eine Beziehung wo nicht wirklich Aufrichtigkeit und Vertrauen herrscht?

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Servus kahry,

    Zitat

    ...Mir Spaß zu wünschen, das meintest du sicherlich sarkastisch, aber warum...

    bitte interpretiere nichts in meine Aussagen hinein, was ich nicht geschrieben habe. Nein, ich meinte das nicht sarkastisch, dazu ist eine Krankheit wie Alkoholabhängigkeit zu ernst.
    Ich meine das so, wie ich es geschrieben habe:

    Ich wünsche Dir viel Spass

    auf Deinem Weg

    von dem ich mir sicher bin, dass

    Du ihn so gehen wirst, wie

    Du das möchtest.

    Das passt Dir scheinbar nicht - Du wirst wissen, warum das so ist.

    Und noch was: lies bitte meinen Text genau. Ich schreibe exakt das, was ich meine. Wort für Wort. Weil ich der Meinung bin, dass hier kein Raum sein sollte für eine (Fehl-)Interpretation des von mir gesagten. Und ich schreibe nicht vorrangig "zwischen den Zeilen". Auch wenn das manche Menschen gerne so hätten.

    Wie soll ich mich dann von Dir am Ende eines Textes verabschieden? Einfach mit

    G
    Spedi ? :shock:

  • Liebe Kahry,

    was willst Du denn von uns hoeren? Willst Du hoeren, dass Du Recht hast, dass Du bei ihm bleiben sollst, weil es sich lohnen wird, weil Du ihn retten kannst? Dann wuerden wir doch mit unseren Erfahrungen, die wir gemacht haben luegen, wir wuerden Dir nicht die Wahrheit sagen. Du fuehlst Dich in dieser Partnerschaft nicht wirklich wohl, wenn DU ganz ehrlich bist.

    Wo ist denn Vertrauen da bei einem nassen Alkoholiker, klar er sagt er trinkt, damit luegt er nicht, aber das Trinken wird zu einer Belastung in eurer Beziehung werden, immer mehr. Vielleicht glaubst DU, dass DU das grosse Los gezogen hast und er eine super Ausnahme unter all den Alkoholikern sein wird, die es hier gibt.

    Wir hier schreiben aus unseren Erfahrungen, les Dir die Geschichten von anderen Angehoerigen durch, vielleicht auch mal den Bereich der erwachsenen Kinder. Dann sag mal den Leuten, dass Du bewusst Dich fuer eine Beziehung mit einem nassen Alkoholiker entschieden hast und ihr eine Beziehung mit Vertrauen und Ehrlichkeit lebst.

    Vielleicht willst DU noch nicht sehen Kahry. Klar Du kannst natuerlich mit ihm zusammenleben, wenn DU es denn so moechtest und Du gluecklich damit bist. Aber es muss ja einen Grund haben, warum Du hierhergekommen bist. Hier gibt es keine Tipps wie man gluecklich mit einem nassen Alkoholiker wird, dafuer ist das Forum nicht da, genausowenig wie der Alkoholiker Bereich dieses Forums dafuer da ist, wie man kontrolliert trinkt, denn sowas gibt es genausowenig wie eine Beziehung mit einem nassen Alki die auf Ehrlichkeit und Vertrauen aufgebaut ist.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • @Jenny2: lass' gut sein, manche Menschen müssen einfach jede Woche die Welt auf's Neue retten. Die müssen auch das Rad neu erfinden.

    <Ironie an:>
    Und das schönste ist: die wissen auch alle, wie ich zu Leben/Arbeiten/Lieben/Schreiben/Denken/Fühlen/.../.../ habe... :P
    <Ironie aus>

    Bin ich froh, dass ich trocken leben darf!

    LG
    Spedi

  • Zitat von kahry

    Naja, ist es nicht normal, in einer Beziehung am Partner Anteil zu nehmen und ihm auch mit Rat zur Seite zu stehen?
    Die Grenzen zur Co-Abhängigkeit sind sicherlich fließend.
    Und es ist ja nicht so, dass ich hinter meinem Freund herlaufe und vergeblich versuche, ihn zum Aufhören zu bewegen, sondern er ist in dem Prozess. Er kämpft damit. Was ist falsch daran, ihn darin zu unterstützen?

