Mein Vater hat Leberzirrhose

  • Liebe Christin,
    es ist hier an Vorschlägen bereits alles gesagt worden, ich schließe mich meinen Vorgängern an und wünsche Dir aus meinem Mitgefühl heraus ganz viel Kraft für diese schwere Lebenssituation. LG Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Ich kann mich den anderen nur anschließen, ich könnte Dir auch einige Erklärungen für den Gesundheitszustand Deines Vaters geben, aber bitte entschuldige, dass, ich kann dazu im Moment nichts schreiben kann.
    Mein Vater ist vor einer Woche an Leberzirrhose gestorben, seine Leber hat aufgehört zu arbeiten und die Gift habe alle Organe vergiftet. Sein Gehirn und alles andere, nach drei Wochen, in denen er immer mehr abgebaut hat ist er friedlich eingeschlafen. Nun ist er erlöst, er war über 10 Jahre Alkoholiker, wir als Familie haben alles getan, zum Schluß hatten wir keine Kraft mehr. Und dann hat er sich aufgegeben. Das letzte Jahr muss er sehr einsam gewesen sein, ich mache mir Vorwürfe, weiß aber, dass ich nichts mehr hätte tun können, weil wenn jemand selber nicht mehr ändern will und sich aufgegeben hat, kann man ihm nicht helfen. So hart das ist.
    Ich bin selber erst 24 und rate Dir, "bringe" ihn zum Arzt, versuche ihn wachzurütteln! Sein Zustand ist sehr besorgnisserregend! Vielleicht schafft ihr es, wenn er eine Therapie macht. Aber mehr kannst Du leider nicht mehr tun. Bereite Dich seelisch darauf vor, dass es jederzeit vorbei sein kann. Ich wollte das nie hören, will das eigentlich auch nicht sagen müssen, aber diesen Gedanken darf man nicht verdrängen. Sonst fällt man in ein Loch, wenn es soweit ist. Vor allem such Du Dir Hilfe für Dich und Deine Mutter! Sonst macht es euch mit kaputt!
    Das ist ein Schicksalsschlag, den man nicht nachvollziehen kann, wenn man ihn nicht selber erlebt hat! Ich weiß leider wovon ich rede.

    Ich wünsche Euch ganz viel Kraft und hoffe, dass ihr stark seid, dass alles durchzustehen!
    Alles Liebe!

  • Hallo Tiana!
    Dein Beitrag hat mich sehr berührt. Mein Vater sah zwei Wochen vor seinem Tod genauso aus, wie Du es beschrieben hast. Überrede ihn mit Dir in ein Krankenhaus zu gehen! Das hört sich nicht gut an, vielleicht kann man ihm noch helfen! Ich möchte Dich nicht erschrecken, aber Du musst in dieser Situation leider mit allem rechnen!
    Wenn ich Deinen Text lese, dann denke ich, da stehe ich , vor mehreren Wochen!

    Meine Mutter hat sich vor 1 1/2 Jahren von meinem Vater getrennt und auch ich hatte das Gefühl für ihn verantwortlich zu sein und ihm helfen zu müssen, aber gleichzeitig hatte ich eine ablehnende Haltung gegen meinen Vater. Schließlich hat er das alles selbst zu verantworten gehabt und Hilfe bringt nur etwas, wenn derjenige sie annimmt!
    Auch ich habe mich zwischendurch immer wieder dazu durchringen müssen ihn zu besuchen, so gern ich es jetzt gewollt hätte, konnte ich es damals nicht. Und nun ist es zu spät, oft denke ich, es hätte ihn doch so sehr gefreut mich öfter zu sehen, das wäre das einzige gewesen was ich für ihn hätte tun können. Er wäre vielleicht nicht so einsam gewesen, wie er es jetzt zum Schluß war. Aber ich konnte es einfach nicht!
    Und jedesmal war es ein Kampf mich dazu durchzuringen! Das letzte mal, das ich den Drang verspürt habe meinen Vater zu besuchen war einen Tag bevor er gestorben ist. Er lag schon einige Wochen im Krankenhaus, aber als sich sein Zustand verschlechterte haben mich seine Betreuer nicht darüber informiert. Doch ich habe das irgendwie gefühlt. Sogar mein Bruder hat ihn mit mir besucht, obwohl er ihn im letzten Jahr nie sehen wollte. Und am nächsten Tag ist mein Vater einfach eingeschlafen. Er hat wohl darauf gewartet, dass wir kommen. Da haben wir voneinander Abschied genommen...
    Ein wichtiger Schritt ist es zu lernen Abstand zu nehmen, sich zu distanzieren, wenn man merkt nichts hilft mehr und sein Leben weiter zu meistern! Sonst geht man daran mit zu Grunde, das habe ich heute verstanden! Ich glaube, sonst hätte mich sein Tod jetzt vor fast 2 Wochen noch viel mehr fertig gemacht. Trotz allem ist es nicht leicht. Neben den Gefühlen sind auch noch andere Sachen, die bearbeitet werden müssen.
    Mein Vater hat auch einen Haufen Schulden, um den meine Mutter, mein Bruder und ich uns nun kümmern müssen! Zum Glück gibt es noch ein Lebesversicherung und wir hoffen, das Geld reicht um die Schulden zu zahlen...
    Hast Du die gesetzliche Betreuung übernommen? Dann erkundige Dich doch beim Vormundschaftsgericht, wie es mit einer med. Betreuung aussieht!

