Wie verständlich machen?

  • Hallo ihr Lieben,

    wie kann ich einem 14 jährigen klar machen das er nichts für die Krankheit seines Vaters kann, das er ihm nicht helfen kann und das der Papa ihn trotzdem lieb hat.

    Ich fühl mich wiedermal so machtlos.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • guten morgen elocin!

    wir hatten mal besuch in meiner realen shg..

    eine frau die schon lang in der gruppe war brachte ihre tochter mit in die gruppe..der ehemann und vater hatte sich das leben genommen...auch er war alkoholiker.
    mir brach das herz,als ich sah wie sehr dieses junge mädchen litt..auch sie VERSTAND es noch nicht..mit ihrer liebe,ihrem verlust des vaters umzugehen...
    die mutter hatte schon die kraft mit den geschehnissen "umzugehen"...durch die gruppe.erst als probleme mit ihrer herranwachsenden tochter auftraten fühlte sie sich machtlos so wie DU jetzt...

    ihre grösste schwierigkeit war nun ihre tochter..

    an dem abend traute sich die tochter sogar etwas über sich und ihre gefühle und empfindungen zu erzählen(schon dabei habe ich gedacht:wow,woher hat dieser teenager die kraft?)

    sie kam NICHT nochmal mit ihrer mutter zur gruppe."wir"lächel,waren dem mädchen zu alt...
    die mutter geht nach wie vor in unsere gruppe erzählt natürlich zwischendurch von ihrer tochter..

    die mutter arbeitet weiter im programm...und hat dadurch die möglichkeit gefunden,durch verständliche erklärungen über die krankheit des vaters...mit ihrer tochter zu sprechen.

    ich denke(weiss es selbstverständlich nicht!denn mien kurzer ist erst 7)DU solltest versuchen mit deinem sohn zu sprechen..
    vermeiden das DU bei enttäuschungen(durch den vater)in ÄRGER verfällst(vor deinem sohn)
    sei ihm gegenüber ernsthaft,konsequent und gerecht..

    für unsere kinder gilt:

    das wichtigste zuerst.ich glaube daran das UNSERE haltung der schlüssel zu einem guten verhältnis zur familie und zu ihrem normalen aufwachsen ist.

    elocin,ich hätte dir sehr gern ein patentrezept geschickt...dieses wäre so herrlich einfach und hätte doch sofort WIRKEN können,lächel...auch bei unseren kindern gibt es dieses nicht,leider..
    die zeit wird FÜR EUCH arbeiten...bleib dran

    liebe grüsse caro

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Hallo Elocin,

    hiermit habe ich keine eigenen Erfahrungen gemacht.

    Ich kann mich aber gut erinnern, wie es mir mit 14 Jahren gegangen ist.

    Ich stand im Wohnzimmer meines Elternhauses, meine Mutter schlief ihren Rausch aus, ich war unendlich traurig, und wünschte mir, lieber verrückt zu sein, um das alles hier nicht mehr bewusst mitzubekommen, was hier abgeht.

    Hätte mir in dieser Situation einen Menschen gewünscht, der mich mal in den Arm nimmt, mich tröstet, und meine Gedanken verstehen könnte. Und mir gute Erklärungen für das Trinkverhalten meiner Mutter gegeben hätte.

    Diesen Menschen fand ich später in meinem Therapeuten, der mir erklärte, dass meine Mutter in ihrer Liebesfähigkeit blockiert war, sie aus diesem Grunde Tabletten und Alkohol benötigte, und aus einem leeren Gefäss kann man nicht schöpfen. Sie konnte mir kein gutes Vorbild sein, und mich nicht sehen, meine mir zustehenden Bedürfnissen nicht stillen, da sie mit eigenen Gefühlen und Problemen nicht klar kam. Es ist eine kranke Liebe, die uns trinkende Elternteile vermitteln.

    Ehrlichkeit, Kindern und Jugendlichen gegenüber ist wichtig, alles andere trägt zur Verwirrung der Gefühle bei.

    Elocin ist der 14-jährige in Therapie, er benötigt Hilfe von aussen, ausgebildete Fachleute, die sich in einen 14-jährigen einfühlen können, und gut vermitteln können, dass seine Liebe, seinen Papa nicht retten kann.

    Das Wichtigste für uns Kinder ist, dass uns Schuldgefühle genommen werden können, denn diese lähmen, und versperren den Weg zu eigenen Gefühlen.

    Er ist auf Identitätssuche, wie soll er sich lösen können von einem kranken Vater, für den er sich lieber aufgibt. Sein Selbstbild wird dadurch gestört.

