Wie den Kindern erklären?

  • Hallo Bleegle,

    auch Dir einen schönen 2.Advent.

    Ich habe vorweg die Frage: Wohnt Ihr noch zusammen?

    Du schreibst, daß er schon letztes Jahr im Entzug war. Also nun wieder. Klingt nach keiner wirklichen Krankheitseinsicht :roll:

    Ich habe selbst zwei Kinder (9,14), die meinen Ex täglich betrunken gesehen haben, dann für 7 Monate nüchtern(nicht trocken) und dann in den Rückfall!

    Ich habe bei seinem Rückfall den Kindern gesagt, daß er wieder trinkt, habe ihnen kindgerecht erklärt, daß es sich bei Alkoholismus um eine Rückfall-Krankheit handelt. Aber......

    Ich habe den Kindern auch gesagt, daß ich ihn verlassen werde, weil ich nie wieder möchte, daß sie dies miterleben müssen! Denn es war auch keine Einsicht vorhanden!

    Diese Entscheidung, ob Du und wie Du es ihnen sagst, kann Dir hier keiner abnehmen, aber ich kann Dir nur sagen, daß jeder Tag, den meine Kinder mit einem alkoholabhängigen, nassen Menschen erlebt haben, bei ihnen sehr großen Schaden hinterlassen haben. Mein Großer leidet unter massiven Bindungsstörungen, hat Autoaggressionen, weil er sich im Stillen immer die Schuld gab, daß er wegen ihm wieder trinkt, weil mein Sohn nicht das Kind ist, was einfach ist, was *natürlich* nicht liebenswert ist.

    Merkst Du etwas? Unsere Kinder bekommen so viel mit. Ich dachte immer, ich kann dieses vor meinen Kindern verheimlichen, aber das geht nicht! Lies doch mal den Erwachsenen Kindern, wie sie es empfinden!

    Ich möchte Dir nicht raten, Deinen Partner zu verlassen, aber ich habe es getan! Und nun bedarf es ganz viel Zeit und Therapie,daß meine Kinder und ich den Schaden verkraften können.

    Ich wünsche Dir viel Kraft, die richtige Entscheidung zu treffen und nicht in den Irrglauben zu verfallen, Du kannst Deinen Kindern doch nicht den Papa nehmen... :roll: Überlege, ob Deine Kinder es wert sind, einen nassen, immer wieder rückfälligen Vater zu erleben!


    Lieben Gruß

    S.Käferchen [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/smilie/tiere/k025.gif]

  • Bleegle,

    ich denke, von einer *normalen* Beziehung seit Ihr fern ab.

    Um Dir zu raten, nicht noch weiter in ein co-abhängiges Verhalten zu rutschen, würde ich sogar schon dazu tendieren, daß Dein Mann die Verantwortung übernimmt, und es den Kindern selbst erklärt, daß er krank ist.
    Ein guter Schritt für Dich, Deinem Mann die Verantwortung für sein Leben selbst wieder in die Hand zu geben.

    Du kannst für Deine Kinder nichts anderes tun, als ehrlich zu sein, für sie da zu sein. Die Verantwortung liegt aber ganz klar in der Ehrlichkeit Deiens Mannes!


    Lieben Gruß

    S.Käferchen [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/smilie/tiere/k025.gif]

  • Liebe Bleegle,
    auch ich habe drei Kinder(11,13,16), mein Mann tritt im Januar eine Langzeitkur an.
    Er hat es den Kindern von sich aus SELBST gesagt, hat sie aufgeklärt und mit ihnen zum ersten Mal offen über seine Krankheit gesprochen. Sie kommen damit so gut klar, die ganze Situation ist viel entspannter, weil sie es aus SEINEM Mund erfahren haben. Sie begreifen jetzt alles ganz anders, haben wieder mehr Achtung vor ihm.
    Es ist SEINE Krankheit, seine Verantwortung, es den Kindern mitzuteilen. Ich zieh mir den Schuh nicht mehr an, hab ich hier gelernt.
    Ich drücke euch ganz fest die Daumen für die Zukunft,
    LG Thelma