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und den nötigen Abstand...so schwer das auch sein mag!

    Alles alles Liebe,

  • Danke Tiana!
    Ich habe zum Glück ein paar liebe Freunde, die immer für mich da waren und auch jetzt helfen, wo sie können und meinen Freund der 5 Jahre miterlebt hat und mir die größte Stütze überhaupt ist! Aber den Schmerz kann Dir niemand abnehmen!

    Zum Glück ist Dein Vater bereit zum Arzt zu gehen, ich hoffe es bringt noch etwas!

    Du schreibst, dass es wahrschienlich nicht so weit gekommen wäre, wenn Du ihn öfter besuch hättest, diese Gedanken habe ich auch! Aber ich weiß nicht, ob es gut ist so zu denken.

    Mein Bruder hat auch damals schon mit unserem Vater abgeschlossen, weil es für ihn immer besonders hart war, wenn mein Vater getrunken hat!

    Ich wünsche Dir, dass Du Deinem Vater helfen kannst! Und auch ich weiß, dass mein Vater immer mein Vater bleibt. Ich habe ihm jetzt verziehen und hoffe es geht ihm nun besser als in den letzten Monaten hier. Außerdem hoffe ich, dass er mir auch verziehen hat, dass ich nicht da sein konnte....

  • Es freut mich, dass Du Deinen Vater in die Klinik bringen konntest, so hast Du wenigstens etwas Hoffnung! Schlimm ist es immer nur zu reden und zu versuchen, aber dann doch nichts zu erreichen! Das war jetzt ein wichtiger Schritt! Vielleicht besteht wirklich noch Hoffnung, dass er zur Vernunft kommt. Wenn es ihm gesundheitlich besser geht, dann überlegt doch, ob es sich lohnt, dass er eine Therapie macht! Oder hat er das alles schon durch? Mit Therapie meine ich einen Aufenthalt mehrerer Wochen in einer Suchtklinik!
    Gut, dass Du die Betreuung hast! Ich hätte damals auch die Kraft haben sollen, die Betreuung zu übernehmen, vielleicht hätte ich noch etwas bewirken können...

    Du hast recht, mein Verstand sagt mir, ich habe alles getan, was ich in meiner Situation hätte tun können. Aber die Gefühle sagen etwas anderes, immer denke ich, hättest Du ihn doch nur öfter besucht, ihn zu einer weiteren Therapie überredet. Aber es ging nicht, weil die Fronten zum Teil auch sehr verhärtet waren.
    Aber mir bleiben jetzt die vielen guten Erinnerungen an meinen Vater von früher, als er noch nicht dem Alkohol verfallen war. Und ich denke jetzt besonders oft an diese Zeiten, so behalte ich ihn in meinem Herzen. Die schlechten Sachen haben sich im Moment in den Hintergrund gestellt, ich denke das ist auch gut so! Denn schließlich war mein Vater ein toller Mensch, der viel konnte und dem Familie über alles ging, er hat sich immer für andere aufgeopfert und geholfen wo er konnt! Nur die Krankheit, der Alkohol hat ihn zu einem anderen Menschen gemacht, dass darfst auch Du nie vergessen!

    Und in einem hast Du auch Recht, er muss nicht mehr leiden. Als ich ihn im Krankenhaus sah, war er abgemagert, wie ein alter Mann, obwohl er doch erst 56 Jahre alt war, zerfahren und Augen wie ein kleines Kind, sprechen konnte er nicht mehr, obwohl er es krampfhaft versuchte, und was er noch verstand, konnte man nur erahnen. Da wußte ich, dass es bald vorbei ist und es seine Erlösung sein würde!
    Er hatte nur gewartet, dass seine Kinder sich von ihm verabschieden, auf die er immer sehr stolz war. Zwei Wochen lag er so da, baute immer mehr ab, aber hat gekämpft und gewartet bis wir noch einmal bei ihm waren, um noch Abschied zu nehmen und am nächsten Tag ist er dann ganz friedlich eingeschlafen....
    Zum Glück hatte er in dieser Zeit keine Schmerzen, aber der Verstand und der Körper hatten schrecklich abgebaut. Und so ein Leben hätte er nicht haben wollen!
    Nun geht es ihm sicher gut, davon bin ich überzeugt!

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