Vorstellung die Zweite

  • Hallo zusammen!

    Da ich nun auch in diesem Teil des Forums schreiben kann, hier nochmal meine Vorstellung für alle, die es interessiert ;)

    Ich bin schon seit einiger Zeit in diesem Forum angemeldet und lese hin und wieder interessiert mit und dachte mir nun, dass ich mich auch mal vorstellen sollte.

    Ich bin Mitte 30, Alki und seit fast 2 Jahren (Anfang Mai sind`s zwei Jahre) trocken. Regelmäßig getrunken hab ich seit meiner Jugend (ich würde sagen, seit ich 17 oder 18 bin, viell. auch schon länger). Angefangen hatte alles damit, dass ich Probleme mit dem Einschlafen hatte und – na ja – ein Bierchen hat da schon gut geholfen und als es täglich zwei und später drei „Bierchen“ wurden, hab ich mir da auch keinen Kopf drum gemacht. Alkis – so meine Überzeugung – lassen sich doch nicht an zwei oder drei Bier festmachen. Die spielen doch in einer ganz anderen Liga…………..
    Ich kann beim besten Willen nicht sagen, ab welchen Zeitpunkt ich süchtig war. Ich hab lange drüber nachgedacht. Fest steht allerdings, dass ich den Alk schon ziemlich zeitig „funktionalisiert“ hab. Sicher fand ich Bier immer ganz lecker, aber wenn ich ehrlich bin, im Grunde hat es immer irgendwelchen Zwecken gedient. Besser einschlafen können, weniger gehemmt sein, abschalten können, schlechte Stimmung vertreiben usw…

    Und irgendwann ging das alles nicht mehr ohne, immer öfter aber auch nicht mit Alkohol, die kranke Logik, die sich mir damals nicht erschloss, ließ mich folgern, dass es eben noch ein Bier mehr sein muss, und dann geht das schon und so wurden im Lauf der Jahre aus dem anfänglichen Bierchen ein Minimum von 5/6 Bier am Abend, immer häufiger aber auch mehr (wobei ich dankend jede Legitimation mehr trinken zu können, ohne dass es Anstoß erregt, dankend angenommen habe)

    Der entscheidende Bruch kam dann 2006. Ich stand kurz vor Abschluss meines Studium (ich hab relativ spät noch mal angefangen zu studieren), bin in eine gewalttätige Auseinandersetzung geraten und wurde grundlos zusammengeschlagen. Die Konsequenz: Ich bin immer seltener aus dem Haus (dummerweise hat meine Situation dies auch zugelassen, da ich an meiner Abschlussarbeit saß und relativ selten zur Uni musste) und hab immer mehr getrunken. Mein „Minimum“ hat sich in kürzester Zeit verdoppelt. Immer häufiger hab ich bis zum „Vergessen“ gesoffen.

    Meine Beziehung stand vor dem Aus, im Alltag hab ich nix mehr auf die Reihe bekommen, die Abschlussarbeit mutierte zu einem lästigen Übel und so stand auch ein erfolgreicher Abschluss auf dem Spiel. Nicht zuletzt ging es mir psychisch immer mieser, denn – wie wir alle wissen – der Alk „hilft“ ja auch nur für den Augenblick, um im Anschluss alles nur noch schlimmer zu machen…

    Scheinbar hab ich all das gebraucht, um endlich – und zur Freude meiner Freundin – meinen tatsächlichen Zustand erkennen zu können. Bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich meine Hand dafür ins Feuer gelegt, nicht süchtig zu sein.. Und auch da, war nur ein „Anfangsverdacht“, gespickt mit allerlei Zweifeln vorhanden. Aber es hat gereicht, um einen ersten Schritt zu machen! Also ab zur Suchtberatung, von da aus wenige Wochen später zur Entgiftung und schließlich zur Langzeittherapie….

    Naja, und seit dem bin ich trocken….. wunder mich selber immer wieder drüber!!

  • Hallo Thomas

    Herzlich willkommen!!