  • Oh Mann, Beegle,
    Ihr steckt ja mitten drin. Ich kanns dir so nachfühlen, wie es dir geht, ich hab furchtbare Jahre hinter mir. Mein Mann ist jetzt seit wenigen Wochen trocken, er ist wie ausgewechselt. Unser Leben hat in dieser kurzen Zeit schon so viel an Qualität gewonnen.
    Aber ER wollte da jetzt raus, das sehe ich bei deinem Mann irgendwie nicht so.
    Was heißt hier, du machst ihm Vorschriften? Er hats doch schließlich zu verantworten, was der Alk angerichtet hat. Wahrscheinlich schämt er sich den Kindern gegenüber zu sehr?
    Deine Angst vor der Trennung, diese andere Seite, kann ich sehr gut verstehen, ich bin in der gleichen Situation, man fühlt sich so hilflos und ohnmächtig, dreht sich im Kreis.
    Vielleicht kannst du dich für den Anfang etwas abgrenzen, ohne dich gleich zu trennen?
    Ich war dieses Jahr total unten, dann hab ich mit Tunnelblick nur noch auf mich geschaut, bin in die Offensive gegangen, hab nichts mehr verheimlicht, hab ihn oft links liegen lassen, wenn es mich auch meine letzte Kraft gekostst hat. Gottseidank packts mein Mann jetzt an.
    Ich hoffe so für euch, dass sich dein Mann an die schöne trockene Zeit zurück erinnert...Aber für ihn bedeutet Nicht- Trinken ja anscheinend Nicht- Leben, so wie du schreibst. Scheint, der Leidensdruck ist noch nicht groß genug. Gab es einen Auslöser für seinen Rückfall? Ging es schleichend? Wie ist dein Gefühl, will er es diesmal schaffen, oder geht er nur wegen dieses Ultimatums zum Entzug? Dann hats wohl wenig Sinn, oder?
    Für mich ist es, wie gesagt, verdammt schwer, dir zur Trennung zu raten, weil ich fast in der gleichen situation stecke wie du.
    Drum schreib ich dir auch so ausführlich, mich berührt deine Geschichte einfach sehr.
    Alles Liebe, genieß die paar Tage allein mit deinen Kindern. Machts euch schön.
    Liebe Grüße, Thelma

  • Liebe Beegle,

    ich bin erwachsenes Kind einer Alkholikerin und meine Erfahrung sagt: alles bloß nicht schweigen!

    Letztenendes musst du natürlich selbst entscheiden. Aber es gibt Möglichkeiten, z.B. auch Bücher, in denen die Krankheit kindgerecht erklärt wird. Je früher je besser, dann lernen die Kinder sich nicht die Schuld zu geben und das sie nicht wertlos sind, weil ihr vater ihnen die flasche vorzieht. Das kann viele 'Spätschäden' verhindern. wenn du mal bei uns im Bereich liest, wirst du sehen wie wir alle zu kämpfen haben.

    Ich für mich bin ziemlich sicher, dass eine offene, ehrliche Haltung mir so einiges erspart hätte.

    Wenn du es geheim hälst, dann 'gewährst du dem Alkholismus deines Mannes Schutz'.

    Trennung oder nicht, das ist etwas, wo es weniger leicht ist prinzipiell etwas darüber zu sagen. Ich habe mir zwar immer gewünscht, meine Eltern würden sich trennen, aber letztenendes hätte das mir wahrscheinlich den letzten Schutz des Systems Familienkrankheit geraubt. Ich muss aber dazusagen, ich hatte auch sehr lange ein sehr schlechtes Verhältnis zu meinem Vater.

    Ich hoffe durch lesen und schreiben hier gelingt es dir deinen Weg auszumachen und zu gehen.

    Roa

  • Zitat von seinweib


    Ich sehe es auch so, das ER seinen Kindern alles hätte erklären müssen.

    da wollt ich ja auch noch was zu schreiben. Im Prinzip ist das natürlich die bessere Vision, weil die Kinder dann auch wirklich von ihrem Vater hören, dass er sie trotzdem liebt.

    Aber wenn er noch sagt, dass sein Leben ohne Alkohol nichts wert ist, dann denke ich nicht, dass er in einem Stadium ist, in dem er seinen Kindern verständlich machen kann, was die Krankheit bei ihm bewirkt, weil er es ganz einfach selbst noch nicht vollends verstanden hat.

    Wenn er sich, weil er es für sich will noch einmal in therapie begibt, dann sollte er nach einiger 'Trockenzeit' selbst mit den Kindern reden. Ich denke sogar, dass es den meisten trockenen Alkoholikern dann selbst auch ein großes Anliegen ist.

    Meine Mutter hat nach ihrem Klinikaufenthalt nicht mit uns geredet und auch von unserem Vater kam nichts. Es hat sich nichts verändert. Das System ist aufrecht gehalten wurden. Sie ist rückfällig geworden. Das war vor Jahren. Sie trinkt noch immer. Und wird es vermutlich bis sie sich daran zu Tode gesoffen hat.

    Das war jetzt sehr ausschweifend: wenn er es nicht sagen kann oder nicht richtig rüberbringe würde, dann ist es selbst zu tun, alles was in deiner macht steht.

