Warum wollen Co.-Abhängige immer helfen?

  • Viele Co.-Abhängige schreiben lange Texte und machen die Betroffene oder den Betroffenen zum Zetralpunkt ihres Lebens, so als ob ihr eigenes Leben wenig Bedeutung hätte. Die einzige Hilfe für einen Alkoholiker ist die Nichthilfe, es sei denn, er würde um Hilfe bitten. Viele schreiben lange Texte mit der Erwartung, dass die Antworten ihren Vorstellungen entsprechen. Wenn das nicht eintritt, so bleiben sie weg- so wie hoffnungslos und wo immer, sind wohl weg für immer. Ich habe mich bisher mit jeder Antwort auseinandergesetzt, sie war mir eine Reaktion wert, selbst dann, wenn ich die Meinung nicht teilte. LG Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Liebe Chrissyta,
    bei mir hat es auch lange gedauert, zumal ich früher den Betroffenen für krank hielt, mich dagegen fand ich in Ordnung, allenfalls vielleicht zu gutmütig, habe es teilweise sogar als mein Schicksal angesehen, außerdem konnte ich mich hinter dem Betroffenen gut verstecken. Es gab immer genug zum Reden über seine Probleme. Erst als mein Leidensdruck zu groß wurde, war ich zum Umdenken bereit.
    Da stöberte ich im Internet und fand das Buch von Anne Wilson Schaef "Co.-Abhängigkeit, Die Sucht hinter der Sucht", das ich mir sofort bestellte und anschließend verschlang. Es folgten weitere Bücher. Das Schreiben hier ist so hilfreich, das möchte ich gerne weiter empfehlen. In Zeiten als ich es noch mal wieder mit meinem Mann versuchen wollte, habe ich hier auch nicht geschrieben, so als ob mir das peinlich war. Bis ich wieder bei mir selbst war und merkte, dass dieser Versuch eine Illussion war, das zuzugeben fällt ja auch nicht leicht. Am hilfreichsten war es für mich, Bücher von Frauen zu lesen, die selbst stark abhängig waren und ganz offen und ohne Umschweife ihre Verhaltensweisen aufzeigen. Sehr hilfreich auch die Bücher von Melody Beattie mit "Mut zur Unabhängigkeit". Überall fand ich mich selbst wieder. Ich habe eine Freundin, die weiterhin mit ihrem alkoholabhängigen Partner zusammenlebt, einerseits bewundert sie mich, andererseits sagt sie, dass sie sich nicht mehr ändern könne und so weiter leben würde. Sie will mit dem Geld, das sie durch diese Beziehung zur Verfügung hat, ihre drei erwachsenen Söhne weiterhin unterstützen, sie möchte die "Gute" sein. Am schwersten war es für mich zu begreifen, dass sie nichts ändern will, sondern sich bei Anderen nur beschweren und aussprechen will. Dafür stelle ich mich nun immer weniger zur Verfügung, denn ich kann und mag diese sich ständig wiederholenden Geschichten nicht mehr hören.
    Der Preis, den ich gezahlt habe, bin momentan ziemlich alleine.
    Aber es bahnen sich durch meine Gesprächs- und Tanzgruppe langsam neue Kontakte an, und ich habe eine wunderbare Erfahrung gemacht, es ist herrlich sich auszutanzen, und dass ganz ohne Alkohol, es geht wunderbar. Einen schönen und friedvollen 2. Advent. LG Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Hallo Sara,
    ich freue mich über jeden Austausch, melde Dich gerne bei Bedarf.
    LG Laurina :wink:

