Ich wollte es nie wahr haben, aber ich denke, dass ich im Laufe der Zeit ziemlich co-abhängig geworden bin. Deswegen möchte ich mich darüber informieren und bin dabei auf diese Seite aufmerksam geworden und versuche mal, meine Geschichte hier aufzuschreiben.
Ich bin seit 13 Jahren verheiratet und die Probleme mit Alkohol fingen schon vor unserer Ehe an … zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, dass sich irgendwann etwas ändert und alles besser wird. Dies erwies sich jedoch als großer Irrtum. Ich möchte damit nicht sagen, dass alles, was in diesen Jahren war, schlecht war … nein, so war es auf keinen Fall. Nur gab es immer wieder Diskussionen und Streit, wenn mein Mann zuviel getrunken hatte. Zu dieser Zeit hat er nicht jeden Tag getrunken, aber im Laufe der Jahre hat sich seine „Dosis“ auf bis zu 10 Flaschen Bier am Tag gesteigert. Es gab keinen Tag mehr, an dem er nicht getrunken hat, auch wenn er nicht jeden Tag volltrunken war.
Es gab immer Phasen, in denen es besser wurde, aber diese Phasen waren nie von langer Dauer … irgendwann war der alte Trott wieder da. Ich habe geredet, geschimpft, gebettelt … aber nichts hat geholfen. Genauso habe ich versucht, dieses Problem vor der „Außenwelt“ zu verbergen und den Schein einer guten Ehe zu wahren.
Vor ca. 2,5 Jahren standen wir ernsthaft vor dem Thema „Trennung“ … dieses ging von meinem Mann aus und wir wollten es durchziehen … Aber zu diesem Zeitpunkt hatten wir einen Urlaub gebucht und schon bezahlt, den wir noch antreten wollten, aber danach wollten wir uns trennen. Nun, in dem Urlaub haben wir uns wieder zusammen gerauft und wollten es noch mal versuchen. Es dauerte jedoch nicht lange und wir waren wieder im alten Trott. Zu dieser Zeit habe ich ebenfalls versucht, meine Probleme und Sorgen mit Alkohol zu ertränken … das Ergebnis war aber nie von Dauer und ich hatte das Gefühl, selber schon abhängig zu sein.
Ein weiterer „Meilenstein“ war die Tatsache, dass mich vor ca. 1,5 Jahren meine Ärztin darauf hin angesprochen hat … sie war darüber informiert worden, WIE schlimm es um meinen Mann stand. Nachdem ich mit ihm darüber gesprochen hatte, ging es auch wieder eine Weile gut und diesmal hatte ich wirklich geglaubt, dass er „die Kurve kriegt … Leider dauerte es wieder nicht lange bis der alte Trott wieder da war. Ich hatte inzwischen angefangen, eigenen Interessen nachzugehen und wollte wenigstens etwas Kontakt zu anderen Leuten haben. Das Ergebnis war wohl, dass mein Mann dachte, ich werde mich von ihm trennen … er trank jeden Tag und ich hatte das Gefühl, es wird immer mehr … auch ich habe in dieser Zeit relativ viel getrunken …
Vor gut einem Jahr war alles so schlimm geworden, dass mein Mann versucht hat, sich das Leben zu nehmen … er ist danach für zwei Wochen in der psychiatrischen Klinik gelandet und ich bin Hals über Kopf ausgezogen, weil ich mich völlig überfordert gefühlt und endlich einen „richtigen“ Grund für eine Trennung gesehen habe.
In der darauf folgenden Zeit hatten wir weiterhin Kontakt … haben eigentlich besser geredet, als die Jahre zuvor ... trotzdem bin ich in dieser Zeit in ein tiefes Loch gefallen. Nach einem halben Jahr Trennung bin ich wieder zu Hause eingezogen. Diese Zeit war in erster Linie durch die Warterei auf eine medizinische Rehabilitation für meinen Mann geprägt … Ich hatte aber den Eindruck, dass er es diesmal Ernst meint und inzwischen ist er seit 9 Wochen in einer therapeutischen Einrichtung. Diese Therapie geht noch bis Ende November. Im Hinblick auf die Zeit danach schwanken meine Gefühle zwischen Hoffnung und Angst …
Das ist „meine Geschichte“ in groben Zügen und vielleicht hat hier jemand ähnliche Erfahrungen gemacht … besonders schön wäre, wenn jemand seine Erfahrungen hinsichtlich seiner „Befreiung“ aus einer Co-Abhängigkeit schildern würde, denn ich habe in letzter Zeit das Gefühl, aus diesem Chaos nicht raus zu kommen, obwohl ich seit einem halben Jahr in psychologischer Behandlung bin. Leider gibt es hier keine „Angehörigen-Gruppe“, der ich mich anschließen könnte … deswegen versuche ich es auf diesem Weg.
Danke fürs Lesen!
EinzigEine