  • Guten Morgen, liebe Beegle,
    Gut geschlafen?
    Es tut so weh, zu wissen, wie der Partner eigentlich ist, wenn er nicht trinkt und wie ihn der Alk verändert, was diese Droge aus ihm macht. dass man ihn an die Droge verliert.
    Jetzt, wo mein Mann nüchtern ist(nach 12 Jahren Ehe im Suffzustand), sehe ich wieder den Mann, in den ich mich damals verliebt habe.
    Fatalerweise legte er damals, als ich ihn kennengelernt habe, gerade ein halbes Jahr Trinkpause ein, ich hab also nicht gemerkt, dass er Alko ist...
    Erst, als ich dieses Jahr an meinem absoluten tiefpunkt war, paarmal zusammengebrochen bin und definitiv nicht mehr bereit war, mit ihm so zusammenzuzleben, weil ich auch schon gesundheitliche Probleme bekam,
    hat es bei ihm Klick gemacht. Er will jetzt nicht wegen mir aufhören, aber er hat das Ausmass der Zerstörung durch diese Droge erkannt.
    Noch'n Tipp: Ich bin einfach zu einer Eheberaterin gegangen, das war mein erster Schritt nach aussen, raus aus der Passivität. In einer nüchternen, guten Stunde hab ich ihn gefragt, ob er bereit wäre, auch zu ihr zu gehen. Er ist dann erstmal allein bei ihr gewesen, danach hatten wir noch drei gemeinsame termine.
    Das hat uns sehr weiter geholfen, uns beiden den Kick gegeben, an uns-jeder für sich- zu arbeiten, um aus dem Abhängigkeits-teufelskreis rauszukommen.
    Meinem Mann ist dort klar geworden, dass eine gemeinsame Zukunft nur ohne Alk möglich ist.
    Und mir ist klar geworden, dass ich meine Co-Strukturen aufbrechen muss, ich bin nun in therapie.Tut auch saugut, offen und ehrlich, ungefiltert über alles zu reden, mich anzuschauen, nicht mehr nur meinen betrunkenen Mann.
    Allerdings war das während seiner Trinkzeit schier unmöglich, weil ich in ständiger Angst und Alarmbereitschaft lebte.
    Wem erzähl ich das?
    Liebe Beegle, ich kann dir nur eins sagen: solange ich nicht in die Offensive gegangen bin, hat mein Mann seinen Ausstieg bequem vor sich hergeschoben.
    Er hat jetzt die Wahl: Familie oder Alkohol
    Wer siegt, wird sich zeigen... :?
    Ich wünsche dir von Herzen, dass ihr es gemeinsam schafft.
    Alles Liebe,
    Thelma

  • Liebe Bllllllllllllleegle,
    hab bei meinem letzten Post das L nach dem B vergessen, sorry...
    Jo, so lass uns mal der Dinge harren, die da kommen, nutzt jetzt ja nix. Bei mir sind's ab Januar 16 Wochen.
    Viel, viel Glück wünscht Euch
    Thelma

  • Hallo Beegle,

    Zitat

    Er hat einen Notfallplan entwickelt, den wir nun von fortan sofort zur Hand nehmen sollen, sobald einer (da natürlich ich) bemerkt das er zur Ersten Flasche gegriffen hat!

    Da hat er DIR ja wieder die Verantwortung gegeben, die gehört IHM!!!

    Bevor Er wieder zur Flasche greift muss ER gegenlenken.

    Macht er SHG oder sonst irgendwas oder war es das jetzt schon?

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Liebe Bleegle,
    erstmal freue ich mich für dich, dass dein Mann guter Dinge ist.
    Aber ich muss Elocin recht geben, die Sache mit dem Notfallplan klingt irgendwie nach Hintertürchen. Ich wäre da dauernd in Lauerstellung und wieder auf ihn fixiert.
    Du schreibst: mal sehen, wie lang es anhält. Diese Gedanken kreisen auch in meinem Kopf rum. Aber auch ich habe beschlossen, meinen Mann auf dem Weg aus der Sucht zu begleiten, also muss ich lernen, mit dieser Angst umzugehen. Es ist schwer, weil die letzten Jahre so horrormäßig waren...
    Die Therapie hilft mir da hoffentlich, ich hatte ja erst zwei Sitzungen.
    Ich lerne auch so viel von den Forenteilnehmern, die sich getrennt haben und auf dem Rück- oder Hinweg zu sich selbst sind.
    Das ist jetzt bei mir auch erstmal angesagt, auch wenn es, wie bei euch, eine gemeinsame Zukunft gibt.

    Alles, alles Liebe
    Thelma

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