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  • Guten Morgen Chrissyta,
    ich habe gestern Abend mit einem lägeren Text geantwortet, leider musste ich mich dann beim Absenden erneut einloggen und der Text war weg. Zum Tanzen möchte ich sagen, dass es nicht so wie in der Tanzschule zugeht mit Disco Fox usw. Es ist eine Angehörigen Gruppe, wir tanzen und reden miteinander. Es ist ein heilpädagogischer Tanz, der mit Körpererfahrung und Öffnen zu tun hat. Mir tut das sehr gut. Wir können Gefühle dabei herauslassen, abgeben und gut zu uns selbst sein. Auch festsitzende Aggressionen werden frei getanzt.
    Der Austausch im Forum ist sehr wertvoll für mich. Aus den Büchern sind mir Ursachen und Zusammenhänge bewusst geworden, zumal diese Bücher immer von ehemaligen Selbstbetroffenen geschrieben werden. Die schonungslose Offenheit verleiht den AHA-Effekt und macht Mut, sich selbst zu öffnen. Gerade wir Co.-Abhängigen haben lange mit Verdrängung und Selbstbetrug gelebt. Einen schönen zweiten Advent und liebe Grüße Laurina :wink:

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  • Liebe Hoffnunglos,
    es ist schwer herauszufinden, was Dir Hoffnung machen könnte, leider gibt es kein Patentrezept. Wie Du schreibst, helfen Dir die Angehörigen-Gruppe und auch dieses Forum nicht. Was z.B. haben Dir die Betroffenen mitgeteilt, wie man sich verhalten soll? Du schreibst, dass Du das alles ohnehin eh schon machst, wie ignorieren und den Mund aufmachen, auf der anderen Seite widerlegst Du das wieder, indem Du zugibst, dass es Dir peinlich ist und wer will schon offen darüber sprechen. Gerade das Vertuschen nach Außen ist ein Bestandteil der Co.-Abhängigkeit.
    Wenn man als Partnerin in diesem System mitgefangen ist, so eignet man sich nicht als Therapeutin, weil eigene Gefühle und Verletzungen den Blick trüben und man nur schwer sachlich bleiben kann. Solange Dein Partner keine Hilfe sucht und zulässt, kannst Du ohnehin nichts machen. Alle möglichen Verhaltensstrategien kosten nämlich Deine Kraft, und er denkt sich, lass sie man schön machen und trinkt weiter. Zwischendurch wirft er Dir mal ein Versprechen zur Besserung hin, was Dich wiederum motiviert, weiter an Deinem Verhalten zu feilschen. Damit bist Du in einem Karussell, stellst Dich stets in Frage und beschäftigst Dich indirekt nur mit dem Problem Deines Partners. Hast also sein Problem zu Deinem gemacht, und fühlst Dich obendrein auch noch schuldig. Es braucht Zeit, um die eigene Machtlosigkeit zu erkennen und zu akzeptieren. Erst wenn Du das für Dich annehmen kannst und loslassen nicht mit im Stich lassen verwechselt, bist Du auf dem Weg der Genesung. Wenn Du Dich um Deine Belange und Dein Leben kümmerst. Dein Partner hat sich ganz allein fürs Trinken entschieden, somit kann er sich auch allein dagegen entscheiden. Solange Du ihm die Verantwortung abnimmst, und er für die Folgen keine Konsequenzen zu tragen hat, wird er sich wohl kaum verändern. Ich weiß aus eigener Erfahung, wie schwer das alles ist, aus diesem Grunde kann man sich mit Erfahrungen gegenseitig unterstützen, doch den Weg musste ich alleine gehen. Auch ich wollte meinen Partner therapieren, wogegen er sich zurecht wehrte, Heute arbeite ich an mir und möchte von meinem abhängigen Verhalten loskommen, um gesund zu werden. Ich wünsche Dir Kraft und Erkenntnis für Dich.
    LG Laurina :wink:

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  • Hallo Gaby,
    willkommen hier im Forum. Es dauert sehr lange, um aus den alten Mustern herauszukommen, wenn ich zeit meines Lebens co.-abhängig war, so kann ich nicht innerhalb von kurzer Zeit gesunden. Es erfordert viel Geduld und tägliche kleine Schritte, wobei auch immer wieder mal ein Rückfall in das alte Verhalten möglich ist, den sollte man sich auch gestatten und sich nicht gleich dafür verurteilen. Aber Du bist ja bereits gut informiert, mir hat das Lesen entsprechender Lektüre, der Austausch hier im Forum und der Besuch einer Angehörigengruppe ein gutes Stück weiter geholfen. Meine Erfahrungen gebe ich gerne weiter. Alles Liebe für Dich alles Gute Laurina. :wink:

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  • Zitat von ladylunasun

    Hallo Laurina

    hab da mal noch ne für mich echt wichtige Frage. Da ich die letzten Tage wieder extrem merk das ich mit der Situation nicht allein zurecht komm, einfach (auch wenn sichs evtl dumm anhört) wo kann ich mich hinwenden ?
    Ruf ich nen Psychologen an ruf ich die stadt an und geh zu einer Beratungsstelle ?


