Vater macht "Selbsttherapie"

  • Hallo "Träne",

    Erstmal willkommen hier im Forum, gut, dass Du hergefunden hast.

    Erstmal zur Begriffsklärung: Entgiftung ist der Teil der Therapie, der sich sozusagen an den Alkoholkonsum direkt anschliesst, will heissen, ab dem Moment, wo man aufhört zu trinken. Für einen Alkoholiker ist dies der körperlich gefährlichste Teil und ich denke, dass sie ihm im Khs die entsprechenden Medikamente gegeben haben. Das läuft ähnlich wie bei Junkies, zuerst wird der Alk durch ein Präparat ersetzt, was dafür sorgt, dass keine Entzugerscheinungen auftreten (die nicht ohne sind und u.U. auch tötlich sein können), danach wird dieses Medikament (das auch abhängig macht) dann langsam "ausgeschlichen", also die Dosis langsam reduziert, bis man es ganz weglässt. Das Ganze dauert i.d.R. so ca 10-14 Tage, dass heisst, wenn Dein Vater schon 1,5 Monate nichts mehr trinkt, dann ist er bereits entgiftet. Das andere ist die sog. Langzeittherapie (im Allgemeinen auch Entziehungskur genannt), die gibt es stationär (in einer entsprechenden Einrichtung) oder ambulant. Stationär wird von der Kasse glaub ich bis max 12 Wochen übernommen. Danach folgt die Nachsorge, um die sich der Alki aber selbst kümmern muss, z.B. bei einer Selbsthilfegruppe o.ä.
    Das würde ich auch Deinem Vater empfehlen. Er sollte auf jeden Fall zu so einer Gruppe Kontakt aufnehmen (es sei denn, der Arzt, zu dem er regelmässig geht, ist Psychiologe/Psychiater), aber selbst dann macht es Sinn, zumal er sich damit einen "trockenen" Freundeskreis aufbauen kann.
    Übrigens gibt es auch SHg'n für Angehörige. Was es da an Angeboten in Deiner Umgebung gibt erfährst Du zum Beispiel bei einer Suchtberatungsstelle. Da würd ich an Deiner Stelle mal hingehen, und zwar, damit DIR geholfen wird. Du schreibst zwar nur einen kleinen Satz darüber, wie's Dir dabei geht, aber ich denke schon, dass Du auch Hilfe brauchst. Gibt es irgendjemanden (Freund, Freundin) mit dem Du offen darüber reden könntest??
    Wohnst Du noch zu Hause oder hast Du eine eigen Wohnung? Was ist mit Dir, wenn das Haus verkauft wird??

    Gibt es einen Grund, weswegen Dein Vater im Falle einer Trennung zwingend zu seinem Bruder muss?? Er kann sich doch selbst eine kleine Wohnung suchen (oder Du mit ihm zusammen??), am Finaziellen wird das in unserem Wohlfahrtsstaat am wenigsten scheitern.

    Zitat

    Man sagt ja immer es gibt Gründe, wieso jemand trinkt


    Nein, definitiv NEIN. Ein Alki findet tausend Gründe, seine Sauferei vor sich und anderen zu rechtfertigen (alle sind ungerecht, der Job ist so hart, ich bin sooo krank, die Kinder sind soo undankbar, bei so einer Familie, da muss man ja Saufen), ja, das stimmt, aber es gibt keine objektiven Gründe zum Saufen. Das wär ja noch schöner. "Oh, mein Chef hat mich rausgeschmissen, jetzt MUSS ich saufen!!"

    Und eines noch: Dein Vater ist für sich selbst verantwortlich, Du bist das Kind, er müsste sich eigentlich um Dich kümmern, nicht Du um ihn. Du hast Dein eigenes Leben, um dass Du Dich 24 Stunden am Tag kümmern musst. Wenn Du Zeit für Deinen TROCKENEN Vater entbehren und abzweigen kannst, schön, aber laste Dir nicht mehr auf, als Du guten Gewissens zu leisten im Stande bist, OK?? Er ist verantwortlich für sein Leben und seinen Tagesablauf.

    Versuche, Deine Kraft FÜR DICH einzusetzen

    Alles Liebe und bis bald

    Der Insulaner

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