    Er braucht gesunde männliche Vorbilder für seine Weiterentwicklung. Gibt es die in seinem Umfeld?


    Alles Liebe Weitsicht

  • Servus Elocin,

    nach inzwischen über fünf Jahren meiner Trockenheit traut sich mein Sohn mit gut Dreizehn so langsam, das Wort Alkoholiker für mich herzunehmen.

    Wie lange seid Ihr raus aus der krankmachenden Situation? Bedenke: Du zerstörst allein mit der Aussage "Alkoholiker" den Nimbus des allmächtigen Elternteils - ohne ihm einen gleichwertigen Ersatz anzubieten.

    Würdest Du Dir das "einfach so" wegnehmen lassen? Nein, auch Du hast erst mal eine ganze Weile -nämlich viele Jahre- gebraucht, um für Dich zu akzeptieren, dass es keine "Entgleisung" von ihm ist, sondern eine Krankheit. Bis zur Umsetzung waren es dann noch mal - wie lange auch immer...

    Ich kann Dir nur von uns erzählen. Das Thema Alkoholismus ist immer präsent, alleine durch die Zeitschriften, die rumliegen, das Forum, das als Startseite hinterlegt ist, die regelmässige, wöchentliche SHG etc.

    Reden, reden, reden. Erzählen und vorleben. Nicht überzeugen wollen - die Kinder suchen sich ihre Wahrheit schon selbst, und liegen dabei sehr gut im Rennen, wenn wir sie lassen.

    LG
    Spedi

  • Hallo ihr Lieben,

    vielen Dank für eure Antworten.

    Wenn ich mir das immer länger anschaue dann sehe ich das es wieder ein Co-Verhalten von mir ist.

    Ihm den Weg der Erkenntnis abnehmen zu wollen, ihn nicht leiden sehen zu wollen aber mit dem Wissen das er durch bestimmte Situationen allein gehen muss.

    Ich kann ihn nur begleiten und ihn stützen, ich kann ihm nichts abnehmen. Und nun können wir auch endlich reden und Nähe und Liebe zeigen welches ja völlig untergegangen war.

    Er ist in stationärer Therapie, ambulante Therapien hat er nicht gewollt und nun will er, auch wenn er sich den Weg nicht so schwer vorgestellt hat.

    Ich weiß auch das ich ihm alle Hilfestellung gegeben habe welche mir möglich waren und sind.

    Es schmerzt so heftig weil ich mich hilflos fühle und Schuldgefühle sich breit machen und das gilt nun für mich auszuhalten und es zu zulassen.

    Danke nochmal.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Hi Elocin,

    ich antworte Dir hier mal als erwachsenes Kind eines Alkoholikers. Gerade im Teenageralter ist es hart, man hat mit seinen Veraenderungen zu tun und dann wird einem noch das "stabile" Elternhaus weggenommen.

    Als ich 16 war hat mich meine Mutter unter der Woche nach Mitternacht aufgeweckt. Die Polizei hat an der Tuer geklingelt, sie haben meinen Stiefvater abgeliefert, er war ins Krankenhaus gebracht worden, man hatte ihn bewusstlos auf dem Gehweg gefunden, er war sehr betrunken. Ich war so geschockt, ich konnte nur noch weinen. Ich hab erstmal nicht verstanden warum mein Stiefvater nichts unternimmt und warum meine Mutter nicht energischer aufgetreten ist. All die weiteren Jahre habe ich mich unverstanden gefuehlt, habe Streitgespraeche gehabt mit meinen Eltern, ich hatte genug, ich habe meinen Tag an dem ich 18 geworden bin herbeigesehnt. Es ist sehr schwer zu verarbeiten, ich hab meiner Mutter immer Vorwuerfe gemacht sowie meinem Stiefvater, aber innerlich habe ich verstanden, dass ich mich von meiner Familie fuer eine Zeit trennen musste, ich bin daher mit 18 zu meinem damaligen Freund gezogen und bin mit 19 in eine eigene Wohnung. Wie ich das alles trotzdem noch einigermassen gut geregelt bekommen habe und selbst nicht auf die schiefe Bahn geraten bin, kann ich heute nicht sagen, vielleicht war ein bisschen Glueck dabei und auch genug Verstand, dass ich so nicht werden will, aber es hat mich nicht abgehalten davor, dass ich anfang meiner 20er meine Co-Abhaengigkeit langsam entwickeln liess.

