Hallo Zusammen,
Lese schon seit geraumer Zeit einfach nur bei Euch mit und finde es ist an der Zeit, auch mal "aus dem Schatten" zu treten und Euch wissen zu lassen wer ich bin!
Starre nun schon ziemlich lange auf den blinkenden Curser und stelle fest, dass es gar nicht so einfach ist, alles kurz in Worte zu fassen! Ich fang einfach mal an, meine Situation zu beschreiben und hoffe, dass es nicht zuuuu lang wird. Damit ihr mich aber wirklich verstehen könnt, muss ich ein bisschen ausholen. Verspreche schon jetzt, mich künftig kürzer zu halten
Vorgeschichte:
Habe seit 7 !! Jahren eine Fernbeziehung (mein Freund lebt in den USA). In den ersten 4 Jahren sahen wir die ganze Sache ziemlich locker (wir hatten beide gerade eine kaputte Ehe hinter uns) und waren einfach nur froh wenigstens per Telefon jemanden zum Reden zu haben und irgendwie das Gefühl, nicht ganz alleine zu sein. Für eine "richtige" Beziehung waren wir zu diesem Zeitpunkt beide nicht bereit und so ging das ganze auch ziemlich lange gut. Wir haben uns gegenseitig 5 - 6 mal im Jahr besucht und waren damit zufrieden.
Das ganze hat sich mit Zeit aber verändert. So haben wir dann vor 3 Jahren beschlossen uns beide scheiden zu lassen (wir lebten bis dahin beide nur getrennt) weil die Sehnsucht einfach nur noch grausam war. Dass unsere Beziehung die Riesendistanz so lange überlebt hat, zeigt Euch vielleicht, dass wir was ganz besonders sind!!!! (waren??)
Der Plan war, dass ich zu ihm ziehe und wir heiraten (nur so könnte ich in den USA bleiben).
Und damit ging es los ........
Seine Frau wusste die ganze Zeit von uns, aber nachdem er die Scheidung eingereicht hatte, fing Sie an querzuschießen und ihn zu triezen, wo immer sie konnte. Das Schlimmste für ihn war, dass sie die Kinder gegen ihn aufgehetzt hat und sie immer wieder Wege fand um die Scheidung hinauszuzögern, wohl wissend, dass wir solange keine Chance haben.
Nein, nein, ich suche keine Entschuldigungen für ihn.... aber ratet mal was er sich in diesen 3 Jahren angewöhnt hat!!!?? Nachdem er früher immer nur ein oder zwei Dosen Bier am Abend getrunken hat (Aussage von seiner Familie nicht von ihm) wurden wohl Wodka und Gin zu seinen "besten Freunden". Nennt man wohl „Frustsaufen“???
ICH HABE NICHTS GEMERKT - wie denn auch, am Telefon und wenn er nur Abends getrunken hat wenn ich geschlafen habe (7 Stunden Zeitunterschied).
Hier nun eine kleine Historie:
- Ende letzten Jahres hab ich ihn für 3 Monate besucht (sollte so eine Art Testphase sein)
- 2 Tage bevor ich ankam hat er nach einem Geschäfts-Abendessen
besoffen den Firmenwagen an die Leitplanke gesetzt -> Totalschaden
- Natürlich war das Heulen und Jammern (wochenlang) groß, aber
nachdem er mit Ach und Krach seinen Führerschein behalten konnte
(verrücktes System dort) und sein Arbeitgeber ihn behalten hat, war der
selbstgefasste Vorsatz gar nichts mehr zu trinken dahin.
Er: "Kann ja jedem mal passieren und er hätte es an dem Abend einfach
nur übersehen" - Ich hab’s geglaubt ! (wollte es glauben??)
Die Hälfte unserer gemeinsamen Zeit war da schon um und ziemlich
vergeudet, weil sich alles nur um den Unfall und die Folgen drehte und
er total mies drauf war.
- Die restlichen Wochen waren wunderbar. Er muss sich da dann mit dem
Trinken unheimlich zusammengerissen haben - fast nichts!! Wir haben
uns in der Zeit ein supergemütliches Appartement eingerichtet (hab da
auch viel Geld rein gesteckt) und der Plan war, dass ich zurück nach
Deutschland gehe und alles zum Übersiedeln in die Wege leite, denn
endlich war mit seiner Scheidung ein Ende in Sicht.
- Eine Woche bevor ich zurück musste, war dann endlich seine Scheidung
durch (meine war es bereits nach 6 Monaten) und wir haben zusammen
so richtig gefeiert. Hier hab ich mir zum ersten Mal gedacht: "Mann, der
verträgt viel" und hatte zum ersten Mal so ein komisches Gefühl.