    Wie bereits weiter oben geschrieben, kannst Du niemandem helfen, der keine Hilfe will. Du festigst durch dein Verhalten nur seinen derzeitigen Zustand, nämlich nass. Und zum Thema "er befindet sich in einem Prozess". Oh ja, wieviele Jahre befand ich mich "im Prozess". Im Nachhinein weiß ich, dass ich einfach nicht aufhören wollte zu trinken.

    Nochmal: Wer trocken werden will, holt sich Hilfe und erlangt auch Trockenheit. Wer sich keine Hilfe holt, will weitersaufen. Und es ist ja auch nicht so, als wäre sein Alkoholproblem für ihn neu.

    Ich kann dich schon verstehen. Du hoffst, dass er jetzt den großen Schritt tun wird, auch eurer Beziehung zuliebe. Diese Hoffnung ist sehr verständlich. Aber kahry, leider sind die Chancen dafür verschwindend gering. Jetzt bist Du sogar noch zu ihm gezogen, hast ihm damit indirekt gezeigt, dass Du ihn so akzeptierst, wie er ist: nass.

    Anlass zur Hoffnung besteht erst, wenn er von sich aus Hilfe sucht und alleine den ersten Schritt (Arztbesuch) einleitet.

    Eric

  • Hi Kahry,


    Zitat

    Aber ich schreibe doch, dass er gerade in dem Prozess ist, aufzuhören

    Im Prozess ist er, was macht er denn aktiv. Kahry, ich hatte auch schonmal geschrieben, er muss selbst aktiv werden. Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen, Arzt.....das alles konnte ich bis jetzt nirgendwo lesen. Hat er denn wirklich den Prozess ins laufen gebracht und sich jetzt bei seinem Arzt erkundigt oder bei der Suchtberatungsstelle, wenn er schon keine Zeit fuer eine Therapie hat. Und warum hat er keine Zeit fuer eine Therapie? Fuer mich sind das nur Ausreden von einem nassen Alki nicht etwas aktiv zu tun, also ist da rein garnichts im Prozess.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Servus kahry,

    so, darüber kann ich gerne mit Dir diskutieren:

    Zitat

    ...Ihr wollt mir doch nicht sagen, es ist unmöglich, eine Beziehung weiterzuführen mit jemandem, der auf diesem Weg ist...


    Doch, genau das wollen wir Dir sagen. Nicht, weil wir uns das aus den Fingern saugen, sondern weil wir -als Selbsthilfegemeinschaft- aus eigener leidvoller Erfahrung wissen, dass es so ist. Du kannst jetzt gerne wieder zum Thema Individualität zurückkehren. Ja, jeder Mensch ist individuell. Das stimmt, völlig in Ordnung.

    Aber die Sucht ist nicht individuell, Die ist recht uniform.

    Und zu einer Beziehung, das gehören immer zwei. In Deinem Fall (wie bei jedem Alkoholiker) ist's aber nur maximal einer, nämlich der, der nix trinkt. Der Andere ist krank und beziehungsunfähig. Der hat noch nicht mal eine Beziehung mit sich selbst, sonst würde er nämlich nicht saufen, seine erbärmlichen Defizite mit Alkohol runterspülen und jegliche Gefühle dauerhaft wegbeamen.

    Und der Punkt ist nicht, ob Du Deinem Partner dabei helfen kannst, das geht einfach nicht. Und wenn er Hilfe will, dann wird er Hilfe finden. Beim Hausarzt, der Suchtberatung, der Diakonie, den Selbsthilfegruppen, Entzugskliniken...

    Sondern der Punkt ist der, ob Du in dieser kranken Beziehung verharren willst, oder nicht. Hier wird Dir Hilfe zuteil, wenn Du Dich aus dieser kranken Zweckgemeinschaft lösen willst. Es geht um Dich, nicht um ihn!

    Vorausgesetzt, Du willst Hilfe.

    G
    Spedi

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