Den 1. Schritt geschafft - mit Eurer Hilfe!

  • Hallo Foren-Gemeinschaft,
    vor genau einer Woche hatte ich einen ziemlich heftigen Absturz - am darauffolgenden Tag hatte ich mich auf der Suche nach Hilfe durchs Internet gewühlt und habe das erste Mal hier im Forum gelesen. Da habe ich vor Allem eins gelernt: Dass es zu schaffen ist, dass ich nicht Alleine bin und dass es höchste Zeit ist aufzuhören. Und zwar jetzt und sofort.

    Ich bin m/knapp 40 und blicke auf ein 25jähriges Trinkerleben zurück. Ich hab eine kleine Tochter mit DownSyndrom (geistige Behinderung), für die ich noch lange Verantwortung übernehmen muss. Das ist der Hauptgrund, dass ich es schaffen will. Ausserdem war ich es leid schon Mittags zu überlegen, wo ich auf dem Heimweg von der Arbeit Bier beschaffe, wo und wie ich das Leergut wieder loswerde. Dieses Gefühl ein Sklave zu sein hat mich plötzlich so was von angekotzt.

    Es hat mir sicher geholfen, dass ich vor 7 Jahren erfolgreich das Rauchen aufgehört habe, nachdem sich ein ähnliches Kotz-Gefühl wegen der Versklavung eingestellt hatte.

    Ich danke Allen im Forum für die vielen Erfahrungsberichte und Tips, die mir Mut für den ersten Schritt gegeben haben, und ich hoffe, dass ich hier auch Gehör finden werde, wenn die grossen Zweifel kommen sollten.

    Meine grosse Sorge ist, wie sich die Abstinenz zu Hause auf Dauer durchhalten laesst, da meine Lebensgefährtin eher kopfschüttelnd auf mein "Outing" reagiert hat (und sich erstmal ein Bier aufgemacht hat).
    Ich hatte auch gehofft, dass sich ein paar Probleme (mangelnde Konzentration, "müde" Augen, Zittern), die ich an sich dem Alkohol zugeschrieben habe vielleicht schon innerhalb der ersten trockenen Tage bessern würden - leider Fehlanzeige.

    So viel fürs Erste,
    nochmals Danke an Alle, denn es war wirklich dieses Forum, das mir den entscheidenden Ruck gegeben hat. Möge der Ruck auch gross genug sein!

    Ciao, Euer Zugfahrer

  • hallo zugfahrer,

    erst einmal herzlich willkommen im forum.

    ist ja schon der zweite schritt, erst die einsicht das du ein alkoholproblem hast und jetzt die anmeldung hier im forum.

    es ist lobenswert das du, für dein kind trocken werden willst, mach es aber lieber für dich. dein kind profitiert sowieso von einem nüchternen vater.

    es wird nicht einfach, zumal deine lebensgefährtin wohl auch trinkt. es ist aber zu schaffen.

    ich wünsche dir kraft und glück auf dem weg in die trockenheit.

    schorni

  • Hallo Schorni67, hallo Helmut58,
    danke für Eure Willkommens-Grüsse!
    Zur Situation mit meiner Lebensgefährtin ist zu sagen, dass sie von ihrem Zuhause her die ganze Alkohol-Problematik seit ihrer Kindheit kennt. Aber damit hat sie auch eigentlich begründet, dass sie mich in meinem Versuch nicht aktiv unterstützen kann und will, denn sie habe zu oft miterlebt, wie ihre Mutter dann die Wut ihres Vaters abbekommen hat, wenn sie sich eingemischt hat. Ich hatte ihr letzte Woche als ich nach Hause kam (ach so zur Erklärung: ich bin Wochenendpendler - daher auch der Nick "Zugfahrer") genau erklärt, was mir am Montag mit meinem Aussetzer passiert war, dass ich eben seit geraumer Zeit auch tagsüber (heimlich) getrunken habe, usw. Ich war als ich ihr das erzählt habe immerhin schon 4 Tage ohne Alk und war wohl auch sehr euphorisch deswegen und vielleicht hatte sie einfach Panik, dass ich das jetzt von ihr auch erwarten würde. Wir hatten auch vor ca. einem Jahr gemeinsam einen Alkfreien Urlaub von 3 Wochen gemacht - das war zwar so nicht geplant gewesen, sondern hatte sich so ergeben, weil unsere Kleine anfangs so krank war, dass wir tagelang abwechselnd Bettwache halten mussten. Ich weiss noch, dass ich damals hoffte wir könnten das "hinüberretten" in den Alltag. Aber da war meine Freundin eben gleich beim Betreten der Wohnung zum Kühlschrank gegangen und ich war natürlich sofort auch wieder dabei. Danach war es sogar noch heftiger als vor der Pause, so wie 1997 - da hatte ich auch mal eine zwei-wöchige Trockenphase, aber auch nach diesem vermeintlichen Erfolg ging es danach nur noch schlimmer weiter.