    Schön,dass Du Dich entschlossen hast,hier auch schreibend das Forum zu nutzen!
    Wenn Du hier schon fast 2 Jahre mitgelesen hast,hast Du bestimmt den Einen oder Anderen
    Kommen und Gehen sehen.
    Ich wünsche Dir hier einen guten Austausch.
    Menschen ,die wie Du schon länger trocken sind,können ihre Erfahrungen weitergeben und vielleicht den "Neuen" auf einen guten trockenen Weg bringen.
    Liebe Grüsse
    Backmaus

  • Hallo Thomas,

    auch von mir ein herzliches Willkommen!

    Was ist denn aus Deiner Abschlussarbeit geworden? Erfolgreich abgeschlossen nehme ich doch mal an, oder? :)

    Tolle Leistung, Deine Trockenheit!

    Lobanshee

  • Danke für die freundliche Aufnahme!

    ja, die Abschlussarbeit wurde geschrieben, nachdem ich ein halbes Jahr pausiert hatte (wäre ja anders nicht gegangen) und somit wurde auch das Studium erfolgreich abgeschlossen. Ich hab keine Ahnung, ob ich das auch hinbekommen hätte, wenn ich den Richtungswechsel nicht eingeschlagen hätte. Aber selbst wenn: Dann wäre die Abschlussarbeit mit Sicherheit um einiges schlechter geworden..

    Nein, das ist schon ganz gut so gewesen, genau zu diesem Zeitpunkt zu einer Entscheidung zu kommen und die Sache auch durchzuziehen.

    Das betraf ja auch nicht nur das Studium.. Es lag ja so einiges im Argen! Und auch da haben sich wesentliche Verbesserungen eingestellt, seit dem ich trocken bin und was könnte man sich mehr an Bestätigung wünschen, als dass sich diejenigen Dinge verbessern, die mir am wichtigsten sind??!

  • Hallo Thomas,
    und herzlich willkommen.

    Schön das Du dich jetzt auch traust hier offen über dich zu schreiben.

    Was tust Du denn so an Trockenarbeit für dich?

    Zitat

    Naja, und seit dem bin ich trocken….. wunder mich selber immer wieder drüber!!

    Warum wunderst Du dich darüber?

    Lieben Gruß,Andi

  • Naja, warum wundere ich mich?

    Zunächst: Ich hab vor zwei Jahren meinen ersten Anlauf gemacht vom Alk wegzukommen und laufe immer noch und das ohne Unterbrechung. Während der Entgiftung, der Langzeittherapie und der Nachsorge hab ich einige Leidensgenossen kennengelernt, viele Rückschläge miterlebt usw. Und nun ziehe ausgerechnet ich das ohne Rückfall durch, wo ich mich nie für willensstark gehalten hab.. Ja, und das wundert mich.. Ich hab mich halt so selbst nicht eingeschätzt. Schon gleich gar nicht in Bezug auf Alkohol.
    Dazu kommt, dass es mir im Alltag so gar nicht schwer fällt auf das gewohnte Bier zu verzichten. Meist denk ich nicht mal dran. Mir ist klar, dass trotzdem Vorsicht angesagt ist. Aber so wunder ich mich halt.. :shock:

    Zur Trockenarbeit: ich denke viel mehr nach über mich, über die Dinge, die mir schwer fallen, über mein Leben halt. Das hab ich vor meiner Abstinenz tunlichst vermieden. Da hab ich unangenehme Sachen mehr oder weniger verdrängt (oder besser ertränkt..). Ich achte mehr auf mich, vor allem auf mein Innenleben. Wenn ich merke, dass mir die Dinge über den Kopf wachsen oder ich mich einfach unwohl fühle suche ich Rat oder nehm mir einen Tag Auszeit. Vor allem "Rat holen" - das war auch so eine Schwäche von mir. Das hab ich vor der Abstinenz auch nur gemacht, wenn es unbedingt nötig war und es fällt mir noch heute schwer (meist zumindest).

    Ja, was noch... Ich sag meiner Umgebung, wenn mir was nicht passt oder mich belastet (da musste sich auch der ein oder andere erst dran gewöhnen), natürlich ohne zum absoluten Egoisten zu werden.. Aber ich "schluck" halt nicht mehr alles. Aber auch das bedurfte langer Übung!