    Du aber Elocin gibst Deinem Sohn jetzt das Verstaendnis und die Moeglichkeit jetzt an seiner Lebenseinstellung zu arbeiten. Sei froh, dass Du den Schritt der Trennung gegangen bist, vieles waere wahrscheinlich noch viel schlimmer und noch viel schwerer zu therapieren gewesen als jetzt schon. Du hast diese Schranken angefangen zu durchbrechen und versuchst fuer Dich wieder ein heiles Leben zu leben. Ich damals als Kind haette alles dafuer gegeben, wenn doch endlich meine Mutter etwas unternommen haette, aber dort war nichts.

    Liebe Elocin, Du gehst Schritte vorwaerts egal wie mini die sind, aber die sind vorwaerts, Dein Sohn ist jetzt in Therapie und dort bekommt er die Moeglichkeit zu erkennen. Wenn Du da bei Dir auch noch am Ball bleibst, dann sind das gute Vorraussetzungen, denn Kinder werden immer Verhalten kopieren.

    Kopf hoch, Ohren steif gehalten.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo Jenny,

    wir mögen als Kinder von alkoholabhängigen Elternteilen ähnliche Verhaltensmuster entwickelt haben.

    Aber jede Geschichte hier hat einen individuellen Hintergrund.

    Da ich selbst Mutter bin, weiss ich, es gibt keinen tieferen Schmerz als unsere Kinder leiden zu sehen, und nichts dagegen tun zu können.

    Und wir sind als Mütter mit dem Leben unserer Kinder verstrickt, suchen als erstes die Schuld bei uns, wenn etwas ausser der "Norm" geschieht.

    Schuldgefühle helfen keinem weiter, das weiss ich, wenn sie aber vorhanden sind, was dann?

    Es ist nicht einfach einen Therapeuten zu finden, dem Jugendliche ihr Vertrauen auch schenken können. Gerade das Vertrauen in Erwachsene ist ja gestört.

    Und ohne Vertrauen ist das "sich öffnen können", nicht möglich.

    Ich hatte lange Schuldgefühle meiner Tochter gegenüber, da ja meine Ängste nach ihrer Geburt, anfingen sich bemerkbar zu machen. Und ich wusste ja, dass Babys für eine gesunde Entwicklung, eine innerlich freie Mutter brauchen.

    Dachte oft hoffentlich hinterlässt das bei ihr keinen grösseren Schaden.

    Das ist Gott sei Dank nicht eingetreten, habe mit ihr darüber gesprochen, als sie alt genug dafür war.

    Die Kinder bekamen es ja mit, als ich von einer Angstattacke, mal wieder eingeschränkt, dem Tag begegnen musste.

    Konnte ihnen aber vermitteln, dass es nichts mit ihnen zu tun hat, sondern mit meinen Erfahrungen in meiner Kindheit.

    Liebe Grüsse Weitsicht

  • Hi Weitsicht,

    klar kann ich verstehen, dass ihr Schuldgefuehle habt. Aendern koennt ihr aber jetzt nichts mehr, die Vergangenheit ist geschrieben, wichtig ist, dass man jetzt handelt um eine positivere Zukunft zu erhalten.

    Ich kann auch nur von mir sprechen, erstmal hab ich kein Vertrauen mehr in meinen Eltern gehabt, aber sehrwohl gesehen, dass andere Eltern anders handeln und nicht jeder Mensch gleich ist. Wir Jugendlichen haben ja auch Freunde und Bekannte, da kann man schon sehen wie es dort ablaeuft. Wenn in einer Familie eine aktive Co-Abhaengigkeits und Alkoholikerstruktur da ist und niemand von den Elternteilen etwas unternimmt ist das sehr dramatisch, ich habe mich damals innerlich von meinen Eltern abgwandt, Stiefvater hat getrunken, Mutter hat ihre Co-Abhaengigkeit voll ausgelebt. Nun tut Elocin aber etwas, sie hat sich getrennt ist ausgezogen und gibt somit ihren Kindern die Moeglichkeit in einer gesuenderen Umgebung aufzuwachsen. Therapien helfen auch nicht von heut auf morgen, langsam muss man schauen wie das der Sohn annimmt und was in ihm passiert. Daher sagen wie ja immer, dass gerade wenn Kinder involviert sind, dass so schnell wie moeglich hier gehandelt werden soll, einfach damit die Kinder nicht auch noch aus dem Verhalten etwas kopieren und spaeter das gleiche Drama selbst miterleben muessen.

    Es ist nicht leicht, ich weiss, aber es ist nicht unmoeglich.

    Alles Liebe,

    Jenny

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