me, myself and I

  • Hallo Sally,
    willkommen an Bord.

    Ich seh es genau so: hilf erstmal dir.
    Oder rede mit deiner Schwester ehrlich und
    ihr könntet euch vielleicht gegenseitig beistehen
    und helfen.

    Quake

  • Hallo Sally und herzlich willkommen.

    Sich einzugestehen, dass man selbst vom Alkohol abhängig ist, ist ein großer Schritt in Richtung Abstinenz. Du schreibst, dass du jeden Tag trinkst, oft bis zum Vollrausch, andererseits, dass du dein Leben einigermaßen im Griff hast. Unter diesen Umständen wird deine Schwester sich kaum von dir helfen lassen. Sie soll auf Alkohol verzichten und du trinkst weiter. Da wundert es mich nicht, dass sie dir nicht mehr vertraut und dich belügt. Machst du nicht auch dasselbe mit ihr, erzählst ihr auch nichts von deinem trinken?

    Wäre es nicht eine gute Basis, wenn ihr beide zusammen aufhören würdet. So könnte jede der Anderen etwas beistehen. Voraussetzung für dich ist dabei allerdings, dass du auch keinen Alkohol mehr trinken willst.

    Wünsche dir, dass du es schaffst

    Henri

  • Hallo Sally,

    Zitat von Sally

    Trotzdem habe ich es irgendwie noch nicht geschnallt. Ich kann einfach nicht sagen, ich will nichts mehr trinken, weil ich mir so ein Leben noch nicht vorstellen kann. Immer und überall ist Alkohol; in meiner Familie sind einige Alkoholiker und auch in meinem Freundeskreis wird eher übermäßig viel getrunken.
    Aber trotz allem bekomme ich mein Leben mittlerweile eigentlich halbwegs gut über die Bühne. Nur mache ich mir so extreme Sorgen um meine Schwester.


    Ich kenne zwei Brüder, die hatten vor Jahren genau so eine Situation: beide waren auf dem besten Wege sich zu Tode zu trinken. Der jüngere wollte dem Älteren helfen, weil er den Eindruck hatte, daß der noch viel schlimmer dran war mit der Sauferei. Er war aber keine große Hilfe, weil er selber Alkoholiker war und damals in seinem besoffenen Kopp auch nix mehr geregelt bekam. Richard Kimble bewachte Richard Kimble. Die beiden waren ein trauriger Anblick.

    Was ist passiert? Der Ältere wurde zuerst trocken und hat den jüngeren ein Jahr lang immer wieder drauf aufmerksam gemacht, daß er Alkoholiker ist und er bald vor der Alternative stünde "kapieren oder krepieren". Das gab manchmal ziemlich Palaver, weil das dem kleinen Bruder tierisch gestunken hat, von dem großen als "Ballermann", "Spritkoffer" oder gar "Alkoholiker" tituliert zu werden. Aber: wer legt sich schon gerne mit dem großen Bruder an? Zumal, wenn der auch noch Recht hat...

    Das Ende vom Lied? Knapp ein Jahr nach dem Großen ist auch der Kleine trocken geworden. Es war für ihn sehr wichtig, daß der große Bruder auch sein Freund war und ihm vorgemacht hat, daß es funktioniert, ein zufriedenes Leben ohne Alkohol zu führen.

    Zitat von Sally

    Wie soll ich mich denn da verhalten?


    Ich würde es wie der schlauere der beiden Brüder machen und als erster trocken werden wollen. Nur so kann ich anderen helfen. Je früher, desto besser.

    Uns allen gute 24h

    Gerd, Alkoholiker, heute trocken

  • Hallo Sally,

    Du hast ja schon einen großen Schritt gemacht und den Weg hierher gefunden, liest mit und schreibst selbst, beschäftigst Dich mit dem, was Du hier liest.

    Ich konnte mir während des Studiums überhaupt nicht vorstellen ein Alkoholiker zu sein, hatte ich mir doch mit einer ein-semestrigen Trinkpause "bewiesen", daß ich eigentlich mit Alkohol nix am Hut hatte(eine fatale Fehleinschätzung). Und AA? Oh je, das waren für mich senile Penner, die unter der Brücke mit der Wermutflasche redeten und einmal die Woche abends ins warme Kämmerlein durften um beim Tee über ihre Wahnvorstellungen und ihr gescheitertes Leben rumzujammern.

    Ich hab nicht lange gebraucht, um meinen Minimalvorsprung gegenüber "denen" wegzusaufen und durfte irgendwann feststellen, daß in AA wunderbare Menschen saßen, die so einem völlig kaputten Typen, wie ich es damals war, überhaupt noch zuhörten und ihn sogar verstanden.

    Jede Alkoholikergeschichte ist anders und mir fiel es als junger Mensch sehr schwer, in den Geschichten der "Alten" mich wiederzufinden, denn ich war ja ganz anders. Trotzdem war da in jeder Geschichte etwas, was ich mitnehmen konnte, was mir half, besser mit mir selber zurechtzukommen. Mit der Zeit hab ich dann verstanden, daß ich meinen eigenen Weg finden muß, mit mir und meinem Alkoholismus zu leben. Das ist bisweilen etwas abenteuerlich, manchmal beschwerlich aber nie langweilig - es lohnt sich!

    Uns allen gute 24h

    Gerd, Alkoholiker, heute trocken

  • Hallo Sally,

    Zitat von Sally

    Hallo Gerd,
    darf ich fragen, wie alt Du denn warst, als Du zu den AA gegangen bist?


    Ich war kurz nach meinem 25 Geburtstag total am Ende und bin in Therapie gegangen, habe dort AA kennengelernt. In den ersten beiden Jahren bin ich teilweise mehrmals die Woche in Gruppen gegangen.

    Zitat von Sally

    Und hast Du Dein Studium trotz Alks gut hinbekommen und zu Ende gebracht?


    Mein Studium habe ich während und wegen meines Alkoholismus aufgegeben, ich wäre auch nicht in der Lage gewesen, das Studium unmittelbar danach wieder aufzunehmen.
    Ich habe eine neue, nicht-akademische Ausbildung angegangen als ich über ein Jahr trocken war, die ich auch erfolgreich abgeschlossen habe.

    Heute schau ich schonmal in stillen Momenten mit einer Träne im Knopfloch zurück auf meine verpassten Doktorhüte und Diplome. Dann seufze ich mal laut, sage hach und dann ist der Anfall auch schon wieder vorbei ;)

    Ich bin heute zufrieden mit dem, was ich beruflich machen darf.


    Uns allen gute 24h

    Gerd, Alkoholiker, heute trocken

  • Hallo Sally,

    kleine Korrektur(soviel Zeit muß sein :) )

    Zitat von Sally

    hmm, Ende 25!?


    Ich war Anfang 25, aber schon am Ende.

    Nicht, daß das heute noch einen großen Unterschied ausmacht, aber noch ein dreiviertel Jahr saufen hätte ich damals nicht überlebt.

    Ich mußte erstmal mein Leben in Ordnung bringen, bevor ich irgendwas anderes in Angriff hätte nehmen können.

    Uns allen gute 24h

    Gerd, Alkoholiker, heute trocken

  • Hallo Sally,

    das hört sich ja gut an!

    Ich hoffe, Du schreibst uns auch weiterhin, wie es Dir in der "bleifreien Zone" ergeht.

    Die beste Möglichkeit, seine Zweifel bzgl. eigenem Alkoholismus zu beseitigen, ist ja, keinen mehr zu trinken und einfach mal zu schauen was passiert.

    Viel Gück + uns allen gute 24h

    Gerd, Alkoholiker, heute trocken

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