    Lg Gabi

    Hallo Gaby,
    habe ich richtig verstanden, dass Du Hilfe für Dich suchst?
    Dann finde ich schon wichtig, dass Du in eine Beratungsstelle gehst, es ist wichtig, dass Du mit Angehörige in Kontakt kommst, die das gleiche gerade durch machen oder schon ein Stück des Weges gegangen sind. Aus den Erfahrungen der Anderen kann man lernen und schöpft Mut. Wenn es Dir selbst inzwischen psychisch derart schlecht geht, dass Du bereits körperliche Symptome merkst, so kannst Du über den Hausarzt eine Überweisung zum Facharzt geben lassen und dort Dein Befinden ansprechen. LG Laurina :wink:

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  • Hallo,
    möchte auch was zum helfen schreiben. Ich mußte auch lernen das ich nicht die jenige war die meinem Mann helfen kann. Ich habe dann angefangen mich nach über 40 Jahren um mich selbst zu kümmern und das war verdammt schwer, indem ich mich nämlich um meinen Alkoholiker gekümmert habe konnte ich wunderbar von meinen eigenen Carakterfehlern ablenken.In meiner Al-Anon Gruppe gibt es Gott sei Dank keine Ratschläge ich kann meine Erkenntnisse selbst treffen und so sollte es auch beim Alkoholiker sein. Er ist für sich selber verantwortlich, wie jeder Mensch im übrigen.Nur ich kann wissen was mir gut tut und was nicht.
    Am Anfang als wir Beide uns um uns selbst kümmerten hatte ich die Angst das wir unseren Weg nicht mehr gemeinsam gehen. wenn Beide etwas tun führt der Weg auch wieder zusammen. Ich für mich weiß wenn ich all dies vor vielen Jahren schon gewußt hätte und danach gehandelt hätte,hätte ich meinem Mann seine Leidenszeit vielleicht verkürzen können.Durch mein ewiges helfen wollen und ich will Dir doch nur helfen habe ich ihn nur noch mehr unter Druck gesetzt und dann hatte er ja wieder einen Grund zu trinken.( jetzt glaubt aber bitte nicht das ich mir die Schuld an seinem trinken gebe)
    Als ich ihn losgelassen habe ist er trocken geworden. Wir reden heute viel ,sagen aber nur unsere Gefühle und machen keine Vorwürfe.So ist das jetzt schon fast 10 trockene Jahre.
    Ich brauche aber auch die Sicht der Alkoholiker wie sie uns sehen denn nur dann kann ich" Meine" Fehler versuchen zu beseitigen.
    Liebe Grüße Regenbogenkind

  • Ich habe gerade einen aufschlussreichen Bericht über Co.-Abhängigkeit gelesen. Co.-Abhängige haben bekanntlich ein schwaches Selbstwertgefühl, folglich suchen sie nach Ausgleich und wollen anerkannt und wahrgenommen werden. Das kann dazu führen, dass sie auf der Arbeitsstelle oder im Bekanntenkreis schonungslos offen über private Details sprechen, ohne über mögliche Folgen nachzudenken. Sie geben zuviel von sich preis, an einer Stelle, wo es nicht hingehört. Flirten und kokettieren mit dem anderen Geschlecht, um wahrgenommen zu werden, sind auf der anderen Seite beim eigenen Parter eifersüchtig, dieser soll das andere Geschlecht möglichst nicht sehen, und nur Augen für sie haben. Ich kann mich in einigen Punkten wieder finden, erinnere mich gut, dass ich schon im Alter von 10 Jahren darauf achtete, wie ich äußerlich beim anderen Geschlecht ankam. Das Gefallenwollen ist ein großer Anteil der Co.-Abhängigkeit. LG Laurina :wink:

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