    Ich bin mir nun eben sehr unsicher, ob ich das Aufhören zu Hause weiter thematisieren soll oder einfach darauf hoffen soll, dass einerseits ich mich nicht mitreissen lasse und andererseits sie sieht, dass es mir jetzt besser geht als vorher und sie sich dann ihre eigenen Gedanken macht. Im Moment geht es mir allein schon deshalb besser, weil ich mich darüber freue dass ich den ersten Schritt gegangen bin - aber das Gefühl wird sich sicherlich mit der Zeit verbrauchen.

    Nun gut - Euch allen noch einen schönen Abend,
    Euer Zugfahrer

  • Hallo Annika, hallo Maus,

    danke für Euren Rat - ich denke nächstes Wochenende, also die Weihnachtstage, werden sehr spannend werden von wegen Alkohol im Haus. Denn die gemeinsame Wohnung vom Alk zu befreien ist im Moment leider unmöglich - anders hier bei mir am Arbeitsort, da hab ich den Rum und den Whiskey ins Klo gekippt und die Weinflaschen in die Büroküche gestellt.

    Apropos Büro :? Ein wenig graut mir auch vor Morgen - da ist Weihnachtsfeier in der Arbeit und eigentlich kennen mich alle als den, der wenn sich Gelegenheit bietet Mittags sein Weissbier zum Essen trinkt. Da werden sicher Fragen kommen und ich bin mir nicht sicher, dass ein Outing so gut ankommt. Da werde ich mit wohl noch was ausdenken müssen.

    Ich habe heute jedenfalls wieder viel Mut und Kraft aus diesem Forum gezogen - und hey! Ab heute zähle ich nicht mehr die trockenen Tage sondern die trockenen Wochen, denn die erste Woche ist rum!

    Ich wünsche Euch gute Gedanken,
    Euer Zugfahrer

  • Hallo Zugfahrer,

    hört sich gut an.
    Als ob du auf den abfahrenden Zug gesprungen bist.
    Gute fahrt, ich fahr mit :wink:
    Quake

  • hallo zugfahrer,

    ich schreib mal hier rein, ist ja dein thread.

    versuch dich mal daran zu orientieren, beratung beim arzt oder suchtberatung egal wo.

    denn du hattest nicht aufgehört zu trinken, du hattest eine trinkpause gemacht, jetzt fängst du langsam an aufzuhören.

    gruss
    schorni

  • Na, wenn das Zugteam denn schon fast komplett ist, dann nutze ich doch mal die Gelegenheit um dem Lokführer (Moderator Karsten) und seinen Mod-Kollegen für Ihren Klasse-Job zu danken.

  • guten abend "zugfahrer"
    ganz ernsthaft: ich finde es heldenhaft, im zusammenleben mit einer "nassen" alkoholikerin ohne stationäre therapie in die trockenheit zu gehen.
    das hätte ich mir niemals zugetraut. schon allein wäre es mir ohne stat. therapie nicht wirklich gelungen. dazu war ich psycho-emotional zu verkorkst.
    in der ersten verletzlichen zeit ohne alkohol hätte ich nicht auch noch das zentnerschwere paket eines saufenden partners schultern können.

    ich wünsche dir von herzen viel, viel erfolg :!:
    max

  • Hallo Max,

    was Therapie angeht, so werde ich mir nächste Woche Di. eine offene Gruppe ansehen - Denn dass ich es so ganz Alleine nicht auf Dauer schaffen werde, das habe ich mir schon eingestanden.

    Was den trinkenden Partner angeht - als ich gestern Nacht nach Hause kam, da schlug mir eine Fahne entgegen (was mir früher so nie aufgefallen wäre) und ich bin dann schnurgerade auf die Gästecouch ausgewandert.
    Als ich 1998 das Rauchen aufgehört habe, da hatte meine Partnerin auch noch ein Jahr weitergedampft - allerdings nicht mehr so massiv wie vorher. Und als unsere Tochter unterwegs war da hat sie auch mit dem Rauchen aufgehört - und nicht wieder angefangen. Ich hoffe halt, dass es jetzt auch so laufen könnte, dass sie erstmal weniger trinkt, weil ich eben nicht dabei bin. Und dann liegt es natürlich Alleine an ihr für sich ihre Entscheidung zu treffen.

    So - jetzt hol ich meine Kleine vom Kindergarten und dann gehn wir ins Museum, da sind wir hoffentlich sicher vor dem ganzen Weihnachtsrummel.

    Euch Allen ein herzliches Dankeschön und positive Gedanken,
    Euer Zugfahrer

  • hallo zugfahrer,
    ich schließe mich deinen hoffnungen an.
    noch eines:
    dun nennst "therapie" im zusammenhang mit "offener gruppe". mit "therapie" ist hier im forum und in fachkreisen "psychotherapie" gemeint, bei der es sich um eine behandlung durch einen psychologen mit hochschulausbildung handelt. in einer offenen selbsthilfegruppe helfen sich alkoholiker selbst ohne psychologen. in einer solchen gruppe kann also keine therapie im klassischen sinn stattfinden.
    ich persönlich halte die psychotherapie für eine voraussetzung zur zufriedenen trockenheit. das arbeitsfeld der selbsthifegruppen ist für mich eventuell die motivierung zum ausstieg aus der sucht, auf jeden fall aber hauptsächlich die nachsorge nach stationärer psychotherapie.