    Ich denke, das sind erstmal die wichtigsten Dinge.

  • Hallo Thomas,
    meine Frage war dahingehend gedacht mit wem Du dich denn so austauschst über Probleme sonstiges.

    Besuchst Du ausser diesem Forum noch eine andere SHG?

    Lieben Gruß,Andi

  • Hallo Thomas!

    Herzlich willkommen!

    Schön dass du den Schritt zu uns gewagt hast!

    Du wirst sehen,ein regelmässiger Austausch bringt viel!

    Leb Dich gut ein!

    Herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • @ Andi: Nein, SHG habe ich keine. Bis Oktober letzten Jahres war ich in meiner Therapiegruppe im Sinne einer Nachsorge und das war bis dahin auch völlig ok. Im Moment fehlt es mir nicht sonderlich und es gibt ja auch noch dieses Forum.. :D

    Ich muss dazu sagen, dass ich mit meiner Freundin über die gesamte Problematik sprechen kann und das hilft ungemein. Sicher kann sie es nicht vollkommen nachvollziehen, was es heißt Alki zu sein und auch bei Begriffen wie "Saufdruck" kann sie nur in etwa erahnen, wie das ist. Was es so kompliziert macht... Und dennoch: Es hilft, wenn die Partnerin für solche Probleme offen ist, jeder Zeit bereit darüber zu sprechen und zu versuchen, zu verstehen, was da in mir passiert, wenn`s brennslich wird..

  • Herzlich Willkommen Thomas

    Klasse Leistung 8) das Trockensein 8) nicht das heimlich Lesen :lol:

    Schön dich zu lesen!

    lg Pia

  • Hallo Thomas,
    in Chrissies Thread hast Du geschrieben:

    Zitat

    Es hat mich in diesem Zusammenhang übrigens sehr überrascht, wie wenig ablehnendes Verhalten diese Offenheit erzeugte. Die meisten Menschen kamen, wider Erwarten, ziemlich gut damit zurecht.

    Wie so oft, hat sich hier der Mittelweg als passend für mich herausgestellt.

    Wie die anderen Mitmenschen darauf reagieren iss mir völlig egal,denn ich mache mein befinden und meine offene Einstellung zu meiner Krankheit nicht von anderen Menschen abhängig und will Ihnen nicht gefallen,wem's nicht passt dem passt es eben nicht!Nicht mein Problem.

    Für mich gibt es keinen Mittelweg!!

    Wenn ich dann so manches mal höre oder lese,viele Wege führen nach Rom,dann kann ich für mich nur mit den Kopf schütteln!

    Ich hab mich auch sehr oft auf den Weg nach Rom begeben,nur angekommen bin ich da nie.

    Was soll ich in Rom?
    Ich will gar nicht dorthin,und mein Weg der geht geradeaus,ohne Abzweigungen schwarz/weiss Denken ist für mich als Abhängiger unumgänglich!

    Gruß Andi

  • Zunächst hab ich in Chrissis Thread mit der Aussage, dass ich über die zumeist positive Rückmeldung, seitens derjenigen, die ich mit der Sucht konfrontierte, überrascht war, auf einen Eintrag von ihr reagiert. Sie ist ja wohl nicht gaaanz so offen damit... Ich für meinen Teil lege da auch keinen Wert drauf, wie mein Umfeld reagiert. Das geht aber bei weitem nicht jeden so.. Und manch einem hat es schon geholfen von solchen positiven Erfahrungen zu hören. Die meisten (und mir ging es da am Anfang nicht anders) rechnen nicht damit, dass nach der Ansage "Übringens bin ich Alkoholkrank!" gar nicht so viel passiert, wie man sich im Vorfeld ausmalt..

    Die Sache mit dem "Mittelweg" bezog sich darauf, dass ich es zwar jedem sage, mit dem ich zu tun habe, ich aber trotzdem niemanden vorschreibe, ob er zu trinken hat (wenn ich dabei bin) oder nicht.

    Insofern betrifft es auch nicht Deinen Weg, sondern nur meinen!

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!