Bis hierher war ich ahnungslos
- Die 3 Monate waren um, ich musste nach Hause zurück und nachdem
ich weg war hat er zum ersten Mal totalen Kontrollverlust - Trinken
4 Tage lang!!! Jetzt war alles klar und er hat es auch selbst
ausgesprochen und sich eingestanden, dass er Alkoholiker ist!
- Erste Entgiftung im Krankenhaus - auf eigenen Wunsch!
- Erste Therapie über mehrere Wochen (immer Abends und Samstags
damit er nebenbei arbeiten konnte) - auf eigenen Wunsch!
- Letzte Chance von seinem Arbeitgeber (dank seiner 21 Jahre
Zugehörigkeit) nachdem er zu dem kaputten Firmenwagen jetzt auch
noch vier Tage unentschuldigt gefehlt hatte, dazu die Tage der
Entgiftung. Musste Therapienachweise abliefern!!
- Übersiedlung natürlich verschoben - ich musste jetzt erst mal schauen
was er so macht
- Kämpfte lange mit Groll gegen ihn, weil nach all der langen Wartezeit
könnten wir nun endlich zusammen sein - und dann so was!!!
- Tja und dann war er mit Hilfe der AA für fast 6 Monate trocken und ich,
doof und noch ziemlich unwissend wie ich war, dachte:
„Er hat es“!
- Er kam dann Ende Juni geschäftlich nach Deutschland und ich bin
danach für zwei Wochen mit zu ihm geflogen.
- Alles war wunderbar und ich fasste den Entschluss ihm zu vertrauen und
zu kündigen wenn ich heimkomme. Innerhalb von 6 Wochen hätte ich
bei ihm sein können! Ich freute mich wie ein kleines Kind.
- Ich war gerade mal drei Tage zu Hause als er einen kapitalen Rückfall
(4 Tage Dauersaufen) gebaut hat. Ich wieder total am Boden zerstört.
Hatte Gott sei Dank noch nicht gekündigt! Seit dieser Zeit
lese ich bei Euch im Forum und das mir schon oft geholfen, nicht total
durchzudrehen.
- Resultat diesmal: er hat seinen Super-Job verloren (nach 21 Jahren)
und musste aus finanziellen Gründen unser Appartement aufgeben.
Unser ganzes schönes Zeug steht jetzt in einem Lagercontainer.
- Gleich danach hat er (wieder freiwillig!!) eine 1-monatige Vollzeit-
Therapie gemacht (länger sind die blöderweise in USA nicht). Wenn ich
hier lese wie lange diese Therapien bei uns dauern, muss ich
mich schon wundern.
- Nach dieser Therapie hat er bis jetzt 5!! krasse Rückfälle gebaut, ist
immer wieder mal eine zeitlang trocken und dann........ er schafft es
einfach nicht mehr! Kein Job, lebt wieder in Mammas Haus, seine Kinder
wenden sich ab ..... scheint alles noch nicht genug zu sein. Zumal er
die letzen Male allein entzogen hat – wohlwissend wie gefährlich das sein
kann und wie schlimm es jedes Mal wieder ist. Macht mich stinksauer
weil ich Angst um ihn hab!
- Im Moment ist er seit 2 Wochen trocken und hat doch tatsächlich
nächste Woche ein Vorstellungsgespräch für einen tollen (aber auch
anspruchsvollen) Job. Er ist jetzt verhalten zuversichtlich und meint, die
neue Aufgabe würde helfen, ihn aus seinem „Loch“ herauszuholen. Ich
frage mich aber, ob er im Moment überhaupt die Kraft und Stabilität
dazu hätte, sollte er den Job wirklich bekommen!!
Mein großes Problem ist, dass ich nach all diesen Rückfällen nur noch das Schlimmste erwarte und auch irgendwie kein Vertrauen mehr hab. Ich fürchte immer mehr, dass er trotz der Therapien und täglichen !!! AA Meetings (wo er freiwillig täglich hingeht) längerfristig einfach keine Chance gegen diesen Sch...-Alk hat. Das tut soooo weh!!
Dieser ständige Wechsel zwischen der Hoffnung dass alles für das wir jahrelang gekämpft haben doch noch wahr wird und „auf die Nase fallen“ zermürbt einfach!
Mann oh Mann, das ist ja ein Roman geworden aber es hat gut getan mir mal Alles von der Seele zu schreiben.
Sorry!
Liebe Grüße an Alle
und schickt den Alk jeden Tag aufs Neue zum Teufel – wo er hingehört!!
Elfe