    nochmal: viel erfolg :!:
    max

  • hallo zugfahrer,

    jeder muss für sich entscheiden wann er aufhört zu trinken. zwingen kann man keinen, bringt eh nichts. vielleicht kommt ja durch deinen weg dein mädel auch dahinter.

    ich wünsche es dir

    schorni

  • Hallo Annika und all Ihr Anderen liebgewonnenen Forumsteilnehmer,

    erstmal "danke der Nachfrage", es geht mir gut - sehr gut - und ich zähle heute Tag 43 meines trockenen Lebens. Nein, eigentlich zähle ich gar nicht mehr die Tage sondern ich muss nachrechnen, denn es ist bereits seit einer ganzen Weile so, daß die Motivation "durchzuhalten" aus anderen Quellen kommt. Mehr dazu weiter unten.

    Zunächst will ich mich bei Euch dafür entschuldigen, dass ich hier im Forum lange nicht gepostet habe. Das liegt daran, dass ich mich schon ein Stück weit von Euch verabschiedet habe - ich habe zwar immer wieder mitgelesen, aber der Gedanke gefiel mir nicht, dass ich hier etwas in einen Thread schreibe, der dann irgendwann zur Privatsache wird für zahlende Mitglieder (zu denen ich nicht gehören werde), so dass ich meine eigenen Beiträge vielleicht nicht mehr lesen kann). Mehr will ich dazu hier auch nicht sagen, ich habe Karsten meinen Standpunkt bereits mitgeteilt.

    Quelle No.1 der Motivation ist schlicht und einfach, dass ich mich wieder wohl(er) fühle in meiner Haut. Es ist wunderbar morgens aufzuwachen und sich nicht vor dem Licht zu fürchten, es ist schön die Aspirindose seit Wochen nicht mehr gebraucht zu haben, es ist toll Abends um 10 noch ein fremdsprachiges Buch in die Hand zu nehmen und bis Mitternacht gefesselt darin zu lesen.
    Quelle No.2 der Motivation ist der Blick auf die, die es noch nicht geschafft haben. Nicht daß ich auf die herabsehen würde - nein. Ich wünsche jedem Einzelnen, dass er/sie mein Glück haben wird und einen Weg aus der Abhängigkeit finden wird. Ich denke mir nur oft, wie auch ich mit meinen SixPacks und den leeren Plastikflaschen bei Penny an der Kasse stand. Kein schöner Anblick.
    Quelle No.3 der Motivation ist die Hoffnung, dass mein gelebtes Vorbild früher oder später auch bei meiner Lebensgefährtin den Ruck bewirkt, erste Anzeichen sind wohl da, aber ich will keinesfalls schieben oder drängen.

    Natürlich ist nicht alles eitel Sonnenschein - es gab auch Versuchungen und es gab auch mal Zweifel, ob das grosse Ziel "Nie mehr trinken" denn realistisch ist. Ich hab darauf auch noch keine Antwort gefunden, suche aber auch keine, sondern denke mir das Leben wird es zeigen müssen. Beim Rauchen hatte ich es damals erst im dritten Anlauf geschafft aufzuhören, bei den missglückten Versuchen waren jeweils irgendwelche Beziehungskrisen "Schuld".

    Eigentlich, Annika, beschreibt Dein Leitspruch am Allerbesten, wo ich heute stehe:

    Zitat von Annika

    In die Zukunft blicken,
    in der Gegenwart leben,
    aus der Vergangenheit lernen


    ja, das gefällt mir!!!

    Ganz wichtig war einfach auch die Erkenntnis, dass es nix schadet sich selber mal wichtig zu nehmen. All die vielen Sorgen wegen dem behinderten Kind haben bei mir einfach auch dazu geführt, dass ich mich selber vergessen habe. Und davon hatte dann meine Kleine erst nix, weil die power raus war und was noch übrig war ging beim Trinken drauf.

    Nun denn - allerliebste Grüsse vom
    Zugfahrer

  • hallo zugfahrer,

    freut mich das du noch auf deinem weg bist.
    klingt alles nicht schlecht, vielleicht führt dich dein weg in die zufriedene trockenheit, ohne drei versuche.

    wünsche dir kraft und glück auf deinem weiteren weg.

    pass auf dich auf

    schorni

  • Hallo Zugfahrer,

    ich danke Dir für diesen mutmachenden Beitrag und es freut mich für Dich und die Menschen, die Du liebst!

    Du schreibst:

    Zitat

    Quelle No.1 der Motivation ist schlicht und einfach, dass ich mich wieder wohl(er) fühle in meiner Haut. Es ist wunderbar morgens aufzuwachen und sich nicht vor dem Licht zu fürchten

    Ich kenne dieses Gefühl so gut!
    Doch mein Weg fängt erst an....

    Ich wünsche Dir, daß dieser Weg niemals für Dich endet, daß er Dir einfach so viel Gutes bringt, daß Du auf ihm bleiben willst.

    Herzlichst Sophia

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